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Zukunftsforschung
Wolfgang Thüne: Freispruch für CO2 - wie ein Molekül die Phantasien von Experten gleichschaltet, edition steinherz; Wiesbaden 2002, ISBN 3-9807378-1-0
packend geschrieben, sehr zu empfehlen.
Das Motto (nach der Widmung an die Eltern) von Johann
Wolfgang von Goethe kann mich (auch ohne Stellenangabe)
zufriedenstellen:
>Das höchste Glück des denkenden Menschen ist,
das Erforschliche erforscht zu haben und das Unerforschliche ruhig zu
verehren.<
Nur sollten wir vieles nicht zu früh zum Unerforschlichen
erklären.
Das Vorwort von Prof. Dr. Gerhard Gerlich: "Die gesellschaftlich
relevanten Wissenschaften"
Bei einem Auto in der Sonnenhitze komme es zum
Treibhauseffekt, die Erde habe aber kein Dach, und er kenne kein Lehrbuch der
Physik, in dem ein Treibhauseffekt der Erde erklärt werde. Die behauptete
bodennahe Durchschnittstemperatur der Luft von 15 Grad habe niemand
gemessen, da 70 Prozent der Erdoberfläche von Wasser bedeckt seien. Die zweite
Temperatur werde nach dem Boltzmann'schen Strahlungsgesetz angeblich mit
-15 o C aus der vierten Wurzel
des Mittelwertes der vierten Potenz der absoluten Temperatur (in Kelvin)
berechnet. Die Differenz von -38 o C habe man zum
">natürlichen< (atmosphärischen) Treibhauseffekt" erklärt. Aber
diese Mittelwerte dürfe man nicht vergleichen, die vergleichbaren Mittelwerte
würden eine Differenz von über 100 Grad betragen (vgl. G. Gerlich: Die
physikalischen Grundlagen der Treibhauseffekte und fiktiver Treibhauseffekt, in:
Treibhaus-Kontroverse und Ozon-Problem, Europäische Akademie für
Umweltfragen,1996, S.115-147).
Wie kommt man dazu, so fragt G. Gerlich, aus
einem nichtexistierenden physikalischen Effekt wirtschaftspolitische Maßnahmen
zu begründen, die sich als "eine todsicher wirkende Wirtschaftsbremse" auswirken
müssen? Durch diese >Hintertür< solle nun eine globale
Planwirtschaft eingeführt werden, obwohl die Regierungen und
Industriefunktionäre die Einhaltung des Plansoll bei den
Kohlendioxid-Quoten ebenso wenig garantieren könnten wie ehemals die
Parteifunktionäre das sozialistische Plansoll. (a. a. O. S.7,8)
„Die „68-er"bescherten uns eine neue >Wissenschaft<, die neomarxistische >Kritische Theorie<, in der sich alle tummeln konnten, die in den den klassischen Disziplinen nichts zustande gebracht hatten. Auf diese Weise bekamen die marxistischen Prognosen, die insbesondere den Untergang des Kapitalismus und das Arbeiterparadies auf Erden versprachen, den Anstrich wissenschaftlicher Aussagen. Jeder Ignorant, Betrüger oder Dummkopf konnte so plötzlich zu einem Wissenschaftler werden. Auch wurde der Begriff der >gesellschaftlich relevanten Wissenschaften< geboren und den meisten klassischen Disziplinen aufgezwungen. Dies ersetze die aus der wissenschaftlichen Tätigkeit gewachsenen eigenen Ziele, die für die meisten Laien unverständlich sind. Die >zweckfreie< Wissenschaft wurde durch die >gesellschaftlich relevante< Wissenschaft ersetzt. Die nur auf ihre eigenen Ziele ausgerichteten Wissenschaften hatten ausgedient zugunsten einer von der öffentlichen Meinung verstandenen. Da der Marxismus mit seinen Weltuntergangsprognosen offensichtlich >gesellschaftlich relevant< war, wurde dies zunehmend auch von allen anderen Wissenschaften verlangt...." (a. a. O. S.9)
„Der Club of Rome berechnete für das Jahr 1990 das Verhungern der
Menschheit mit lächerlichen hydrodynamischen
>Weltvolkswirtschaftsmodellen<. Damit konnten Mechanikprofessoren die
Anschaffung der größten und teuersten Computer begründen, um diese
>gesellschaftlich relevanten< Rechnungen durchführen zu können... Die
damaligen Großrechner werden heute von jedem PC und Taschencomputer um
Größenordnungen übertroffen., Inzwischen behaupten manche Club of Rome-Leute,
der Weltuntergang wäre nur durch ihre Weltuntergangsprognosen
ausgeblieben....
