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DIALEKTIK
Diesen Begriff versuchen die Marxisten und verwandte Linke für sich zu beanspruchen, um dabei herauszustellen, man habe es mit Denkern und kritischen Menschen zu tun. Aber in Wirklichkeit leben wir in einer Atmosphäre der geistigen Unterdrückung, wie sie nicht einmal im "Dritten Reich" herrschte. Damals waren die Hitler-Anhänger zu kurz an der Macht und hatten ihre Kräfte für anderes als für ideologische Anstrengungen zu bündeln, als das das klassische Erbe nicht noch lebendig geblieben wäre. Wer auf die Fälle von brutaler Verfolgung verweist, dem ist entgegenzuhalten, daß selbst die Kommunisten der DDR nicht sich im Wissen um ein baldiges Regime-Ende verhalten, sich also Zeit lassen konnten. Dieser "großzügige Langmut" können sich auch die Linken bei uns heute befleißigen.
Das Buch "BIOTELIE, DIE CHANCE... hatte ich geschenkweise meiner Heimatbücherei, der Humboldt-Bibliothek in Berlin-Tegel, übereigenen wollen und der Leiterin ausgehändigt. Nach über 7 monatiger Prüfung und weiterer Wartezeit von 5 Monaten erhielt ich das Exemplar mit dem Zettelvermerk: "geprüft, bitte an Herrn W. zurück." wieder ausgehändigt. Die Behandlung der Vorschläge der Friedensforscher und die tiefer schürfende Behandlung der Hintergründe des Terrorismus gehen das heutige Publikum anscheinend nichts an. Leitungsposten werden nicht umsonst politisch vergeben.
Berliner Woche -
Zeitung für Reinickendorf, Mittwoch 3.Dezember 2003
SPD sammelt für Stadtbücherei
Hermsdorf. Der Bezirk hat kein Geld, neue Bücher anzuschaffen. Deshalb startet
die SPD Hermsdorf am 13. Dezember eine Sammelaktion. Wer gut erhaltene Bücher
entbehren kann.... (a. a. O. S.1)
Der Weg zur Kybernetik führte über den hermeneutischen Zirkel und die Dialektik; eine fruchtbare Anwendung verlangt die Vergewisserung in der Erfahrung, was für die Kybernetik zusätzlich zur Anerkennung der vorausgegangenen Zielsetzung und den Einsatz wenigstens einer Meßfühler-Regulator-Einheit bedeutet.
Schlecht weggekommen sind die Marxismusprofessoren der DDR nicht, denn sie beziehen aus dem Einigungsvertrag heraus recht stattliche Pensionen, soweit mir bekannt ist. An der marxistischen Dialektik hängen aber auch viele, wahrscheinlich die meisten Philosophen, Politik- und Gesellschaftswissenschaftler des Westens noch heute. Dialektik als Rede- und Überredungskunst ist natürlich in einer Parlamentarischen oder Rede-Demokratie recht gefragt; weshalb ja auch die Umstellung prominenter SED-Funktionäre auf das westliche System für sie gar nicht so schwierig war: das politische Lügengeflecht und die Lockmittel für die Massen blieben dieselben. Denn Rhetorik wird dem Recht sozusagen gleich-, ja sie wird ihm vorgeordnet: es gilt, was die Macht hinter sich hat.
Vergangenheitsaufarbeitung, ja sogar die (doch so eingedrillte) Selbstkritik, ist bei den (ehemaligen) Marxisten die Ausnahme, weil anscheinend nicht notwendig, ja für das eigene Fortkommen eher schädlich (und selbstverständlich weiterhin für die umsorgende Partei).
Die Privatwirtschaft hat auf den Marktbedarf
reagiert:
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Was ist Dialektik
Eine einfache Definition lautet:Hinter dieser kurzen Definition verbirgt sich ein faszinierendes Gebiet, welches als Spiel von Frage und Antwort zur Wahrheitsfindung über die mißbräuchliche Verwendung, um das Falsche wahr und das Wahre falsch erscheinen zu lassen, bis hin zur Bezichtigung...g der üblen Nachrede bei Dialektikern gegensätzlicher (meist politischer) Richtungen reicht... http://www.ruede-wissmann.de/dialektik.htm
.Das
Erkennen der Kundenbedürfnisse und das
erfolgreiche Verkaufen entsteht aus einer positiven Haltung zum Kunden -
und nicht
durch aufgesetzte Sprüche, 50 Regeln und Hauruck-Aktionen! Kunden müssen überzeugt,
nicht überredet werden. Gerade Massenprodukte und sog. nüchterne Produkte müssen
über das eigene, gute persönliche Image verkauft werden. Erst wenn Sie sich in
den Kunden hineingedacht haben, gewinnen Sie Zugang zum Kunden.
Die Voraussetzungen dazu sind positive Kommunikation und verkaufspsychologisches
Wissen....
http://www.ruede-wissmann.de/verkaufs.htm
von Helmut Walther (Nürnberg)
.http://home.t-online.de/home/HelmutWalther/dialekt.htm
...Vorangestellt sei als „phänomenologische“ und damit eben nur deskriptive Definition diejenige aus dem „Philosophischen Wörterbuch“ von Heinrich Schmidt:
„Dialektik (vom griech. dialektiké [téchne], „die Kunst der Unterredung“), die Kunst der Beweisführung, die Wissenschaft der Logik. Für Sokrates ist die D. die Kunst der Unterredung zur Klärung der Begriffe, für Platon die oberste Wissenschaft: das Verfahren zur Erkenntnis der Ideen; bei den Sophisten wurde die D. zum intellektuellen Werkzeug im Existenzkampf ... Vom MA. bis zum 18. Jh. war D. die Bez. für die übliche (Schul-) Logik.
Kant versteht unter D. ein Pseudophilosophieren, eine „D. des Scheins“, weil sie allein durch die Vernunft, ohne die notwendige Stützung auf die Erfahrung, zu Erkenntnissen (metaphysischer Art) gelangen möchte ...
Für Hegel ist die D. die „wissenschaftl. Anwendung der in der Natur des Denkens liegenden Gesetzmäßigkeit und zugleich diese Gesetzmäßigkeit selbst“ ... Sie ist die Bewegung, die als eigentlich geistige Wirklichkeit allem zugrunde liegt, und zugleich die des menschl. Denkens, das als Spekulation an dieser Bewegung allumfassenden, absoluten Anteil hat. Die dialekt. Struktur des Absoluten (der mit dem All identischen Gottheit) wird in der Wissenschaft der Logik (d.h. der Ontologie) entwickelt. Natur und Geist sind nichts anderes als Entfremdung und Rückkehr dieses göttl. Logos. Alle Bewegung verläuft nach den „vernünftigen“ Gesetzen der D. Das Gesetz des beweglichen Denkens ist das der beweglichen (geisthaften) Welt.
Für den dialektischen Materialismus des Marxismus ist D. zunächst die innere Gesetzmäßigkeit der ökonomischen Entwicklung und – da alles andere von ihr abhängt – des Weltgeschehens überhaupt. Im Gesetz der D. sieht der Marxismus die Garantie des Fortschritts in Richtung auf eine allg. Glückseligkeit des Menschen. Der große dialektische Dreischritt ist: Kapitalismus (Thesis) – Diktatur des Proletariats (Antithesis) – Klassenlose Gesellschaft und gleiches Glück für alle (Synthesis).“
Der Begriff der Dialektik wird hier in jeweils unterschiedlicher Weise gebraucht, ohne daß man jedoch erfährt, was sie denn nun an sich sei: wie kommt es dazu, daß der Mensch in Griechenland überhaupt auf das Dialektische stößt? Was ist Dialektik ihrem Wesen nach? Was für eine Veränderung geht in der neuronalen Anlage des Menschen, in seinem „Geist“ als Funktion vor sich, daß er auf einen „Umstand“ im Seienden, an dem er Jahrtausende vorbeiging, nun auf einmal aufmerksam wird?
Die Hypothese, die hier untermauert werden soll, lautet: Dialektik ist die Rezeptionsphase der Vernunft und in diesem Erbauen des ersten Halbkreises der Vernunft diese selbst, bis sie durch sich selbst in ihrer eigenen Reflexion durch sich selbst überschritten wird (seit Descartes) und damit ihren zweiten Halbkreis, ihre Reflexionsstufe auffüllt.
Zunächst wird tabellarisch ein Überblick über die hier in Frage kommenden Entwicklungsschritte gegeben: von der Sophistik zu Sokrates über Platon zu Aristoteles, dem Begründer der abendländischen Logik und Metaphysik. Dieser Überblick wird am Ende der Arbeit durch näheres Eingehen auf die Hauptautoren und deren Originalzitate vertieft.
Protagoras (481-411) Sophisten (antike „Aufklärung“)
Ziel: areté als bürgerl.-politische Tüchtigkeit
durch Bildung (paideía)
Individuum: Lebensbeherrschung durch Wissen (sophía)
u. Rhetorik, im Denken, Reden und Handeln
Gesellschaft: Naturrecht (des Stärkeren) auf Basis der rezipierenden und alles
relativierenden Vernunft ohne Zentralwert. Sitte ist Satzung (nómos).
Kategorialer Schritt:
Sophisten: Anwendung der Rezeption der Vernunft ohne Zentralwert aus dieser; Maßstab
ist der Nutzen (variierend in seiner Bestimmung durch Emotio, Verstand oder
rezipierende Vernunft), Ziel ist eine entsprechende Bildung im Hinblick auf den
jeweiligen Nutzen.
Sokrates (470-399) der einzelne Mensch als Thema
Ziel: eudaimonía durch areté als
Sittlichkeit mittels Selbsterkenntnis der Seele
Individuum: Forschen nach dem Wahren = Guten – Wissen läutert, reguliert
vom daimónion
Gesellschaft: Pflichterfüllung gegenüber und Förderung der Gemeinschaft
unter dem Vorbehalt des eigenen Gewissens
Kategorialer Schritt:
Die Erkenntnis der Haltlosigkeit der Sophisten erzwingt die Wendung zum
Menschen, das Gewissen meldet sich als Wille der Vernunft. Die Innenwahrnehmung
der sich als Selbst suchenden Vernunft versucht im Dialog, das Wahre zu finden
und vom Wesen her Aussagen zu machen.
Platon (427-347) Transzendenz der Idee als Wesen
Ziel: tó agathón = Schau und
Bestimmtwerden von und „Zeugen“ in der Idee des Guten – Dialektik und Dihairese
führen zur Realität der Ideen
Dihairese, dihaireîn trennen, (ein)teilen, auslegen.
Individuum: Überwindung der Sinnlichkeit und existentieller Aufstieg des
Individuums durch Erkenntnis des wahren Wesens = Sein.
Gesellschaft: Von >Philosophenkönigen< geordneter Staat zur Förderung
aller Individuen entsprechend ihrer Begabung.
Kategorialer Schritt:
Erster rationaler Durchbruch zum existentiellen Ziel der Vernunft;
Bestimmung des Wesens von Seiendem seitens der reflektierenden Vernunft, die mit
dem kósmos noetós, dem Reich der Ideen, korrespondiert und das Gute als das
Wahre der Vernunft entbirgt, um in der Teilhabe gezogen vom Eros sich diesem
anzuähnlichen und sich dem wahren Sein anzunähern.
Aristoteles (384-322) Immanenz der Idee als Form
Ziel: eudaimonía ist Folge der areté im
Auffinden der rechten Mitte mittels der Vernunft. Begriff, Urteil und Schluß
führen zur alétheia.
Der Hylemorphismus erkennt das Sein als ewiges Wesen im
Seienden in Verbindung mit der Substanz, die ihre entelécheia
ersehnt.
eudaimonía = Glück, Wohlstand; alétheia = Wahrheit
(wörtlich: die Unverhüllte); Hylemorphismus: Hyle = Stoff, morphé = Gestalt;
entélecheía = auf Vollendung als Ziel angelegt sein
Individuum: Die sittliche Handlung als Entelechie des menschl.
Wesens ist freie Wahlhandlung als Wissen um das Gewollte (dianoetische
und ethische Tugenden).
Gesellschaft: Der Zweck des Staates ist die autarke Eudaimonie
seiner Bürger als Ermöglichung von deren Vollkommenheit und Selbständigkeit
unter Zugrundelegung von deren Verschiedenheit entsprechend Anlagen, Gewöhnung
und Einsicht: Gleichheit gilt nur unter Gleichen.
Kategorialer Schritt:
Der erste rationale Mensch in unserem Sinne: die reflektierende Vernunft
stellt sich auf sich selbst, und stellt sich das Lebendige gegenüber (Dualismen:
Form und Substanz, Leib und Seele, erste [Sinnliches] und zweite Substanz
[Wesen] ) und erkennt sich als nûs als das höchste. Erster Systematiker (Wissensammlungen)
und Methodenlehrer (Erkenntniskritik): die Vernunft sucht sich ihres eigenen
Wesens zu versichern, um die Wahrheit aus sich selbst heraus zu begründen
(Syllogismus), um als alétheia die eigene entelécheia
zu durchleuchten und durchleuchten zu lassen.
...c) Der Syllogismus ist Seinsgrundlegung, „ ... eine Gedankenverbindung, in der, wenn etwas gesetzt ist, etwas anderes als das Gesetzte notwendig folgt, und zwar dadurch, daß das Gesetzte ist.“ (Anal. pr. 24 b 18)
Aus den Prämissen
Obersatz: „Alle Menschen sind sterblich.“
Untersatz: „Sokrates ist ein Mensch.“
folgt der
Schluß (Conclusio) „Also ist Sokrates sterblich.“
Der Schluß ist immer Deduktion als Ableitung des Besonderen aus dem Allgemeinen; alle anderen >Schluß<-Formen (Induktion, Paradigma, Indizien, Wahrscheinlichkeit, Sachverständigenmeinung) sind nicht beweiskräftig und damit nicht wissenschaftlich. Die denknotwendige Beweiskraft des Syllogismus folgt daraus, daß die Wesenheit (etwa als Gattung „Mensch“) ihrer Natur nach früher (próteron tê phýsei) ist als das Einzelne (das nur vom sinnlichen Verstand aus als das Frühere gesehen wird: próteron prós hemâs). Der Beweis folgt mithin aus der Teilhabe an der meta-physischen Wesenheit, die sich dem reinen und aktiven Nous in ihrer Erkenntnis als seinsbegründend öffnet. Wahrheit, a-létheia, ist das Durchleuchten des Wesen des Seienden ins Unverborgene.
Allein schon am griechischen Stammwort dialégein und dessen Umschlag von einer aktiven Verwendung als >auslesen, auswählen< hin zur übertragenen passivischen Bedeutung als >überlegen, erwägen; sich unterreden, sich unterhalten; verhandeln; vortragen, sagen < läßt sich diese Bewegung zeigen, die hier als Eröffnung der Vernunft mittels und als Dialektik vor sich geht: es ist der Verstand des Menschen, der aktiv ins Umseiende ausgreifend auswählt, und es ist die rezipierende Stufe der Vernunft, die das vergleichend Angesammelte erwägt. Diese neue Innenwendung als eine Hemmung und vertikale (neuronale) Erhöhung des Verstandes erbaut und ist die „Plattform“ der Vernunft: die >Dialektik< (diá – auseinander) ist die Durchsicht auf das Wesenswas des Seienden im Aufmerken auf die piktographische Struktur der Verstandeswahrnehmung, in der das >Wesen< der Dinge schlummerte und nun durch die rezipierende Vernunft entborgen wird. Dieses >Wesen< schlummert insofern bereits in der Wahrnehmung der Dinge durch den Verstand, als Sinneswahrnehmung immer zunächst Mustererkennung ist; diese Muster der Sinne setzt die Verstandeswahrnehmung immer sofort zusammen mit der aktuellen Wahrnehmung, so daß unsere Wahrnehmung zunächst immer eine zusammengesetzte ist. Diese Zusammensetzung löst die Vernunft als erneute Hemmung des Verstandes auf und rekurriert allein auf die Muster, aus denen das Wesen gebildet und eigens erfaßt wird durch und als Vernunft....
Die Entwicklung des Denkens wird nun anhand
dieser bahnbrechenden Denker erörtert, läßt das Individuum mit Sokrates in
der Fragestellung nach dem Wesen erscheinen, das sich dem verbietenden
Daimon, dem Gewissen gegenüber sieht, während das Denken für die Sophisten
bloßes "Werkzeug im Existenzkampf" ist. Sokrates will vom
Allgemeinen zum Besonderen vordringen; Platon sucht das Allgemeine in den Ideen
unter Teilhabe am wahren Wesen in der Dihairese entgegen der Dialektik.
Aristoteles kehrt zum Funktionalen zurück und unterscheidet Verstand (nús
pathethikós = als leidenden Sinn) und Vernunft (nús poietikós = als tätigen
Sinn) und kommt zur Vernunftsaufteilung in "Physik, Politik, Logik, Ethik
und Metaphysik". Kant wird ein Mißverständnis der griechischen Dialektik
vorgeworfen, da er sie als Pseudophilosophie abtut, die sich nach seiner
fälschlichen Deutung nicht auf Erfahrung stütze, wozu ihn die scholastische
Auslegung des Mittelalters verleitet habe. Hegel schweift mit der Dialektik dann
wirklich wieder ins
Metaphysische ab, indem er sie vom Denken in die Dinge selbst verlegt. Für Marx
sind dann die Begriffe wieder wirkliche Abbilder der materiellen Dinge in
unserem Kopf und die Dialektik wird zur "Wissenschaft von den allgemeinen
Gesetze der Bewegung sowohl des Denkens als auch der Dinge" erklärt, was
inzwischen als unrichtig sich erwiesen habe. In der "Dialektik der
Aufklärung" verfällt die Vernunft in "einen Rücklauf in den
Mythos"., welcher aus der Angst der Entfremdung von der Natur in den
"Willen zur Macht" der Vernunft verfällt und sich zerstörerisch
gegen sich selbst wendet. Der sich zur "kritischen Vernunft"
erklärende Gegenbewegung gelingt es nicht sich klar und fruchtbar zu
formulieren, sondern sie "gebiert neue fehlerhaft Metaphysik..: Spinozismus,
Materialismus, Idealismus, Positivismus, Nihilismus, Existentialismus,
schließlich in der weiter instrumentalisierenden Reflexion von Idealismus und
Materialismus die Ideologien, insbesondere „dialektischen Materialismus“ und
Kapitalismus, und schließlich den Faschismus. "Die Dualität zwischen Geist
und Materie gelinge es nicht zu überwinden.
Aus dem Rezeptionsstadium der Dialektik seien wir hinausgewachsen, sie lasse
sich "nicht, etwa als >phänomenologische Fundamentalontologie<
(Heidegger) wiederholen".
Das Verstehen des Wesens der Dialektik setzt uns vielmehr in
die Lage, das Wesen unserer Vernunft und damit uns selbst zu erkennen.
Treffende und aufschlußreiche Zitate der griechischen
Klassik schließen sich an, von denen nur ein Teil hier herausgestellt sei:
1. Protagoras, Sophisten
[Die Redekunst kann] die schwächere Sache zur stärkeren machen
Wie alles einzelne mir erscheint, so ist es für mich, wie dir, so ist es für dich.
Der Mensch ist das Maß aller Dinge, der seienden, daß sie sind, und der nichtseienden, daß sie nicht sind.
Über die Götter habe ich keine Möglichkeit zu wissen, weder daß sie sind, noch daß sie nicht sind.
Der Sophist ist halb Philosoph und halb Politiker. (Prodikos)
Ich bin der Meinung, daß wir alle stammverwandt, zusammengehörig und Bürger eines Reiches sind, nicht nach der Sitte zwar, aber von Natur. Denn gleich und gleich ist von Natur stammverwandt; die Sitte aber, die die Menschen tyrannisiert, setzt mit Gewalt vieles Naturwidrige durch. (Hippias)...
Gott hat alle Menschen freigelassen; die Natur hat niemand zum Sklaven gemacht. (Alkidamas)
Gesetz und Brauch stellen immer die schwachen Menschen und die Menge auf ... Denn sie, die Minderwertigen, sind freilich zufrieden, wenn sie gleiches Recht haben. (Kallikles)
Wohlleben, Ungebundenheit und Freiheit, wenn sie über genügend Hilfsquellen verfügt, das ist Tugend und Glück; alles andere ist Flitter, naturwidrige Konvention der Gesellschaft, Geschwätz und nichts wert. (Kallikles)
Gerechtigkeit ist nichts anderes als der Vorteil des Stärkeren. (Thrasymachos)
Mehr Leute sind durch Schulung als durch Naturanlage tüchtig. (Kritias)..
2. Sokrates
Denken über den Menschen und dessen eudaimonía
...Wie, mein Bester, du, ein Bürger der größten und durch Geistesbildung hervorragendsten Stadt, schämst dich nicht, für möglichste Füllung deines Geldbeutels zu sorgen und auf Ruhm und Ehre zu sinnen, aber um sittliches Urteil, Wahrheit und Besserung deiner Seele kümmerst du dich nicht und machst dir darüber keine Sorgen? (Platon, Apologie)
Ich kann mich nicht ‘selbst erkennen’, wie der Delphische Spruch sagt, da erscheint es mir lächerlich, solange ich hierüber noch in Unkenntnis bin, das Fremde zu betrachten. (Platon, Phaidros 229e)
Ich scheine also um dieses wenige doch weiser zu sein als er, daß ich, was ich nicht weiß, auch nicht zu wissen glaube. (Platon, Apologie 21d)...
3. Platon
Denken über den Kosmos, dessen Teil der Mensch ist.
... Gerechtigkeit scheint zu sein, daß jeder das Seinige verrichtet. (Staat 433b)
Denn das seelische Auge der großen Masse ist nicht in der Lage, den Anblick des Göttlichen zu ertragen. (Sophist 254a)
Mir scheint nämlich, wenn irgend etwas anderen schön ist außer jedem Schönen an sich, es wegen gar nichts anderem schön sei, als weil es Teil habe an jenem Schönen, und ebenso sage ich von allem. (Phaidon 100c)
Denn der Mensch muß nach Gattungen ausgedrücktes begreifen, welches als Eines hervorgeht aus vielen durch den Verstand zusammengefaßten Wahrnehmungen. Und dies ist Erinnerung von jenem, was einst unsere Seele gesehen. (Phaidros 249b, c)
Wenn sie [die Seele] aber durch sich selbst betrachtet, dann geht sie zu dem reinen immer seienden unsterblichen und sich stets Gleichen, und als diesem verwandt hält sie sich stets zu ihm, wenn sie für sich selbst ist und es ihr vergönnt wird, und dann hat sie Ruhe vom Irren, und ist auch in Beziehung auf jenes immer sich selbst gleich, weil sie eben solches berührt, und diesen ihren Zustand nennt man eben Vernünftigkeit. (Phaidon 79d)
Die größte aber und bei weitem schönste Weisheit ... ist die, welche in der Staaten und des Hauswesens Anordnung sich zeigt, deren Namen Besonnenheit ist und Gerechtigkeit. (Symposion 209a)
... niemals aber soll man Gewalt anwenden zum Umsturz der Verfassung, falls es nicht möglich ist, ohne Verbannung und Niedermetzelung von Mitmenschen die beste Verfassung einzurichten, sondern in diesem Fall soll sich der Weise ruhig verhalten und sich und die Stadt den Göttern anbefehlen. (7. Brief, 331d)
Der Hüter und Pfleger des Alls hat alles zu Erhaltung und Vollkommenheit des Ganzen angeordnet, und zwar so, daß auch jeder einzelne Teil nach Möglichkeit das ihm Zukommende leidet und tut ... Auch das Teilchen, das du darstellst, ist immer mit seinem Blick, so winzig es ist, auf das All hin gerichtet. Du aber bemerkst es gar nicht, daß alles Werden um jenes willen da ist, auf daß dem Leben des Alls selige Wesenheit eigne, aber nicht um deinetwillen; nein, du wirst um seinetwillen (Gesetze 903)...
4. Aristoteles... Grundprinzipien:
... die Ursachen werden vierfach genannt, von denen die eine das Wesen und das Sosein ist (denn das Warum wird zuletzt auf den Begriff der Sache zurückgeführt, Ursache aber und Prinzip ist das erste Warum), eine andere der Stoff und das Substrat, eine dritte die, woher der Anfang der Bewegung kommt, eine vierte aber die dieser entgegengesetzte, nämlich das Weswegen und das Gute (denn dieses ist das Ziel aller Entstehung und Bewegung). (Met. 983 a 24)
Zu sagen nämlich, das Seiende sei nicht oder das Nicht-Seiende sei, ist falsch, dagegen zu sagen, das Seiende sei und das Nicht-Seiende sei nicht, ist wahr. (Met. 1011 b 26)
Da er [Platon] nämlich von Jugend auf mit dem Kratylos und den Ansichten der Herakliteer bekannt geworden war, daß alles Sinnliche in beständigem Flusse sei, und daß es keine Wissenschaft davon gebe, so blieb er auch später bei dieser Annahme. Und da sich nun Sokrates mit den ethischen Gegenständen beschäftigte und gar nicht mit der gesamten Natur, in jenen aber das Allgemeine suchte und sein Nachdenken zuerst auf die Definitionen richtete, brachte dies den Platon, der seine Ansichten aufnahm, zu der Annahme, daß die Definition auf etwas von dem Sinnlichen Verschiedenes gehe; denn unmöglich könne es eine allgemeine Definition von irgendeinem sinnlichen Gegenstand geben, da diese sich in ständiger Veränderung befänden. Was nun von dem Seienden solcher Art war, nannte er Ideen; das Sinnliche aber sei neben diesem und werde nach ihm benannt; denn durch die Teilhabe an den Ideen existiere die Vielheit des den Ideen Gleichnamigen. (Met. 987 b 9)
In solchem Sinne also heißt dies früher und später, anderes heißt so der Natur oder dem Wesen nach; früher nämlich heißt dann etwas, was ohne anderes sein kann, während dies nicht ohne jenes; eine Unterscheidung, deren sich Platon bediente. Da nun das Sein in mehreren Bedeutungen ausgesagt wird, so ist zuerst das Zugrundeliegende früher, und deshalb ist das Wesen früher, hierauf in anderer Weise das der Möglichkeit nach und das der Verwirklichung nach sein Sein hat. (Met. 1019 a 1)
So wie bei den Syllogismen ist Grundprinzip von allem das Wesen. (Met. 1034 a 31)
Es ist offenkundig, daß wir das Allererste mit Hilfe der Erfahrung erkennen müssen. (Anal. post. 100 b 4)
Das Allgemeine ergibt sich immer aus den einzelnen Dingen. Dieses Einzelne muß durch Wahrnehmung erfaßt werden, und dies ist eben der Geist. (Eth. Nik. 1143 b 4)
Es gibt eine Wissenschaft, die das Seiende als Seiendes (insofern es ist) untersucht und das ihm wesenhaft Zukommende. (Met. 1003 a 21)
Das Prinzip nämlich und das Erste von allem Seienden ist unbewegt, sowohl an sich wie auch in akzidentieller Weise, aber es bringt die erste, ewige und einige Bewegung hervor. (Met. 1073 a 23)
... so muß es auch es auch etwas geben, das ohne bewegt zu werden selbst bewegt, das ewig und Wesen und Wirklichkeit ist ... Jenes [Unbewegte] bewegt wie ein Geliebtes, und mit dem [dadurch] Bewegten bewegt das übrige ... Von solch einem Prinzip also hängen der Himmel und die Natur ab. Seine Lebensweise aber ist die beste, was für uns nur kurze Zeit möglich ist. Denn so ist jenes immerwährend (für uns jedoch ist dies nicht möglich), und sodann ist seine Wirkmacht zugleich Lust. Und deshalb ist Wachen, Wahrnehmen, Vernunfttätigkeit das Angenehmste, und durch diese erst Hoffnungen und Erinnerungen. Die Vernunfttätigkeit an sich aber geht auf das an sich Beste, die höchste auf das Höchste. Sich selbst erkennt die Vernunft in der Teilnahme am Intellegiblen; denn intellegibel wird sie selbst, den Gegenstand berührend und erfassend, sodaß Vernunft und Intellegibles dasselbe sind. Denn die Vernunft ist das aufnehmende Vermögen für das Intellegible und das Wesen. Dies festhaltend wirkt sie [ihre Wirklichkeit]...(Met. 1050 a 21)
Jede Kunst und jede Lehre, ebenso jede Handlung und jeder Entschluß scheint irgendein Gut zu erstreben. Darum hat man mit Recht das Gute als dasjenige bezeichnet, wonach alles strebt ... Wenn es aber ein Ziel des Handelns gibt, das wir um seiner selbst willen wollen und das andere um seinetwillen; wenn wir also nicht alles um eines andern willen erstreben (denn so ginge es ins Unbegrenzte, und das Streben wäre leer und sinnlos), dann ist es klar, daß jenes das Gute und das Beste ist. (Nik. Eth. 1094 a 1+18)
Da nun das Ziel Gegenstand des Wollens ist und die Dinge, für die man sich als Mittel zum Ziele entscheidet, Gegenstand des Überlegens, so erfolgen die entsprechenden Taten durch Entscheidung und freiwillig. Und darauf beziehen sich die Tätigkeiten der Tugenden. Also ist die Tugend in unserer Macht und ebenso die Schlechtigkeit ... Wenn es also an uns ist, das Schöne und das Schändliche zu tun und ebenso auch wieder nicht zu tun, und wenn eben darin das Gut- und Schlechtsein besteht, so ergibt sich, daß es bei uns steht, anständig oder gemein zu sein. (Nik. Eth. 1113 b 2)
Die hervorragende Analyse und Textzusammenstellung sollte unbedingt ungekürzt auf der Original-Website nachgelesen werden.
http://home.t-online.de/home/HelmutWalther/dialekt.htm
Gesellschaft für kritische Philosophie Nürnberg
Ein Wort über uns:
Als wir im Januar 1994 die GKP gründeten, folgten wir einer Anregung von Prof. Dr. Ernst Topitsch, in einem Zeitalter der Gegenaufklärung die Fahne der Aufklärung, des kritischen Denkens, des Humanismus und der geistigen Freiheit hochzuhalten. Neben der Verbreitung aufklärerischer Ideen durch Veranstaltungen haben wir mit der Zeitschrift 'Aufklärung und Kritik' ein Forum geschaffen, das allen, die sich in der Tradition kritischer Vernunft sehen, als Sprachrohr dienen soll, das aber auch interessante aktuelle wie philosophische Themen kontrovers diskutiert. Wobei es immer ein wichtiges Anliegen war, nicht nur Fachphilosophen zu Wort kommen zu lassen, sondern die Philosophie jedem Nachdenkenden näher zu bringen, da wir mit dem großen Karl Popper alle Philosophen sind, wenn wir uns Gedanken über bestimmte Fragen des Seins machen und Sinnfragen stellen. Mittlerweile (Mitte 2002) sind wir auf über 180 Mitglieder angewachsen und der Mitherausgeberkreis auf 25 Persönlichkeiten und Wissenschaftler, die aus unterschiedlichen und gegensätzlichen Richtungen kommen, aber dieses eine Ziel, den Dialog und die Toleranz in philosophischen, politischen wie wissenschaftlichen Auseinandersetzungen, gemeinsam ganz besonders fördern wollen. Georg Batz, M.A
Editorial
Die politische Freiheit gehört nicht zu den Dingen, die man dauerhaft besitzen kann. Sie muß ständig neu erkämpft und durch Institutionen gesichert werden. Sie verlangt Engagement und zur rechten Zeit auch Opferbereitschaft, will man nicht selber eines Tages das Opfer politischer Gewalt sein.
