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Aktionsgemeinschaft STIMME DER WISSENSCHAFT (als Modellversuch) im Internet
Schlüsselbegriff: DEMOKRATIE-REFORM
Prof. Johannes Heinrichs
GASTFREUNDSCHAFT DER KULTUREN ODER MULTIKULTURELLE GESELLSCHAFT ?
Resümee des Buches von Johannes Heinrichs: Gastfreundschaft
der Kulturen.
Multikulturelle Gesellschaft in Europa und deutsche Identität,
Essen 1994 (Verlag Die Blaue Eule)
2. Das Problem deutscher Identität: ein Kulturproblem. Es gibt ein alle betreffendes Problem deutscher Identität, das heißt deutschen Selbstverständnisses und deutscher Kultur. Sonst würden wir uns nicht so schwer tun mit >Multikultur<, was immer das Schlagwort bedeuten mag. Es handelt sich weder um rassische noch um wirtschaftliche noch um politische noch um religiöse Probleme, sondern um eine kulturelle und insofern nationale Identitätsstörung. (Menschliche Interaktion und Gesellschaft kennt die vier Hauptebenen, die sich in einer staatlich organisierten Gesellschaft als vier Subsysteme ausgliedern: Wirtschaft, Politik, Kultur sowie die weltanschauliche Ebene der Grundwerte.)
4. Nationale Identität ist heute bewußter als früher von der kulturellen Systemebene her zu definieren und nicht etwa bloß von der politischen. Sonst wären die europäischen Nationen bald mit Recht nichts anderes als Untergliederungen eines europäischen Bundesstaates. Die Parole "Deutschland den Deutschen" ist für ein nationales Identitätsverständnis von Sprache und Kultur her völlig unakzeptabel. Auf der anderen Seite wäre eine Selbstaufgabe der deutschen Kultur heute weder mehrheitsfähig noch irgendwie wünschenswert. Auf sie führt aber das übliche, unklare Multi-Kulti-Gerede hinaus. Faktum ist, daß die Völker Europas und der Welt gerade von Deutschland noch immer mehr erwarten als bloß Exportgüter, technisches Know-How und materielle Wirtschaftshilfe.
5. Die Unterscheidung von gastgebender (jeweils primärer) Kultur und Gastkulturen (jeweils sekundären Kulturen) stellt die Voraussetzung dar, unter der kulturelle Identität bewahrt und andere zugleich gastfreundschaftlich aufgenommen werden kann. Mangelnde Unterscheidungsfähigkeit ist derzeit das größte Hindernis internationaler Gastfreundschaft. In dieser Gedankenlosigkeit kommen unzählige Multikulti-Redner mit den rassistischen Nationalisten insgeheim überein.
6. Staatsangehörigkeit. Aus wirtschaftlichen Gründen kamen Millionen von Türken in unser Land. Es ist nicht einzusehen, warum sie nicht bleiben sollten wie es früher viele Polen und Italiener taten, die inzwischen Deutsche geworden sind. Denn Deutschsein ist eben keine Sache der Abstammung. Eine gewichtige Voraussetzung wird allerdings bei dieser Zustimmung gemacht: Die "Gastarbeiter" und ihre Familien lernen Deutsch und bejahen es, je länger sie hier sind, Deutsche zu sein. Es ist dann nicht einzusehen, warum man ihnen die Staatsangehörigkeit vorenthält.
7. Getto-Staatsangehörigkeit? >Gastarbeiter<, die ausschließlich aus ökonomischen Gründen in unserem Land bleiben, innerlich jedoch voll Türken oder Polen usw. bleiben, die sich nicht für deutsche Sitten und Lebensweisen interessieren, sollte dagegen nicht die deutsche Staatsbürgerschaft gewährt werden. Ein Staat ist kein bloß ökonomischer Betrieb, sowenig wie Gesellschaft, gar Nation, bloß rechtlich-politische Begriffe sind. Wäre es eine wünschenswerte, eine auch nur zu verantwortende Entwicklung, daß >Gastarbeiterfamilien< sich auf Dauer in kulturellen Gettos abkapseln? Auch eine doppelte Staatsangehörigkeit, eventuell für viele als Übergangslösung erforderlich, darf nicht zum Vorwand dienen, in Deutschland auf Dauer kulturell ausländische Gettos oder Enklaven zu errichten.
8. Gastkulturen. Die ursprüngliche kulturelle Identität von >Gastarbeitern< wird allerdings nicht einfach in die gastgebende Kultur hinein aufgelöst, sondern zugleich auch erhalten - aber als sekundäre Kulturen, die in dem Sinne sekundär sind, daß sie sich zusätzlich zur verbindenden Mutterkultur entfalten können, wie dies in den USA im Hinblick auf die Herkunftskulturen möglich ist.