Ich komme zurück auf das Argumentieren mit >globalen
Zahlen<. Wenn ich richtig in Erinnerung habe, wurde damals eine Jahreszeit um
2050 oder 2100 gehandelt, die mit Sicherheit kein damals erwachsener Zeitgenosse
erleben konnte und bis zu der die fossilen Brennstoffe aufgebraucht sein
sollten. Relativ früh bemerkte man dann aber, dass die verfügbaren Mengen
fossiler Brennstoffe durch die neu entdeckten Lager schneller wuchsen als der
geschätzte wachsende globale Verbrauch, was mit Sicherheit jede Prognose wertlos
machte. Deshalb kam als neues Argument für die gesellschaftliche Relevanz der
Entwicklung der Kerntechnik auf, die fossilen Brennstoffe seien zu schade zum
Verbrennen. Man hatte nämlich Kernkraftwerke in der Planung , mit deren Hilfe
man diese Brennstoffe zu wertvollen Kunststoffen verarbeiten
konnte.
Die zivile deutsche Kerntechnik war damals führend
in der Welt (Leichtwasserreaktoren, Hochtemperaturreaktoren, Schnelle Brüter,
die Lösung des Entsorgungsproblems), weil sich die deutschen Kerntechniker nicht
mit der Weiterentwicklung der Wasserstoffbomben beschäftigen mußten und konnten.
(a. a. O. S:10,11) Dieser Vorsprung konnte inzwischen abgebaut werden, was
relativ leicht durch die Finanzierung der Kernkraftgegner zu organisieren war,
wobei das Geld vermutlich sowohl aus östlichen als auch aus westlichen Quellen
stammte..."
Gegen die Beschuldigung der 68-er gegenüber
einer Initiative zur Eindämmung des Energieverbrauchs der Menschheit werde ich
ganz am Schluß Stellung nehmen: man muß doch die Kirche im Dorf
lassen!!
Die Errichtung weiterer Kernkraftwerke sei dann unter
Bundeskanzler Helmut Schmidt unter der "gesellschaftlich relevanten Begründung"
der Gefahr des Erstickens durch das Kohlendioxid der Industrieabgase ersetzt
worden. Dessen Volumenanteil an der Erdatmosphäre beträgt aber nur etwa
0,03 Prozent, so daß selbst bei seiner Vervielfachung auch seine
thermodynamischen Eigenschaften nicht ins Gewicht fallen
konnte. Nun verfiel man auf die Fähigkeit des Kohlendioxids, "die ultrarote bzw.
infrarote elektromagnetische Strahlung zu absorbieren". Die Quantentheorie
eignete sich nicht für die Erklärung von Absorption und Emission (a. a. O.
S.11,12), auch die Strahlungstransporttheorie der Astrophysik nicht.
Mitte
der 1970er Jahre hätten gewisse Geophysiker ihre >gesellschaftliche
Relevanz< mit dem Drohen einer Eiszeit unter Beweis gestellt, angeblich um
die Atomkraft als unverzichtbar darzustellen. Man stieß auf die Eiszeithypothese
von S. Arrhenius (On the influence of carbonic acid in the air upon the
temperature of the ground, Phil. Magazine 41, 5, 1896. Unter Anwendung des
Stefan-Boltzmann'schen Gesetzes verwechselte der Ursache und Wirkung, das CO2 führte angeblich zur Erwärmung der
Erdoberfläche, sein Abbau durch Pflanzen zur Eiszeit. Aber das Ende der
Eiszeit auf einen erhöhten CO2 -gehalt
zurückzuführen war damals nicht möglich, es fehlten Pflanzenwuchs und Industrie.