Freies Denken und rationales Handeln werden heute von drei Seiten zugleich angegriffen oder unterminiert: auf der materiellen Ebene verdrängen Gewalt oder Gewaltandrohung zunehmend das rationale Ringen um Kompromisse. Auf der geistigen Ebene vergrößert sich die Schar der Relativisten und Nihilisten, die die Suche nach Wahrheit aufgegeben haben und vernünftige Argumente als Rhetorik und Propaganda betrachten. Die Dritten im Bunde unkritischer Irrationalisten sind jene Dogmatiker und Fundamentalisten, die sich im Besitz der Wahrheit glauben und sich seit jeher die Ohren gegen jedes bessere Argument verstopfen.
Die Anhänger von Gewalt haben erreicht, daß in einigen Teilen Europas sich wieder Nationalismus und Fremdenhaß breitmachen. Die Fundamentalisten sorgen dafür, daß allenthalben neue Religionen und Okkultismus Zulauf finden. Die postmodernen Nihilisten liefern diktatorischen Systemen die Ideen, mit denen die Forderung nach mehr Menschenrechten als eurozentrisches Vorurteil zurückgewiesen werden können.
Aufklärung und Kritik ist eine Absage an Gewalt, Fundamentalismus und Nihilismus. Sie will der 'Gleich-Gültigkeit' aller Meinungen und Werte, die zur politischen Gleichgültigkeit führt, genauso entschieden entgegentreten wie dem blinden Engagement für irgendwelche Überzeugungen.
Im Kleinen möchte sie demonstrieren, daß die verschiedensten Meinungen hören muß, wer die beste auswählen oder zu ganz neuen Ansichten kommen will. Daher werden hier außer Fachleuten aus Philosophie, Politik und anderen Bereichen auch die zu Worte kommen, die sich mit den Lehren der Denker kritisch auseinandersetzen und sie zu leben versuchen.
Aufklärung und Kritik sieht sich einer der ältesten Traditionen der Menschheit verpflichtet - älter als Christentum und Islam -, nämlich der Tradition des kritischen Denkens, das sich bis in die Zeit der frühesten griechischen Philosophen zurückverfolgen läßt.
Kritisches Denken will die Menschen dazu bringen, von sich aus jegliche Bevormundung religiöser oder säkularer Art zurückzuweisen und die Verantwortung für ihr Leben selber in die Hand zu nehmen; sich von Abhängigkeiten aller Art zu befreien; aber auch die Augen vor den eigenen Fehlern nicht zu verschließen, sondern gerade aus diesen zu lernen, wie ein besseres Leben möglich ist.
Aufklärung und Kritik sind nicht Modeerscheinungen. Daher sind sie nicht an Epochen gebunden, sondern immer wieder neu zu belebende Elemente der Menschheitsgeschichte. Die Ideale einer zweieinhalbtausendjährigen Aufklärung sind zum zeitlosen Besitz der Menschheit geworden. Ihre Realisierung wird von fast allen Völkern der Welt, wenn auch nicht von deren Herrschern, angestrebt: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, Rechtsstaatlichkeit, Gewaltenteilung und Demokratie; der Glaube an die problemlösende Macht der Vernunft, Erziehung und Wissenschaft; der Wille zu unblutigen Gesellschafts- und Staatsreformen; die Kritik der Religionen, sofern sie uns bevormunden, verbunden aber mit dem Toleranzgedanken.
Zu den Denkern dieser Tradition zählen unter vielen anderen Sokrates, Demokrit und Epikur genauso wie Spinoza, Erasmus, Hume, Voltaire, Smith und Kant. Auch nach der 'Aufklärung' des 18. Jahrhunderts blieb die Idee von Aufklärung und Kritik lebendig durch Bentham, Schopenhauer, Feuerbach, Marx, Mill, Nietzsche, Dewey, Darwin, Russell u.a. In unserer Zeit erfuhr sie erneut einen Aufschwung durch die Philosophen des Wiener Kreises und des kritschen Rationalismus, vor allem durch den österreichisch-englischen Philosophen Karl Raimund Popper.
Aufklärung und Kritik
Zeitschrift für freies Denken und humanistische Philosophie
Herausgegeben von der Gesellschaft für kritische Philosophie Nürnberg
Die metaphysische Behandlung von Dialektik wird auch bei Friederich Engels deutlich und verleitete die gesamte sozialistisch-kommunistische Bewegung zu einer (in der Zeitfolge) nach Immanuel Kant vermeidbar zweifelhaften Metaphysik als Glaubenshaltung und Religionsersatz, die unter fälschlicher Vorgabe von Wissenschaftlichkeit einen atheistischen Fanatismus zur Religionsverfolgung nährte. Außerdem wurde Dialektik im sophistischen Sinne als parteitaktische Waffe der Überredungskunst und Wahrheitsentstellung eingesetzt. Das Ergebnis war dann millionenfacher Mord und Inhumanität unter dem Banner des Sozialistischen Humanismus unter Verteufelung und Verhinderung einer Kontrolle von außen.
Seitenzahlen verweisen auf: Karl Marx/ Friedrich Engels - Werke.
(Karl) Dietz Verlag, Berlin. Band 20. Berlin/DDR. 1962. »Dialektik der Natur«,
S.
481-508
.
1. Korrektur
Erstellt am 30.00.1999
|481| Die Dialektik, die sog. objektive, herrscht in der ganzen Natur, und die sog. subjektive Dialektik, das dialektische Denken, ist nur Reflex der in der Natur sich überall geltend machenden Bewegung in Gegensätzen, die durch ihren fortwährenden Widerstreit und ihr schließliches Aufgehen ineinander, resp. in höhere Formen, eben das Leben der Natur bedingen. Attraktion und Repulsion. Beim Magnetismus fängt die Polarität an, sie zeigt sich an ein und demselben Körper; bei der Elektrizität verteilt sie sich auf 2 oder mehr, die in gegenseitige Spannung geraten. Alle chemischen Prozesse reduzieren sich auf Vorgänge der chemischen Attraktion und Repulsion. Endlich im organischen Leben ist die Bildung des Zellenkerns ebenfalls als eine Polarisierung des lebendigen Eiweißstoffs zu betrachten, und von der einfachen Zelle an weist die Entwicklungstheorie nach, wie jeder Fortschritt bis zur kompliziertesten Pflanze einerseits, bis zum Menschen andrerseits, durch den fortwährenden Widerstreit von Vererbung und Anpassung bewirkt wird. Es zeigt sich dabei, wie wenig Kategorien wie »positiv« und »negativ« auf solche Entwicklungsformen anwendbar sind. Man kann die Vererbung als die positive, erhaltende Seite, die Anpassung als die negative, das Ererbte fortwährend zerstörende Seite, aber ebensogut die Anpassung als die schöpferische, aktive, positive, die Vererbung als die widerstrebende, passive, negative Tätigkeit auffassen. Wie aber in der Geschichte der Fortschritt als Negation des Bestehenden auftritt, so wird auch hier - aus rein praktischen Gründen - die Anpassung besser als negative Tätigkeit gefaßt. In der Geschichte tritt die Bewegung in Gegensätzen erst recht hervor in allen kritischen Epochen der leitenden Völker. In solchen Momenten hat ein Volk nur die Wahl zwischen zwei Hörnern eines Dilemmas: entweder - oder!, und zwar ist die Frage immer ganz anders gestellt, als das politisierende Philisterium aller Zeiten sie gestellt wünscht. Selbst der liberale deutsche Philister von 1848 fand sich 1849 plötzlich und unerwartet |482| und wider Willen vor die Frage gestellt: Rückkehr zur alten Reaktion in verschärfter Form, oder Fortgang der Revolution bis zur Republik, vielleicht gar der einen und unteilbaren mit sozialistischem Hintergrund. Er besann sich nicht lange und half die Manteuffelsche Reaktion als Blüte des deutschen Liberalismus schaffen. Ebenso 1851 der französische Bourgeois vor dem von ihm sicher nicht erwarteten Dilemma: Karikatur des Kaisertums, Prätorianertum und Ausbeutung Frankreichs durch eine Lumpenbande, oder sozialdemokratische Republik - und er duckte sich vor der Lumpenbande, um unter ihrem Schutz die Arbeiter fortausbeuten zu können....
http://www.mlwerke.de/me/me20/me20_481.htm
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Am Ende von Feld 10 (Biographisches) teile ich mit, wie es zur Gerichtsakte Thiel gegen Deutschland kam. ^^10
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Fortsetzung des Inhaltsverzeichnisses nach Rainer Thiel
Dialektik, das Denken in Gegensätzen und der Versuch, Schwierigkeiten bei einer Problemlösung auch einmal in der entgegengesetzten Richtung zu versuchen, kann sehr fruchtbar sein. Ich habe dies etwa ab 1974 mit meiner Saugpunktion für Diabetiker in Angriff genommen: warum eigentlich die Kanüle in die Haut einstechen, wenn sie in einer Saugglocke blutleer und deshalb schmerzfrei in die Haut hineingezogen wird, der Nadelspitze also entgegenkommt? Dies war der Ausgangspunkt sich Jahrzehnte hinziehender Erfindungsanstrengungen. Aber es ist bei solchen Gegensätzen doch zwischen solchen der Polarität (Elektron-Positron, heiß-kalt, weiblich-männlich) und zwischen solche aus Widersprüchlichkeit zu unterscheiden, wobei sich letztere öfters nicht auflösen lassen (vgl. die Antinomien der Metaphysik in Kants "Kritik der reinen Vernunft".)
Ich bekenne mich zu den Zurückgebliebenen, die noch immer hauptsächlich bei Immanuel Kant ihren Halt suchen. Aber zunächst einmal wäre es hier günstig, sich darüber schlüssig zu werden, was unter Dialektik verstanden wird, wozu
Annettes Philosophenstübchen einen guten Überblick gibt:
Mit Hilfe der Logik schließen wir von Bekanntem auf Unbekanntes und erweitern so unser Wissen, wobei wir uns aber nicht auf festem Boden bewegen, sondern unsere Wissensvoraussetzungen sich ebenso wandeln wir wir uns selbst. "Alles fließt", sagte der Vorsokratiker Heraklit, und auch die indische Yoga-Symkhya kennt das "Zusammenspiel von Wirken(lassen) und Handeln".
Während Immanuel Kant die Ursache für dialektische Widersprüche in der
Vernunft sah, die eine Logik des Scheins aufbaue, verknüpfte Johann Gottlieb Fichte
bereits Denk- und reale Prozesse. Er beschrieb metatheoretisch zum erstenmal
ausführlich die sich systematisch schrittweise abwechselnden Teilverfahren wie
Reflexion-Abstraktion und Analyse-Synthese. Die Wahrheit kommt erst dann näher,
wenn nach einem ersten Schritt (These) der zweite Schritt (Anti-These) diesen
negiert/relativiert, bis danach die Wahrheit als Synthese erscheint. Diese
Dreischritt-Dialektik ist nur eine sehr, sehr verkürzte, oft irreführende Wiedergabe des Prinzips der Dialektik. Das krampfhafte Festhalten an der
Dreischrittigkeit durch Schelling und Hegel führte zu sehr schematischen
Einordnungen natürlicher Zusammenhänge in das vorgegebene Denkmuster.
Aus dem Denkgesetz (oder auch nur einer Denkfigur) wurde in
Analogie — etwas vorschnell — ein Naturgesetz abgeleitet.
Friedrich Wilhelm Joseph Schelling
geht in Wiederbelebung der Spekulation in der Philosophie von einem Unbedingten
(Absoluten) aus, da die Freiheit an die oberste Stelle gerückt werden sollte.
Das Absolute wurde zur Substanz, zum ewig Identischen Gottes erhoben. Absolute
Freiheit ist absolute Produktivität (natura naturans),
die sich selbst eingrenzen muß, um sich nicht ins Unendliche und damit
Wirkungslose zu verlieren. Die stabilen Produkte gehen aus dem
Wechselverhältnis von zwei widerstreitenden Urelementen unter Einwirkung eines
Integrierenden hervor, wobei die Zeit ins Spiel kommt, die absolute Substanz
sich "affirmiert und dabei die endlichen Dinge in-Existenz
bringt".
Georg Wilhelm Hegel
beginnt nicht mit dem Einen Identischen, sondern läßt aus" Widersprüchlichkeit
etwas Neues mit völlig anderen Qualitäten" in der Bewegung entstehen, und
an deren Ende das Absolute. Die These geht von einer ursprünglichen Identität
aus und setzt in Antithese einen Unterschied, ein Anderes, in Gedanken wie in den
Dingen. Der höheren Vernunft gelingt die Synthese, eine neue höhere Einheit
der Gegensätze. Indem der Unterschied gesetzt wird, wird in einer
Bewegung der Negation von anderem unterschieden; das erkannte schon Spinoza. In
einer zweiten Negation wird die erste, äußerliche und vom Verstand gesehene
nicht aufgehoben, sondern durch Vernunft eine neue, höhere Einheit
hergestellt. Dies wird am Beispiel einer Wiese erörtert, die sich vom
Wald unterscheidet (Antithese), von "innen gesehen" aber definiert sie
sich durch ihre Qualität, aus Gras und Blumen zu bestehen (Synthese) und nicht
nur durch ihre Unterscheidung vom Wald mit den Bäumen. Die Synthese wird als
Reflexion der Reflexion bezeichnet. Bei Hegel hat "jedes Bestimmte selbst
die Kraft zur Selbstbewegung", die ins höchste Absolute mündet.
„Die
Einheit von Unterschied und Identität erst ist der Witz HEGELscher Dialektik."
In
neuerer Zeit hat Ken Wilber die ursprüngliche Identität "Fusion"
benannt, eine über sich hinauswachsende Veränderung (Transcendence) ist Folge
von Differenzierung und Trennung des Unterschiedenen; die neue Integration des
Differenzierten wird als Inclusion bezeichnet, was für Wilber keine bloße
Kreisbewegung ist, sondern eine Vorwärtsentwicklung in einer Spirale. Der Mensch leidet unter den Trennungen (in sich "personal" , zu anderen
"trans-personal" , "prä-personal" zur Natur hin) und
flüchtet sich in Ganzheitsauffassungen. Geht der Mensch aber den Pfad der
Erkenntnis über die Dialektik, so muß er isolieren und schmerzhaft isoliert
werden, um aus Fusionen neue Integrationen zu gewinnen. „Viele Ökologen und New-Age-Esoteriker meinen oft diese Fusionen, wenn sie
Ganzheiten anstreben, .... die lockende Ureinheit (im mütterlichen Schoß oder
in der Urgesellschaft).
Nach Wilbers suchen aber die meisten Meditationspraktiken über
die Fusion in die Integration fortzuschreiten.
„Während
die Fusions-Meditierer i.a. alle Evolutionsschritte von der
Gartenbaugesellschaft oder der Jäger- und Sammlerhorde hin zum modernen
Menschen als Zerstörung des ökologischen Gleichgewichts und Verlust
menschlicher Werte ablehnen, sieht Wilber darin notwendige Entwicklungsschritte
in Richtung des Transpersonalen."
Damit ist meines Erachtens die weltanschauliche Neutralität
aufgegeben; wir treten damit in die Sphäre der Sinnsuche ein, die von der
BIOTELIE ja offen gelassen wird. Wenn die Ganzheitsauffassung dabei als
"die falsche Einheit (Disharmonie)" bewertet wird, so möchte ich hier
nicht voll mitziehen, aber auch nicht auf die Erforschung (fast) jedes
Ganzen durch Analyse und Synthese (etwa im Experiment) verzichten, wo
nicht die Humanität dem Forscherdrang den "Prinzipien der Dialektik"
Grenzen setzt.
„Die dialektische Weltbewegung läßt nichts unberührt. Wenn sie etwas zerstört,
nimmt sie es in anderer Form mit auf ihrem Weg ("Aufheben" als >außer Kraft setzen<, aber auch als "aufbewahren"). Alle
ausdifferenzierten Momente integrieren sich immer wieder neu und es werden neue
Momente gebildet, die wiederum in einer neuen Synthese zusammenfließen.."
Ich möchte aber "die grundlegenden Fragen nach dem Verhältnis von Einem und Vielen" mit der dialektischen Methode nur dann als erträglich lösbar anerkennen, wenn der Prozeß dabei für und in mögliche Zukunft offen bleibt. Im Politischen ist dafür eine unabhängig vergleichende Instanz zu fordern, welche von den befragten Gutachtern nicht die methodische Anwendung eines in seiner Reihenfolge zwingenden Denkschemas fordert. Die dialektische Auffassung unterscheidet sich von der gemeinsamen Beachtung der biotelen Aspekte dadurch, daß im biotelen Gutachtenprozeß die Reihenfolge des Denkprozesses nicht vorgeschrieben ist und von der überkommenen Logik nicht abgewichen werden muß, ja nicht abgewichen werden darf.
Der letztere Punkt ist doch recht problematisch und kaum zu erfüllen; es bleibt da doch kaum mehr als ein Bemühen. Wenn dabei nämlich "eigentümliche Möglichkeitsfelder (objektive Zufälle und Wahlalternativen und Entstehung von Neuem) offen" gelassen werden, so bleibt zu fragen, was schließlich — die Irrtumsmöglichkeiten eingerechnet — noch an Vorteil des Denkschemas übrig bleibt. Von "Selbstsicherheit" möchte ich die Dialektiker nicht gerne erfüllt sehen. Ob Einheiten nur als solche "widersprüchlicher Elemente existieren können" mag man doch in Zweifel ziehen, wenn man sich an die Rolle der Typisierung und Vereinheitlichung erinnert, wie sie schon beim Zellverband eines lebenden Gewebes bildhaft sich darstellen läßt. Auch ist es eine Deutungsfrage, ob Entwicklung und Bewegung sich nur durch die "Triebkräfte" von "Widersprüchen" deuten lassen.; die "dynamische Identität von Unterschied und Identität" ist schließlich vermutlich ein philosophisches Konstrukt.
„Die Totalität ist nicht ein Ganzes durch absolute Harmonie ohne Gegensätze - sondern gerade durch ihre Widersprüche. Diese Gegensätze im richtigen Licht (der Eigentümlichkeit der Sache entsprechend) zu sehen, ist Aufgabe des dialektischen, vernünftigen Denkens, das über den lediglich isolierenden, abstrahierenden Verstand hinausgeht. Deshalb ist Dialektik nicht lediglich eine mehrwertige, mathematische Logik, sondern geht über diese verstandesmäßige Reflexion hinaus.
Die dialektische Totalität kennzeichnet Bereiche der Welt (auch im Denken),
die untereinander und in sich verschiedene Zusammenhangsformen zu realisieren
(dialektischer (!) Determinismus), die deshalb strukturiert ist durch die
Beziehungen ihrer Momente, die ständig und immer wieder neue qualitative und
Wesensmerkmale erzeugt und Entwicklungszyklen realisieren (Herbert Hörz)."
Die Dialektik dient auch als Komplexitätstheorie, so etwa im
"holographischen Weltbild" (Ken Wilber), die in der Welt im Kleinen
und Großen immer wieder die Wiederholung der selben Strukturen findet, gedeutet
als "Kennzeichen der Dialektik auf allen Ebenen des Seins". Auch die
"Hakensche Synergetik" mit "zirkulärer Kausalität" wird
genannt, wonach die Teile das Ganze und das Ganze wiederum seine Teile erzeugt,
und als "unauflöslicher Zusammenhang von ausdifferenzierten Momenten mit
ihrer synthischen Einheit" gedeutet. Dialektische Prinzipien werden auch
Aufgezählt
werden auch >Selbstreferentialität<
des Autopoiesis-Konzepts nach Varela und Maturana, die allerdings keine
Entwicklung erklären können, und die Nichtlinearität und der "Bifurkationspunkt"
des Prigogineschen Selbstorganisationskonzepts.
Luhmann wird kritisiert, da er die Meinung vertritt, daß
ausgerechnet die komplexen Systeme, >eine lineare Prozeßhaftigkeit
dialektischer Entwicklungen ausschließen<., da man der Dialektik doch
eher eine Verwandtschaft zur Kybernetik nachsagen könnte, wenn auch lediglich
auf "Wechselwirkungen und Rückkopplungen ...hochkomplexer Systeme"
hingewiesen wird.
Als "Kritik" wird ein Hohelied auf die Dialektik angestimmt:
"Sie sucht, sieht und setzt das Werden im Sein frei. Sie setzt als Wissenschaft das frei, >was es an Wahrem in allen einander widersprechenden Ideen gibt, zwischen denen der vulgäre Verstand hin- und hergeht< (Lefèbvre). Sie relativiert nicht nur (>sowohl als auch<), sondern macht konkrete Aussagen über die jeweilige Bedingtheit von Sachverhalten und Denkinhalten. Sie ist ebenso wie die Wissenschaften auf das qualitativ Wesentliche bezogen, deshalb nicht das Allgemeinste, sondern das Konkreteste. Alles Konkrete ist bestimmt und deshalb negierbar, entwickelbar."
Es kann aber auch auf der Strecke bleiben, und Vernunft kann keineswegs immer, wenn überhaupt ein Stück weit, auf dem Weg der Synthese zum Wesenhaften der Dinge vordringen. [Auf einem Titelbild findet sich ein kreisförmiger Wirbel von Wellen, aus denen weitere kleine Wellenwirbel herausgeschleudert werden, die sich schließlich als eigenständige Fraktale verselbständigen.]
Auf unserem
Weg in einer immer komplexeren Welt kann sie in der konkreten
Anwendung konkrete Orientierungen geben und das Wissen um ihre Prinzipien macht
uns klar, daß ein Rückzug im >Flatland< nicht möglich ist, sondern
nur eine bewußte (ökologische und humane) Gestaltung der Evolution im
Erreichen der nächsten Stufe der Integration des in der menschlichen Geschichte
Ausdifferenzierten."
[Sekundärliteratur dort]. Die bewußte ökologische und
humane Gestaltung der Evolution kann aber auch unterbleiben; so wie es heute
aussieht, wird sie höchstwahrscheinlich nicht mehr vonstatten gehen.
http://www.thur.de/philo/as141.htm
Im Aspekte-Schema der BIOTELIE kommt das dialektische
Prinzip am ehesten im Bereich der AUSLESE zur Geltung. AUSLESE ist auf
PLURALITÄT angewiesen und bewirkt deren Herabsetzung mit dem Effekt der
Typisierung und Vereinheitlichung. Auch der Aspekt des AUSTAUSCHES ist über die
Zielvorstellung der dynamischen Stabilität eng mit dem der AUSLESE verbunden
und verlangt nach Grenzsetzungen. Worin besteht nun hier das Dialektische?
Es liegt im Widersprüchlichen, das sich zwischen der Förderung der Aspekte und
dem Hauptziel auftut und nach einer Balance verlangt: der Dialektiker
würde sagen, daß sich eine jeweils fallbezogen Synthese anzuschließen hat.
Mit dem biotelen Schema ausgedrückt wäre es die neu gewonnene Stufe der
Einheit oder dynamischer Stabilität.. Aber damit ist ja im konkreten Fall eben wenig darüber gesagt, wie diese
Synthese im Einzelnen günstigenfalls aussieht. Man erkennt unschwer, daß diese
Aufgabe auch im Verhältnis zu anderen Aspekten immer neu bearbeitet und
zwischen den Ergebnissen eine Abwägung stattfinden muß. Will man die jeweilige Balance
als dialektische bezeichnen, so erfordern viele Einzelfallentscheidungen also
eine Mehrfachanwendung des dialektischen Schemas.
Andererseits würde dann die Anwendung des Aspektes des VERGLEICHENS auch in der
Natur außerhalb menschlichen Denkens den allgemeinen Seinsgehalt der Dialektik
bestätigen. Da VERGLEICHEN im Biotelie-Schema für das gesamte Denken steht,
verkörpert dieser Aspekt auch die Dialektik an erster Stelle, ja an oberster
Stelle, ganz oben in der Kausalität und noch vor AUSTAUSCH und AUSLESE,
wo es "vernünftig" zugeht. Der Aspekt der GEGENSEITIGKEIT ist also
dann ein weiterer der Grenzsetzung, nämlich für die AUTONOMIE (Freiheit) und
steht auf der menschlichen Stufe für ethisch begründetes Recht.
VERGLEICHEN als bioteler Aspekt umfaßt sogar mehr als das Denken, nämlich auch
die Denkvoraussetzungen von Merkfähigkeit und Gedächtnis; dialektisch in
diesem Begriff mutet an, daß im Vergleichen "Gleiches" und
Verschiedenes vorausgesetzt wird; dabei tritt jedoch Gleiches nicht
als Identität auf, sondern als in ähnlichem Anderem — zum AUSTAUSCH
Geeigneten — konkretisiert. (man denke wieder an einen Zellenverband!) Das
"Sowohl-als-auch" das den meisten Jüngern der Dialektik die
Entscheidung abnimmt, also AUSLESE angeblich entbehrlich macht, scheidet im
Ziel der biotelen Begutachtung aus: nicht ohne ihm im (noch) Unentscheidbaren
und in den in Widersprüchlichkeiten noch steckenden positiven (die Dauer
potentiell stützenden) Entwicklungspotential zu begegnen.
Das
Spannungsverhältnis zwischen Konkurrenz und
Kooperation entfaltet sich in der biotelen Aspekte-Skala zwischen AUSLESE (als
Konkurrenzmechanismus) und SUBSIDIARITÄT (deren Bandbreit sich von der Hilfe
bis hin zur Fairneß erstreckt). Daß — gerade bis hin zur Fairneß —
auch der Aspekt der GEGENSEITIGKEIT mit einzubeziehen ist leuchtet ein, wie auch
die Beziehung zur AUTONOMIE und AKTIVITÄT , was in der deren beider
annährend gemeinsamer potentieller Gestalt als Handlungsmöglichkeit und -fähigkeit
besonders deutlich wird. Daß auch HYPARCHIE, d. h. die Minimierung von
Gewalt, Zwang und Bedrohung mit von der Partie sind, leuchtet doch ein. Ein
gewisses Spannungsverhältnis zwischen HYPARCHIE und AKTIVITÄT, die sich
ja in Initiative, Eingreifen (etwa in die Natur), (Vor-)wegnehmen, Führen in
Konkurrenz äußert, ist nicht von der Hand zu weisen.
(Dabei hat die Handlungsmöglichkeit die tendentiell stärkere Affinität zu
AUTONOMIE. die Handlungsfähigkeit diejenige zur AKTIVITÄT.) Durch Kooperation
kann bekannterweise die Handlungsfähigkeit und deren Ergebnis, der Erfolg, zu
Gunsten aller Beteiligten gesteigert werden. Das Spannungsfeld zwischen
AUSGLEICH und AUSLESE ist nicht nur eine Frage der Quantität, denn die wäre ja
schon dem Begriff nach beim AUSGLEICH zu berücksichtigen, der ja auf ein
Gleichgewicht zielt. Es geht aber auch um qualitative Elemente, in dem der
AUSGLEICH die Wettbewerbsfähigkeit fördern soll und den Wettbewerb nicht
lähmen darf.
Wenn heute der Diskurs für die Ermittlung der Wahrheit so betont und letztere im Konsens gesucht wird, so trägt der biotele Gutachtenprozeß dieser Auffassung zweistufig Rechnung: zunächst im Konsens der Gutachterübereinstimmung, also in einem solchen verstandes- und vernunftbetont innerhalb von Eliten (Fachleuten), dann aber in einem stärker auch die Emotionalität und persönliche Einstellungen berücksichtigenden Konsens der von einem jeweiligen Veränderungs- bzw. Gesetzesvorschlag Betroffenen, die sich im Nichtgebrauch der in elektronischer Abstimmung eingeräumten Vetomacht äußert. Diese Zweiteilung ist sehr wesentlich für das jeweilige Ergebnis.
Dialektik. Zeitschrift für
Kulturphilosophie
Herausgegeben von Christoph Hubig, Ulrich Johannes Schneider und Pirmin
Stekeler-Weithofer.
Zum Konzept.
Die Zeitschrift Dialektik führt ab dem Jahr 2000 den Untertitel Zeitschrift
für Kulturphilosophie. Damit wird der Themenbereich der Dialektik als
Realphilosophie schärfer umrissen. Thematische Schwerpunkte der Zeitschrift
bilden Beiträge zu den Problemkreisen um den Zusammenhang philosophischer
Traditionen und interdisziplinärer Dialoge, um die Analyse der realen Verhältnisse,
in denen das Denken steht und um die Pluralität historischer Selbstverortungen.