9. Gebietsweise wechselseitige Gastfreundschaft. Jeder, der im künftigen Europa der Nationen die Sprachgemeinschaft wechselt, sollte selbstverständlich bereit sein, sich Sprache und Kultur des Gastlandes anzueignen, auch wenn er seine Heimatsprache und -kultur in Landsmannschaften zusätzlich weiter pflegt. Dialog im künftigen Europa setzt die Vielfalt unterschiedener Kulturen voraus, und diese sind mit einem regionalen Allerwelts-Eintopf unvereinbar. Sie sind gleichwertig, jedoch auf einem primären Sprachgebiet nicht gleichberechtigt (wie ein Gast nicht die gleichen Rechte hat wie ein Gastgeber).
10. Unklarheit als Grund für Haß. Ein kollektiver deutscher Masochismus, der darin bestünde, den Anspruch einer verbindlichen Basiskultur auf deutschem Sprachgebiet aufzugeben, schlägt unvermeidlich in Sadismus einzelner um, wie wir ihn derzeit wieder erleben. Daß der Zusammenhang den meisten unbewußt bleibt, macht ihn nicht wirkungsloser.
11. Illusionen. Eine multikulturelle Gesellschaft ohne die Unterscheidung von primärer, gastgebender Kultur und Gastkulturen hat es geschichtlich nie dauerhaft gegeben, weil das Durcheinander verschiedener Sprachen und Kulturen entweder zur Vermischung in einer neuen Kultur (wie in den USA) oder zur Trennung führt. Auch in den scheinbaren, nicht gerade unproblematischen Gegenbeispielen (Kanada, Belgien, Schweiz) bleiben die Sprachkulturen regional erhalten. Keiner gebe sich der Illusion hin, eine Kulturvermischung sei friedensstiftend. Sie ist kulturzerstörend (dadurch persönliche Identitäten zerstörend) und sät Haß.
12. Internationale Multikultur. Paritätische Begegnung nationaler Sprachkulturen hat ihre Bedeutung auf internationaler Ebene. Multikultur haben wir Europäer vor allem in Europa einzuüben, doch gerade als Vielfalt identisch bleibender, einander in Freundschaft und Gastfreundschaft begegnender Kulturen. Die Europäer würden etwas Einzigartiges aufgeben, wenn sie kulturell >gleichgeschaltet< zu Vereinigten Staaten von Europa würden im selben Sinne wie die USA.
13. Der undifferenzierte Multi-Kulti-Rummel. Da die Zerstörung der regionalen = nationalen kulturellen Identitäten dem berechtigten Interesse aller Kulturnationen und den Gefühlen der Menschen widerstrebt, sät die undifferenzierte Rede von >Multikultur< auf Kosten der nationalen Kulturen jetzt schon Unfrieden, und sei es nur durch Gedankenlosigkeit!
http://www.verfassungsdebatte.de/heinrichs-multikult.htm
BZ Nr.160, 12. Juli 2003:
Berliner Ermittler vermuten Abschiebe-Skandal:
Berlin - Das Landeskriminalamt Berlin hat einen Skandal um
erschlichene Aufenthalte von Türken in Deutschland aufgedeckt!
Die spezille Ermittlungsgruppe >Ident< fand heraus: Die Türkei
verhindert offenbar gezielt die Abschiebung unberechtigter
Asylbewerber, die in Berlin aufgeflogen sind unter ihnen bekannte Unterweltgrößen, deren Familien in den Drogenhandel
verwickelt sein sollen. Prominenter Fall ist der selbsternannte König
der Berliner Unterwelt, Mahmed Al-Zein.
So läuft die Masche: Türken aus Anatolien melden sich als
Asylbewerber. Sie geben vor, keinen Pass zu haben. Das klappt,
weil sie arabisch sprechen. Tatsächlich sind sie aber in der Türkei registriert.
Finden die deutschen Beamten das heraus, entlassen die türkischen
Behörden wohlgezielt in die Staatenlosigkeit offiziell,
weil sie angeblich den Wehrdienst verweigert haben. Folge:
Deutschland kann die unberechtigten Asylanten nicht abschieben!...(a.
a. O. S.3)
Nur noch ältere Deutsche können sich über solche Meldungen aufregen: während einige Türken bei den geringsten Beleidigungen von ihren Messern Gebrauch machen, haben viele Deutsche keinerlei Stolz und Ehrgefühl mehr und verdienen die Verachtung derer, die sie ins Land gelassen haben, obgleich der Anwerbestopp seit Jahrzehnten gilt und die Zuwanderung grob manipuliert wurde. Bei der gezielten und erfolgreichen Expansionspolitik über die Fortsetzung oder Steigerung der erhöhten Geburtenrate wird die ethnodemographische Umschichtung in Deutschland bewußt forciert. Keine Kunst gegenüber einer deutschen Regierung, welche nur in Vierjahreszeiträumen denkt und von maßgeblichen Kräften besonders auch in den Medien zur bedingungslosen "Ausländerfreundlichkeit" angehalten wird. Es kamen nicht "Millionen Türken" hierher, sondern es werden nach der versprochenen Aufnahme der Türkei in die Eu Millionen kommen. Der viel gelobte Grünen- Bundesaußenminister Joschka Fischer hat diese Politik bestätigt. Das Ende solcher Politik ist absehbar, scheint unabwendbar: Bürgerkrieg in Deutschland.