Die für die Organismen günstigeren Warmzeiten waren damals nicht zu erklären.
Heute hat man den Industriegasaustoß und grub also die bereits als falsch
aufgegebene Theorie wieder aus. (a. a. O. S.12) Und über die Medien läßt sich
die Horrorvision über das Treibhausbild mit seiner Schwüle aufblähen, wobei
unterdrückt wird, daß diese das Pflanzenwachstum bekanntlich fördert und die
Warmzeiten für das "Klimaoptimum des Mittelalters" galten. (a. a. O. S.13)
Im
zweiten Buch von Wolfgang Thüne werden weitere "logische Purzelbäume" der
Treibhaustheorieverfechter aufgedeckt. So behaupten die Deutsche Physikalische
Gesellschaft und die Deutsche Meteorologische Gesellschaft, daß
CO2 und weitere "Spurengase wie Ozon,
Distickstoffoxid und diverse Kohlenwasserstoffe" (a. a. O. S.58) das
Sonnenlicht ungehindert durchlasse, aber das vom Boden
zurückgeworfene infrarote Licht nicht, dabei lägen doch über 30 Prozent des
auftreffenden Sonnenlichts im UV-Bereich und wird ein Teil der Sonnenstrahlung
vom Boden absorbiert. Der Wasserdampf aber hat ähnliche elektromagnetische
Eigenschaft wie das CO2 und beinflußt
als Wolken etwa über den Meeren das Klima wesentlich stärker. (a. a. O. S.13)
Der FAZ-Wissenschaftsredakteur K. Rudzinski schrieb in der FAZ vom 15.9.1976:
"Kein Treibhauseffekt durch Kohlensäure" und stützte sich auf Prof. A. Schack,
der das Standardlehrbuch "Der industrielle Wärmeübergang" schrieb, 1983 in 8.
Auflage. Nach Schack beeinflußt der unterschiedliche Kohlendioxidgehalt nur den
Höhenbereich, nicht die bodennahen Temperaturen, wie dies beim Wasserdampf der
Fall ist. (a. a. O. S.14) Prof. H. Oescher habe dem in der Neuen Züricher
Zeitung vom 9.1..1976 widersprochen, da er ein "gesellschaftlich relevantes"
Argument — es bestand in einer höheren Computerkapazität bei Nachrechnungen
— für seine Eiskern-Bohrungen gebraucht habe. Prof. G. Gerlich aber stellt
fest, daß es mit Simulationsrechnungen nicht gelinge atmosphärische oder
Meeresströmungen nachzubilden. Nichtsdestotrotz habe man nun die neue
Wissenschaft der "Globalklimatologie" eigens für den "Treibhauseffekt" durch
CO2 aus der Taufe gehoben, die zu den
widersprüchlichsten und unsinnigsten Ergebnissen, zu "unphysikalischen
Zuständen" kamen und entsprechende Szenarien aufstellten. (a. a. O.