Ferner werden Fragestellungen der praktischen Philosophie, aber auch des
technischen und wissenschaftlichen Wissens zur Sprache kommen. Wenn Philosophie
nicht zur ohnmächtigen Spekulation werden soll, muß sie für die Entwicklungen
ihres kulturellen Rahmens offen sein und alles Geistige in diesem Rahmen
begreifen. Sie ist dann Kulturphilosophie, Nachdenken inmitten bewegter Zeiten,
das sich das Forum freier Rede und die Freiräume autonomen Urteilens und damit
die Möglichkeit expliziter und bewußter Gemeinsamkeiten selbst zu schaffen
hat. Dabei konvergieren Forschungslinien jeder Philosophie der Kultur mit denen
einer Philosophie der Technik und mit den gegenwärtigen Kulturtheorien in einer
Analyse der Medialität, begriffen als Gesamtraum der Möglichkeiten
theoretischer und praktischer Welterschließung, von den begrifflichen über die
technischen bis zu den sozialen Institutionen....
http://www.meiner.de/Dialektik/Dialektik.htm
Anschrift der Redaktion für Rezensionen und Selbstanzeigen
Prof.
Dr.
Christoph Hubig
Abteilung für Wissenschaftstheorie und Technikphilosophie
Institut für Philosophie
Universität Stuttgart
Postfach 106037
D-70049 Stuttgart
Telefon: (0711) 1212491
Telefax: (0711) 1212492
e-mail: wttp@gmx.de
Institut für Philosophie
Abteilung für Wissenschaftstheorie und Technikphilosophie
homepage: http://www.uni-stuttgart.de/wt
Dankenswerter Weise hat mir Prof. Hubig höflich geantwortet; er möchte mir nicht mehr gestatten, als die Zitierfreiheit gebietet und mein Projekt BIOTELIE nicht fördern. Ich muß dazusagen, daß ich mich allerdings in meinem Bittschreiben auf der Tabugrenze bewegte, indem ich auf den raschen Rückzug der deutschen Kultur auf einen süd-mitteleuropäischen Kern hinwies. (Aber vielleicht sind dies Binsenweisheiten, über die man besser nicht mehr spricht!) Nur die Homepage-Adresse der Zeitschrift für Kulturphilosophie einzufügen, hätte er für den besseren Weg gehalten, zumal sich Sitz und Zusammensetzung ja änderten. Es wäre nur normal, daß sich auch die Ansichten verändern: und dann wüßte keiner der Leser mehr, mit welchen Auffassungen ich konfrontiert war. Um den Rahmen der Zitierfreiheit nicht zu sprengen, muß ich näher auf den Text eingehen:
Darf "Realphilosophie" in Nachahmung der Politiker an geschichtlich gesehen so rapidem kulturellem Umbau einfach vorbeisehen? BIOTELIE hat es da leichter; niemand kann verlangen, daß man zuallererst die heißesten Eisen anfaßt, ehe man überhaupt über eine Schmiede verfügt und ein Werkzeug, das sich als geeignet erwiesen hat. Der "interdisziplinäre Dialog" kann sich auch im Rahmen des biotelen Gutachtenprozesses ereignen, indem die Gutachter sich in allen erreichbaren Fachdisziplinen zu einer Problemlösung erkundigen und die verschiedenen Ermittlungsergebnisse nach dem biotelen Raster unabhängig von einander abtasten und zu beurteilen suchen. Die PLURALITÄT der historischen Selbstverortung kommt bereits in den biotelen Aspekten zum Ausdruck; die Delphi-Methode hat bereits — sogar ohne ein gemeinsames Zielraster zugrunde zu legen — die Fruchtbarkeit eines anonymen Meinungsaustausches unter Beweis gestellt. Wird nicht immer wieder die Überwindung der Hierarchie in der Wissenschaft als ihr demokratischer Auftrag rednerisch und nach außen in den Mittelpunkt gestellt? Ist das Projekt BIOTELIE zu wenig originell oder bereits erprobt und abgehakt: so nenne man doch Pferd und Reiter! War nicht gerade Karl Marx es, der vom bloßen Gedankenaustausch zur praktische politische Tat aufbrechen wollte? Bin ich als Erfinder von Apparaten nicht auch Techniker? Bemühe ich mich nicht, die moderne Rechner- und Nachrichtentechnik in den Dienst der Wissenschaft zu stellen? Kämpfe ich nicht gegen ohnmächtige Spekulation an? — und gegen Verlogenheit, die Spekulation für Wissenschaft ausgibt? Kann es überhaupt ein "Forum frier Rede" geben? Muß nicht jeder Redner in vielfältiger Weise Rücksichten nehmen auf ein Publikum, das um so weniger die oder von der Wahrheit hören will, je zahlreicher es zusammenkam? Und wenn das Schreiben hier besser sein soll, da der Leser ja nicht dazwischenreden kann: warum ist mir nicht ein Wissenschaftsorgan bekannt, das seine Ergebnisse durch unabhängigen Vergleich gewonnen hat und die Autorennamen zurückhält? Die Ankündigung einer derartigen Offenheit und eines so umfassenden Interesses und dann die Zurückweisung der Bitte um einen so wenig aufwendigen Versuch! (Es entspricht dem Bild unsrer Medialität und unserer Mentalität in der Politik.)
Werner Stangls Arbeitsblätter
...1) Die Gegenüberstellung zweier Aussagen zu einem Sachverhalt,
schafft eine These und eine Antithese, eine Negation der Position, die in der
These behauptet wird. In der fortlaufenden Argumentation gewinnt diese Antithese
als Negation eine positive Funktion. Sie treibt den Erkenntnisprozeß auf eine
neue Ebene, diese neue Ebene bzw. die neue Formulierung auf dieser Ebene ergibt
die Synthese.
Sie dient wieder neu als Negation der Antithese und fordert gleichzeitig eine
neue Gegenargumentation, ist also gleichzeitig neue These.
2) Das zweite Moment zeigt sich in der Bewegung in die das Denken bzw. dieser Erkenntnisprozeß eingebettet ist. Sie steht im Unterschied zu linearen oder deduktiven Verfahren, die auf vorgegebenen Postulaten basieren. Die Bewegung der Hegelschen Dialektik bezieht gezielt Positionen außerhalb des Argumentationsablaufes, um dann neue Positionen zu schaffen, die aus der linearen Sicht eine Negation darstellen und damit die Dialektik nicht nur in ihrem Prozeß dynamisiert wird, sondern auch das Gegenstandsfeld und die subjektive Erkenntnis dieses Prozesses.
These, Antithese und Synthese als sog. "Bewegungsstufen". Vergleichbar ist dieses System mit dem hermeneutischen Zirkel, (*Nachfolgend) "Der Gegensatz und Widerspruch entläßt sich in den neuen und höheren Begriff, die Zwischensituation bestimmt die neue und höhere Einheit"...
Allerdings ist die Dialektik für Hegel - im Einklang mit Schelling - keine bloße Methode! Die Triade von These-Antithese-Synthese sei ein bloß "äußerliches lebloses Schema". (Die schon kurz nach Hegels Tod entstandene Ansicht, Hegels Dialektik baue auf dieser Triade auf, ist also ein Mythos.)...
[In der tabellarischen Darstellung des hermeneutischen Zirkels wird das Doppelpfeil-Verhältnis zwischen These und Antithese mit "Negation, Widerspruch, Gegensatz" gekennzeichnet. Widerspruch als sich gegenseitig Ausschließende und Gegensatz (Polarität) als sich gegenseitig Ergänzende sind jedoch von völlig verschiedener funktionaler Bedeutung. Verneinung als produktives Prinzip taucht ja auch bei Goethes Faust personalisiert als Mephisto auf. Aber genügt nicht schon manchmal ein Infragestellen? Nach dem VERGLEICHEN folgt schließlich oft die Entscheidung (AUSLESE). Ehe es zur "End"beurteilung kommt (hier in der Abbildung wieder in der Entzweiung oder Doppelung der Anfangsdarstellung) sind verschiedene Kreisschritte eingeschaltet.] Die Parallelität oder zumindest Analogie zum biotelen Gutachtenverfahren ist sehr deutlich.
Die Verfechter der Dialektik müssen sich aber entgegenhalten lassen, daß die formale Anwendung ihres Verfahrens auf Entwicklung und fortschreitende Komplexität abzielt, was mit der Überlebensfähigkeit rasch in Kollision tritt, wenn man die Methode nicht nur analytisch zur Erforschung von Vorgegebenem anwendet, sondern synthetisch zu einem Handlungs- und Gestaltungsprinzip erhebt. Hier gibt das biotele Schema eine fruchtbarere Anleitung, weil dies unter Zielvorgabe erfolgt.
Quelle
Eisleben, T., Wiesenberger, P., Dauner, A., & Saal D. (1999). Die
Dialektik bei Hegel.
WWW: http://www.uni-mainz.de/
FB/Philosophie_Paedagogik/agas/content/
HA/hegel/methode.html (00-10-02)
©opyright
stangl-taller, linz 2000
info@stangl-taller.at
http://www.stangl-taller.at/.
http://www.stangl-taller.at/ARBEITSBLAETTER/ERZIEHUNGSWISSENSCHAFTGEIST/DialektikMethode.shtml
Der hermeneutische Zirkel |
von griech. hermeneuein, deuten, interpretieren |
Er erklärt das Zusstandekommen höheren Verstehens aus dem elementaren Verstehen. Der hermeneutische Prozeß bzw. Zirkel enthält ein Paradox: das, was verstanden werden soll, muß schon vorher irgendwie verstanden worden sein Beispiel: Theorie (Erziehungsreflexion, versucht die Praxis zu verstehen, geht aber gleichzeitig von ihr aus) und Praxis (Erziehungswirklichkeit). Verstehen im hermeneutischen Sinn ist nicht geradlinig sondern zirkelförmig! Wesentlich im Zusammenhang mit empirischen Methoden ist die Hermeneutik für die Hypothesenbildung. Ein Problem muß erst gesehen, erkannt und verstanden werden, der Sinn und die Bedeutung einer Situation muß erfaßt werden. Etwas ist nur problematisch im Hinblick auf bestimmte Normen, Werte und Zielvorstellungen, diese sind aber nur hermeneutisch zugänglich. Es muß ein bestimmtes Erkenntnis- und Veränderungsinteresse vorhanden sein! Bei der empirischen Überprüfung von Sachverhalten spielt die Hermeneutik eine wesentliche Rolle bei der Operationalisierung (qualitative Aussagen werden quantitfizierbar gemacht), aber auch die Interpretation von empirischen Resultaten ist ein hermeneutischer Vorgang. |
1. In der klassischen Hermeneutik von ca. 1500-1800 entspricht der hermeneutische Zirkel dem Verhältnis zwischen der Bedeutungsganzheit eines Textes und einem Bedeutungsteil. Um den Sinn eines Textes als ganzen zu verstehen, muß man den Sinn seiner Teile verstehen - und umgekehrt. Ganzheit und Teil stehen damit zueinander in einem Zirkelverhältnis: Sie bedingen sich gegenseitig. 2. Bei Schleiermacher (sowie später bei den Historisten und bei Dilthey) erhält der hermeneutische Zirkel einen neuen Inhalt. Er bezieht sich auf das Verhältnis zwischen einem Teil des Bewußtseins- und Handlungslebens einer Person und der Ganzheit ihres Lebens, des sozialen Milieus oder der historischen Epoche. 3. Bei Heidegger und Gadamer besteht der hermeneutische Zirkel in dem Verhältnis zwischen der konkreten Teilauslegung von etwas und der Verstehensganzheit (dem Sinnhorizont), in dem sich die Auslegung immer schon befindet. Um ein bestimmtes Etwas zu verstehen, muß ich schon ein Vorverständnis des Zusammenhangs, in dem sich dieses Etwas befindet, mitbringen. Um von dem Zusammenhang ein Vorverständnis zu haben, muß ich einzelne seiner Teile (Momente) schon verstanden haben. |
Literatur: H.-G. Gadamer: Wahrheit und Methode, 1960, S.250ff., 275ff. |
...Außer dem hermeneutische Zirkel I, der sich auf das Verhältnis von Vorverständnis und Textverständnis bezog, ist beim Verstehen von Texten ein weiterer hermeneutischer Zirkel anzuwenden, der innerhalb des beschriebenen Interpretationsvorgangs liegt (quasi auch parallel zu diesem ist) und ihn ergänzt Es handelt sich bei diesem Zirkel um die Erkenntniserweiterung im Verstehen durch die Relation zwischen dem Besonderen und dem Allgemeinen oder zwischen den Teilen und dem Ganzen (hermeneutischer Zirkel II).
Korrekterweise sollte man beim hermeneutischen Verstehen eher von einer spiralförmigen als von einer zirkelartigen Bewegung sprechen, denn die Momente, zwischen denen das Verstehen hin- und herläuft, erfahren eine ständige Korrektur und Erweiterung. Das erste Verständnis eines Textes wird durch nochmaliges Lesen erweitert; der Leser ist nun in der Lage, sein anfängliches Verständnis unter Berücksichtigung des erweiterten Verständnisses zu beurteilen...
...Beispiel
"ltem so eyn mensch mit eynem vihe, mann mit mann, weib mit weib, vnkeusch treiben, die haben auch das leinen verwürckt, vnd man soll sie der gemeynen gewonheyt nach mit dem fewer vom leben zum todt richten" (aus Die Peinliche Gerichtsordnung Kaiser Karl V. von 1532; ' 116) Einzelne Wörter, wie "vihe", "verwürckt" oder "fewer" sind für sich allein heute unverständlich. Aber im Zusammenhang des Textes wird ihre Bedeutung schnell erkannt und verstanden, so wird dann der gesamte Text verstanden....
Es ist bezeichnend für den "Hochstand moderner Moral", daß die gleichgeschlechtliche Erotik und Sexualität nicht nur den entsprechend Veranlagten straffrei gelassen wird, sondern daß sie sich sogar als etwas Natürliches und zumindest Gleichberechtigtes in der Öffentlichkeit präsentieren kann, wenn auch gleichzeitig der Rückgang der Geburtenzahl für den deutschstämmigen (allein dieser so hochgepriesenen "neuen Moral" anhängenden) Bevölkerungsteil beklagt und ein Bedarf der Ableitung der Sexualitätsbetätigung zu Zwecken der Geburtenkontrolle in keiner Weise mehr besteht. Unsere Öffentlichkeit brüstet sich mit Sodom und Gomorra als einer Phase der Postmoderne!
http://www.stangl-taller.at/ARBEITSBLAETTER/ERZIEHUNGSWISSENSCHAFTGEIST/HermeneutikZirkel.shtml
Rainer Thiel Dialektik - Fortsetzung
3. Themenfeld ^3
Hegel und Marx als Dialektiker. Marx quer zum Marxismus.
Revolution/Evolution. Allmählichkeit der Revolution.
Unbekannter Marx.
Marx und der kleine Moritz, der Marx als Pappschild vorangetragen oder vom Katheder in den Hörsaal geschmettert hat.
Marx und der Marxismus.
Demokratischer Sozialismus.
Marx und Goethe. Beide über die menschliche Persönlichkeit. Ökonomie und Persönlichkeit.
Die Entfremdung des Menschen von sich selbst wie vermindern? Was ist Reichtum?
Marx und die sog. Moderne.
Marx über den Wachstumswahn. Zeit statt Konsum. Bildung ist Reichtum!
Illusionen über die Arbeiterklasse.
Marx über Demokratie und Selbstbestimmung. Marx kontra Bakunin und Honecker.
Marx und die Kinder.
Gesetzmäßigkeiten in der Gesellschaftsentwicklung? Marx und Engels gegen Determinismus und Voraussagbarkeit.
Marx und die Ökologie.
Tränen für Honecker? Ein Staatsstreich Honeckers. Honecker als Marx-Fälscher.
Ein Fall von linker Rosa-Luxemburg-Fälschung.
Zeitgeschichte, DDR, SED, Defizite bisheriger Analyse. Beiträge zur Erschließung unbearbeiteter Felder.
^^3 (Dieses Symbol können Sie als Suchbegriff für Publikationsfeld 3 benutzen)
4. Themenfeld Mathematik und Dialektik ^4
5. Themenfeld ^5 Ethik. Philosophie der Verantwortung
6. Themenfeld Kybernetik ^6
7. Themenfeld ^^7
Bildungspolitik - im Dienste der Persönlichkeit?
Bildung ist mehr, als Computer-Fan oder flotter Manager oder Berufsausübender sein zu können. Bildung befähigt, über individuelle Tellerränder (von der menschlichen Gesellschaft entfremdet) hinauszublicken und als Individuum mit Natur und menschlicher Gattung auf unsrem Planeten vermittelt zu sein. Durch Bildung entsteht
Reichtum der Persönlichkeit.
Interessantes Leben. Kostenlose Zugabe: In Freizeit und Alter keine Langeweile. Die globalen Probleme gewaltfrei zu lösen anders geht es nicht verlangt gebildete Bürger.
Im Bundesland Brandenburg ist das in der Verfassung und im Schulgesetz § 4 recht gut verankert. Aber die gegenwärtige Bildungspolitik will davon nichts wissen. Sie versucht, die zu bildenden Kinder als Versatzstücke zu gescheiterter Finanzpolitik (Milliarden verspekuliert ! ) zu missbrauchen. Sie will Schulen schließen und immer mehr Kinder in den Klassenzimmern größerer Orte konzentrieren. Dabei jammern Politiker, es seien nicht mehr genug Kinder da. Warum kann man denn nicht akzeptieren, daß dann eben weniger Kinder im Klassenzimmer sitzen? Es wird doch dadurch überhaupt nicht teurer. Fürchten Politiker den gebildeten Bürger, der ihnen demokratisch, rechtsstaatlich und gewaltfrei Qualität abfordern könnte? Der ihnen geistig überlegen ist?
Zur Bildung gehören Wissen, Denkfähigkeiten (logische und dialektische) und Werte:
Wissen ja, doch muß dem Wissen die Denkfähigkeit ebenbürtig werden. Vielwisserei bringt noch keinen Verstand. (Herakleitos von Ephesos) Siehe Themen- bzw. Publikationsfelder 1, 2, 3, 4, 6, 8.
Zu Werte siehe Themen bzw. Publikationsfelder 2 und 5.
Zur aktuellen Bildungspolitik und zu Schülerstreik für Schul-Bewahrung: ^^7
...Publikationsfeld 9 Künftige Vorhaben ^^9
Feld 10 Biographisches ^^10
Publikationsfelder 1 bis 9
Die folgenden fünf Titel * * * * * entstanden in Zusammenarbeit von
Dr. Ing. Hans-Jochen Rindfleisch (Verdienter Erfinder, vielfacher Patentinhaber, Entwicklungsingenieur, seit 1990 Unternehmer, 1991 - 95 Mitglied des Kuratoriums von DABEI)
und
Dr. phil. habil. Rainer Thiel
Publikationsfeld 1 (Dialektik) ^^1
Schon in Themenfeld 1 mit seiner Schlüsselfunktion erfolgten Zuweisungen zu den Themenfeldern 2 bis 6. Gehe also zu ^1 . Dort sind auch viele Suchbegriffe zu den Publikationsfeldern 2 bis 6 enthalten. Mit diesen werden die Stichworte in Themenfeld 1 konkretisiert.
Publikationsfeld 2 (Problemlösen) ^^2
Rainer Thiel: Methodologie und Schöpfertum
Forschungsbericht 1977 Institut für Hochschulbildung, Berlin, 160 Seiten
dazu:
Kolloquium. Schriftfassungen aller Beiträge, 170 Seiten.
* Dialektische Widersprüche in der technischen Entwicklung, das Verhalten des Ingenieurs und die Methode des Herausarbeitens von Erfindungsaufgaben.
Bauakademie der DDR, 1985, 88 Seiten.
(das darin enthaltene Programm zum Herausarbeiten von Erfindungsaufgaben und Lösungsansätzen wurde 1989 durch eine neue Fassung ersetzt.)
* Erfindungsmethodische Arbeitsmittel
A) Programm Herausarbeiten von Erfindungsaufgaben und Lösungsansätzen
B) Erfindungsmethodische Arbeitsblätter
Berlin 1989. Edition des Ingenieurverbandes. 96 Seiten
* Erfindungsmethodische Grundlagen
Die Methode des Herausarbeitens von Erfindungsaufgaben und Lösungsansätzen.
(Für Trainer/Moderatoren von Erfinderschulen und Fortgeschrittene, sog. Trainer-Material)
Berlin 1988. Edition des Ingenieur-Verbandes. 125 Seiten.
* Entwicklung, Konzept und Ergebnisse von Erfinderschulen
in
"Erfahrungen mit Erfinderschulen - Ein aktueller Bericht für das ganze Deutschland, seine Unternehmer, Ingenieure und Erfinder".
DABEI-Materialien 9, Berlin/Bonn 1993. In diesem Sammelband (298 Seiten) der grundlegendeTeil (82 Seiten). Vertrieb durch DABEI: e-mail: mheister@t-online.de Tel. 0228 311071
* Erfinderschulen in der DDR
Eine Initiative zur Erschließung von technisch-ökonomischen Kreativitätspotentialen,
Gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Wissenschaft.
Darin 50 Literaturangaben. (Darunter 15 Titel von R. Thiel ab 1976)
Berlin 1994. 127 Seiten. ISBN 3-930412-23-3 . Restbestände bei trafo verlag Berlin Tel. 030 5670 1939 e-mail: trafoberlin@t-online.de
und bei R. Thiel, Tel/Fax 033678 60263 und webmaster@thiel-dialektik.de
R. Thiel: Komplexitätsbewältigung - Dialektikbewältigung, theoretisch und praktisch.
In: Deutsche Zeitschrift für Philosophie 38 (1990) 5
Vorstehende Arbeiten sind beeinflusst durch Erkenntnisse, die auf Arbeiten der Publikationsfelder 1, 3, 4, 5, 6 beruhen.
Widerspruchsorientierte Innovationsstrategie WOIS
von Prof. Dr. Ing. Hansjürgen Linde, FH Coburg, (Prof. für Konstruktionswissenschaft, Entwicklungsingenieur, Verdienter Erfinder, vielfacher Patentinhaber, Unternehmensberater),
besonders
- Dissertation Linde, TU Dresden 1988
- Linde / Hill : Erfolgreich erfinden
ISBN 3-87807-174-4 Hoppenstedt Technik Tabellen Verlag Darmstadt 1993
- WOIS-Symposium 99 : The Hidden Pattern of Innovation,
herausgegeben von Hansjürgen Linde ( linde@fhcoburg.de)
Zur Anerkennung des Prinzips widerspruchszentrierter Ingenieur-Arbeit siehe Prof. Dr. Ing. Werner Heinrich: Kreatives Problemlösen in der Konstruktion. In Konstruktion 44 (1992) 57-63
Ausgewählter Titel von Altschuller:
Genrich Saulowitsch Altschuller:
Erfinden. Wege zur Lösung technischer Probleme.
VEB Verlag Technik, Berlin 1984, zweite Auflage 1986, 192 Seiten. Deutschsprachige Fassung: Katrin und Rainer Thiel. Herausgegeben von R. Thiel.
3. unveränderte Auflage 1998, ergänzt um weitere Vorworte,
ISBN 3-00-002700-9 ,
herausgegeben von Prof. Dr. Martin G. Möhrle, BTU Cottbus, Postfach 101344, 03013 Cottbus.
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Beachte
Dietmar Zobel: Erfinderfibel - Systematisches Erfinden. Berlin 1985
Dietmar Zobel:
Erfinderpraxis - Ideenvielfalt durch systematisches Erfinden.
Berlin 1991. Gekürzte Fassung 1997 durch DABEI, Bonn, e-mail: mheister@t-online.de
Systematisches Erfinden.
Expert verlag 2000, ISBN 3-8169-1959-6
Dr. rer.nat. habil. Zobel, Verdienter Erfinder, vielfacher Patentinhaber, war Leiter der Fabrik für Phosphor und Phosphorprodukte im VEB Kombinat Agrochemie und betreibt seit 1993 ein Ingenieurbüro.
Publikationsfeld 3
deskribierbar auch mit
"Marx" und "Marxismus quer zu Marx" ^^3
A) ^^3A
1998 und 1999 erschien von R. Thiel — bisher durch linke Medien verschwiegen — das dokumentierende, erläuternde, partiell auch heiter-satirische Büchlein
http://www.thiel-dialektik.de/
Die Dialektik wurde durch ihre Erhebung zur Staatsideologie im "real existierenden Sozialismus" (ein anderer und besserer scheint mir höchst unwahrscheinlich) anrüchig, denn er wurde als Mittel der Stützung der Einparteienherrschaft eingesetzt und zwangspropagiert. Es wurde mir von einem linientreuen Sowjetchirurgen erzählt, der im Anschluß an eine Bauchoperation von von einem "Stück gelungener Dialektik" sprach. Wer in Lenins Werken liest stößt immer wieder darauf, wie sich dieser Mann an der Zauberformel Dialektik innerlich aufrichtete, und dies in einer Art und Weise, die eher an ein Glaubensbekenntnis als an eine Wissenschaftshaltung erinnert. Eigentlich müßte die Bejahung der Dialektik als Methode doch zur Einführung eines Zweiparteiensystems ermuntert haben; aber genau wie Hegel die den Geist mit dem deutschen Kaiserreich als zu sich selbst gekommen und die Geschichte erfüllt sah, beriefen sich die Sowjetkommunisten auf die angebliche Aufhebung der Klassenunterschiede als Beweis für den erreichten Endzustand des Sowjetparadieses. Erschreckend ist, daß Altkommunisten sich heute erinnern, daß sie auch die erniedrigendste und ungerechteste Behandlung, bis hin zur Hinrichtung auf Grund von Denuntiation, durch die Partei als Opfer für die gute Sache der kommunistischen Weltrevolution hinzunehmen bereit waren. (So auch ein Fernsehbericht über das Leben Herbert Wehners und einem Wiedersehen der Wehnerwitwe und anderer ehemaliger Bewohner mit dem Hotel Lux in Moskau.)
Testversion
INTERNATIONALE POLITISCHE ÖKONOMIE
Stand: 25.2.2003
Leitung: ao. Univ. Prof. Dr. Andreas Novy
Univ. Ass. Dr. Johannes Jäger
[Aus urheberrechtlichen Gründen, soweit dabei die Verständlichkeit erhalten bleiben konnte, in die indirekte Rede gesetzt]
Die Internationale Politische Ökonomie (International Political Economy - IPE) sei eine Forschungsrichtung, die in letzter Zeit zunehmend an Bedeutung gewonnen habe. Das vorliegende Lehrangebot verschaffe einen Überblick über ökonomische Grundbegriffe, Konzepte, Zusammenhänge und veranschauliche diese anhand von Fallbeispielen, insbesondere aus Lateinamerika und Österreich. Die internationale politische Ökonomie sei ein interdisziplinärer Zugang, zentriert um Fragen von Politik und Ökonomie.
Das vorliegende virtuelle Skriptum sei aber keinesfalls bloß ein elektronisches Wörterbuch der politischen Ökonomie, vielmehr solle das vernetzte Lernen gefördert werden. Das Skriptum gliedere sich deshalb in drei Teile, die miteinander durch zahlreiche Querverweise (Links) verbunden seien.
Die folgenden Personen hätten an der Erstellung dieser virtuellen Vorlesung mitgewirkt:
Kathrin Drechlser
Ursula Grafeneder (Lektorat)
Johannes Jäger
Andreas Novy
Ana Vilker
Florian Wukovitsch
http://www.wu-wien.ac.at/inst/sre/fwf/entwicklung/vo-online/IPE_KAT_END-597.htm
Universelle Entwicklungskonzepte beanspruchten Allgemeingültigkeit, d. h. sie behaupteten, zu allen Zeiten an allen Orten gültig zu sein. Es handele sich also um Raum-Zeit-unabhängige Wahrheiten. Es werde davon ausgegangen, dass es eine einheitliche Vorstellung davon gebe, was ein guter und anzustrebender Entwicklungszustand sei. http://www.wu-wien.ac.at/inst/sre/fwf/entwicklung/vo-online/IPE_KAT_END-15.htm
Universellen Definitionen liege zumeist das Konzept nachholender Entwicklung zugrunde. „Der Rest der Welt habe die Reichen nachzuahmen." Demnach würden bestimmte Merkmale der abendländisch-westlichen Kultur zu universellen Werten der Menschheit: Modernisierung, Rationalisierung, Säkularisierung, Menschenrechte und Demokratie seien einige dieser zumeist liberalen Werte, die wichtige Eckpfeiler dieser universellen Entwicklungskonzepte darstellten. Im Konzept von Good Governance werde dies zusammengefasst.
Entwicklung laufe demnach linear ab, „sie sei, gleich einer Stufenleiter, empor zu klettern: Sei dies vom Kleinkind zum Jugendlichen und Erwachsenen oder vom Einzeller im Zuge der menschlichen Stammesgeschichte zum homo sapiens. Ländern ergehe es hierbei nicht anders, denn das entwickelte Land zeige dem weniger entwickelten das Bild seiner eigenen Zukunft". So wie die Dinge heute in den USA liefen, so ähnlich schaue es in Österreich in 10 Jahren, in Südafrika in 25 und in Indien in 40 Jahren aus; so die Hoffnung der „OptimistInnen“. In der Tat sei dieser Sickereffekt von Fortschritt und Modernisierung beobachtbar:... http://www.wu-wien.ac.at/inst/sre/fwf/entwicklung/vo-online/IPE_KAT_END-35.htm
Das Konzept, dem
hier gefolgt wird, wäre weithin das des "americain way of live", das
aber zumindest schon wegen seines überhasteten Ressourcenverbauchs an
Naturschätzen (im weitesten Sinne) — also infolge von Verschwendung —
in absehbarer Zeit zum Scheitern verurteilt sein dürfte. Darf ich mir hierzu
noch meine persönliche, noch nicht überprüfte Vermutung äußern, so ist es
die, daß die Vitalität dieser Lösung gerade nicht — wie sie Sozialisten
behaupten und wohl ausnahmsweise auch glauben — durch den Gegensatz von arm
und reich vernichtet, sondern durch ihn gefördert wird, ohne aber die
Schattenseiten eines derartigen Aktivismus' ohne BIOTELIE ausgleichen zu
können. Schrankenlose Anhäufung materiellen Reichtums ist zwar ein
Motivierungsanreiz, bedeutet aber auch eine Gefahr für die dynamische
Stabilität (wie historisch belegt, vor allem für die Reichen).