Johannes Heinrichs, Die Demokratie der Zukunft-
Alternative zum Ethik-Boom und zum Versagen der
Parteiendemokratie, aus:
R. S. Tornek/ M. Hosang, Hrsg.: Ethik-Kodex 2000, Verlag D.
Fischer, S.45-65
Dynamische Strukturen der Wertverwirklichung statt Neue-Werte-Moden
Die Verfassung eienr staatlichen Gesellschaft ist von ungeheurer
Wichtigkeit sowohl für die Erneuerungs- oder Kreislauffähigkeit
einer Gesellschaft, wie für die Bestimmung des Verhältnisses
von Staat und Religion, Recht und Sittlichekit, religiösen und
kulturellen Vorstellungen und alles dessen im Verhältnis zur
Politik und Wirtschaft. Verfassungen müßten so gestaltet sein,
daß sie die Erneuerungsfähigkeit der von ihnen resultierten
Gesellschaften gewährleisten, und dies einschließlich der
Erneuerungsfähigkeit der Verfassung selbst. Eine einseitige
>Ewigkeitsklausel< (Art.20,4 und 79,3>) widerspricht
diesem Postulat: sie müßte durch eine Wandlungs- und
Entwicklungsklausel ersetzt werden, welche kontrollierte
Weiterentwicklung und Regeneration der Verfassung geradezu
postuliert und solche Weiterentwicklung von dem Versuch klar
abgrenzt, >diese Ordnung zu beseitigen< (Art.20,4 GG, siehe
auch Wehner 1993)..
Talcott Parson habe den Überlegungen J.
Heinrichs eher weitergeholfen als die herrschenden Theorien
Luhmanns und Habermas' .vom "herrschaftsfreien Dialog"
in Trennung von Handlung und System. Gesellschaft müsse vom
Handeln her begründet werden, nicht vom Personenzusammenschluß.
Veranschaulicht in einem auf der Kante stehenden Quadrat
innerhalb eines Kreises, werden die Eckpunkte die "vier
Sinnelemente des Handelns" den drei "Seinsebenen des
Menschen": Geist (mit dem Sinn-Medium als Eckpunkt),
Seele (mit Ich - Du als mittlere Eckpunkte) und Körper
(mit Körperliches als unterem Eckpunkt) zugeordnet. Es
werden verschiedene Formen des "einfachen Handelns"
aufgelistet, dann auch solche des "sozialen Handelns",
wie das "instrumentale" (bei dem der andere Objekt ist)
, das "strategische" (das der Durchsetzung von
Interessen dient) ., "kommunikative" (das sich an
sozialen Erwartungen orientiert) und "metakommunikative"
Handeln (das sich an Kultur und Normen ausrichtet). Die
Vermittlungsfunktion soll nun die interpersonale Reflexion übernehmen.,
die an einer Stelle als "reziproke praktisch-soziale
Reflexion" gekennzeichnet wird.
Eben eine solche "interpersonale Reflexion" wird ja in Gestalt des biotelen Systems vorgeführt (siehe oben: "Kreisschema der kybernetischen Vernetzung der biotelen Aspekte"
Auf umfassenderen Ebenen des Sozialen bringt die soziale
Reflexion dynamische, im Prinzip offene, selbstregulierende, wenn
auch zugleich (u.a. durch theoretische Reflexion) regulierungsbedürftige
Systeme hervor... Es schließt sich die
bereits skizzierte "Vergliederungs-Oikos-Sicht" an, dreidimensional als Haus dargestellt:
nicht im Sinne einer bestimmten Philosophie, sondern im
Sinne eines methodischen Strukturdenkens, welches den Blick aufs
Ganze ordnet und dynamisiert.
Für eine "sozialethische Integration"
soll über ein "hierarchisches Kompetenzsystem" in
zirkulärer "quasi-kybernetischer Rückkopplung"
erreicht werden. "Integration" wird dabei als "Freiheit
des Geisteslebens" verstanden und gegenüber dem orthodoxen
Integralismus (etwa einer Staatsreligion) abgegrenzt. "Wahrheit
...ist ...fundamental für Ethik." und "Wert-Verwirklichung
wichtiger als >Neue Werte<."
http://www.viergliederung.de/Schriften_Buecher/demokratie_der_zukunft.pdf
Ich danke dem Autor für die großzügige Erlaubnis zur Textwiedergabe und seine freundlichen Ratschläge.
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