S.15) Ein derartiges "Klimakonzept" führt nun G. Gerlich ironisch vor. Der
gemeinsame Markt der EU und der Weltmarkt müsse wegen der großen
Transportvolumen abgeschafft werden. Die vollständige Elektrifizierung sei
anzustreben, da ja der Strom aus der Steckdose kommt. Den Hauptteil an blasen
Mensch und Tier in die Atmosphäre, vor allem die Menschen aus
unterindustrialisierten Gegenden und Sportler, weshalb das Atmen einzustellen
sei. (a. a. O. S.17) Zuvor wird empfohlen die Autos mit Wasserstoff zu
betreiben, damit mit Wasser der schlimmste Klimakiller in die Luft geblasen
werde. Das Stilllegen der Ozeane ist ohnehin angezeigt; noch eleganter -sei es
den Abstand der Erde zur Sonne zu vergrößern. Die merkwürdigen neuen
"Wissenschaften" wie Umweltpolitik, Umweltphysik, Umweltbiologie, Umweltchemie,
Umweltmedizin, Umweltmeteorologie sind nun "gesellschaftlich relevant" und so
unklar definiert, ja nichtssagend wie der Begriff Umwelt Die
Kernforschungszentren wurden zu Umweltinstituten. G. Gerlich hofft auf baldiges
ein Wiedererstehen der zweckfreien Wissenschaft. (a. a. O. S.19)
Hierzu möchte ich bemerken, daß die Beschuldigung oder
Belastung der linken 68er, die sonst überaus zutreffend ist, bei der Entstehung
der Treibhauspanik nicht unbedingt so ausschlaggebend gewesen sein muß, wenn man
es auch so sehen kann. Was hier vorgetragen wird aus Sicht einer "zweckfreien
Wissenschaft" scheint manchmal zu sehr mit dem Monokel des Fachphysikers
betrachtet zu sein. Ein Stück weit kann, ja muß Wissenschaft zweckfrei sein,
besonders bei den Grundwissenschaften. Aber zu einem Großteil ist und war
Wissenschaft, insbesondere angewandte Wissenschaft, immer auch zweckgebunden.
Sie in den Dienst der neomarxistischen Ideologie gestellt zu haben, war und ist
ein verderbliches Vermächtnis der 68er. Die so verschwommene und leicht zu
mißbrauchende Soziologie, in der sich auch sehr viel mäßige bis mittelmäßige
Köpfe aushalten lassen, verdient allerdings — wenigstens bisher, im heutigen
Zustand — nicht die führende Rolle, wie etwa Rudi Dutschke (m. E. eben so ein
mittelmäßiger Vertreter) meinte, für den sie die Königen der Wissenschaften, die
Philosophie, abgelöst hatte. Was "gesellschaftlich relevant" ist, wurde und wird
weithin von einer die Wirklichkeit häufig verkennenden sozialistischen Doktrin
aus bestimmt und zur Vorschrift gemacht. Aber so wie diesem tadelnswerten
Vorgehen Einhalt geboten werden muß, so könnte auch jede vernünftige
Wissenschaft in ein zweifelhaftes Licht geraten, nämlich wenn sie in den Dienst
des Lebens gestellt wird. Man muß sich selbst hier die Frage stellen, ob das
biotele unabhängige Gutachtenverfahren hier wirklich die notwendige Sicherheit
bieten kann. Multidisziplinarität ist auf alle Fälle gefragt, was das
vorliegende Buch etwas vermissen läßt. Es kann oder soll doch auch einem
Wissenschaftler nicht gleichgültig sein, wenn durch Verdrängung durch eine
explosiv wachsende Menschheit die Vielfalt anderer höher organisierter Lebwesen
verdrängt und vernichtet wird. Bioethik geht also alle an., während eine
"Umweltethik" schon begrifflich verdächtig undefinierbar ist. Es muß begrüßt
werden, wenn endlich der Versuch gemacht wird, mit Rohstoffen und fossilen
Brennstoffen sparsamer umzugehen, schon im Interesse kommender Generationen. Das
Kohlendioxid, aber auch schweflige Säure, Salpetersäure und Nitroxide haben in
den letzten Jahrzehnten zunehmend als saurer Regen die Wälder geschädigt. Wenn
dafür der Elektrosmog angeschuldigt wird, so müßten endlich Beweise für diese
Schäden auf den Tisch gelegt oder vorbereitet werden. (Wir stießen eben auf das
Phänomen der Vieldeutigkeit.) Da biotele Begutachtung Eindeutigkeit anstrebt, ja
erfordert, wären auch die Ziele eines konservativen Umganges mit der Natur und