Auch das Spiralkonzept der Entwicklung unter Einbeziehung der dialektischen
Kreisläufe ist im Prinzip ein lineares.
... „Die Postmoderne
leugne die Möglichkeit universeller Konzepte und vertrete Zugänge, die
die Besonderheiten und nicht das Verallgemeinerbare betonen. Eigenständigkeit
und Vielfalt der Entwicklungen verhindere demgemäß jegliche universelle
Definition von Entwicklung"...
http://www.wu-wien.ac.at/inst/sre/fwf/entwicklung/vo-online/IPE_KAT_END-15.htm
Wir können die Besonderheiten gar nicht verstehen, ohne auf
die Verallgemeinerung in unserer Sprache zurückzugreifen; Denken beinhaltet
VERGLEICHEN und dieses wiederum verlangt Typisierung, in welcher ein Stück
Verallgemeinerung liegt. Es gibt — bei Voraussetzung der uns und bereits
unseren Vorfahren bekannten Vorbedingungen mit Gültigkeit für alle Zeiten —
Verhaltensweisen oder Voraussetzungen, die Entwicklungen fördern und solche
welche sich hemmend auswirken: dem soll mit den biotelen Aspekten Rechnung
getragen werden. Die "Postmoderne" ist bereits in ihrer
Namensgebung ein überheblicher Gag und wird sich bald überholt haben,
möglicherweise als Verirrung und Sackgasse in die Geschichte eingehend.
Die Regulationstheorie stelle eine modernisierte Weiterentwicklung kritischer politökonomischer Theoriebildung dar. Sie entstand in den 1970er Jahren in Frankreich und habe seither bedeutende Weiterentwicklungen erfahren. Bedeutende Vertreter seien Michel Aglietta und Robert Boyer. In der Regulationstheorie werde versucht, die jeweils historisch-geographischen spezifischen Funktionsweisen des Kapitalismus zu untersuchen. Akkumulation und Regulation stellten das zentrale Begriffsduo dieses theoretischen Zugangs dar.
Die Regulationstheorie untersuche, wie kapitalistische Entwicklung trotz ihrer Widersprüchlichkeit stabilisiert werden kann. Die Regulation von Entwicklung sei ein komplexer Prozess. Im Kapitalismus könnten soziale Beziehungen auf einer sozialen Eigenlogik aufbauen, warenförmig in Form von Kaufen und Verkaufen oder staatsförmig in Form von Bürgerrechten und -pflichten organisiert sein. Die Waren- und die Staatsform übten ständig Druck auf nicht- und vor-kapitalistische soziale Institutionen und Organisationen aus. Familiäre und dörfliche Strukturen lösten sich auf. Die Schwierigkeit, dauerhaft alternative soziale Netzwerke aufzubauen, zeige die Mächtigkeit von Waren- und Staatsform. So seien die alternativen Lebens- und Wohnformen, die die 68er Bewegung propagierte, mittlerweile zum Großteil wieder aufgegeben worden. Zum Modell der bürgerlichen Kleinfamilie sei kein alternatives Gegenmodell in Sicht, genau so wenig wie die Großfamilie ihrer Zersplitterung viel entgegensetzen könne. „Das Lohnverhältnis, Wettbewerb, Geld und Natur gelten als grundlegende strukturelle Formen." http://www.wu-wien.ac.at/inst/sre/fwf/entwicklung/vo-online/IPE_KAT_END-2034.htm
Man spürt geradezu, wie der Marxismus-Sozialismus trotz seines erwiesenen Versagens noch gerettet werden soll, während doch die Aufgabe wäre, eine bessere Staatsform zu finden, (von einer besseren Gesellschaftsform möchte ich hier nicht sprechen, wenn die Gesellschaft — staatsrechtlich "das Volk" — das Primäre und den Staat Tragende bleiben soll, so dürfte sie doch nicht manipuliert werden.) Wenn es eine "soziale Eigenlogik" geben sollte, so ist diese nicht nur für den Kapitalismus bindend. Die "Warenform" ist älter als der moderne Kapitalismus, und der Staat als Rechtsstaat hat gerade die Aufgabe zu verhindern, daß Menschen zur Ware herabgewürdigt werden. (Übrigens gab es ja auch vor-kapitalistischen Menschen- und Sklavenhandel.) Die 68er waren es, nicht nur der Kapitalismus etwa über die Unterstützung der finanzieller Unabhängigkeit der Frau, die auf ihrem "Marsch durch die Institutionen" etwa über die Gesetzgebung die Grundlagen der Familie weiter ausgehöhlt haben. Neben der Basis in der Kleinfamilie ist auch bei uns in Mitteleuropa die Wiederherstallung der Sippengemeinschaft (zumindest bis zur Großelterngeneration) eher wieder wahrscheinlich. Da nicht alle Menschen Genies sind oder durch Erbschaft begütert und die Güterproduktion einen gewissen Anteil von Arbeitern noch benötigt, wird es auch weiterhin Lohnverhältnisse geben müssen; die Notwendigkeit des Wettbewerbs und die Vorzüge des Geldes als Zahlungsmittel wurde nicht einmal im Sozialismus bestritten; unsere Abhängigkeit von der Natur aber in Frage zu stellen, wäre aberwitzig, auch wenn es täglich geschieht.
Es gibt noch eine Denkbarriere durch die marxistischdialektische Indoktrination: nämlich diejenige, daß sich dynamische Stabilität nicht überwiegend durch Koexistenz unter Polarität auszeichne, sondern gemäß dem von den selbsternannten Superweisen erkannten "Geschichtsgesetz" mußten Widersprüche die Entwicklung ja zu höchsten Synthesestufe, zur Auflösung der Klassengesellschaft und des Staates, weitertreiben: Reformen zur Besserung der Zustände der Armen wurden deshalb etwa bereits von Lenin bekämpft und unterbunden, da sie der Stützung des Ancien Régime dienen und die Revolution verzögern würden. Zerschlagung des Herrschenden unter der Annahme das Neue bräche sich selbst Bahn und wirke sich in einer Verbesserung der Zustände aus, ist noch heute linke Doktrin und wird der Jugend tüchtig eingetrichtert.
Akkumulation beschreibe den Prozess der Anhäufung bzw. des Wachstums des Kapitalstocks (d. h. der Kapitalgüter).
Im weiteren Sinn werde mit Akkumulation auch das wirtschaftliches Wachstum — das eng mit dem Wachstum des Kapitalstocks verbunden sei — bezeichnet. http://www.wu-wien.ac.at/inst/sre/fwf/entwicklung/vo-online/IPE_KAT_END-2006.htm
Die Zinsgegner rechnen gelegentlich vor, daß über Zinseszins die Investition eines einzigen Goldstücks heute einen Goldklumpen fast in Größe der Erde ergeben würde. Es ist bekannt, daß in der Wirklichkeit die Bäume nicht in den Himmel wachsen. Ein Rechtsstaat würde nicht daran gehindert, bei der Erdausbeutung der Wirtschaft Fesseln anzulegen, falls es ihm gelänge, die Fesseln der Wirtschaft abzulegen..
Regulation sei die gesellschaftliche Organisierung, die die Stabilität kapitalistischer Marktgesellschaften ermögliche. Stabilität herrsche dann, wenn die Akkumulationsstrategien mit der sozialen, politischen und kulturellen Regulation zusammenpassen und sich dauerhafte Handlungsmuster herausbildeten. http://www.wu-wien.ac.at/inst/sre/fwf/entwicklung/vo-online/IPE_KAT_END-1481.htm
Regulation sei viel mehr als Regulierung , denn sie umfasse den Bereich der staatlichen Sozialtechnik genauso wie zivilgesellschaftliches Handeln, intendiertes genauso wie unintendiertes. Regulation beschreibe den komplexen sozialen Prozess, wie kapitalistische Gesellschaften stabilisiert werden. Dies erfordere, verschiedenste Logiken für eine Zeitlang miteinander vereinbar zu machen: Die Handlungsmuster von HändlerInnen müssen mit denjenigen der ProduzentInnen abgestimmt werden, die Lebensform der Arbeiterschaft müsse mit den Erfordernissen der Betriebsorganisation vereinbar sein. Regulation sei der qualitative Prozess, der den Kreislauf des Kapitals als quantitativen Prozess stabilisiere. http://www.wu-wien.ac.at/inst/sre/fwf/entwicklung/vo-online/IPE_KAT_END-1483.htm
Damit fällt unter den Begriff der Regulation der gesamte Produktions- und Konsumprozeß, der Geldkreislauf sollte lediglich ein hilfsweises und rechnerisches Begleitphänomen sein. Nach allgemeinem Verständnis wird über den Markt das Bedürfnis nach Leistungen und Gütern abgestimmt, Handel und Produktion sind von den Konsumentennachfragen abhängig, die sich allerdings in Grenzen durch Reklame bzw. Verbraucheraufklärung steuern läßt. Automatisierung und Globalisierung machen die Unternehmer weniger von der Arbeiterschaft abhängig, höhere Qualifikationen sind gefragt, ein steigender Teil des Leistungsvolumens, insbesondere Ingenieurs- und Technikerleistungen können auch freiberuflich erbracht werden.
Geld sei
1.) Recheneinheit
2.) Zahlungsmittel
3.) Wertaufbewahrungsmittel
Geld sei die Voraussetzung der Vereinheitlichung sozialer Werte – und daher hoch politisch. Im Reproduktionsschema G – W – G´ werde das Geld in Ware verwandelt, nämlich Produktionsmittel und Arbeitskraft. [Quelle: K. Marx "Das Kapital"] Diese würden im Produktionsprozess eingesetzt, um zu G´, d. h. mehr Geld als ursprünglich eingesetzt, zu werden. Geld gewinnt einen Selbstzweck, weil alle Mitglieder moderner Gesellschaften wissen, dass und wie in arbeitsteilig organisierten Gesellschaften über Geld Bedürfnisse befriedigt werden können.
Für die erste Aussage wünschte ich mich nähere Erläuterung. "Hochpolitisch" wird Geld in erster Linie dadurch, daß Politik von der Geld- und Kapitalverfügung abhängig ist und daß Politiker nach Geld streben und manche von ihnen käuflich sind, so daß politische Entscheidungen eingekauft werden können, und sei es über den Umweg der Medienbeeinflussung.
Karl Marx (1984: 405) bringe die mysteriös wertschaffende Kraft des Geldes auf den Punkt: >Das Geld als solches ist bereits potenziell sich verwertender Wert und wird als solcher verliehen, was die Form des Verkaufens für diese eigentümliche Ware ist. Es wird ganz so Eigenschaft des Geldes, Wert zu schaffen, Zins abzuwerfen, wie die eines Birnbaums, Birnen zu tragen.< Die Entlohnung des Geldes sei demnach der Zins.
Es sollte hier der
Begriff des Eigentums fallen, das letztlich auch an materiellen Gütern erlangt
werden kann und das Leben auch der einzelnen sichert. Die Umtauschbarkeit von
rechtmäßig erworbenen Gütern oder erbrachten Leistungen in Geld erlaubt die Anhäufung desselben zum
rechtmäßigen Kapitaleigentum (oder -Besitz). Solange Menschen, etwa
Unternehmer, auf Kapital angewiesen sind, werden sie auf
dessen Erwerb angewiesen sein und als Entgelt für den Verzicht an
Verfügungsmacht und zum Ausgleich des das Risikos des Entleihenden Zins
entrichten müssen. Wo Zinsnehmen aus religiösen Gründen verboten war oder
ist, haben sich bisher immer Wege der Umgehung dieses Verbotes gefunden. Wer
sich mit fremdem Geld, so quasi auf Vorleistung, eine wirtschaftliche Existenz
oder ein Zuhause aufbauen kann, wird dies zu schätzen wissen.
Anders verhält es sich um den breiten Hof des Betruges und der Machtanmaßung
der sich um den legitimen Geldbesitz gebildet hat und vom Rechtsstaat stärker
abgebaut und verhindert werden muß.
http://www.wu-wien.ac.at/inst/sre/fwf/entwicklung/vo-online/IPE_KAT_END-2154.htm
Die politische Ökonomie analysiere kapitalistische Gesellschaften und versuche, ihre Strukturen offenzulegen. Kapitalistische Gesellschaften bildeten eine Totalität , eine Einheit, die aber nicht einfach auf dem harmonischen Zusammenspiel ihrer Teile basiere. Es gebe nicht nur automatische Selbststeuerung, sondern neben der unsichtbaren Hand gebe es die öffentliche Hand und andere sichtbare Akteure. Es gebe massive Interessengegensätze und Konflikte, die regelmäßig zu gesellschaftlichen Auseinandersetzungen führten. Daher seien kapitalistische Gesellschaften konfliktträchtige Gesellschaften: Verteilungskämpfe zwischen Arbeit und Kapital, zwischen Nord und Süd begleiteten ihre Geschichte.
Auch sozialistische Gesellschaften sind konfliktträchtig und untersuchungsbedürftig; nur werden die Konflikte unter den Teppich gekehrt und durch Befehlsstrukturen nach ideologischem und Funktionärsbelieben unterdrückt, ja zum Zwecke der Unterdrückung angezettelt. Die Einschränkung der AUTONOMIE, der persönlichen Freiheit, ist systembedingt höher als unter der Marktwirtschaft. Nicht daraufeingegangen wird, daß die sozialistische Wirtschaft bisher immer — vermutlich zwangsläufig — zum Staatskapitalismus ausartete.
Der Kapitalismus , der die Gesellschaft in Besitzende und Nicht-Besitzende teile, sei eine ungerechte Ordnung, was ihn aber noch nicht von früheren Gesellschaftsordnungen unterscheide, denn es sei noch in keiner Gesellschaft gelungen, Herrschaft abzuschaffen. Früher sei Herrschaft zumeist politisch oder religiös begründet worden , aber auch durch Tausch und Raub erfolgt. All dies finde sich auch in kapitalistischen Gesellschaften, ohne ihren Kern zu treffen. http://www.wu-wien.ac.at/inst/sre/fwf/entwicklung/vo-online/IPE_KAT_END-1445.htm
Hier wird ganz deutlich von der marxistischen Ideologie ausgegangen, die auf Verteilungsgerechtigkeit setzt und auf die Utopie einer Herrschaftslosigkeit. Auch "Tausch und Raub" finden sich in allen Gesellschaftsformen. Die Unrechtskontrolle war unter sozialistische Leitung bisher immer wirkungsloser als unter kapitalistischer.
Kapitalistische Herrschaft sei um den Produktionsprozess zentriert, in dem ein Teil der Gesellschaft über die Produktionsmittel verfüge, der andere nicht. Rechtlich freie Subjekte zur eigenen Reichtumsanhäufung zu benutzen, darin liege das Wesen von Herrschaft im Kapitalismus. Freie Menschen sehen sich aus materiellen Nöten gezwungen, sich der wirtschaftlichen Macht unterzuordnen. Das Kapital als ein soziales Verhältnis bringe Geldbesitz und Arbeitskräfte im Produktionsprozess, sei es in Fabriken oder auf Plantagen, zusammen.
Eine solche durch die rote Brille des Marxismus vorgegebene Weltsicht vernachlässigt die Möglichkeit, den Einsatz des Kapitalbesitzes in einem Rechtsstaat durch (insbesondere biotele, bisher lediglich durch eine vorgeblich soziale) Gesetzgebung zu beschränken. Dies Beschränkung bezieht sich auf die Art und Weise und den Umfang der Ausbeutung der Natur wie auch auf den der menschlichen Arbeitskraft, die ohnehin immer mehr durch Maschinen ersetzt wird. Nicht die Auslieferung der Menschen an das Kapital, sondern die Auslieferung an die Maschinen und an die durch Geld erleichterte und Kapital begünstigte Kriminalität ist das Bedrohliche.
http://www.wu-wien.ac.at/inst/sre/fwf/entwicklung/vo-online/IPE_KAT_END-1456.htm
Das Kapital sei also eine produktive Kraft, die Berge versetzen könne.. Der Kapitalist als Unternehmer schaffe keinen Reichtum. Das Kapital als Organisationsprinzip, das Arbeitskraft und Produktionsmittel zur Schaffung von Mehrwert verbinde, sei aber sehr wohl produktiv. „Das Kapital ist eine Struktur , auf die Einzelne nicht einfach zugreifen können. Es ist ein Prozess, der durch den strukturellen Zwang zum ständig neuen Streben nach Profit angetrieben wird." Dies beeinflusse die konkreten Machtstrategien der verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen ganz entscheidend. So sei das Kapital für alle sozialen Beziehungen bedeutsam, es habe die Tendenz, in alle Poren der Gesellschaft einzudringen. Kapital ssei handlungsanregend, produktiv und schafft Wirklichkeiten, verändert Dinge, Menschen, Landschaften und Räume.
Eigentlich wird mit diesen Aussagen eingeräumt, daß das Kapital eine wirksame Quelle der AKTIVITÄT ist, was sie bei entsprechender Steuerung auch in lebenstragender, bioteler Richtung sein kann. Über die Vorzüge und Nachteile der Privat- und der Staatswirtschaft und deren Aufteilung untereinander ist damit noch nichts ausgesagt.
Gegen die oben nur gerade anklingende
profitkritische Auffassung mache ich geltend, daß
der Kapitalist mit der richtigen Spekulation auf Gewinn steht und fällt; wo er
diese Kunst und Wissenschaft des Spekulierens nicht selbst ausübt, steht und
fällt sein Geschäftserfolg mit der Auswahl seiner Berater. Der Kapitalist muß
also ein Risiko tragen, indem bei Mißerfolg zumindest sein Vermögen
mitbetroffen wird.
Es wurden spätestens seit der Ära der Frühsozialisten Versuche gemacht, die
Kapitalbeschaffung auf dem Genossenschaftswege zu bewerkstelligen, um die
Arbeiter von der Unternehmerspekulation unabhängig zu machen. Es zeigte sich,
daß die die Einlagen der Arbeiter verwaltenden Funktionäre entweder
hinsichtlich ihrer Qualifikation schlecht ausgewählt waren oder selbst zu wenig
Risiko trugen, so daß im Wettbewerb zwischen Syndikalisten und Kapitalisten
letztere bisher weithin Sieger bleiben. Wer die Zukunft im Syndikalismus sucht,
muß erst in jenem Feld Bedingungen und Voraussetzungen schaffen, welche eine
Überlegenheit für die genossenschaftliche Produktionsweise herbeiführen:
Staatsbetriebe schneiden (zumindest bisher) bekanntlich noch schlechter in der
freien Konkurrenz ab und behaupten sich meist dort, wo die Privatwirtschaft
mangels finanzieller Rentabilität kein
Interesse zeigt. BIOTELIE stellt zunächst einmal das Ziel auf,
wirtschaftliche Machtansammlung von der politischen möglichst weit zu trennen
und über den Ausbau der Rechtsstaatlichkeit, die organisierte und private
Kriminalität, soweit sie sich des Kapitals bedient, einzudämmen. Viele Übel,
die dem Kapitalismus angelastet werden, müssen eigentlich der Kriminalität,
dem kriminellen Gebrauch von Geld- und Kapitalvermögen angelastet
werden.
http://www.wu-wien.ac.at/inst/sre/fwf/entwicklung/vo-online/IPE_KAT_END-2031.htm
Mit dem
Kapitalismus engstens verbunden sei die Marktwirtschaft, in der über den Markt
Tauschbeziehungen organisiert würden. Niemand zweifele heute ernsthaft
daran, dass der Markt eine wichtige Institution
des Wirtschaftslebens sei. Vieles durch den Markt zu regulieren bedeute
aber, dass Dinge, Lebewesen und Menschen Waren werden müssten, um getauscht
werden zu können.
Wiederum ist es eine Frage der Durchsetzung
der Rechtsstaatlichkeit, um zumindest die Sklaverei und den Menschenhandel —
insbesondere erzwungene Prostitution — einschließlich des Drogenhandels
einzudämmen und damit den Menschen weitgehdn Freiheit zu erhalten und sie dazu
zu befähigen, sich nicht als Ware verkaufen zu müssen. Gegen
Anonymisierung zwischenmenschlicher Beziehungen vor allem auch über deren
Globalisierung könnte mit Mitteln vor allem auch der biotelen Gesetzgebung
ausgleichend angegangen werden: das probate Mittel hierzu ist letztlich die
Pflege der engeren Gemeinschaftsbildung und insbesondere der Familie, wie sie
vom Sozialismus systematisch zugunsten von Massenorganisationen bekämpft und
behindert wurden. Der Markt dient zugleich mehreren biotelen Aspekten: dem
des AUSTAUSCHES, des VERGLEICHENS, der GEGENSEITIGKEIT, der AKTIVITÄT (etwa als
Handlungsfähgkeit) und nicht zuletzt der HYPARCHIE, nämlich der Minimierung
von Gewalt, Zwang und Bedrohung, da Markt friedlichen Leistungs- und
Güteraustausch begünstigt und schon in jedem Kaufakt unter Güter- und
Geldtausch Vertrauen zwischen den Vertragspartnern vorausgesetzt und eingeübt
wird (etwa auf die Rückgabe des richtigen Wechselgeldes). Letzterer Faktor
würde unter Chipgeld wegen der sofortigen und nachträglichen
Kontrollmöglichkeit entfallen, und damit ein Faktor von Einübung sozialen
Verhaltens.
http://www.wu-wien.ac.at/inst/sre/fwf/entwicklung/vo-online/IPE_KAT_END-1461.htm
Kommodifizierung und Unternehmisierung seien die Voraussetzung, dass Wettbewerb auch im Feld des sozialen und politischen stattfinden könne. Die Vergleichbarkeit von Gütern und Leistungen werde durch das Geld hergestellt. Unterschiedliche Produkte könnten miteinander verglichen werden, indem sie in Geld bewertet würden. Diese Vereinheitlichung bringe Menschen im Rahmen der Weltwirtschaft zusammen, es schaffe eine Welt, konkret einen Weltmarkt. Mit den Veränderungen der letzten beiden Jahrzehnte seien diese Prozesse nicht erfunden worden, wohl aber hätten sie eine neue Dynami gewonnen..
Diese Universalisierung sei aber nur möglich, indem die Welt in Waren zerstückelt werde. Diese Fragmentierung der Dinge zerreiße den Zusammenhang, löse die Umwelt auf in eine Summe von Ressourcen, reduziere eine Region auf die Summe an Human- und sonstigem Kapital . Diese Vereinheitlichung durch die Warenform erleichtere das Messen, gefährde aber gleichzeitig die Vielfalt. Besser verwertbare Formen drohten sich ohne Rücksicht auf Geschichte, Kultur und Geographie durchzusetzen. Abgelegene Räume verödeten, unqualifizierte Arbeitskräfte würden entlassen, veraltete Transportmittel würden ersetzt, wenig produktive Methoden sicherten nicht länger das Überleben.
Dies sei nicht immer schlecht. Wenn sich aber mit der Durchsetzung des Wettbewerbsdispositivs alle gesellschaftlichen Bewertungen immer weitergehender einzig und allein am Wert von Waren orientierten, bedrohe dies die Fundamente einer Gesellschaft. Zivilisation sei ja gerade diejenige gesellschaftliche Organisationsform, in der auch Raum für nicht Nützliches, wie Kunst und Muße vorhanden sei.
Marxistisches Denken ist bekanntlich viel zu
stark auf die Ökonomie zentriert und hatte schon vor Lenin einen
internationalistischen Zug, wobei Internationalismus durchaus mit Globalisierung
gleichzusetzen ist. Was Sozialisten heute dem Kapitalismus vorwerfen, wurde von
ihnen selbst von Anfang an propagiert, allerdings ohne durchschlagenden Erfolg,
so daß der "real-existierende Sozialismus" eigentlich überall ein
Nationalsozialismus war. Gemäß dem Aspekt der PLURALITÄT strebt BIOTELIE die
Erhaltung der kulturellen und biologischen Vielfalt an und muß sich deshalb
auch für die Beachtung von Grenzen einsetzen, wobei Territorialgrenzen
allerdings in gewissem Umfange ohne Kriege entsprechend der Kontingentierung des
Bodengemeinbesitzes dynamisiert werden müssen.
PLURALITÄT der Kulturen und die Ausbreitung menschlicher Kultur auch in
unwirtliche Gegenden hinein, die Kultivierung des "Unfruchtbaren"
würden im biotelen System unterstützt, letztere Aufgabe über den Aspekt des
AUSGLEICHS.
http://www.wu-wien.ac.at/inst/sre/fwf/entwicklung/vo-online/IPE_KAT_END-1464.htm
Der Kapitalismus sei eine widersprüchliche Gesellschaftsordnung. Die zentralen Widersprüche lägen zwischen der privaten Produktion und der gesellschaftlichen Konsumption des Produzierten einerseits, und dem Widerspruch zwischen Tauschwert und Gebrauchswert andererseits.
Die im Kapitalismus regelmäßig auftretenden Konflikte seien strukturell und deshalb nicht einfach durch guten Willen, durch runde Tische, durch gutes Planen und Managen zu lösen. Ihre dauerhafte Lösung müsse in einer Überwindung dieser Widersprüche bestehen. Im Marxismus werde dies durch eine klassenlose Gesellschaft, den Kommunismus erreicht. http://www.wu-wien.ac.at/inst/sre/fwf/entwicklung/vo-online/IPE_KAT_END-1438.htm
Letzterer Satz hat sich doch als unwahr herausgestellt, es sei denn man bejaht die Widerspruchsauflösung durch dessen Verbot, also durch strikte Zensur und Unterdrückung. Ich verstehe mich in erster Linie als privater Konsument und dann erst als Teilnehmer an einer gesellschaftlichen Konsumption. Der Widerspruch zwischen Tausch- und Gebrauchswert ist mir schwer verständlich; er kann sich allerdings aus der betrügerischen Abwicklung eines Kaufvertrages ergeben,. Das "Surplus" , der Zuschlag zum Kaufpreis aus Steuern ist auch ein Beitrag zur Finanzierung der (häufig notwendigen) gesellschaftlichen Konsumption, der Zuschlag für Unternehmensgewinn und Handel tritt an Höhe gewöhnlich gegenüber einer Preishöhe zurück, die ich etwa bei einer Produktbeschaffung aus nicht kapitalistisch-industriell organisierter Arbeit aufzubringen hätte. Komplexere Organisation von Produktion und Verteilung — letztere als Leistung im Sozialismus überwiegend als angeblich nicht mehrwertsteigernd sträflich vernachlässigt — hat oft ihre Vorteile aber auch ihren Preis.
Arbeit habe zwei Aspekte, von denen der eine dem Gebrauchswert und der andere dem Wert der Ware, die sie produziert, entspreche. Der Ware als einem Gebrauchswert entspreche die Arbeit als nützliche Arbeit. Der Schneider schaffe einen Mantel, das Weben das Tuch und das Schreinern den Tisch. Es sei dies konkret nützliche Arbeit.
Abstrakte Arbeit hingegen sei das, was allen Arbeiten gemeinsam sei, >Arbeit im allgemeinen<. Marx entwickele die Arbeitswertlehre von Smith und Ricardo weiter. Der Wert der Ware sei in der darin verausgabten Arbeitszeit zu finden. Abstrakte Arbeit erlaube eine Arbeitsteilung, wie sie vor-kapitalistische Gesellschaften fremd gewesen sei. Im Kapitalismus werde es möglich, Arbeitskraft und damit Arbeitszeit von der Produktion bestimmter Waren zur Produktion anderer zu verlagern, und damit einen bis dahin ungekannten Reichtum zu produzieren, der als eine >ungeheure Warenansammlung< erscheine.
Die Unterscheidung von abstrakter und konkreter Arbeit darf als weiterführend doch angezweifelt werden. Der Wert der Arbeit steht doch im Abhängigkeitsverhältnis zur Nachfrage nach der Leistung oder Ware, die aus der Arbeit hervorgeht. Dabei kommt es dem Konsumenten doch auf die Menge und Qualität an, und es interessiert in kaum, in welcher Zeit die gewünschte Leistung oder Ware erbracht wurde. Handarbeit erzielt doch nur deshalb und dort einen höheren Preis, wo sie aus irgendwelchen qualitativen Gründen einen Käufer findet. Bei geistiger Arbeit wird dieser Zusammenhang noch deutlicher.
>Diese Verdinglichung gesellschaftlicher Beziehungen sei das Kernstück der Marx'schen Theorie vom Fetischismus ... Das Phänomen der Verdinglichung der sozialen Beziehungen gewinne tatsächlich erst dann entscheidende Bedeutung, wenn die Güterproduktion so hoch entwickelt und weit verbreitet sei, dass sie das Leben der Gesellschaft beherrsche ... Der individuelle Produzent verkehre mit seinen Mitmenschen nur über den 'Markt ', wo Preise und verkaufte Mengen die wesentlichen Realitäten sind und menschliche Wesen lediglich ihre Instrumente.< (Sweezy, 1970: 50f) http://www.wu-wien.ac.at/inst/sre/fwf/entwicklung/vo-online/IPE_KAT_END-1471.htm
Das sprichwörtliche "seine-Haut-zu-Markte-Tragen" und die Prostitution würde diesem Schreckensbild der Verdinglichung des Menschen zur Ware am meisten entsprechen. Die biotele Theorie behauptet, daß die AUTONOMIE der Menschen einzeln und in Gruppen rechtstaatlich über eine Marktaufsicht weitgehend geschützt werden kann. Die rechtsstaatlich nicht absicherbaren Risiken bleibt die Charakterschwäche der Menschen, sich ausnutzen zu lassen und sich eigentlich vermeidbaren Zwängen nicht zu entziehen.