den Rohstoffressourcen möglichst Parameter zu verfolgen, bei deren Erhebung und
Auswertung die Wissenschaft so gut wie einmütig ist. Auch wäre durch Abstimmung
erst einmal festzustellen, ob die überwiegende Mehrheit der für die
physikalischen Zusammenhänge zuständigen Fachleute wirklich den
CO2-Stopp fordern; es kann sonst leicht eine
Vortäuschung dieser Einmütigkeit der Wissenschaft in der Öffentlichkeit
stattfinden: wenn nämlich eine Gruppe Fachleute den besseren Zugang zu den
Medien hat. Die 68er und die daraus sich entpuppenden Grünen hatten mit dem
CO2-Ausstoß ja nie die Atomkraftwerke fördern
wollen, aber sie wollte die kapitalistische Wirtschaft schädigen, an der sie
selbst schmarotzten und dank falsch gestrickter Demokratie weiter schmarotzen.;
und damit sind Medien und Politik der parteipolitischen Verfärbung der
Wirklichkeit verdächtigt. Abgelenkt wird mit dem Manöver von der sehr viel
zweckmäßigeren Lösung einer globalen Geburtenkontrolle. Könnte doch China darauf
hinweisen, daß es damit seine Umweltauflagen erfüllt.
Ein Schulkamerad
war entsetzt, daß ich die naheliegenden Zusammenhänge zwischen Kohlendioxid und
Sauerstoff in die Debatte warf. Schließlich ist doch unser atmosphärischer
Sauerstoff von der organischen Natur aus Kohlendioxid freigesetzt worden. Wäre
er unter höheren Temperaturen auf der Erdoberfläche vorhanden gewesen, so hätte
er alles angegriffen und verbrannt. In der Karbonzeit betrug der Anteil
des Kohlendioxid in der Atmosphäre 10 Prozent und war ebenso groß wie der des
Sauerstoffs. Reptilien konnten unter diesen Bedingen existieren: sie halten das
heute noch aus, während alle anderen höheren Lebewesen unter so hohem
Kohlendioxidgehalt ersticken. Die Wälder, die uns die Steinkohlelager
bescherten, waren es dann, die den Sauerstoffgehalt weiter ansteigen ließen und
das CO2 im Verein mit den Braunalgen des
Meeres auf heute 0,03 Prozent zurückdrängten. Das freie CO2
ist seit Beginn der Industrialisierung stetig angestiegen und wird
mit der Lagerausbeutung der fossilen Energie weiter stark ansteigen. 1qkm Wald
ist aber in der Lage in einem 1Kubikkilometer Luft den Kohlendioxidgehalt von
0,033 auf 0,03 % zu senken. Das weltweite Abholzen und Abbrennen der Wälder ist
also bedenklich.
Es läge nahe die zahlreichen Wettermeßstationen, die über
das Land verteilt sind, und ebenso möglichst viel Schiffe in Koppelung mit
Satelitenortungsdaten ständig Messungen für die Hauptgase in der Luft
durchführen zu lassen, anstatt sich mit bloß physikalischen Messungen, wie
Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Windgeschwindigkeit zu begnügen. Sateliten und
Wetterballons müßten ebenfalls mit chemischen Meßvorrichtungen neben den
Höhenmeßvorrichtungen und Ortsdatierungen ausgestattet werden. Ohne mich mit der
bereits vorhandenen Technik zu befassen, stelle ich mir vor, daß auf einer
Filmrolle in fortlaufender Reihe Felder mit gasspezifisch reagierenden
Meßsubstanzen aufgebracht sind, die von einem Schutzstreifen hermetisch gegen
Luftkontakt abgeschirmt ist. Für die punktuelle Messung wird der Schutzstreifen
über eine Rolle geleitet, die seine Abhebung vom Meßstreifen bewirkt während der
Beförderung beider Streifen bewirkt, die langsam fortlaufend. aber auch
periodisch beschleunigt durchgeführt werden könnte, ja nach Gasbindungskapazität
der chemischen Stoffe in den Meßfeldern. Nach der Rolle zur Ablenkung des
Schutzstreifens könnte eine eine Rolle mit einem zweiten Schutzstreifen
angeordnet werden, von der aus dieser Schutzstreifen auf den Meßstreifen unter
Andruck abgerollt wird und so die weitere Luftzufuhr zu den Meßfeldern
verhindert. Die Meßstreifenrollen könnten eingesammelt und zentral ausgewertet
werden. Die heutige Analysentechnik ließe sicherlich auch die direkte
Meßwertermittlung vor Ort und eine Datenübertragung per Funk zu.