Eine vor allem in der positivistischen Wirtschaftswissenschaft gebräuchliche Methode, um die objektive Welt abzubilden, stellten Modelle dar. Modelle vereinfachen komplexe Zusammenhänge, sie nähmen eine Komplexitätsreduktion vor. Wichtige Aspekte der Wirklichkeit würden herausgegriffen und unwichtige Aspekte blieben unberücksichtigt. Ceteris-paribus-Annahmen (alles andere werde als gleichbleibend vorausgesetzt) seien in den Wirtschaftswissenschaften weit verbreitet. Wiewohl >alles mit allem zusammenhängt< basiere die Modellbildung auf einer Hierarchisierung dieser Zusammenhänge. Das akkumulierte Wissen liefere hierzu die notwendigen Theorien und Hypothesen.
Modelle seien so gut
wie die
Abstraktionen , auf denen sie beruhten. Modelle seien ahistorisch und können Dynamiken und Prozesse nur
schwer erfassen, was die Erklärungskraft deutlich einschränkt.
http://www.wu-wien.ac.at/inst/sre/fwf/entwicklung/vo-online/IPE_KAT_END-1732.htm
Der angestrebte biotele Modellversuch wäre historisch, weil er in wirtschaftlicher Form erst im Zuge der IT-Entwicklung durchführbar ist; in seinen Grundzügen ist er ahistorisch, da er von einem seit Jahrtausenden offenbar weitgehend unverändert gebliebenem logischen Schlußvermögen und sozialen Zielvorstellungen aller beteiligten Gutachter ausgeht, deren zufällige Auswahl allerdings durch einen vergleichbaren und möglichst hohen Ausbildungsstand beschränkt ist. Der Modellbegriff mag hier durch die Wirtschaftswissenschaft und die Gutachteninstanz nicht ganz identisch angewandt sein: übereinstimmend bleibt die virtuelle Vorwegnahme späterer Entwicklung.
Rationalität sei Vernunft, d.h. die Betätigung des Verstandes zur Gestaltung des eigenen Lebens und der Welt.
Der Rationalismus sei die philosophische Strömung, die gesellschaftliche Ordnungen durch die Vernunft legitimiere.
Gemein sei der Wissenschaftsgemeinde, dass einzig die Rationalität als Autorität akzeptiert werde; Tradition, Moral und Vorurteile würden ins Reich des Unwissenschaftlichen verbannt. Eine Aussage sei dann wahr, wenn sie mit den Tatsachen übereinstimme. Damit verquicke sich Wahrheit und Wirklichkeit, was aufs Erste eine Reihe von Vorteilen mit sich bringe: Das gewonnene Wissen werde so nämlich als neutral und unparteilich gedeutet, eigennützige und subjektive Intentionen würden per definitionem aus dem Wissenschaftsbetrieb entfernt. Fragen der Moral und von Werturteilen würden als un- oder vor-wissenschaftlich betrachtet. Die wissenschaftliche Kernfunktion hingegen bestehe in der Prüfung von Aussagen auf ihren Wahrheitsgehalt.
In der Neoklassik
werde Rationalität als Zweckrationalität
verstanden und damit darauf reduziert, vorgegebene Ziele mit möglichst
sparsamen Mitteleinsatz zu erreichen.
http://www.wu-wien.ac.at/inst/sre/fwf/entwicklung/vo-online/IPE_KAT_END-77.htm
Von einseitigem Rationalismus, etwa dem einer Philosophenschule, abgesehen, beruht die angestrebte Autorität der Wissenschaft, wie sie auch von den alten Philosophen aufgefaßt wurde, auf einer Zweckrationalität, die zugleich ethisch bestimmt und gebunden ist. Der Versuch und das Bemühen, "eigennützige und subjektive Intentionen" möglichst auszuschalten, macht allerdings den Kern dieser rationalen Autorität aus. und berührt auch eine ethische Einstellung. Das Vertrauen in letztere — also die Hinansetzung des Egoismus — wird wesentlich dadurch erhöht, daß nur bei unabhängiger Urteilsübereinstimmung Problemlösungen in Vorschlag gebracht und Revisionsverfahren wegen Irrtumsmöglichkeiten vorgesehen werden.
Methoden seien Vorgehensweisen, um rationales Handeln zu ermöglichen.
Methoden zu
beherrschen werde zu einer gesellschaftlichen Schlüsselfähigkeit, die die
Gesellschaft in Kompetente und Inkompetente, Wissende und Unwissende teile. Die Wissenden
seien die Subjekte, die Unwissenden bloße Objekte der Entwicklung. Der
Zugang zur Methode, der durch verschiedene Formen der Qualifizierung möglich
erscheine, eröffne Einzelnen Perspektiven des gesellschaftlichen Aufstiegs.
Indem sie wüssten, erlangten sie Macht
. Deshalb seien Methoden keinesfalls neutrale Techniken, die einfach angewandt
werden, sondern sie produzierten Macht und verhärteten Machtstrukturen.
http://www.wu-wien.ac.at/inst/sre/fwf/entwicklung/vo-online/IPE_KAT_END-1724.htm
Im biotelen Gesetzgebungsverfahren, werden auch Unwissende gleichberechtigt über Gesetzesvorschläge abstimmungsberechtigt , insofern sie mutmaßlich direkt von deren Auswirkungen betroffen werden. Methoden können auch Rechtssicherheit schaffen, wenn die Umstände und Art ihrer Anwendung möglichst frei von Willkürentscheidungen gehalten werden, wie im biotelen Gutachtenverfahren vorgesehen. Nur der Wissende kann allerdings wirksame biotele Gesetzesvorschläge tätigen, die biotelen Gutachter selbst sind aber nur im Maße ihrer Fähigkeit zur Verbesserung der zu Beurteilung stehenden Eingabe "mächtig", nicht aber willkürmächtig.
Die Wirtschaftswissenschaften seien eine Disziplin der Sozialwissenschaften . Sie produzierten für die Wissenschaft Theorien, die wirtschaftliche Zusammenhänge erklären sollen. Die Produktion von ökonomischen Theorien sei daher Theoriearbeit und unterliege in erster Linie den Erfordernissen des Wissenschaftsbetriebs. Die ökonomische Theorie weise daher eine gewisse Autonomie gegenüber der gesellschaftlichen Entwicklung auf.
Die Soziologen haben immer wieder Mühe, die Daseinsberechtigung ihrer Wissenschaft zu begründen. Nach Rudi Dutschke, einem der lautstärksten Wortführer der studentischen 68er Revolte, löste die Soziologie die Philosophie ab. Wird der Bogen so weit gespannt, wie oben vorgeschlagen, dann darf man fragen, welche Wissenschaft ist dann keine Soziologie? Wirtschaft ist durch und für den Menschen da, ist sie deshalb eine Unterdisziplin der Anthropologie?
Die Wirtschaftswissenschaften produzierten aber nicht selbst Reichtümer, sondern ihre DenkerInnen würden durch den Staat und durch private VermögensbesitzerInnen bezahlt. Daher bestehe ein materielles Abhängigkeitsverhältnis der Wissenschaft von den politökonomischen Machthabern. Letztere forderten, von Epoche zu Epoche unterschiedlich, dass die Wirtschaftswissenschaften relevantes Wissen produzierten, d. h. Wissen, das einen Beitrag zur wirtschaftlichen und politischen Entwicklung leisteten.
Solche Abhängigkeit vom politischen Regime betrifft alle Wissenschaften, am stärksten allerdings die Rechtswissenschaft. Es wird höchste Zeit, daß die Wissenschaften sich einen gewissen unabhängigen Spielraum schaffen, der von ihrer Aufgabe zur Erhaltung der Lebensgrundlagen beizutragen wesentlich bestimmt wird. Die feministisch angezettelte Verunstaltung der deutschen Sprache sucht künstliche Wortzwitterbildung (-Innen) dürfte sich kaum allgemein durchsetzen und drückt m. E. eine Tendenz zur Intoleranz und Vergewaltigung aus; über induzierte Mißverständnisse ganz zu schweigen. So wurde ich von einer Dame — darf man sich solche Höflichkeit noch erlauben im Zuge der Gleichberechtigung? — telefonisch angerufen, die sich unter einem ReferenInnenrat der HU Berlin meldete und erfuhr erst später, daß es sich dabei nicht um eine Frauenorganisation handelt. (Bei der Meldung "Referentenrat" hätte ich selbstverständlich Mitglieder beiden Geschlechts vermutet.)
Die Beziehung zwischen Wirtschaftswissenschaften und politökonomischer Entwicklung sei daher dialektisch . Die Theorie beeinflusse das politische Handeln, genauso wie letzteres auf die Theorieproduktion zurückwirke.
Ökonomische Theoriebildung beeinflusse aber auch wirtschaftspolitische Diskurse und greife damit in politische Entwicklungen ein. Theorien könnten jahre-, ja jahrzehntelang in Schubladen schlummern, ohne dass die Öffentlichkeit davon Notiz nehme. „Über die Vordenker der heute weltweit dominanten neoklassischen Theorie herrschte nach der Veröffentlichung ihrer Werke >an almost complete silence for a decade”<" (Screpanti 2001). Erst durch bestimmte politökonomische Entwicklungen und Verschiebungen von Interessenskonstellationen würden spezifische Formen der Theoriebildung möglich.
Sollten der biotelen Theorie später auch die
Attribute einer politökonomischen Theorie zuerkannt werden udn auf Politik
einwirken, so würde festgestellt werden müssen, daß diese weder von
Machthabern finanziert noch von solchen direkt — im Sinne ihrer
Willkürmachtfestigung — beeinflußt wurde.
http://www.wu-wien.ac.at/inst/sre/fwf/entwicklung/vo-online/IPE_KAT_END-27.htm
Ökonomische Theorien würden in der politischen Auseinandersetzung benutzt und von den Feinheiten kritisch-ausgewogenen Argumentierens befreit. So begründetenn heute die BefürworterInnen des freien Handels, wie etwa die WTO (World Trade Organisation) , den eigenen Standpunkt mit den Hinweis auf >die ökonomische Theorie<. Es heisse, Freihandel sei die beste und für alle wünschenswerte Lösung. Ökonomische Standardlehrbücher (auch in neoklassischer Tradition) zeigten jedoch, dass dies eher dogmatisch als wissenschaftlich sei: >We need to realize that economic theory does not provide a dogmatic defense of free trade, something that is often accused of doing< ( Krugman /Obstfeld 1997: 230).
Es erfolge daher in öffentlichen Diskursen eine verkürzte und selektive Aufnahme von Aspekten bzw. Fragmenten ökonomischer Theorien, die aber nicht dem Zufall, sondern gesellschaftlichen Interessen folge. Welche Aspekte der Theoriebildung wann und wie in Diskurse aufgenommen würden und als Basis für gesellschaftliche Praxen dienten hänge also eng mit gesellschaftlichen Entwicklungen zusammen. Gesellschaftliche Entwicklungen und Strukturen hätten ihrerseits eine erhebliche Auswirkung auf den Theoriebildungsprozess. http://www.wu-wien.ac.at/inst/sre/fwf/entwicklung/vo-online/IPE_KAT_END-2378.htm
Auch der Marxismus-Sozialismus verbrämt seine Ideologie mit der Führungsrolle der Wissenschaft. Karl Marx wird von mir als "mittlerer Kopf" eingruppiert, verglichen mit Geistesgrößen wie Platon, Aristoteles, Kant. Unverzeihlich für einen studierten Juristen erscheint mir die Vernachlässigung der Rolle des Rechtes im Staat und die Nichtberücksichtung der Fragen der Machtkontrolle trotz Warnungen etwa von Seiten Proudhons. Es zeugt nicht von Wissenschaftshaltung, auf Einwände und Warnungen anderer nicht einzugehen. Die Aufstellung eines Systems vor allem der Machtkontrolle wurde nicht geleistet. BIOTELIE befaßt sich mit der Elite- und Cliquenbildung; an den Cliquen, dem Klüngel, scheitert bisher weitgehend die von Marx und den Marxisten verkündeteund versprochene "Befreiung des Menschen von der Ausbeutung".
Das Dispositiv benenne die gesellschaftliche Totalität als ein die gesamte Gesellschaft strukturierendes Machtfeld. Ein Dispositiv als ein diskursives Machtfeld sei ein Konzept, das nicht an den Kapitalismus gebunden sei und daher auch in nicht-kapitalistischen Gesellschaften anwendbar wäre.
Der Begriff gehe auf Michel Foucault zurück. >Wissen und Macht< schreibe er: >auch da ist die Logik noch vollkommen klar, können die Absichten entschlüsselt werden — und dennoch kommt es vor, dass niemand sie entworfen hat und kaum jemand sie formuliert: impliziter Charakter der großen anonymen Strategien, die, nahezu stumm, geschwätzige Taktiken koordinieren, deren 'Erfinder' oder Verantwortliche oft ohne Heuchelei auskommen<.
Es soll also bei den Dispositiven sein wie etwa analog bei den Volksliedern; nur scheinen mir die heutigen Dispositive zumindest Heuchler anzuziehen. So wenn im Fernsehen der Vertreter eines Autokonzerns die Unternehmenspolitik einer "nachhaltigen Mobilität" immer wieder herausstreicht und doch auf das "nachhaltige Geschäft" abzielt, über dessen Kurzlebigkeit gemessen an biologischen Entwicklungszeiträumen man sich weniger Gedanken macht. "Dispositiv" scheint doch sich um die Beerbung des Terminus "Paradigma" zu bemühen. Wenn dabei aber noch ein Element des Voluntarismus mitschwingt, so läuft Dispositiv Gefahr, nicht mehr von wissenschaftlicher Rationalität, sondern von Wünschen oder gar unerfüllbaren Wunschträumen bestimmt zu werden.
Foucault benutze den Begriff Dispositiv, um den grundlegenden Wandel des Diskurses des Begehrens und der Lust zu beschreiben. Mit dem Sexualitätsdispositiv lasse sich zeigen, dass es sich bei Dispositiven vor allem um Anordnungen und Strukturierungen, nicht aber um konkrete Inhalte handele. 'Sexualität' sei der Name, den man einem geschichtlichen Dispositiv geben kann. Die Sexualität sei keine zugrundeliegende Realität, die nur schwer zu erfassen sei, >sondern ein großes Oberflächennetz, auf dem sich .... die Anreizung zum Diskurs, die Formierung der Erkenntnisse, Verstärkung der Kontrollen und der Widerstände in einigen großen Wissens- und Machtstrategien miteinander verketten<.
Ob die Bezeichnung "Sexualität"
(in der Wirklichkeit doch bedeutend als Voraussetzung für Fortpflanzung und
Weiterleben) hier ehrlich und sinnvoll gewählt ist, darf doch füglich
bezweifelt werden, wo doch offenbar das Streben nach Lustgewinn immer im
Mittelpunkt steht oder nur zu leicht in den Mittelpunkt gestellt wird, ganz
ohne Rücksicht darauf, daß Leben erste Voraussetzung ist und mehr sein könnte.
Die so "überraschende" Entdeckung, daß ein Volk zu seinem
Fortbestand Kinder nötig hat, wurde erst jüngst medien- und publikumsträchtig, als die Finanzierung der Renten
ins Wackeln kam!
Dispositive dienten innerhalb bestimmter stabiler Strukturen über Jahre hinweg dazu, >Diskurse anzureizen<, Themen, Inhalte und Zugangsweisen zu strukturieren. Aber auch in Phasen fehlender ideologischer Vorherrschaft und hegemonialer Krisen könnten Dispositive als Anordnungen von Diskursen und Praktiken stabil bleiben.
Als diskursives
Machtfeld handele es sich um ein die Gesellschaft in der ganzen Breite
gestaltendes Feld. Regulation
thematisiere Ordnung im Kapitalismus ausgehend von den strukturellen
Formen, die die gesellschaftliche Totalität im Kapitalismus herstellten. Ein
Dispositiv strukturiere demgegenüber nicht nur den Diskurs, sondern auch
Praktiken, ohne die Handlungen kohärent aufeinander abzustimmen und zu
determinieren. Es stellt sicher, dass auch in der Krise kein unstrukturiertes
Chaos herrsche.
Man könnte die biotelen Aspekte natürlich
auch unter dem Gesichtspunkt der "Dispositve" behandeln und würde
feststellen müssen, daß bisher immer von einer Aspektgruppe zur anderen
oszillierend (dialektisch?) hinübergewechselt wurde, wie bereits John Stuart
Mill als für die englisch-parlamentarische Regierungspraxis
charakteristisch beobachtete.
http://www.wu-wien.ac.at/inst/sre/fwf/entwicklung/vo-online/IPE_KAT_END-1439.htm
Planungsdispositiv
Das Planungsdispositiv (Entwicklungsdispositiv in Novy 2002) sei eine Verknüpfung von Entwicklungs- und Planungsdiskurs mit dem Positivismus , der in einer bestimmten Phase der Entwicklung in allen gesellschaftlichen Bereichen bestimmend werde.
Das Planungsdispositiv habe die Phase stabiler Nachkriegsentwicklung (1945 - 1970) organissiert. Über Jahrzehnte hinweg habe die Planung von Wirtschaft und Gesellschaft als unersetzbare Ergänzung kapitalistischer Marktwirtschaften gegolten; „erst in der Kombination von staatlicher Planung und Marktwirtschaft könne der Idealzustand von Entwicklung erreicht werden. Der Sozialismus wiederum habe einen Großteil seiner Attraktivität aus dem Umstand gewonnen, gegen die bestehende Un-Ordnung zu sein. Kolonialismus, Imperialismus und Unterentwicklung seien für die KritikerInnen engstens mit den Herrschenden in Politik und Wirtschaft verbunden gewesen. „Für die Peripherie schien dabei wenig abzufallen. Der Kommunismus als Reich der Freiheit war eine Utopie , der Endzustand einer Welt, die vom Kapitalismus befreit ist".
In der Nachkriegszeit sei es in den meisten Ländern, weitgehend unabhängig von der ideologischen Ausrichtung der Regierungen, zur Schaffung von Planungsbehörden gekommen, die sich vor allem um die nationale industrielle Entwicklung kümmerten. http://www.wu-wien.ac.at/inst/sre/fwf/entwicklung/vo-online/IPE_KAT_END-1441.htm
Das Wettbewerbsdispositiv (in Novy 2002 Globalisierungsdispositiv genannt) biete den Wettbewerb als die diskursive und praktische Anordnung an, die es erlaubt ganz unterschiedliche Probleme auf die gleiche Art und Weise zu lösen. Das Konkurrenzverhältnis stelle in kapitalistischen Marktgesellschaften immer autonome Einheiten — Individuen, Gruppen, Organisationen und Räume — gegeneinander. Individualisierung und Fragmentierung werde gefördert, sozialer Zusammenhalt untergraben. Im Wettbewerbsdispositiv werde die Organisation von Konkurrenz aber verallgemeinert und auf die Spitze getrieben. Es werde eine Grundhaltung gefördert, die Wettbewerb gegenüber Zusammenarbeit bevorzuge, obwohl Kapitalismus auf der Dialektik von Konkurrenz und Kooperation beruhe. Die Arbeitsteilung genauso wie die Arbeitsorganisation in Unternehmen bedürften wesentlich der Zusammenarbeit. Wenn Menschen als echte homines oeconomici agierten, wird das Spannungsverhältnis tendenziell zugunsten der Konkurrenz aufgelöst. Wettbewerb werde zu einem Dispositiv, weil es keineswegs nur auf das Ökonomische beschränkt sei, sondern expansiv sei und auf beliebig viele Bereiche ausgedehnt werde: „Die Ökonomisierung des Sozialen und der Politik schaffen eine Wettbewerbsgesellschaft und einen Wettbewerbsstaat."
Alle bedeutenderen Betriebe pflegen den
Gemeinschaftsgeist, was bereits bei Aufnahme der Lehrlinge beginnt, etwea mit
gemeinsamen Fahrten zum gegenseitigen Kennenlernen. Viele Betriebe, die es sich
finanziell leisten können, unterstützen finanziell die verschiedensten
Sportgruppen und Freizeitvereine. Am Betriebsklima ist allen gelegen, da es ein
wesentlicher Produktionsfaktor ist. Zwar wird in Deutschland die
Betriebsverbundenheit der Japaner nicht erreicht, aber auch die japanische
Industrie ist eine kapitalistische. Es gab offiziell auch einen
"Sozialistischen Wettbewerb" unter Hochschraubung der Arbeitsnormen,
in Deutschland war der Bergmann Adolf Hennecke berüchtigter "Held der
Arbeit", der das Tagessoll bei der Kohleförderung einmal mit 387 %
erfüllte. http://de.wikipedia.org/wiki/Adolf_Hennecke
Soweit Macht an Kapital bebunden ist, bedeutet die Atomisierung der
Wirtschaftsbetriebe auch immer eine solche der Macht, weshalb Kapitalfusionen ja
wettbewerbsrechtlich beobachtet und eingeschränkt werden müssen. "Teile
und herrshe", ist hier so ziemlich das einzige dem Rechtsstaat heute noch
verbliebene Machtinstrument. Man hat oft gesagt, daß der Sozialismus eine
Regierungsform sei, die höchstens in einer allgemeinen Notlage funktionieren
könne und deshalb die Notlage, wenn sie nicht natürliche Folge dirigistischer
Planwirtschaft gewesen wäre, künstlich hätte herbeiführen müsse: Nur
in der Not halten Menschen zusammen. Ähnliches gilt auch für den Kapitalismus.
So helfen sich Arzneihersteller gegenseitig durch die "Verleihung", d.
h.den Einsatz ihrer Abfüllmaschinen für Konkurrenzfirmen, pflegen also
unter dem Druck etwa staatlicher Preisbindungen die Kooperation.
Dieses neue Akkumulationsregime erfordere grundlegende Veränderungen in der Regulation. Die Privatisierung von öffentlichen Dienstleistungen und die Einführung von Regulierungsbehörden , die Zusammenarbeit mit Privatunternehmen im Rahmen von Public-Private-Partnerships und die Veränderung der Staatsstruktur durch supranationale Organisationen seien weitere Beispiele für die konkrete Ausgestaltungen der Staatsform und damit des Staates als Beziehungsfeld. Sie alle strukturierten, wie Macht in einem räumlichen Kontext konkret wirke.
Das Wettbewerbsdispositiv weise ein Näheverhältnis zum extensiven Akkumulationsregime und zur liberalen Regulation auf. Die Kritik am Wettbewerbsdispositiv ziele auf die Durchsetzung eines Dispositivs der Demokratie. http://www.wu-wien.ac.at/inst/sre/fwf/entwicklung/vo-online/IPE_KAT_END-1504.htm
Der letzte Satz ruft, ja schreit geradezu nach Widerspruch. (Aber der Zusammenhang ist einem Nichtanhänger des sozialistisch-marxistischen Glaubens ja nicht einmal verständlich, so naturwidrig und wirklichkeitsfremd ist die Leugnung und Ablehnung des Aspektes der AUSLESE, eine Doktrin die eine virtuelle Märchenwelt schafft, in der für alle Platz ist und diese mit der Realität verwechselt.
Auch hier lassen sich also wiederum deutliche
sozialistische Tendenzen vermuten. Vom "sozialistischen Wettbewerb"
Marke Hennecke, der jegliche Arbeitsnorm überbot, und der darin gar nicht mehr
zu versteckenden Ausbeutung im sozialistischen Arbeiter- und Bauernstaat DDR
wird da lieber geschwiegen. Der Gegensatz Wettbewerb — Demokratie ist noch
schwerer verständlich, es sei denn man verstehe unter Demokratie eine solche
in der jetzigen Form der Parlamentarischen Demokratie ähnliche
Staats- oder doch eher Gesellschaftsform, die sich selbst aufgegeben hat und
anderen Platz macht. Und dabei macht man dieser Demokratie anscheinend immer
noch den Vorwurf einer Wettbewerbsgesellschaft?
Von solchem Ausschließlichkeitsdenken gilt es Abstand zu nehmen. Eine
Demokratie braucht ihre Eliten, hat dafür Sorge zu tragen, daß der Zugang zu
ihnen sachgerecht allen Fähigen offen steht, und daß diese ihre
Leistungsvermögen zur Geltung bringen können; daneben bleibt die
Rücksichtsnahme auf die Schwächeren, aber auch die Bemühung, die Zahl der
Hilflosen und Hilfebedürftigen nicht überborden zu lassen, sondern für
möglichst viele AUTARKIE (auch als Selbständigkeit auf dem Markt ) anzustreben.
Rückmeldungen zu diesem virtuellen Skript bitte an johannes.jaeger@wu-wien.ac.at
johannes.jaeger@wu-wien.ac.at Urheberrechte bei www.lateinamerika-studien.at
Berlin, den 5. November 2003
Sehr geehrter Herr Doktor Jäger,
entschuldigen Sie, daß ich nochmals nachfragte, aber das Institut für Lateinamerika-Studien wird mir doch kaum die Einwilligung zur Übernahme Ihrer Texte erteilen, wenn Sie doch mir offen erklären, daß eine solche "nicht möglich" sei. (Zumal die Durchsicht anderer Veröffentlichungen dort mir den Eindruck einer Marxismus-Dominanz auch dort erwecken.) Ich lese trotzdem aus Ihrer Antwort ein Ihrer Lage entsprechend wohlwollendes Interesse heraus und danke für dieses und Ihre guten Wünsche für meine weitere Arbeit.
Nur werden Sie so meine kritischen Kommentare nicht los (falls sie je ins Web gestellt werden dürfen; denn ja auch ich stehe unter Abhängigkeiten, da ich das System, das anonyme Auseinandersetzung und damit freie Meinungsäußerung im Rahmen noch zu erwartender Fruchtbarkeit ja erst durchsetzen müßte — und ich will es doch wenigstens anregen.) Wer an einer Universität lehrt oder im Web veröffentlicht der muß sich auch kritische Ansichten dazu gefallen lassen und sollte sich eigentlich damit auseinandersetzen. Das Urheberrecht bietet da keinen Schutz, wie ich es bereits durchgefochten habe, sogar gegenüber solchen Buchverlagen, welche der Internetveröffentlichung prinzipiell feindselig gegenüber stehen.
Nach Marx und Engels ist Rücksicht auf andere Meinungen nicht notwendig: diese "Vorbilder" haben ja vorgelebt, Kritik an ihren Lehren nur oberflächlich zu polemisieren oder einfach totzuschweigen, insbesondere wo sie stark berechtigt war oder von überlegenen Geistern herrührte, wie etwa von Proudhon.
Ich würde es für richtig halten, die Lehren und Lehrgemeinschaften des Marxismus-Kommunismus-Sozialismus wie auch die Christian Science den Weltanschauungs- und Glaubensgemeinschaften zuzurechnen. Die Gesetzgebung hätte dann trotz erheblicher Schwierigkeiten, möglichst eindeutig festzulegen, wann und in welchem Umfang derartige Gemeinschaften mit dem Ziel bürgerlicher Freiheit (AUTONOMIE) nicht mehr vereinbar sind und unterdrückt werden müssen.
Unsere kurze Korrespondenz ist — ganz ohne Bezug auf Sie persönlich — nur
der Anlaß, mich hier für diese meine Auseinandersetzung mit KYBERNETIK (oder
Steuermannskunst) so zu erklären. Die Grenze zwischen Möglichkeit und
Unmöglichkeit definiere ich anders, wie Sie mir bitte verzeihen mögen. Ich
erlaube mir im Postskriptum meinen sicherheitshalber (und ungern: da der
Konjunktiv den Eindruck erwecken kann, ich zöge in Zweifel, wo ich es doch gar
nicht tue) geänderten Text nochmals beizufügen und auch Ihnen viel Erfolg und
Fortschritt zu wünschen.
Mit freundlichen Grüßen W. W.
copy einer e-mail:
Lieber Andreas,
was tun wir den mit dem? vielleicht ans LAI weiterleiten? So einfach
abschreiben, wo ich ihm doch schon gesagt habe, das geht nicht.
lg
j
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: biotelie [mailto:info@biotelie.de]
Gesendet: Donnerstag, 6. November 2003 12:53
An: Johannes Jäger
Betreff: Re: Bitte um Nutzungserlaubnis und Unterstützung
LAI heißt, wie
ich feststelle: Latein-Amerika-Institut; im ersten Moment durchfuhr es mich wie
MfS (Ministerium für Sicherheit); spontane und unwillkürliche Erinnerungen aus
meinem Jenaaufenthalt 1954 stiegen in mir auf, als ich mich plötzlich einem
neurotischen SED-Funktionär mit Pendelnystagmus gegenübersah, dem ich
pflichtschuldig unterwürfig in weinerlichem Ton erklärte, man möge mir, dem
von der Adenauergesellschaft und Springerpresse Verführten doch verzeihen, wenn
er nur schwer die richtige Lehre erfasse.
[Erschienen in: Rationalität, Realismus, Revision.Vorträge des 3. Internationalen Kongresses der Gesellschaft für Analytische Philosophie, hg. v. Julian Nida-Rümelin, Walter de Gruyter: Berlin/New York 1999 (= Perspektiven der Analytischen Philosophie; 23), 833–841. ]
1. Einleitung
„Heuristik" ist definiert worden als die „Lehre von den Verfahren, Probleme zu lösen, also für Sachverhalte empirischer und nicht-empirischer Wissenschaften Beweise oder Widerlegungen zu finden", so von Kuno Lorenz in der Enzyklopädie Philosophie und Wissenschaftstheorie (Lorenz 1984, 99f.); „heuristisch", so meint Heinrich Schepers, seien solche Verfahren, Grundsätze oder Methoden, die „[...] etwas zur Erkenntniserweiterung beitragen, ohne selbst die Sicherheit der gewonnenen Erkenntnisse begründen zu können" (Schepers 1974, Sp. 1120).
http://www.phil.uni-erlangen.de/~p1phil/personen/peckhaus/texte/abduktion.html
Vol. 1 no. 1 1992
Heinz von Foerster
Ethik und Kybernetik zweiter Ordnung
Vortrag,
gehalten auf dem Internationalen Kongreß Systeme et
therapie familiale in Paris am 4. Oktober 1990
aus dem amerikanischen übersetzt von Birger Olrogge
Ein glänzender Rhetoriker, der als Schöpfer der
KYBERNETIK ZWEITER ORDNUNG gilt, nämlich der Einsicht, daß wir selbst doch als
Kreisläufe in Kreisläufe eingebettet sind. Aber schon, daß sich Kybernetik
erfolgreich der Rechner, der Computer bedient, die auf binärer und damit dualer
Logik aufbaut, verweist auf die überlebenswichtige Ebene einer linear-duale
Logik, der Ja-Nein-Entscheidung und damit auch der der Ethik.
Ich würde sagen: eine virtuose Glatteispartie! (Die Gedanken und das Urteil
über die Rolle der Substanz und deren Verhältnis zur Struktur überlasse ich anderen.)
Meine Damen und Herren,
die Großzügigkeit der Organisatoren dieser Konferenz
hat mich zutiefst bewegt, zumal sie mich nicht nur
eingeladen haben, ihre herrliche Stadt Paris zu besuchen,
sondern mir auch die Ehre erwiesen, die Plenumsitzung
mit meinem Beitrag zu eröffnen.
Darüber hinaus hat mich die Genialität unserer
Organisatoren mit dem Themenvorschlag für meinen Beitrag
beeindruckt. Sie baten mich, einen Vortrag über "Ethik
und Kybernetik zweiter Ordnung" zu halten.
Um ehrlich zu sein, hätte ich nie gewagt, ein derartig
problematisches Thema vorzuschlagen, aber dennoch muß
ich gestehen, daß es mich erfreut, daß sie gerade mich
für dieses Thema ausgewählt haben.
Vor meiner Abreise von Kaldonien nach Paris fragte man
mich mit neidischem Unterton: "Was wirst Du in Paris
machen? Worüber wirst Du reden?"
Als ich antwortete, "Ich werde über Ethik und
Kybernetik zweiter Ordnung sprechen", schauten mich
fast alte völlig verwirrt an und fragten: "Was ist
Kybernetik zweiter Ordnung?". Als ob es keine Fragen
über Ethik gäbe.
Ich fühle mich erleichtert, wenn man mich über die
Kybernetik zweiter Ordnung und nicht über Ethik befragt,
zumal es weitaus leichter ist, über Kybernetik zweiter
Ordnung als über Ethik zu sprechen. Es ist in der Tat
unmöglich, über Ethik zu sprechen. Darauf möchte ich
jedoch nachher etwas detaillierter eingehen. vorerst möchte
ich ein oder zwei Dinge über Kybernetik sagen, und zwar
über die Kybernetik der Kybernetik oder die Kybernetik
zweiter Ordnung.
Wie allgemeinen bekannt ist, spricht man von Kybernetik,
wenn Effektoren. wie z.B. ein Motor. eine Maschine,
unsere Muskeln usw. mit einem sensorischen Organ
verbunden sind, das mit seinen Signalen auf die
Effektoren zurückwirkt.
Es ist diese zirkuläre Organisation, die die
kybernetischen Systeme von anders organisierten Systemen
unterscheidet. Erst Norbert Wiener hat den Begriff >Kybernetik<
in den wissenschaftlichen Diskurs wieder eingeführt. Er
stellte fest: >Das Verhalten derartiger Systeme könnte
als eine Anweisung zur Erreichung eines Ziels
interpretiert werden.
Man könnte annehmen, diese Systeme verfolgen einen Zweck.
Das hört sich in der Tat recht bizarr an.
Lassen Sie mich Ihnen aber noch andere Paraphrasen zum
Begriff der Kybernetik geben, indem ich das Gedankengut
der Frauen und Männer zitiere, die man rechtmäßig als
die Mütter und Väter kybernetischen Denkens und Handelns bezeichnet
Zuerst möchte ich mich auf Margaret Mead, deren Name
Ihnen gewiß geläufig ist, berufen, In einem ihrer Vorträge
für die American Society of Cybernetics sagte sie:
>Als Anthropologin haben mich die Auswirkungen der
Theorien der Kybernetik auf unsere Gesellschaft
interessiert. Ich beziehe mich dabei nicht auf Computer
oder die elektronische Revolution als solche oder das
Ende der Abhängigkeit des Wissens von der Schrift oder
darauf, wie unter den rebellierenden Jugendlichen
Kleidung an die Stelle der mimeographischen Maschine als
eine Form der Kommunikation getreten ist.< Lassen
Sie mich das wiederholen. >Ich beziehe mich nicht
darauf, wie unter den rebellierenden Jugendlichen
Kleidung an die Stelle der mimeographischen Maschine als
eine Form der Kommunikation getreten ist.< Und sie fährt
fort: >Insbesondere möchte ich auf die Bedeutung
der interdisziplinären Begriffe hinweisen, die wir
anfangs als 'feed-back', dann als 'teleologische
Mechanismen' und dann als 'Kybernetik' bezeichnet haben -
eine Form interdisziplinären Denkens, die es den
Mitgliedern vieler Disziplinen ermöglicht hat,
miteinander in einer Sprache zu kommunizieren, die alle
verstehen konnten.<
Und nun möchte ich ihren dritten Ehemann, den
Epistemologen, Anthropologen, Kybernetiker und, wie
manche sagen, den Vater der Familientherapie, Gregory Bateson, zu Wort kommen lassen:
>Kybernetik ist ein Zweig der Mathematik, der sich
mit den Problemen der Kontrolle, der Rekursivität und
der Information beschäftigt.<
Und nun den Philosophen des Organisatorischen und
Hexenmeister des Managements Stafford Beer:
>Kybernetik ist die Wissenschaft von der effektiven
Organisation!<
Und schließlich die poetische Reflexion des >Mister
Kybernetik<, wie wir ihn liebevoll nennen, den
Kybernetiker der Kybernetiker, Gordon Pask:
>Kybernetik ist die Wissenschaft von vertretbaren
Metaphern.<
Es scheint, daß Kybernetik für die unterschiedlichsten
Leute etwas ganz verschiedenes bedeutet, was jedoch durch
den Reichtum ihrer begrifflichen Grundlagen bedingt ist.
Und das ist gut so, da die Kybernetik ansonsten zu einem
stumpfsinnigen Exerzitium würde. Dennoch ergeben sich
all diese Perspektiven aus einem zentralen Thema, und
zwar dem der Zirkularität.
Historisch gesehen war das Denken, die Welt der
Alten, insbesondere aber auch der Primitiven, doch noch stärker in die
Zirkularität eingeschlossen: sie erlebten den zyklischen Ablauf der Natur ohne
in die weiten Zeiträume hinausblicken zu können, die sich uns heute
über die Erkenntnisse der Wissenschaft erschließt und uns noch deutlicher vor
die Grenze der Geschichtlichkeit stellt, als dies die Buchreligionen, Juden-,
Christentum und Islam, getan haben. Wir werden weiter unten sehen, daß auch der
Sozialismus mit seiner Doktrin des dialektischen Materialismus sich
ideologisch vom Wiedereinbuch des Kreisdenkens mit der Kybernetik bedroht
sah.
Als man vor ungefähr einem halben Jahrhundert die
Produktivität dieses Konzepts erkannte, brach eine
Euphorie des Philosophierens, Epistemologisierens und
Theoretisierens aus über die Konsequenzen dieses
Konzepts, ihre Verästelung in den unterschiedlichsten
Gebieten und ihre vereinheitlichende Macht.
Währenddessen entwickelte sich bei den Philosophen, den
Epistemologen und den Theoretikern etwas Merkwürdiges:
immer stärker sahen sie sich in eine größer werdende
Zirkularität eingeschlossen, ob in der Zirkularität
ihrer Familie, der ihrer Gesellschaft und Kultur oder
sogar in eine Zirkularität kosmischen Ausmaßes.
Eine Betrachtungsweise und ein Denken, das für uns
heutzutage völlig natürlich ist, war seinerzeit nicht
nur schwer zu vermitteln. Es verstieß auch gegen die
Grenzen des Erlaubten.
Warum?
Weil es gegen die grundsätzlichen Prinzipien des wissenschaftlichen Diskurses verstieß, der die Trennung
von Beobachter und Beobachtetem gebietet. Das ist das
Prinzip der Objektivität: Die Eigenschaften des
Beobachters dürfen nicht in die Beschreibung des
Beobachteten eingehen.
Ich habe dieses Prinzip hier in seiner brutalsten Form
wiedergegeben, um seine Unsinnigkeit zu demonstrieren:
wenn die Eigenschaften des Beobachters, nämlich die
Eigenschaften des Beobachtens und Beschreibens,
ausgeschlossen werden, bleibt nichts mehr übrig, weder
die Beobachtung noch die Beschreibung.
Dennoch gab es eine Berechtigung, an diesem Prinzip
festzuhalten, und zwar aus Angst, aus Angst vor dem
Entstehen von Paradoxen, wenn es den Beobachtern
gestattet wäre, in das Universum ihrer Beobachtungen
einzutreten. Und die Gefahren der Paradoxe sind Ihnen
bekannt: wenn sie sich in eine Theorie einschleichen ist
es so, als ob der Teufel seinen Spaltfuß in den Türspalt
zur Orthodoxie steckt.
Sicherlich, als die Kybernetiker daran dachten, in die
Zirkularität von Beobachten und Konversieren
einzusteigen, begaben sie sich auf verbotenes Terrain.
Im allgemeinen Fall des zirkulären Schlusses bedeutet A
impliziert B; B impliziert C; und - zum allgemeinen
Entsetzen - C impliziert A!
Oder, im reflexiven Fall: A impliziert B; und - Oh,
Grauen! - B impliziert A!
Und nun des Teufels Spaltfuß in seiner reinsten Form, in
der Form der Selbst-Referenz: A impliziert A! - ein Greuel!
Ich möchte Sie nun bitten, mir in ein Land zu folgen, in
dem es nicht verboten ist, sondern in dem man ermutigt
wird, über sich selbst zu sprechen (was könnte man auch
sonst tun?).
Dieser Wechsel von der Beobachtung dessen, was außerhalb
liegt, zur Beobachtung des Beobachtens vollzog sich,
soweit ich weiß, im Zuge bedeutender Fortschritte auf
dem Gebiet der Neurophysiologie und Neuropsychiatrie.
Es war einem nun möglich, die Frage nach dem Funktionieren des Gehirns zu wagen; man konnte das Wagnis
eingehen, eine Theorie des Gehirns zu erarbeiten.
Man könnte einwenden, daß die Physiker und Philosophen
seit Aristoteles nun schon jahrhundertelang an Theorien
über das Gehirn herumlaborieren. Was sollte also an den
Bemühungen heutiger Kybernetiker neu sein?
Neu an all dem ist die tiefgründige Einsicht, daß es
eines Gehirns bedarf, um eine Theorie über das Gehirn zu
schreiben. Daraus folgt, daß eine Theorie über das
Gehirn, die Anspruch auf Vollständigkeit erhebt, dem
Schreiben dieser Theorie gerecht werden muß. Und, was
noch faszinierender ist, der Schreiber dieser
Theorie muß über sich selbst Rechenschaft ablegen. Auf
das Gebiet der Kybernetik übertragen, heißt das: indem
der Kybernetiker sein eigenes Terrain betritt, muß er
seinen eigenen Aktivitäten gerecht werden: die
Kybernetik wird zur Kybernetik der Kybernetik, oder zur
Kybernetik zweiter Ordnung.
Selbstverständlich bemühten sich bereits die alten
Philosophen um eine Einsicht über ihre eigene Rolle bei der Entwicklung einer
Weltsicht; sie wußten jedoch weniger über die Organstrukturen und -funktionen,
die dem Denken zugrundeliegen. Ehrlicherweise aber müssen wir eingestehen, daß
auch wir über das Zentrum unseres Ich-Bewußtseins keine auch nur annährende
Auskunft geben können. Da wir ein solches Zentrum noch nicht gefunden haben, so
nehmen wir an daß hier ein funktionelles Zusammenspiel vorliegt, das
substantiell mehrfach strukturell verankert ist. Ein grundsätzlich qualitativer
Sprung ist jedoch offenbar (noch) nicht gelungen.
Meine Damen und Herren,
diese Erkenntnis beinhaltet nicht nur eine grundlegende
Änderung auf dem Gebiet wissenschaftlichen Arbeitens,
sondern auch, wie wir das Lehren, das Lernen, den
therapeutischen Prozeß, das organisatorische Management
usw. wahrnehmen; und - wie ich meine - wie wir
Beziehungen in unserem täglichen Leben wahrnehmen.
Diese grundlegende epistemologische Wendung läßt sich
dadurch verdeutlichen, daß man sich einerseits als unabhängigen
Beobachter sieht, der die an ihm vorüberziehende Welt
betrachtet; oder daß man sich andrerseits als einen
beteiligten Akteur betrachtet, der selber eine Rolle in
dem Drama zwischenmenschlicher Beziehungen, dem Drama des
Gebens und Nehmens, in der Zirkularität menschlicher
Beziehungen spielt.
Im ersten Fall kann ich, aufgrund meiner Unabhängigkeit,
den anderen sagen, wie sie zu denken und handeln hätten:
"Du sollst ... ", "Du sollst nicht ...
" Dies ist der Ursprung moralischer Prinzipien.
Im zweiten Fall kann ich, aufgrund gegenseitiger Abhängigkeit,
nur für mich allein bestimmen, wie ich zu denken und
handeln habe: "Ich soll ... ", "Ich soll
nicht ... " Dies ist der Ursprung der Ethik.
Bisher war das der leichte Teil meines Vortrags, nun
komme ich zum schwierigen Teil: ich sollte über Ethik
reflektieren.
Wie wäre das zu machen?
Wo sollte man beginnen?
Auf meiner Suche nach einem Anfang stieß ich auf ein hübsches
Gedicht von Yveline Rey und Bernard Prieur, das die erste
Seite unseres Programms schmückt. Ich möchte Ihnen die
ersten Zeilen dieses Gedichts vorlesen:
>- Vous avez dit Ethique? -
Deja le murmur s'amplifie en rumeur.
Soudain les roses ne montrent plus des epines.
Sans doute le sujet est-il brulant.
Il est aussi d'actualité.<
Lassen Sie mich mit dem Wort >épines<, mit
den >Dornen< beginnen, in der Hoffnung, daß
daraus eine Rose erblüht.
Die Dornen, mit denen ich beginnen werde, sind Ludwig
Wittgensteins Reflexionen über Ethik in seinem Tractatus
logico-philosophicus.
Wenn ich für diesen Tractatus einen Titel erfinden
sollte, würde ich ihn Tractatus ethico-philosophicus
nennen. Ich möchte jedoch nicht darauf eingehen, warum
ich diesen Titel bevorzuge. Vielmehr möchte ich darüber
sprechen, was mich dazu veranlaßt, mich auf
Wittgensteins Reflexionen zu beziehen, um meine eigenen
Gedanken vorzutragen.
Ich beziehe mich auf den Satz Nr. 6 seines Tractatus, in
dem er auf die allgemeine Form von Sätzen eingeht.
Beinahe am Ende dieser Auseinandersetzung geht er auf das
Problem von Werten in dieser Welt und ihren Ausdruck in
Form von Sätzen ein. In seinem berühmten Satz 21 kommt
er zu der Schlußfolgerung, die ich Ihnen nun im Original
vorlesen möchte:
>Es ist klar, daß sich Ethik nicht aussprechen läßt.<
Für Immanuel Kant war Ethik "Praktische
Vernunft"!
Nun werden Sie verstehen, warum ich eingangs sagte: >Mein Anfang besteht aus
Dogmen.< Wir befinden
uns auf einem Internationalen Kongreß über Ethik, und
der erste Vortragende behauptet, daß es unmöglich sei,
über Ethik zu sprechen. Haben Sie aber bitte einen
Augenblick Geduld. Ich habe Wittgensteins Proposition außerhalb
des Kontextes zitiert, also weiß man nicht, was er
eigentlich sagen wollte. Glücklicherweise liefert der
folgende Satz 6.422, den ich gleich zitieren möchte, den
allgemeineren Kontext für den Satz 6.421. Um Sie auf die
anschließende Proposition vorzubereiten, sollten Sie
sich daran erinnern, daß Wittgenstein Wiener war. Ebenso
wie ich. Und ich glaube, daß Sie als Pariser uns Wienern
eine Art unterschwelliges Verständnis entgegenbringen.
Lassen Sie es mich versuchen:
>Der erste Gedanke bei der Aufstellung eines
ethischen Gesetzes von der Form 'Du sollst...' ist: Und
was dann, wenn ich es nicht tue?<
Als ich dies las, war mein erster Gedanke, daß nicht
jeder mit diesem "ersten Gedanken" von
Wittgenstein einverstanden sein wird. Ich glaube, daß
hier sein kultureller Hintergrund zu Wort kommt.
Ich möchte jedoch mit Wittgenstein fortfahren:
>Es ist aber klar, daß die Ethik nichts mit Strafe
und Lohn im gewöhnlichen Sinne zu tun hat... Es muß
zwar eine Art von ethischem Lohn und ethischer Strafe
geben, aber diese müssen in der Handlung selbst liegen.<
>... aber diese müssen in der Handlung selbst
liegen<!
Vielleicht erinnern Sie sich an unseren eingangs erwähnten
selbstreferentiellen Ausdruck wie z.B. "A impliziert
K und dessen rekursive Beziehung zur Kybernetik zweiter
Ordnung.
Enthalten diese Bemerkungen einen Hinweis darauf, wie über
Ethik zu reflektieren und gleichzeitig an den
Wittgensteinschen Kriterien festzuhalten sei? Ich glaube
schon. Ich versuche z.B. stets folgende Regel einzuhalten:
>In jedem meiner Gespräche über, sagen wir, die
Wissenschaft, Philosophie, Epistemologie, Therapie usw.,
bin ich bemüht, meinen Sprachgebrauch so im Griff zu
haben, daß Ethik impliziert ist.<
Was will ich damit sagen? Ich möchte Sprache und Handeln
auf einem unterirdischen Fluß der Ethik schwimmen lassen
und darauf achten, daß keines der beiden untergeht, so
daß Ethik nicht explizit zu Wort kommt und Sprache nicht
zur Moralpredigt degeneriert.
Wortgewaltig sein, muß man; nur, bringt man so denn
auch wirklich eine auf Ethik gegründete Gesellschaft hervor, stellt man den
Einzelnen und die Gesellschaft so auf einen Fels oder überläßt sie ihn
weiterhin haltlos dem reißenden Strom?
Wenn diese Leute mir den einzigen Standpunkt nehmen, das Ich auch noch in einen
Kreisprozeß auflösen, was bleibt mir denn dann noch an Orientierung? Nein,
man beachte am Vortragsanfang der Rede das complement fishing und dann das
dialektische Kunststück, das Reden über Ethik zugunsten der guten Tat
(der AKTIVITÄT) zu verwerfen und es dabei doch mit dem Reden
bewenden zu lassen! Man erklärt das Reden zur Tat, auch wenn diese gar nicht
von ihr beinhaltet, ja eher von ihr gelähmt wird!
Mein Bedenken richtet sich nicht speziell auf diesen Autor, sondern gegen fast
die gesamte akademische Festvortragsgattung.
Wie wäre das zu bewerkstelligen? Wie könnte man Ethik
vor aller Augen verbergen, aber dennoch darauf achten, daß
Sprache und Handeln durch sie bestimmt sind?
Glücklicherweise hat die Ethik zwei Schwestern, die ihr
gestatten, unsichtbar zu bleiben, da sie für uns einen
sichtbaren Rahmen, ein greifbares Gewebe liefern, auf
denen wir die Gobelins unseres Lebens weben können.
Und wer sind diese beiden Schwestern?
Die eine ist Metaphysik, die andere Dialogik.
Ich möchte nun über diese beiden Damen sprechen und wie
sie dazu beitragen, daß sich Ethik manifestiert, ohne
explizit zu werden.
Metaphysik
Lassen Sie mich zuerst über Metaphysik sprechen. Lassen
Sie mich aus einem ausgezeichneten Artikel über >Das
Wesen der Metaphysik< des britischen Gelehrten W. H.
Walsh zitieren, um Ihnen zugleich die köstliche Ambiguität
vorzuführen, von der sie umgeben ist. Er beginnt seinen
Artikel mit dem folgenden Satz:
>Fast alles in der Metaphysik ist kontrovers, und deshalb
nimmt es nicht Wunder, daß es unter denen, die sich
Metaphysiker nennen, nur wenig Übereinstimmung darüber
gibt, was sie eigentlich genau erreichen wollen.<
Wenn ich mich heute an Metaphysik wende, suche ich bezüglich
ihrer Natur keine Übereinstimmung mit irgendwelchen
andern, denn ich werde genau sagen, was es ist, wenn wir
zu Metaphysikern werden. Ich sage, wir werden zu
Metaphysikern, ob wir uns so nennen oder nicht, wenn wir
Fragen entscheiden, die prinzipiell unentscheidbar sind.
In der Tat gibt es unter Propositionen, Problemen,
Vorschlägen, Fragen, solche die entscheidbar, und solche
die prinzipiell unentscheidbar sind.
Hier ein Beispiel für eine entscheidbare Frage: >Ist
die Zahl 3.396.714 durch zwei teilbar?< Man wird
weniger als zwei Sekunden benötigen, um zu entscheiden,
daß sich diese Zahl tatsächlich durch zwei teilen läßt.
Interessant ist in diesem Fall, daß man ebenso wenig
Zeit benötigt, um diese Frage zu entscheiden, wenn die
Zahl nicht 7 sondern 7000 oder 7 Millionen Stellen hat.
Natürlich könnte ich Fragen stellen, die etwas
schwieriger sind, wie z.B.: >Ist 3.396.714 teilbar
durch drei?<, oder noch schwierigere. Es gibt aber
auch Probleme, die außergewöhnlich schwer zu lösen
sind. Einige von ihnen wurden schon vor mehr als 200
Jahren gestellt und wurden immer noch nicht beantwortet.
Denken wir nur an Fermats >Letztes Theorem<, an
dem sich schon die brillantesten Denker den Kopf
zerbrochen haben und immer noch keine Lösung fanden.
Oder denken wir an Goldbachs >Vermutung<, die
sich derartig einfach anhört, daß man glaubt, ein
Beweis liege fast auf der Hand:
>Jede gerade Zahl ist die Summe zweier Primzahlen.<
Zum Beispiel: 12 ist die Summe der zwei Primzahlen 5 und
7; oder 20 = 17+3; oder 24 = 13+11 usw. Bisher konnte zu
Goldbachs Vermutung kein Gegenbeispiel erbracht werden.
Und selbst wenn alle weiteren Versuche Goldbach nicht
widerlegen würden, würde es dennoch eine Vermutung
bleiben, bis eine Folge mathematischer Schritte gefunden
wird, die sich für Goldbachs ausgezeichneten Sinn für
Zahlen entschieden hat. Es gibt gute Gründe nicht
aufzugeben, und die Suche nach einer schrittweisen
Folgerichtigkeit fortzusetzen, die Goldbach bestätigen würde.
Das ist, weil das Problem im Rahmen logisch-mathematischer
Relationen gestellt ist, die garantieren, daß man sich
von jedem Knoten dieses komplexen Kristalls von
Verbindungen zu irgendeinem anderen Knoten bewegen kann.
Eines der bemerkenswertesten Beispiele eines derartigen
Gedankenkristalls sind die Principa Mathematica
von Bertrand Russell und Alfred North Whitehead, die sie
in einem Zeitabschnitt von zehn Jahren zwischen 1900 und
1910 geschrieben haben. Dieses magnum opus von
drei Bänden und über 1500 Seiten hat ein für allemal
eine Begriffsmaschinerie für fehlerfreie Deduktionen
geschaffen. Eine Begriffsmaschinerie, die weder
Zweideutigkeken noch Widersprüche oder
Unentscheidbarkeiten enthält.
Dennoch hat Kurt Gödel 1931 als 25jahriger einen Artikel
publiziert, dessen Bedeutung weit über die Kreise der
Logiker und Mathematiker hinausging. Der Titel dieses
Aufsatzes lautet:
>Über formal unentscheidbare Sätze der Principia
Mathematica und verwandter Systeme< (in: Monatshefte
für Mathematik und Physik, Vol. 38, S. 173-198).
Gödel beweist in seiner Schrift, daß logische Systeme,
selbst wenn sie noch so vorsichtig wie bei Russell und
Whitehead konstruiert sind, gegen Unentscheidbarkeiten nicht immun sind.
Wir müssen uns jedoch nicht auf Russell, Whitehead, Gödel
oder andere Geistesgrößen berufen, um uns über
prinzipiell unentscheidbare Fragen zu informieren. All
diese Fragen tauchen tagtäglich auf.
Zum Beispiel ist die Frage über den Ursprung des
Universums solch eine im Prinzip unentscheidbare Frage:
keiner war dabei, um es zu beobachten. Überdies wird das
durch die vielen verschiedenen Antworten auf diese Frage
ganz offensichtlich. Einige sagen, es handle sich um
einen einmaligen Schöpfungsakt vor vier- oder fünftausend
Jahren; andere sagen, es hätte niemals einen Anfang
gegeben und daß es auch kein Ende geben würde, da das
Universum ein System sei, das sich in einem permanenten
dynamischen Gleichgewicht befindet; andere wiederum
behaupten, daß das Universum vor ungefähr zehn oder
zwanzig Milliarden Jahren mit einem >Urknall<
entstanden wäre, dessen schwaches Echo man noch über
große Radioantennen hören könnte; ich dagegen neige
dazu, mich auf den Bericht von Chuang Tsu zu stützen, da
er der älteste ist und deshalb diesem Ereignis am nächsten
stand. Er sagt:
>Der Himmel tut nichts; dieses Nichts-tun ist Würde;
Die Erde tut nichts; dieses Nichts-tun ist Ruhe;
Aus der Vereinigung dieser beiden Nichts-tun beginnt alles Handeln
Und alle Dinge entstehen.<
Ich könnte mit weiteren Beispielen fortfahren, zumal
ich noch nicht erzählt habe, was die Burmesen, die
Australier, die Eskimos, die Buschmänner, die Ibos usw.
uns über ihre Ursprünge sagen würden. In anderen
Worten, sag mir, wie das Universum entstand, und ich sage
dir, wer du bist.
Ich hoffe, ich habe den Unterschied zwischen
entscheidbaren und prinzipiell unentscheidbaren Fragen
hinreichend geklärt, damit ich Ihnen einen Satz
vorstellen kann, den ich das >metaphysische Postulat<
nenne. Hier ist er:
>Nur die Fragen, die im
Prinzip unentscheidbar sind, können wir
entscheiden.<
Warum?
Einfach weil die entscheidbaren Fragen schon entschieden
werden durch die Wahl des Rahmens, in dem sie gestellt
werden, und durch die Wahl von Regeln, wie das, was wir >die Frage< nennen, mit dem, was wir als
>Antwort<
zulassen, verbunden wird. In einigen Fällen geschieht
dies schnell, in anderen mag das eine lange, lange Zeit
beanspruchen. Aber letztendlich erzielen wir nach einer
Serie zwingender logischer Schritte unwiderlegbare
Antworten: ein definitives Ja oder ein definitives Nein.
Mit solchem "metaphysischem Postulat< kann man
auffallen; das kann man sich leisten, wenn man sich als Professor
auf ein Gebiet begeben hat, das Gordon Pask
als ein solches von Metaphern bezeichnen konnte. Mir kommt dieses Postulat wie
sophistische Dialektik vor, die in einem Gerichtsverfahren durch Überzeugung um
jeden Preis obsiegen will. Denn mit der Ethik stellt sich doch nicht nur
die Frage, ob ein Sachverhalt oder eine Handlungsmöglichkeit nach Logik
entscheidbar ist, sondern ob wir dieser Logik folgen. Mit großen
Einschränkungen zählt gemäß dem "metaphysischen
Postulat" zur Freiheit das Reich der Phantasie, der beliebigen Bild- und
Gedankenkombination, falls sie nicht gerade durch Drogen künstlich
herbeigeführt wird.
Aber wir stehen nicht unter Zwang, nicht einmal dem der
Logik, wenn wir über prinzipiell unentscheidbare Fragen
entscheiden. Es besteht keine äußere Notwendigkeit, die
uns zwingt, derartige Fragen irgendwie zu beantworten.
Wir sind frei! Der Gegensatz zu Notwendigkeit ist nicht
Zufall sondern Freiheit. Wir haben die Wahl, wer wir
werden möchten, wenn wir über prinzipiell
unentscheidbare Fragen entschieden haben.
Dies sind die guten Nachrichten, wie amerikanische
Journalisten sagen würden. Nun kommen die schlechten
Nachrichten.
Mit dieser Freiheit der Wahl haben wir die Verantwortung
für jede unserer Entscheidungen übernommen. Für einige
ist diese Freiheit der Wahl ein Geschenk des Himmels. Für
andere ist eine derartige Verantwortung eine untragbare
Last: Wie kann man ihr entgehen? Wie kann man sie
vermeiden? Wie kann man Sie anderen übertragen?
Mit viel Genialität und Einfallsreichtum wurden
Mechanismen ersonnen, mit denen man diese furchtbare Last
vermeiden könnte. Der hierarchische Aufbau vieler
Institutionen hat eine Lokalisierung der Verantwortung
unmöglich gemacht. Jedermann in einem solchen System
kann sagen: >Mir wurde gesagt, X zu tun.<
Eben deshalb wird das unabhängige biotele
Gutachtenverfahren vorgeschlagen: der einzelne in diesem Gutachtende ist von
vornherein von "Verantwortung" für das in der Urteilsübereinstimmung
zum Ausdruck gekommene Endergebnis freigestellt. WAs jeder der Gutachter im
Einzelfall über Sachzusammenhänge und mutmaßliche Folgen aussagt, das wird
ihm aus den allen Gutachtern bekanntgegebenen Sachumständen und dem erworbenen
Wissen "gesagt".
Auf der politischen Bühne vernehmen wir immer öfter den
Satz von Pontius Pilatus: >Ich habe keine andere
Wahl als X.< Mit anderen Worten, >mach mich
nicht für X verantwortlich, die anderen sind schuld<.
Dieser Satz tritt offensichtlich anstelle eines anderen: >Von all dem, was mir zur Wahl stand, habe ich mich
für X entschieden.<
Ich habe schon einmal die Objektivität erwähnt, und ich
möchte sie hier nochmals als einen weiteren allgemein
beliebten Kunstgriff erwähnen, um der Verantwortung zu
entgehen.