Der bereits erwähnte früherer Schulkamerad reagiert auf eine derartige "Panikmache" entrüstet; ihn erregt die Umrechnung der Volumenangaben für die so leichten Gase in als lastend empfundene Tonnengewichte. Er wirft in die Debatte, daß die Menschheit des Mittelalters für die Glasherstellung und Eisenverhüttung auf Holzkohle angewiesen und alle erreichbaren Wälder abholzte. Aber die Möglichkeit, daß die heutige Großtechnologie die Lebensbedingungen auf der Erde beeinflussen könnte, ist doch nicht von der Hand zu weisen. Daß die Vermehrung der Menschheit Natur und besonders Wälder zurückdrängt ist doch unbestreitbar, ebenso der Einfluß von Wäldern auf Klima und Luftbeschaffenheit!
Aber zurück zu Wolfgang Thüne! In seiner Einleitung stellt
der fest, daß die Menschen sich hauptsächlich mit Auge und Uhr mit Bild und Wort
orientieren und der "Umwelt" mitteilen. (Ob des Gebrauchs dieses sonst verfemten
Begriffs geriet ich in leichtes Schmunzeln.). Der Austausch "nicht mehr selbst
gesehener, sondern über die Medien >fremd< vermittelter und damit
permanenter Manipulation ausgesetzter Bilder nimmt" ständig zu und wird über die
Digitaltechnik mit Tönen zu einer >virtuellen Welt... verflochten< und zu
einem ungeheuren globalen Machtfaktor in der Massengesellschaft, der
desinformierend und manipulierend unter dem Mantel der Meinungs- und
Pressefreiheit auftreten kann. Über die Formel "Wissen ist Macht" (Francis
Bacon) sei nun "Wissenschaft bis in die Machtzentren der Herrschaft
vorgedrungen". (a. a. O. S.20) Aber nach Prof. Dr. Calaus Meier ist selbst "auf
>Eliten kein Verlass< mehr" und die reale Welt wird durch die "virtuelle
Welt des Scheins" durch eine Märchenwissenschaft vernebelt .Meinungsbildung ist
gefragt, ideologisches Bekenntnis, nicht Wissen. Jeder, der Behauptungen
widerlegt, wird mit "Beleidigungen und Schmähungen" übergossen, wenn "ignorante
Verachtung" oder Nichtbeachtung nicht ausreichen, den Kritiker kaltzustellen.
Auch nach Prof. Dr. Wolfgang Wild ist die Wissenschaft längst ein "Instrument
zur Durchsetzung von Interessen der herrschenden Klasse" und parteienhörig. Das
Nachrichtenmagazin DER SPIEGEL schreibt am 23. 2. 2001: >Der akademische
Anstand steht an vielen deutschen Unis nicht mehr sehr hoch im Kurs.
Republikweit wird gelogen, betrogen, geschludert und getrickst<.
Aber
dies ist längst keine Neuigkeit mehr für mich, da ich erst mit der vierten
Dissertationsarbeit meinen Doktorhut bekam; ich mußte mich dazu in die schmale
Toilette einer Kinderpsychiatrie und in das Fachgebiet der Chemie flüchten.