Wie Sie sich erinnern können, erfordert die Objektivität,
daß die Eigenschaften des Beobachters nicht in die
Beschreibung seiner Beobachtungen eingehen. Indem das
wesentliche des Beobachtens, nämlich der Prozeß der
Wahrnehmung, eliminiert wird, wird der Beobachter zu
einer Kopiermaschine degradiert, und der Begriff der
Verantwortung wurde dadurch erfolgreich eskamotiert.
Im biotelen Gutachtenverfahren wird der Gutachter dazu
gezwungen, einen Außen- oder Beobachterposten zu beziehen und so zu urteilen,
wie erwarten muß, daß der oder die anderen Gutachter, die er nicht kennt,
vermutlich auch entscheiden werden.
Wie auch immer, Pontius Pilatus, Hierarchien, Objektivität
und andere Kunstgriffe sind insgesamt auf eine
Entscheidung zurückzuführen, die für eine der beiden
im Prinzip unentscheidbaren Fragen getroffen wurde. Die
maßgeblichen beiden Fragen heißen:
>Bin ich vom Universum getrennt? Das heißt, wenn
immer ich schaue, so schaue ich wie durch ein Schlüsselloch
auf das sich entfaltende Weltall.<
Oder:
>Bin ich Teil des Universums? Das heißt, wenn immer
ich handle, verändere ich mich und das Universum mit mir.<
Der sich Entscheidende, auch der (biotele) Gutachter erlebt
sich selbst als ein beständiges Ich: es wäre für ihn praktisch unmöglich,
ein Gutachten etwa über politische Problemlösungsfolgen unter dem Mitdenken
und mit-Inbetrachtziehen seines eigenen persönlichen Wandlungsprozesses
abzugeben. Kann ich überhaupt noch irgend etwas entscheiden, wenn ich mir dabei
dessen bewußt werde, daß die ganze Welt eigentlich überwiegend leer ist und
nur aus mit ungeheuerer Geschwindigkeit um sich wirbelnden Nukleonen und
Elektronen besteht? Da würde ich allerdings in einen Abgrund, in geistige
Umnachtung fallenund würde als Gutachter untauglich.
Wenn ich über diese beiden Alternativen nachdenke, bin
ich immer wieder über die Tiefe des Abgrunds überrascht,
der die beiden grundsätzlich verschiedenen Welten
voneinander trennt, die durch solch eine Wahl geschaffen
werden können:
Entweder betrachte ich mich als den Bürger eines abhängigen
Universums, dessen Regelmäßigkeiten, Gesetze und
Gewohnheiten ich im Lauf der Zeit entdecke, oder ich
betrachte mich als Teilnehmer einer Verschwörung, deren
Gewohnheiten, Gesetze und Regelmäßigkeiten wir nun
erfinden.
Immer wenn ich mit denjenigen spreche, die sich dafür
entschieden haben, entweder Entdecker oder Erfinder zu
sein, bin ich immer von neuem von der Tatsache
beeindruckt, daß keiner von ihnen erkennt, jemals eine
derartige Entscheidung getroffen zu haben. Wenn sie überdies
herausgefordert werden, ihre Position zu rechtfertigen,
bedienen sie sich eines Begriffssystems, das nachweislich
auf einer Entscheidung über eine prinzipiell
unentscheidbare Frage basiert.
Scheinbar erzähle ich Ihnen eine Detektiv-Geschichte,
wobei ich verschweige, wer der Gute und wer der Böse,
oder wer der Normale und wer der Verrückte ist, oder wer
recht und wer unrecht hat. Da es sich hierbei um
prinzipiell unentscheidbare Fragen handelt, hängt von
jedem einzelnen ab, eine Entscheidung zu treffen und dafür
die Verantwortung zu übernehmen. Dort ist ein Mörder.
Ich gebe zu bedenken, daß man nicht wissen kann, ob er
geisteskrank war oder ist. Das einzige, was wir wissen,
ist, was ich, was Sie oder was der Experte darüber äußert.
Und was ich, was Sie und was der Experte über seine
Normalität oder Geisteskrankheit sagen, unterliegt
meiner Verantwortung, oder Ihrer oder der des Experten.
Ich betone nochmals, es geht hierbei nicht um die Frage >Wer hat recht und wer unrecht<. Dies ist
prinzipiell eine unentscheidbare Frage. Es geht hier um
die Freiheit; die Freiheit der Wahl; ein Kernpunkt bei
Jose Ortega y Gasset:
>Kurz: der Mensch hat nicht Natur, sondern er hat
... Geschichte. (...) Der Mensch ist kein Ding, sondern
ein Drama. ( ... ) Aber der Mensch muß nicht nur sich
selbst schaffen, sondern das Schwierigste, was er tun muß,
ist entscheiden, was er will. ( ... ) Ob Original oder
Plagiator, der Mensch ist der Romandichter seiner selbst.
Unter diesen Möglichkeiten (hat er) die Wahl.
Infolgedessen (ist er frei). Aber wohlverstanden, (er ist)
frei aus Zwang, ob (er) will oder nicht.<
Der letzte Satz ist pure Dialektik! Weil Nichtentscheidung auch eine AUSLESE beinhaltet, so erscheint die Freiheit (AUTONOMIE) als Zwangsläufigkeit; von daher wird die Paarbildung AUTONOMIE — AUSLESE in dem Kybernetischen Kreisschema der biotelen Aspekte verständlicher. Die Unfreiheit bis hin zur Hörigkeit liegt in der Beeinflußbarkeit und Beeinflussung bei der Entscheidung.
Das gewählte Beispiel über die Zurechenbarkeit eines
Mordes spricht lediglich für die Unzulänglichkeit der "Experten"
über die Freiheitssphäre und Gedankenwelt eines anderen Menschen zu
entscheiden. Dennoch wird Strafe an Schuld geknüpft und soll sich ja an der
Verantwortlichkeit der Menschen, insbesondere zuerst einmal an derjenigen des
Täters, für die Tatfolgen ausrichten. Hier wird in der Tat über
Unentscheidbares entschieden. Es gibt im Strafrecht jedoch weitere
Gesichtspunkte, nämlich etwa den der Vorbeugung, als Spezial- wie
Generalprävention. Letztere muß dem Bedürfnis der Gesellschaft Rechnung
tragen, über den Abschreckungseffekt der Strafe in der Öffentlichkeit von
derartigen Straftaten abzuschrecken. Die Spezialprävention aber muß den Täter
selbst daran hindern, seine Straftaten fortzusetzen. Mit der Todesstrafe für
besonders schwere Verbrechen ist die Gesellschaft dabei auf der sichersten
Seite, steht aber in der Pflicht des möglichst absolut-sicheren Tatnachweises
gegenüber dem Angeklagten.
Wahrscheinlich macht es Sie mißtrauisch, wenn ich alle
meine Fragen als prinzipiell unentscheidbare qualifiziere.
Dies ist keineswegs der Fall. Ich wurde einmal gefragt,
wie es den Bewohnern derartig verschiedener Weiten, wie
ich sie zuvor umrissen habe, wie also die Bewohner der
Welt, die sie entdecken, und die Bewohner einer Welt, die
sie erfinden, wie sie jemals miteinander zusammenleben können.
Die Antwort ist jedoch völlig unproblematisch. Aus den
Entdeckern werden höchstwahrscheinlich Astronomen,
Physiker und Ingenieure; aus den Erfindern
Familientherapeuten, Poeten und Biologen. Und für alle
wird das Zusammenleben ebenfalls unproblematisch sein, solange
die Entdecker die Erfinder entdecken, und die Erfinder
die Entdecker erfinden. Sollten jemals Schwierigkeiten
entstehen, gibt es glücklicherweise viele Familien-Therapeuten,
die der menschlichen Familie zu geistiger Gesundheit
verhelfen.
Ich finde den letzteren Einfall und den Einstieg in die
"Dienstleistungsgesellschaft" gar nicht so witzig! Zumindest sehe ich
darin eine Klippe für die Freiheit und den Einstieg in andere Formen der
Unterdrückung. Vor allem ist die Spezies Mensch, die die Welt erfindet gar
nicht so unbedenklich zu verdauen; Stalin und Hitler sollten uns dies gelehrt
haben.
Ich habe einen lieben Freund, der In Marakesch
aufgewachsen ist. Das Haus seiner Familie stand auf der
Straße, die das jüdische vom arabischen Viertel trennte.
Als Jugendlicher spielte er mit all den anderen Kindern,
hörte sich an, was sie dachten und sagten, und lernte
ihre grundsätzlich verschiedenen Ansichten kennen. Als
ich ihn einmal fragte, wer denn recht hätte, antwortete er
mir, beide hätten recht.
>Aber das kann doch nicht sein<, beharrte ich
auf meinem aristotelischen Standpunkt, >nur einer
kann im Besitz der Wahrheit sein!<
>Das Problem ist nicht Wahrheit<, antwortete
er, >das Problem ist Vertrauen<.
Wir wissen um die bittere Wahrheit, das auch inzwischen
ein Vertrauensverhältnis zwischen Palästinensern und Israelis leider nicht
zustandekommen kann, da es keine Grundlage in der Erfahrung hat. Mit der eben
zitierten Anekdote half sich der glänzende Rhetoriker wieder aus der Schlinge;
wie ich meine aber nur scheinbar. Denn mit seinem Hinweis darauf, daß wir
eigentlich selbst "bloß" funktionelle, sich ständig verändernde
Systeme sind, die der kybernetischen Betrachtung unterzogen werden könnten,
droht er der Forschung sowohl wie dem mitmenschlichen Umgang die
Vertrauensgrundlage zu entziehen. Denn die erste Verläßlichkeitsstütze
für jeden Einzelmenschen ist sein Ich-Bewußtsein. Das durch das ganze Leben
durchhaltende Ich ist der feste Boden auf dem wir unser Weltbild und
Weltvertrauen bauen. Die wissenschaftliche Erkenntnis, daß zwischen den
wirbelnden elektrischen Energiequanten doch fast alles leer und deshalb
eigentlich Festigkeit und erst recht Stabilität bloße
"Hirngespinste" sind, würde uns als realisierte Vorstellung in der
seelischen Depression dem Abgrund ausliefern. Unser staatliches Grundgesetzt,
das die Menschenwürde ins Zentrum stellt, ließe sich unter den Aspekten einer
"Kybernetik zweiter Ordnung" nur schwerlich verteidigen. Vertrauen
läßt sich nur auf der Grundlage der Wahrheit dauerhaft aufbauen.
Ich hatte verstanden: das Problem ist das einander
Verstehen; das Problem liegt im Verstehen des Verstehens;
das Problem besteht darin, Entscheidungen über
prinzipiell unentscheidbare Fragen zu treffen.
Die allerdings nicht unbeträchtliche Sphäre aus
ungeklärtem Sachverhalt und unvoraussehbaren Folgen logisch und ethisch nicht
mit wahrscheinlicher Sicherheit zu entscheidender Probleme über läßt das
biotele System den Parlamenten, dem möglich nach Sachaufklärung durch die
Wissenschaft dort stattfindenden Diskurs mit nachfolgender Abstimmung und
Mehrheitsentscheidung.
In diesem Augenblick erschien Metaphysik und fragte ihre
jüngere Schwester, Ethik: "Was sollte ich, nach
deiner Ansicht, meinen Schützlingen, den Metaphysikern,
ob sie sich nun so nennen oder nicht, zurückbringen?"
Und Ethik antwortete:
"Sag ihnen, sie sollten immer
so handeln, die Anzahl der Möglichkeiten zu vermehren;
ja, die Anzahl der Möglichkeiten zu vermehren!"
Hier stößt H. v. Foerster auf eine Wurzel des
"Überlebenswertes" aus den biotelen Aspekten der AKTIVITÄT (der für
Erhaltung bzw. Erhöhung der Handlungsfähigkeit steht) und dem der PLURALITÄT (Vielfalt)
heraus. "Entscheidungen über grundsätzlich Unentscheidbares"
fallen natürlich auch an. Im biotelen Gutachtenprozeß wird im Konsens im Sinne
der Übereinstimmung der Auffassung der Gutachter über Sachzusammenhänge und
eine vermutlich ausgelöste Entwicklung eine endgültige Entscheidung durch die
Abstimmung unter mutmaßlich Betroffenen vorbereitet. In dieser Verfahrensweise
liegen also eine Menge Unsicherheiten und Wagnisse infolge Irrtumsmöglichkeiten
und Fehleinschätzungen.
Aber soll man deshalb von einer "prinzipiellen Unentscheidbarkeit"
sprechen? Wo die Gutachter nicht übereinstimmen, müssen die Parlamente
entscheiden, falls sie sich zu einer Regelung der jeweiligen Handlungsabläufe
und Verhaltensweisen gedrungen sehen. Auf diesem Feld erst würde ich von
"Unentscheidbarkeit" sprechen.
Es liegt scheinbar im Zuge "dialektischen Denkens" alle Gegensätze als notwendige Bestandteile des Lebens mißzuverstehen und sich auch deshalb mit der Entscheidung, mit AUSLESE schwer zu tun. Die Zirkularität benötigt die AUSLESE, aber die Zirkularität hat in der AUSLESE häufig auch ihr Ende. Unbestritten ist es — vor allem im Nachhinein gesehen und beurteilt — häufiger auch besser, keine Entscheidung zu treffen.
Dialogik
Ich möchte mich nun der Schwester der Ethik, der
Dialogik zuwenden. Welche Mittel stehen ihr zur Verfügung,
durch die sich Ethik offenbaren kann, ohne explizit zu
werden. Ich glaube, Sie haben es schon erraten, es ist natürlich die Sprache. Ich spreche hier nicht über
Sprache im Sinne von Geräuschen, die durch die
Schwingungen der Stimmbänder entstehen, auch nicht über
Sprache im Hinblick auf die Grammatik, Syntax, Semantik,
Semiotik und die gesamte Maschinerie von Phrasen, Verb-Phrasen,
Substantiv-Phrasen, Tiefenstruktur usw. Wenn ich hier über
Sprache rede, meine ich den Austausch, die Kommunikation,
den Tanz. Ebenso wie man sagt, "zum Tango gehören
zwei", sage ich, "zur Sprache gehören zwei".
Der biotele Aspekt des AUSTAUSCHS hat auf dem Gebiet der
sprachlichen Information und der dadurch eröffneten Kommunikation einen
Höhepunkt im Menschen.
Wenn man sich dem Thema Sprache, Tanz zuwendet, sind natürlich
Sie, die Familien-Therapeuten, die Kompetenteren. Ich
dagegen kann nur als Amateur sprechen. Da sich Amateur
von >amour< herleitet, wissen Sie sofort, daß
ich es liebe, diesen Tanz zu tanzen.
Tatsächlich habe ich diese wenigen Schritte, den Tanz zu
tanzen, von Ihnen gelernt. Ich erhielt meine erste
Unterrichtstunde, als man mich einlud, mit ein paar
Kollegen in einem Beobachtungsraum zu sitzen und durch
einen halb-durchsichtigen Spiegel dem Beginn einer
therapeutischen Sitzung mit einer vierköpfigen Familie
zuzusehen.
Einmal verließen mich meine Kollegen, und ich war ganz
allein. Ich war neugierig, was ich sehen würde, wenn ich
nicht hören könnte und schaltete den Ton ab.
Ich empfehle Ihnen, sich ebenfalls diesem Experiment zu
unterziehen. Wahrscheinlich werden Sie ebenso fasziniert
sein wie ich. Was ich dann sah, die stille Pantomime, das
Öffnen und Schließen der Lippen, die Körperbewegungen,
den Jungen, der nur einmal seine Fingernägelknabberei
unterbrach ..., was ich dann sah, waren die Schritte der
Sprache, nur die Tanzschritte, ohne den störenden Effekt
der Musik. Später hörte ich von den Therapeuten, daß
diese Sitzung tatsächlich sehr erfolgreich war.
Welch eine Magie, dachte ich mir, befindet sich in den
Geräuschen, die von den Leuten produziert werden, indem
die Stimmbänder durch Luft in Schwingung versetzt und
die Lippen geöffnet und geschlossen werden.
Therapie! In der Tat, welch eine Magie!
Und sich vorzustellen, daß die einzige, Ihnen zur Verfügung
stehende Medizin die Tanzschritte der Sprache und die sie
begleitende Musik ist!
Sprache! In der Tat, welch eine Magie!
Mag sich der Naive einbilden, Magie erklären zu können.
Magie kann nicht erklärt werden, Magie kann nur
praktiziert werden, wie Ihnen bekannt ist.
Über die Magie der Sprache nachzudenken, ähnelt dem
Nachdenken über eine Theorie des Gehirns. Ebenso
wie man ein Gehirn benötigt, um über eine Theorie des
Gehirns nachzudenken, benötigt man die Magie der
Sprache, um über die Magie der Sprache nachzudenken. Es
ist die Magie dieser Ideen, die ihrer selbst bedürfen,
um in Erscheinung zu treten. Sie sind von zweiter Ordnung.
Ebenso verhält es sich mit der Sprache, die sich gegen
Erklärungen schützt, indem sie immer über sich selbst
spricht: Es gibt ein Wort für Sprache, nämlich >Sprache<;
es gibt ein Wort für Wort, nämlich >Wort<.
Wenn man nicht weiß, was >Wort< bedeutet,
schaut man ins Wörterbuch. Ich habe das getan. Seine
Bedeutung war: >Äußerung<. Ich fragte mich,
was ist eine >Äußerung<? Ich schaute ins Wörterbuch.
Die Bedeutung im Wörterbuch war: >Ausdrücken durch
Wörter<.
Liebe, welche Magie! Leben, welche Magie!
Demzufolge befinden wir uns wieder dort, wo wir begonnen
haben. Zirkularität: A impliziert A.
Dies ist jedoch nicht die einzige Möglichkeit, wie sich
Sprache gegen Erklärungen schützt. Um ihren Erforscher
zu verwirren, bewegt sie sich auf zwei verschiedenen
Gleisen. Verfolgt man Sprache auf einem Strang, springt
sie zum anderen über. Verfolgt man sie dort, springt sie
zurück auf den ersten.
Worum handelt es sich bei diesen Schienensträngen?
Der eine Strang ist der Strang der Erscheinung. Er zieht
sich durch die Landschaft, die sich vor uns ausbreitet:
eine Landschaft, die wir wie durch ein Schlüsselloch
betrachten.
Der andere Strang ist der Strang der Funktion. Er zieht
sich durch die Landschaft, die ebenso ein Teil unserer
selbst ist, wie wir ein Teil derselben sind; die
Landschaft fungiert wie eine Erweiterung unseres Körpers.
Wenn sich Sprache auf dem Strang der Erscheinung bewegt,
ist sie Monolog. Es gibt die Geräusche, die durch die
Schwingung der Stimmbänder erzeugt werden , es gibt die
Wörter, die Grammatik, die Syntax, die wohlgeformten Sätze.
Im Zusammenhang mit diesen Geräuschen erfolgen die
denotativen Hinweise. Weise auf einen Tisch, mache das
Geräusch >Tisch<; weise auf einen Stuhl, mache
das Geräusch >Stuhl<.
Manchmal funktioniert das nicht. Margaret Mead erlernte
schnell die Umgangssprache vieler Stämme, indem sie auf
Objekte zeigte, und auf das entsprechende Geräusch
wartete. Sie erzählte mir, daß sie einmal einen Stamm
besuchte, auf verschiedene Objekte zeigte und immer das
gleiche Geräusch, >chu mulu<, zu hören bekam.
Eine primitive Sprache, dachte sie, sie hat nur ein Wort
zur Verfügung! Später erfuhr sie, daß >chu mulu< >mit dem Finger zeigen< bedeutet.
Wenn Sprache auf den Strang der Funktion überwechselt,
ist sie Dialogik. Natürlich gibt es noch immer Geräusche;
einige hören sich an wie >Tisch<, andere wie >Stuhl<, aber es bedarf keines Tisches oder
Stuhls, da keiner auf Stuhl oder Tisch weist. Diese Geräusche
sind Einladungen an den anderen, um gemeinsam einige
Tanzschritte zu wagen. Die Geräusche >Tisch< und >Stuhl< lassen jene Saiten in den Gedanken
des anderen mitschwingen, die Geräusche wie >Tisch< und >Stuhl<
hervorbrächten, wenn sie in
Schwingung gebracht würden. Sprache in ihrer Funktion
ist konnotativ.
In ihrer Erscheinung ist die Sprache deskriptiv. Wenn du
deine Geschichte erzählst, erzählst du, wie es war. das
großartige Schiff, der Ozean, der weite Himmel, und der
Flirt, den du hattest. Eine Reise, ein köstliches Vergnügen.
Aber wem erzählst du das. Diese Frage ist falsch. Die
richtige Frage ist: Mit wem tanzt du deine Geschichte, so
daß dein Partner mit dir über das Schiffsdeck gleitet,
die salzige Luft des Ozeans riecht, seine Seele sich mit
den Weiten des Himmels ausdehnt und, wenn du zur
Geschichte deines Flirts kommst, ein Anflug von
Eifersucht bemerkbar wird.
In ihrer Funktion ist Sprache konstruktiv, da keiner die
Quelle deiner Geschichte kennt. Keiner weiß und wird je
wissen, wie es war: denn was war, ist für immer verloren.
Sie erinnern sich an Rene Descartes, der, als er in
seinem Studierzimmer saß, nicht nur bezweifelte, dort zu
sitzen, sondern seine ganze Existenz in Zweifel zog. Er
fragte sich: >Bin ich, oder bin ich nicht?<; >Bin ich, oder bin ich nicht?< Er beantwortete
seine rhetorische Frage mit dem solipsistischen Monolog: >Je pense, donc je suis<, oder, in der berühmten
lateinischen Version: >Cogito ergo sum<.
Descartes war wohl bewußt, daß dies Sprache in ihrer
Erscheinung ist, sonst hätte er seine Einsicht nicht so
schnell zum Nutzen der anderen in seinem Discours de
la methode publiziert. Da er ebenso gut die Funktion
der Sprache verstand, hätte er ausrufen müssen: >Je pense, donc nous sommes<,
>Cogito ergo sumus<;
oder >ich denke, also sind wir!<
In ihrer Erscheinung ist die Sprache, die ich spreche, meine
Sprache. Durch sie werde ich meiner bewußt: dies ist die
Wurzel des Bewußtseins.
In ihrer Funktion greift die Sprache nach dem anderen:
dies ist die Wurzel des Gewissens. Und hier manifestiert
sich die Ethik auf unsichtbare Weise durch den Dialog.
Gestatten Sie mir, ihnen die letzten Zeilen aus Martin
Bubers Buch Das Problem des Menschen vorzulesen:
>Betrachte den Menschen mit dem Menschen und du siehst
jeweils die dynamische Zweiheit, die das Menschenwesen
ist, zusammen: hier das Gebende und hier das Empfangende,
hier die angreifende und hier die abwehrende Kraft, hier
die Beschaffenheit des Nachforschens und hier die des
Erwiderns, und immer beides in einem, einander ergänzend
im wechselseitigen Einsatz, miteinander den Menschen
darzeigend. Jetzt kannst du dich zum Einzelnen wenden und
du erkennst ihn als den Menschen nach seiner Beziehungsmöglichkeit;
du kannst dich zur Gesamtheit wenden und du erkennst sie
als den Menschen nach seiner Beziehungsfülle. Wir mögen
der Antwort auf die Frage, was der Mensch sei, näher
kommen, wenn wir ihn als das Wesen verstehen lernen, in
dessen Dialogik, in dessen gegenseitig präsentem
Zuzweien-Sein sich die Begegnung des Einen mit dem
Anderen jeweils verwirklicht und erkennt!<
Da ich Bubers Worten nichts hinzufügen kann, ist das
alles, was ich über Ethik und über Kybernetik zweiter
Ordnung sagen kann.
Heinz von Foerster, Ethics and Second-order Cybernetics
Das Bewußtsein, vielleicht sogar das
Selbstbewußtsein, beginnt natürlich bereits vor der Sprache, auch
nicht-sprechende Tiere haben offenbar Bewußtsein. (Nun könnte selbstverständlich einer
bezweifeln, ob nicht auch alle Tiere miteinander "sprechen".)
Bewußtsein eröffnet zu Wahrnehmungs- noch Entscheidungsmöglichkeiten.
Von Ethik und Verantwortung sprechen wir freilich erst, wo Sprache ist, nicht
als Mittel der Mitteilung gegenüber anderen (die für das notwendige Wissen
allerdings vorausgehen mußte), sondern als Mittel des Denkens, unter dem Aspekt
des VERGLEICHENS und unter dem der GEGENSEITIGKEIT, ja aller biotelen
Aspekte überhaupt, solange das Ziel die Selbsterhaltung der Gattung ist und im
Einklang mit der Natur steht.
Das Bewußtsein aber führt zugleich die Gefahr der Vereinzelung und
Vereinsamung herauf, die Gefahr der Selbstunsicherheit, des Zweifels, ja der
Verzweiflung (die freilich stärker im Gefühlsmäßigen als im Gedanklichen
wurzelt) , welcher nur in der Liebesgemeinschaft vorgebeugt und welche nur
in ihr geheilt werden kann. Wenn jedoch Gefühl letztlich das Höhere sein, den
höheren "Wert" ausmachen soll, dann ist dies aus der Ganzheit
begründet und nicht nur aus dem Hirnstamm. Sprache verhilft dem Willen zur
Orientierung und die muß nach dem "Gebot der Selbst- und
Gattungserhaltung" auch die einer Ethik sein.
http://meta.iflugs.hdk-berlin.de/metaflux/archive/hvf_ethik.htm
Kybernetik - die Wurzeln
Dies geschah zu Athen: Minos, der Eroberer
Athens, hatte der Stadt auferlegt, jedes Jahr den schweren Tribut
von 7 jungen Männern und 7 jungen Mädchen zu entrichten, die
dem Minotauros zum Fraße vorgeworfen wurden, jenem
Fabelungeheuer, das, halb Mensch, halb Stier, im Labyrinth von
Kreta lebte und sich von Menschenfleisch ernährte. Hinter dem
Schleier dieser Legende erkennen wir, daß auf Kreta der Stier
ein geheiligtes Tier war, wie auch andere Spuren aus nebelhafter
Vergangenheit bezeugen. So ist es glaubhaft, daß ihm
Menschenopfer dargebracht wurden, und diese wurden natürlich
einem besiegten Lande auferlegt.
Man weiß, daß Theseus sein Land von dieser Verpflichtung
befreite, als er nach Kreta segelte und den »Minotauros töten«
konnte. Als »Töter des Minotauros« wurde er der berühmteste
der Könige von Athen, und vom 6. Jahrhundert vor Christi Geburt
an wurde er in einem besonderen Kult verehrt. Jedes Jahr feierte
man das Gedächtnis der Fahrt nach Kreta mit ausgiebigen
Lustbarkeiten, die sich vom 6. bis zum 12. Pyaneprion (Oktober)
erstreckten. Ihren Höhepunkt fanden sie in den »Kybernetien«,
das heißt, Festen, welche die Lotsen-Kunst verherrlichten und am
Abend des sechsten Tages in Phaleron gefeiert wurden; der Legende
nach waren sie von Theseus selbst eingesetzt worden zu Ehren der
beiden Lotsen Nausithoos und Poeax, die ihn nach Kreta geführt
hatten und denen er sogar eine Kapelle errichtet haben soll.
Der Begriff »Kybernetik« wurzelt also in der griechischen Bezeichnung des Steuermanns, kybernetes. Im Lateinischen wurde daraus gubernare, im Englischen governor. Die Lenkung eines Schiffes, eines Staates, einer Armee oder eines Organismus lassen sich zumindest dann unter einem einheitlichen Gesichtspunkt zusammenfassen, wenn die Orientierung an einem Ziel oder einem Zweck vorhanden ist.
Die moderne Kybernetik, wie sie dann Norbert Wiener 1948 in seinem berühmten Buch präsentierte, speiste sich aus drei Quellen:
Seit 1943 tauschten sie sich regelmäßig über diese unterschiedlichen Ansätze aus, auch über kriegswichtige Projekte, wie beispielsweise der Entwicklung von Feuerleitsystemen für die Flugabwehr. Nach dem Krieg zerfiel die Kooperation jedoch nicht, sondern wurde in Gestalt der von der Josiah Macy Foundation einberufenen Treffen fortgesetzt.
Immer wenn es sich darum handelt, ein Ziel zu erreichen, findet man sich unausweichlich vor einem Problemtyp, bei dem nach stets gleichem Schema die Erforschung eines Vorgehens auf die Zukunft ausgedehnt werden soll. Ein System beherrschen heißt tatsächlich, ihm in einem bestimmten Augenblick einen wohldefinierten Zustand zuzuweisen und dabei alle anderen möglichen Zustände auszuschließen. In diesem Sinne können wir den Begriff der Steuerung vor allem auffassen als eine Neutralisierung vom Zufall abhängiger Handlungen, also als einen Kampf gegen den Zufall: Während das betrachtete System unter dem Spiel des Zufalls einen »beliebigen« Zustand hätte, will ihm der Lotse einen im voraus festgesetzten Zustand anweisen.
http://www.stangl-taller.at/ARBEITSBLAETTER/WISSENSCHAFTPAEDAGOGIK/Kybernetik.shtml
Norbert Wiener 1972
Abstract
"Die Richtungsänderung des Erfindens oder Entdeckens
kann ermöglicht werden durch eine umwälzende technische
Neuerung wie die der Vakuumröhre. Sie kann andererseits auch auf
einer neuen geistigen Begriffsbildung beruhen, wie die der
Quantentheorie oder der Gleichwertigkeit von Materie und Energie."
(Wiener 1972, S.47)
... und Wiener zeigte die Gleichwertigkeit der struktureller
Eigenschaften in technischen, biologischen und gesellschaftlichen
Systemen und schuf die Grundbegriffe der Kybernetik.