Zuvor hatte ich es über den Cholesterinstoffwechsel beim damaligen "Fettpapst!"
versucht und mußte leider feststellen, daß selbst das noch gegenüber dem
Material der Universitätsklinik verdoppelte Material nur Zufallszahlen hergab.
Ich habe nach Mittelung dieses Ergebnisses nie wieder von meiner
Arbeit etwas gehört; die Mitdoktoranden bei dem hochgeehrten Spezialisten
kamen mit entsprechend gefälschten Ergebnissen den Erwartungen erfolgreich
entgegen. Als ich in der Kinderklinik über die Katamnese der Kinder schreiben,
also das Schicksal der entlassenen Kinder mit den Klinikprognosen vergleichen
wollte, fiel meinem Chef ein, diese Arbeit selbst übernehmen zu wollen. Ich
bekam dann wenigstens die Toilette und die neue Arbeit vermittelt. Und 1962 über
die Krankenversicherungsreform, da konnte ich einpacken, als die Arbeit fertig
war: sie war politisch untragbar; sie wäre es auch heute noch.
Früher bestimmten Religionen das "Weltbild", wenn es nicht gelingt, die moderne Wissenschaft wieder von ihrer Hörigkeit für Parteien- und Machtinteressen zu befreien und sich in ihrem Ringen nach Wahrheit und als Anwältin des Lebens zur führende Weltmacht emporzuarbeiten , dann wird allerdings der Islam seine Chance für die Verbreitung einer einfacheren Weltanschauung, die vermeintlich das Wohlergehen jedes Gläubigen zu Lasten aller Ungläubigen garantiert, weiter an Boden gewonnen. Das Christentum und alle Religionen mit Bildermythos leiden unter der Entmythologisierung der Natur (a. a. O. S.49) durch die Wissenschaft am stärksten. Die meisten unserer Wissenschaftler sind sich dessen bewußt, daß sie ihre Fähigkeiten an die Macht verkaufen und daß sie ein Teil einer durch und durch korrumpierten Gesellschaft sind (a. a. O. S.48), die man nicht mit der angeblichen Herrschaft "des Kapitalismus" entschuldigen kann, weil es eine Herrschaft des Verbrechens ist, das sich zunehmend anonymisiert, so wie der Fluß der Kapitalien anonymisiert wird. Und Geld war immer anonym (pecunia non olet, Geld stinkt nicht, soll Nero bekanntlich gesagt haben, als er eine Latrinenabgabe in Rom erhob.) Das Internet trägt zur Tarnung bei, und der ach so hehre und allen so teuere "Datenschutz", ist auch der beste Schild des Verbrechens.
Nach W. Thüne eignen sich die Naturwissenschaften besonders
für den optischen Betrug, da >Modelle< und graphische Darstellungen eine
steigende Rolle spielen. Es wird mir hier blitzartig deutlich, wie wichtig also
doch die geisteswissenschaftliche Ausbildung heute in den Schulen ist, um das
Denken und die Urteilsfähigkeit zu trainieren.; auch wenn Naturwissenschaft oder
Technik häufiger Berufsziel sein sollten.
Gelingt es in der
Naturwissenschaft auch nicht einmal den Ist-Zustand zu beschreiben, so mache man
sich dank Hochrüstung mit Computern doch wohlgemut an Prognosen und
Trendbekundungen. Albert Einstein soll gesagt haben, es sei leichter ein Atom zu
spalten, als eine vorgefaßte >Meinung< zu verändern. Die hervorragendste
Pseudowissenschaft sei die "Klimaforschung", die mit dem Treibhausbild arbeitet.