In der Arbeit wird nach einem kurzen Überblick über Norbert Wieners Werdegang sein Weg zur Kybrnetik dargestellt. Es wird gezeigt, daß Wiener anfangs eine Übertragung der Kybernetik auf gesellschaftswissenschaftliche Problemstellungen ablehnt. In seiner weiteren Entwicklung, insbesondere zu den gesellschaftlichen Folgen der kybernetischen Betrachtungsweise, äußert sich Wiener jedoch zunehmend auch zu gesellschaftlichen Themenstellungen. Einige Aspekte seiner Gedanken zur Gesellschaft werden herausgelöst...
http://www.diemo.de/projects/nwiener/ urbig@diemo.de
(Abschrift aus pdf)
Im Rahmen des Seminars >Theorien von Wirtschaft und Gesellschaft im 20. Jahrhundert< Prof. Dr. Bertram Schefold und Dr. Dr. Helmut Peukert, 2.-5- September 2002 , St. Johann
Norbert Wiener (1894 - 1964)
>Wenn ich in das heutige Feudalsystem des Intellekts hineingeboren worden wäre, ich glaube, dann wäre nicht viel aus mir geworden.< (1962, S.311)
Wenig Erfolgsaussichten für eine Gesellschaftskybernetik
>So sind die sozialen Wissenschaften sehr unergiebige Testgebiete für neue mathematische Techniken.< (1968, S.47)
>wir haben es in den sozialen Wissenschaften mit kurzen statistischen Abläufen zu tun, und wir können nicht einmal sicher sein, ob nicht ein beträchtlicher dessen, was wir beobachten, ein von uns selbst geschaffenes künstliches Erzeugnis ist.< (1968, S.202)
Wieners Weg zur kybernetischen Gesellschaftswissenschaft
>Fast von Anfang an wurde mir klar, daß diese neuen Begriffe der Kommunikation und Regelung eine neue Deutung des Menschen, des menschlichen Wissens vom All und der Gesellschaft bedingen.< (1962, S.281) (a. a. O. S:11)
Obwohl Wiener unter anderem in der Einleitung zu seinem Buch "Kybernetik" der Anwendung kybenetischer Ansätze auf Sozial- und Wirtschaftswissenschaften wenig Erfolg einräumt, beschäftigt sich... das letzte Kapitel seines Buches von 1948 mit >Information, Sprache und Gesellschaft<...
Bei Gesellschaftswissenschaften kann der Betrachter nur schwer vom Phänomen getrennt werden. Dieser Aspekt wird später von Foerster aufgegriffen und in die Kybernetik integriert:... Seine [Wieners] Sicht auf die Gesellschaft soll nun kurz extrahiert werden." (a. a. O. S:12)
Ausgehend von Hobbes Leviathan, dem aus niederen Menschen aufgebauten Staatsmenschen und Leibniz' Behandlung des lebenden Organismus als wäre er wirklich ein Ganzes, worin andere Organismen wie die Blutkörperchen existieren, sieht Wiener die Gesellschaft als Organisation von sich durch Kommunikation zusammengehaltenen Elementen. Wiener verwendet dabei die Möglichkeit Hierarchien von Organisationen zu betrachten, wobei Organisationen wiederum Bestandteil einer größeren Organisation sein können. (Wiener 1968, S. 191).
Den Sozialwissenschaftlern geht es weniger als den Technikern um normative Fragen. Deshalb muß sich der Gesellschaftskybernetiker mit der Frage nach dem Ziel seiner Organisation und dem Grad der Zielerreichung konfrontieren lassen. Wenn diese Fragen nicht geklärt sind, wird es schwierig, sich mit den zielgerichteten Aktivitäten eines Systems zu beschäftigen... Nicht nur das Ziel ist für eine deskriptive Kybernetik problematisch. Auch das Erkennen des Systems an und für sich, das es zu beschreiben gilt, ist ein Problem, das einer normativ geprägten Kybernetik vernachlässigt werden kann. Wiener identifiziert die Gesellschaft auf der Basis der Informationsübertragung: >Genaugenommen erstreckt sich eine Gemeinschaft nur soweit, wie eine wirksame Übertragung von Information reicht.< (Wiener 1968, S.194) (a. a. O. S.12) ...>Die Rechtsprobleme sind kommunikativ und kybernetisch, d. h. sie sind die Probleme der geordneten und wiederholbaren Regelung gewisser kritischer Situationen.< (Wiener 1972, S.107) >[...], daß jeder Organismus in seiner Funktion durch den Besitz von Mitteln für die Erlernung, den Gebrauch, die Zurückhaltung und die Übertragung von Informationen zusammengehalten wird...< (Wiener 1968, S.198) (a. a. O. S:13)
...Obwohl von Wiener eher abgelehnt konnte die Kybernetische Sichtweise auch
in die Sozial- und Wirtschaftswissenschaften eindringen. Auf dem
>Urkybernetiker< McCulloch baut z. B. Luhmann sehr stark auf (vgl.
Luhmann, 2000).
>Es geht also immer um Reduktionen, um Formen vereinfachter Zurechnung. Das
muß man mitsehen, wenn man die Bedeutung der kybernetischen Revolutionierung
der Systemtheorie einschätzen will. Sie betrifft die Zurechnung auf Strukturen,
nicht auf Ereignisse. Während es vordem üblich war (und im
Allgemeinverständnis üblich bleibt) auf konstante Eigenschaften zuzurechnen
(ein Messer schneidet, weil es scharf ist), wird durch die Kybernetik eine
Zurechnung auf zirkuläre, sich selbst korrigierende Mechanismen
vorgeschlagen... Tatsächlich wird ... eine Struktur vorgestellt, die
erklärt, warum es so aussieht, als ob das System Zwecke verfolge. Von der
Zweckzurechnung wird also auf Strukturzurechnung umgestellt.< (Luhmann 2000,
S.453)...
Es kann kein Zweifel darüber bestehen, daß das System der BIOTELIE mit ihren Aspekten normativ ausgerichtet ist, den sie gilt ja einer Gesetzgebung. Die Frage stellt sich dabei oder darf zumindest gestellt werden, inwieweit dabei auch die Struktur mit einbezogen ist oder mit einbezogen werden kann oder überhaupt bereits der angestrebten Funktion zugrunde liegt.
http://www.diemo.de/projects/nwiener/nwiener.pdf
Universität Bielefeld - Fakultät für Biologie - Biologische Kybernetik
Address: Prof. Dr. Holk Cruse Department of Biological Cybernetics Faculty of Biology University of Bielefeld PO Box 10 01 31 D-33501 Bielefeld Phone: . . . +49-521-106-5533 Fax: . . . . . +49-521-106-2963 http://www.uni-bielefeld.de/biologie/Kybernetik/index.html holk.cruse@uni-bielefeld.de e-mail: . . . Holk.Cruse@Uni-Bielefeld.DeBiologische Kybernetik / Theoretische Biologie
Lehre
Im Grundstudium bietet die Abteilung verschiedene Vorlesungen an, beispielsweise die "Einführung in die Statistik", die als wesentliche Grundvoraussetzung der Beurteilung experimenteller Daten in fast allen Bereichen der Biologie dient. Darüberhinaus soll diese Veranstaltung, insbesondere die integrierten Übungen, die Fähigkeit zu kritischem Denken und selbständiger Arbeit fördern. Andere, auch für Studierende im Grundstudium geeignete Vorlesungen liefern eine Einführung in die Grundkenntnisse der Biokybernetik, der Bewegungskontrolle, der Sinnesphysiologie und der Neuroethologie.
Ziel der praktischen Veranstaltungen (Blöcke) ist die Einführung in die Methodik der Forschung. Meistens werden Themen aus unserer aktuellen Forschung gewählt. In Seminaren werden aktuelle Themen aus der Literatur näher betrachtet, die relevant für unsere Forschung sind oder die besonders gut ausgearbeitete Beispiele neuroethologischer Forschung darstellen. Darüberhinaus werden weiterführende Vorlesungen angeboten (siehe aktuelles Vorlesungsverzeichnis / Vorlesungsverzeichnis SS / Vorlesungsverzeichnis WS)....
Caspar Clemens Mirau: Norbert Wiener · Kybernetik
Flugabwehr und Rückkopplung
Was also ist Kybernetik?
...>Die kybernetische Erweiterung der neuzeitlichen Technik bedeutet also ihre Erweiterung unter die Haut der Welt; Technik kann in keiner Weise mehr isoliert (objektiviert) betrachtet werden vom Weltprozeß und seinen soziologischen, ideologischen und vitalen Phasen.< (Bense)
>Es ist deshalb nicht im mindesten überraschend, daß der gleiche intellektuelle Impuls, der zur Entwicklung der mathematischen Logik geführt hat, gleichzeitig zur idealen oder tatsächlichen Mechanisierung der Prozesse des Denkens geführt hat.< (E S. 40)
Nachrichten, Informationen, Schemata und Entropie
>Mit anderen Worten: Regelung beruht wesentlich auf der Weitergabe von Nachrichten ... die den Zustand des Systems ändern.< (W S. 14)
>Also muß Information in gewisser Weise das Maß der Regelmäßigkeit eines Schemas sein und insbesondere derjenigen Schematypen, die als Zeitreihen bekannt sind.< (W S.12)
>Daher muß Information ... immer etwas sein, das zunimmt, wenn die a priori angenommene Wahrscheinlichkeit eines Schemas oder einer Zeitreihe abnimmt.< (W S.12)
>Die Nachricht ist eine zeitlich diskret oder stetig verteilte Folge meßbarer Ereignisse - genau das, was von den Statistikern ein Zufallsprozeß genannt wird. Die Vorhersage der Zukunft einer Nachricht geschieht durch irgendeine Operation auf ihre Vergangenheit<. (E S. 35)
Zeit
>Die Lagen, Geschwindigkeiten und Massen der Körper des Sonnensystems sind zu jedem Zeitpunkt außerordentlich gut bekannt, und die Berechnung ihrer zukünftigen und ihrer vergangenen Lagen ist zwar im einzelnen nicht leicht, jedoch im Prinzip einfach und genau.< (Z S. 434)
"Das Individuum ist ein Zeiger, der zeitlich in eine Richtung deutet, und die Rasse ist gleichermaßen von der Vergangenheit in die Zukunft gerichtet." (Z S. 438)
>In Anbetracht der Tatsache nun, daß, wie Bergson gezeigt hat, das Leben gegenüber der Materie sich durch Dauer auszeichne, und daß die großen mathematischen Maschinen, wie Wiener darstellt, sich in ihrer Fähigkeit, Intelligenzsignale, Theoreme wie in einem Gedächtnis aufzuspeichern, bis ein zukünftiger Appell sie zur Äußerung reizt (wenn ich einmal so sagen darf), wie menschliche Hirne verhalten, sollen sie nicht in der newtonschen Zeit, sondern in der bergsonschen Dauer sein.< (Bense)
...Quellen
Die Buchstaben in Klammern bezeichnen die von mir aus Platzgründen verwendeten Quellenkürzel.
Vortragender: Caspar Clemens Mierau, Bauhaus-Universität Weimar
http://www.medienkultur.org/sm3/medienkultur/kybernetik/
corporate consulting - technology strategy - organizational modelling software philosophy, design and development |
|||
|
Senior Director, Developer Marketing (April
'01 - present)
pan @ pangaro.com ..
http://www.pangaro.com/pindex.html
Andreas Schamanek: Komplexe Dynamische Systeme - Computeruebungen
Entwerfen Sie eine Nicht-Triviale Maschine (NTM) mit 4
moeglichen Inputs und Outputs und 2 inneren Zustaenden.
Ueberlegen Sie sich die einzelnen systematischen Schritte, die
gegangen werden muessen - vom ersten Input ueber die inneren
Zustaende bis zum Output und schlieszlich zum naechsten Input.
Schreiben Sie die einzelnen Schritte auf, sodasz jede und jeder
andere ohne (vielen) weiteren Erklaerungen die NTM bedienen
koennte. Tips: Verwenden Sie Tabellen fuer Input, Innerer Zustand
und Output und nummerieren Sie die Schritte.
Spielen Sie mit der Maschine und ueberlegen Sie sich eine
moegliche Interpretation des gezeigten Verhaltens (die vielleicht
sogar leichter faellt, wenn Sie mehr als 4 Inputs und 2 Zustaende
annehmen). Last modification: November 03, 1997
http://www.ams.smc.univie.ac.at/~schamane/lectures/kds/index.htm
Genetische Algorithmen
Einfuehrende Uebersicht (von Christiane Thiele)
(Der folgende Text entstammt einem Exkurs zu einem Referat von Christiane Thiele ueber ein Buch von John Holland. Sie hat ihn mir dankenswerterweise zur Verfuegung gestellt.)
Die Grundideen der Genetischen Algorithmen (GA) sind der Genetik entnommen. GA sind somit neben neuralen Netzen auch Computerverfahren, die ihre Wurzeln eher in der Biologie als in der Informatik haben. Einige Wissenschaftler glauben, dasz es die genetische Algorithmen sein werden, die eines Tages unsere Rechenmaschinen mit flexibler und sich selbst weiterentwickelnder Intelligenz ausstatten werden.
--> fuer Optimierungsprobleme (wo eine gute Loesung in kurzer Zeit bzw. die beste Loesung zu finden ist)
--> Bsp.: "HUND" wird encodiert als ein Bitstring, in dem an denjenigen Stellen 1 steht, die mit Merkmalen wie 'behaart', 'vierbeinig', 'fleischfressend', 'sabbernd', 'bellend',... besetzt sind. Merkmale wie 'metallisch', 'spricht englisch', 'geht fein essen', 'zahlt mit Kreditkarten' usf. werden mit 0 codiert.
Diese binaeren Bitstrings kann man als Chromosomen, d.h. als genetische Information auffassen.
--> die Suche nach einer guten Loesung fuer ein vielschichtiges Problem ist also die Suche nach speziellen binaeren Bitstrings im Loesungsraum (dieser ist bei komplexen Problemen von enormer Groesze)
Auf diese Weise werden globale Optima (unabhaengig von der Funktionskomplexitaet) gefunden, wobei der Algorithmus mit dem eigentlichen komplexen Problem in keinem Zusammenhang steht.
JH HOLLAND (1992). Genetic Algorithms. Scientific American (7).
Bei den Erfolgen, die Genetische Algorithmen zu verzeichnen
haben, ist es ganz interessant (und amuesant), sich vor Augen zu
halten, wie enorm grosz die Menge der genetischen Information
bereits von 'einfachsten Lebewesen' ist.
Ein E.Coli Bakterium hat meinen persoenlichen Berechnungen nach
eine Nukleotidkette, die in etwa 2 * 10^7 Bits entspricht, was
wiederum 2.5 MB sind. Im Internet wird die gesamte Sequenz
inzwischen auch in ASCII-Format angeboten und hat eine Laenge von
4.7 MB.
Wie auch immer, mit 2 MB laeszt sich selbst mit modernen Rechnern
nicht so ohne weiteres laeszig herumjonglieren.
http://www.ams.smc.univie.ac.at/~schamane/lectures/kds/programm.htm Bitte auf Aktualisierungen achten!
Wie bringt man
in ein komplexes System
wirksame Ordnung?
Wir informieren auf dieser Homepage aus erster Quelle
über die Management-Kybernetik oder die Wissenschaft der
effektiven Organisation.
Unser Informationsangebot ist an den vielfältigen und unterschiedlichen Interessenslagen und Qualifikationsstufen ausgerichtet, die wir bei unserer täglichen Arbeit beobachten können. Wir hoffen so, möglichst vielen Fragestellungen und Interessenslagen unserer Besucher gerecht zu werden, für die Managementpraktiker verschiedenster Führungsebenen in unterschiedlichsten Anwendungsbereichen ebenso ansprechende Inhalte zu bieten, wie für Studenten und Spezialisten der systemorientierten Fachrichtungen, die Inhalte suchen, die nach den üblichen akademischen Regeln aufbereitet sind.
http://www.managementkybernetik.com/index1.html
>There are many possible manifestations: there is one cybernetic solution< Stafford Beer
.
Überzeugender Durchblick
Nichts ist wichtiger geworden, als die tatsächlichen
Wirkungsmechanismen in komplexen Systemen zu durchschauen und auf
einen Blick allgemein verständlich zu machen. General Cybernetic
Modelling ist die Methode, die Kybernetik von Systemen in
ihrer konkreten Gestalt zu zeigen. Es handelt sich dabei um
"Ablaufdiagramme" nach kybernetischen Prinzipien. Sie
zeigen sozusagen die "Landkarten" der tatsächlichen
Wirkungen von Absichten, Strukturen und Prozessen. Papierberge,
die einem über den Kopf wachsen, erübrigen sich dadurch. Die
kompakten Schemen sorgen mit wenigen Worten für Klarheit. Man
erreicht viel schneller viel mehr Überzeugung mit viel weniger
Aufwand.
Bestehen wird nur, wer Komplexität bewältigen kann
Wie funktioniert meine Organisation und warum? Könnte sie noch
besser funktionieren? Wird sie auch in drei Jahren noch bestehen
können? Kann sie rasch genug und richtig auf Veränderungen
reagieren? Das sind einige der wichtigsten Fragen, die sich Führungskräfte
stellen müssen. Mit dem Viable System Model (VSM) von Stafford Beer
lassen sie sich klar beantworten. ....
Wer und was als lebensfähig gelten kann, muss fünf entscheidende Funktionen in einer ganz bestimmten Architektur von Informationskreisläufen ausüben. Die Architektur des Viable System Modell setzt sich aus Subsystemen mit fraktalem Charakter zusammen. Ihre konkrete Erscheinungsform in Organisationen bestehen aber aus den Dingen, die jeder kennt. Man muss einfach nur wissen, auf welche ihnen allen gemeinsamen Merkmale und Muster man achten muss, um sie zu finden und zu nutzen
http://www.managementkybernetik.com/fs_methmod.html
Institut fuer angewandte Kybernetik und interdisziplinaere Systemforschung PIKS - Krefeld
Institute für Fishing Technology and Fish Quality
Wir sind ein innovatives Institut, das je nach Problem- und Aufgabenstellung mit den verschiedensten Fachkompetenzen und Experten aus Wissenschaft, Wirtschaft, Verwaltung und Praxis zusammenarbeitet. Leitung: Peter M. Pastors
1. Kybernetik ist für uns ein interdisziplinäres
Wissensgebiet - sozusagen eine komplexe Wissenslandkarte -, das sich mit der
Analyse und der Beschreibung des Verhaltens von Systemen,
Prozessen, Produkten und Objekten(und Subjekten) beschäftigt. Die
Beschreibungsverfahren können sowohl qualitativ als auch quantitativ sein. Es
ist letztlich eine Angelegenheit der Logik von Beschreibungssprache (Grammatik,
Semantik, Pragmatik), auf welche Weise das geschieht (Mathematik ist eine der
Beschreibungsformen).
2. Mathematik ist hingegen für uns die methodische Überprüfung
auf Berechenbarkeit (solchen Verhaltens).
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Technische Universität Wien
ADV-Abteilung
Karlsplatz 13, A 1040
Wien
+43 1 58801-41098
adv@zv.tuwien.ac.at
Aufgaben
Beschaffung, Sammlung, Aufschließung und Verbreitung von Informationen über den Lehr- und Studienbetrieb, zwecks Information der Universitätsleitung sowie aller an der TU Wien interessierten Personen
EDV-Unterstützung der Mitarbeiter und Studierenden der TU Wien durch Auswahl, Beschaffung, Installation, Wartung und Fehlerbehebung in Hard- und Software
Analyse aller Verwaltungsvorgänge, in weiterer Folge Auswahl, Erstellung, Programmierung und Wartung eines EDV-Systems für die Unterstützung aller Mitarbeiter und Studierenden der TU Wien und Erhaltung eines fortschreibbaren Datenbestandes seit den Anfängen der EDV im Jahre 1968
Bereitstellung des selbst entwickelten Programmsystems TUWIS an der Universität für Bodenkultur, an der Veterinärmedizinischen Universität und an der Universität für Musik und Darstellende Kunst und Unterstützung bei dessen Einsatz.
Der Begriff der Information spielt in allen Kommunikationsprozessen, sei es zwischen Menschen, zwischen anderen Organismen oder zwischen Maschinen, eine zentrale Rolle: >Information, die formulierte Unterrichtung nicht nur von Menschen, sondern auch von anderen Organismen oder technischen Einrichtungen über Sachverhalte.< [Brockhaus]
Die Information wird ``heute [...] neben der Materie und der
Energie vielfach als eine dritte Grundgröße angesehen ...'' ([Brockhaus], S. 657). Damit kann der
Begriff der Information nicht auf andere Größen zurückgeführt
werden, er ist ein fundamentaler Baustein jedes
Kommunikationsprozeßes. Eine strenge, quantitative Untersuchung
der Informationsübertragung ist im Rahmen der
Informationstheorie möglich:
``Informationstheorie, von C. Shannon 1948 begründete
mathematische Theorie, die sich mit der strukturellen und
quantitativen Erfassung und mit den (statistischen) Gesetzmäßigkeiten
der Übermittlung und Verarbeitung von Nachrichten und den in
ihnen enthaltenen Informationen befaßt.''[Brockhaus]
Die Informationstheorie war die erste Theorie, die es erlaubte,
den Begriff mathematisch zu fassen und so eine quantitative
Untersuchung von Informationsübertragung und
Informationsverarbeitung zu ermöglichen.
Der von Shannon eingeführte Informationsbegriff ist ein Maß für
die syntaktische Information eines Signals, der semantische
Aspekt wird ausdrücklich nicht berücksichtigt.
.....
Ich möchte noch einmal darauf hinweisen, daß die
Informationstheorie nur den syntaktischen Informationsgehalt
eines Signals betrachtet: ``In fact, two messages, one of
which is heavily loaded with meaning and the other of which is
pure nonsens, can be exactly equivalent, from the present
viewpoint, as regards information.'', ([Shannon], S. 99). Dies scheint mir
besonders im Hinblick auf die Anwendung im Rahmen eines
didaktischen Modells als ganz wesentlich.
http://mightymueller.de/texte/kyberdidaktik/node5.html
Ich werde vor allem auf die Rolle der Lehrstrategie im Licht
der kybernetisch-informationstheoretischen Didaktik eingehen. Von
Cube versteht darunter die >geplante Lernsteuerung zum
Zwecke der Erreichung eines Lernziels<
([Martial], S. 75). Die
Grundlagen, die von Cube zur Beschreibung verschiedener
Lehrstrategien benutzt, sind dabei die Theorie der Erziehung als
Regelungsprozeß, also ein kybernetisches Modell, und die
Redundanztheorie des Lernens, die Überlegungen aus der
Informationstheorie umsetzt.
Ich stelle nun zunächst die beiden Kerntheorien der kybernetisch-informationstheoretischen
Didaktik vor.
Von Cube benutzt die Kybernetik, um eine allgemeingültige Struktur für alle Lehr- und Lernvorgänge zu entwickeln. Er modelliert den Erziehungsprozeß als einen kybernetischen Regelungsprozeß, wie er in Abbildung 3 dargestellt ist, und definiert so ``Erziehung [...] als Steuerung von Lernenden auf ein im Ziel vorweggenommenes Verhalten ...''.([Martial], S. 76)
Betrachten wir die einzelnen Komponenten des Regelkreises etwas genauer:
Der Soll-Wert ist das Lernziel, das durch Maßnahmen des
Erziehers in der Interaktion mit dem Lernenden erreicht werden
soll. Das Lernziel ist dem Erzieher bekannt und eine Grundlage für
sein Agieren innerhalb des Regelungsprozesses. Es steht jedoch außerhalb
des eigentlichen Regelkreises.
Als Regler wirkt der Erzieher, der die Lehr- bzw.
Erziehungsstrategie entwirft, umsetzt und eventuell ändert, um
das Lernziel zu erreichen. Er wählt dabei aus Medien und
Methoden, im Hinblick auf den Sollwert - das Lernziel - und des
Lernenden, aus.
Als Stellglied wirken Medien (Filme, Experimente, Texte,
usw.) oder Personen (z.B. Lehrer oder Mitschüler, die agieren
oder berichten). Die Stellglieder werden im Rahmen der
Lehrstrategie benutzt, um gewisse Effekte bei der Regelgröße,
dem Lernenden, zu erreichen.
Die Regelgröße ist der Adressat der Lehrstrategie, der
Lernende. Er wird durch die Stellglieder beeinflußt. Im Hinblick
auf ihn wählt der als Regler agierende Erzieher die
Lehrstrategie, die zum Lernziel führen soll. Der Adressat
unterliegt aber neben der durch die Steuerglieder ausgeübten
Steuerung noch anderen Einflüssen, den Störgrößen und den
Nebenwirkungen.
Als Störgrößen sind ``alle vom Erzieher nicht
vorhersehbare Einflüsse zu verstehen, denen der Adressat
ausgesetzt ist'' ([Martial],
S. 84). Dies können einerseits von außen kommende Einflüsse (Mitschüler,
Bücher) oder innere Voraussetzungen (Müdigkeit, Stimmung) sein.
Ein weitere Wirkung auf den Adressaten kann durch Nebenwirkungen,
die definiert sind als >von Medien und Steueroperationen
ausgehende Wirkung [...], die außer den für die Zielerreichung
relevanten Wirkungen auftreten<
([Martial] S.85), entstehen.
Gemeint ist damit beispielsweise der Effekt, daß beim Einsatz
von Gruppenunterricht nicht nur die geplante Förderung der
Kooperationsfähigkeit erreicht wird, sondern auch bei einzelnen
Schülern eine Anpassung an die Gruppe. ([Martial], S. 85)
Ob der Lernende das Lernziel erreicht hat, wird vom Meßfühler,
der Lernkontrolle, an den Regler gemeldet. Der Meßfühler stellt
die Rückkopplung zum Regler her. Die Lernkontrolle kann in
vielerlei Form geschehen, und kann den Regler dazu veranlassen,
die Lehrstrategie zu ändern. Auch zwischen Meßfühler und
Adressat kann eine Rückkopplung stattfinden, durch die der
Lernende eine Mitteilung über seinen Lernzustand erhält.
http://mightymueller.de/texte/kyberdidaktik/node7.html#SECTION00041000000000000000
Die Lernziele haben in der kybernetisch-informationstheoretischen Didaktik eine ausgezeichnete Rolle. Sie werden als Sollwert von außen in den Regelkreis eingegeben. Bezieht man die Didaktik auf den Unterricht in der Schule, so bedeutet dies, daß der einzige Zweck des Unterrichts darin liegt, das Lernziel zu erreichen. Das Lernziel ist >lediglich [...] Bestandteil eines zweckrationalen Begründungszusammenhangs, der besagt: Wenn ein möglicher Benutzer diese oder jene Ziele erreichen möchte, sind diese oder jene Maßnahmen zu ergreifen.< ([Martial], S.86)
Die Auswahl der Lernziele wird von der kybernetisch-informationstheoretischen
Didaktik nicht erfaßt. Die von von Cube untersuchten Aspekte von
Lehrstrategien befassen sich nur mit den Möglichkeiten, diese
Ziele zu erreichen. Die Zielsetzung findet außerhalb des
Bereiches statt, der seiner Didaktik zugänglich ist. http://mightymueller.de/texte/kyberdidaktik/node8.html#SECTION00041100000000000000
Von Cube versteht den Prozeß des Lernens als Ursache für
eine Verhaltensänderung. Die von ihm benutze Redundanztheorie
des Lernens ``geht von der Annahme aus, daß nur durch die
Aufnahme, Speicherung und Verarbeitung von Information ein verändertes
Verhalten in einer späteren gleichartigen Situation erklärt
werden kann.'' ([Martial],
S.78).
Lernen ist somit direkt mit dem Begriff der Information verbunden.
Als Grundprinzip aller Lernakte sieht von Cube den Abbau
dargebotener Information: >Betrachtet man die angeführten
Lernakte [...], so entdeckt man bei aller Vielfalt der
Erscheinungen ein gemeinsames Prinzip: das Prinzip zunehmender
Sicherheit und Ordnung. Je mehr Informationen wir von der Außenwelt
aufnehmen, und je mehr wir diese Information gemäß den
wirklichen Sachverhalten ordnen, um so weniger Information bleibt
übrig, d.h., um so leichter ist es, sich in der Außenwelt zu
orientieren und angemessen zu verhalten.< ([Cube67], S.53 )
Lernen ist eine Auseinandersetzung mit Neuem. Das zu Lernende hat
einen Informationsgehalt, sonst wäre es schon bekannt. Lernen
besteht nun daraus, aus dem Neuen etwas Bekanntes zu machen. Der
Informationsgehalt wird durch das Lernen solange verringert, bis
aus Neuem Bekanntes geworden ist. Dies bezeichnet von Cube als >Abbau von
Information<. Er erläutert dies beispielhaft an
zwei Lernakten.
Er beschreibt den Lernakt der Einsicht wie folgt: >Wird man
einem Problem gegenübergestellt, so steht man - wie ein sehr
treffender Vergleich lautet - erst einmal ´vor einem Berg´. Man
weiß nicht, wo man anfangen soll, welche Möglichkeiten zum Ziel
führen und wie die einzelnen Teile des Problems zusammenhängen.
Aber nach und nach wird dieser Berg abgebaut, es werden Zusammenhänge
aufgedeckt, Überblicke gewonnen, Ordnungsgewinne erzielt. Damit
wird aber die Information, die das Problem für uns enthält,
immer kleiner.< ([Cube67],
S. 53f)
Bei der Analyse des Auswendiglernens eines Textes wird der Abbau
von Information, und dies ist nichts anderes als die Erzeugung
von Redundanz, noch deutlicher.
Liest man den neuen Text zum ersten Mal, so ist sein
Informationsgehalt maximal... Nach und nach
nehmen wir Teile des Textes in unser Gedächtnis auf und
verringern dadurch den Informationsgehalt des Textes, denn nur
noch die Teile, die uns noch nicht geläufig sind, tragen
Information in sich. Ein auswendig gelernter Text hat die
Information Null, seine Redundanz ist maximal.([Cube67], S.54)
http://mightymueller.de/texte/kyberdidaktik/node9.html#SECTION00042000000000000000
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http://mightymueller.de/texte/kyberdidaktik/node10.html#SECTION00042100000000000000
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