(a. a. O. S.21) Mit Bildern kann man wunderbar blenden und Illusionen erwecken,
die dann zum "Leitbild" im Unterbewußtsein verankert und als Wissen verkauft
werden. Unter dem Bild des Treibhauses, also sozusagen eines Gewächshauses, kann
man vorgaukeln, der Mensch sei in der Lage, das Klima zu steuern; und es lassen
sich wunderbar Ökosteuern erheben. Nichts aber sei veränderlicher und
unbeeinflußbarer als das Wetter, weshalb es immer Gesprächsstoff abwirft und
Zeitungsnachrichten garantiert. (a. a. O. S.22.23)
Der "Klimaforscher"
Gerhard Berz warnt in der Wirtschaftswoche vom 12. Juli 2001 vor einer globalen
Völkerwanderung unter extremen Hitzewellen. Der "Klimazirkus" wurde 1988 in
Toronto eröffnet, es folgten Rio de Janiero (1992), Berlin (1995), Kioto (1997),
Buonos Aires (1998), Bonn (1999), Den Haag (2000) , fortgesetzt in Bonn (2001),
finanziert von den Vereinten Nationen. Die Teilnehmer bekamen sogar noch
3000 DM "Amüsierprämie"! Man hat nun auch die Jugend mit einbezogen; so
der niederländische Umweltminister Jan Pronk mit einer "Jugendkonferenz". (a. a.
O. S.24) Die USA werden beschuldigt, um ihrer Ölprofite willen den Kindern eine
"kaputte Welt" zu hinterlassen. (a. a. O. S:24,25) Potsdam 2007 ist inzwischen
der Konferenzliste noch hinzuzufügen.
„Eine besondere Affinität zur
Macht hat der ehemalige UN-Klimaschutzbeauftragte und jetzige Direktor des
Max-Planck-Institutes für Meteorologie in Hamburg, Hartmut Graßl. Er bezeichnete
sich am 6. Januar 1998 im Magazin FOCUS als >Forscher, Priester und
Politiker<. Und sein >Chef<, der Präsident der Max-Planck-Gesellschaft
e. V., Hubert Markl, bestätigte anläßlich der EXPO2000 am 13. Juli 2000 in
Hannover, daß >Lüge und Betrug integrale Bestandteile des Forschens<
seien." (a. a. O. S.26) Wörtlich zitiert wird das
allerdings so wiedergegeben,
„daß leider nicht zu bestreiten sei,
>daß es auch in der Wissenschaft — häufiger als uns Wissenschaftler lieb ist
— Lug und Trug gibt, nicht nur fahrlässige Schlamperei, sondern wirklich
absichtsvollen Betrug.<" (a. a. O. S.53)
„..>Denn wer über die
absichtvolle Unwahrheit nachdenkt, der kommt an der Wahrheit einfach nicht
vorbei. Denn der Gegensatz zu vorgeblichem, vorgelogenem und trügerischen Wissen
ist eben nicht die Unwissenheit, sondern die Wahrheit, deren Anspruch die
absichtlich dafür ausgegebene Unwahrheit gröblich verletzt<. Er fordert, >
dass eine Wissenschaft, der es um Wissen — also zuverlässige Aussagen über eine
allen Menschen gemeinsame Wirklichkeit — geht, nicht auf das Bemühen um Wahrheit
verzichten kann,...., wenn sie sich und vor allem jene, die als Steuerzahler für
die Kosten ihrer Forschungspraxis aufkommen, nicht Irreführung und Betrug
ausliefern will.<... Dass Wissenschaft ohne Lüge und Betrug nicht existieren
kann und trotz aller Gegenwehr niemals existieren wird, ist allerdings gar nicht
so schlimm, weil Wissenschaft als wahrheitsanstrebendes System dadurch niemals
nachhaltig gestört werden kann, weil sie nicht inhärent betrugsfähig ist,
sondern ebenso inhärent selbständig betrugsaufklärend wirkt. Allerdings können
Lüge und Betrug der Akzeptanz von Wissenschaft in der Gesellschaft Schaden
zufügen, doch dürfte auch der jeweils nur vorübergehend sein, weil die ab
Oktober 1999 Sechs-Plus-Milliarden-Menschheit von Wissenschaft und von ihr
geleiteter Anwendungspraxis auf Gedeih und Verderb, also buchstäblich
überlebensnotwendig abhängig ist, so dass sie, selbst wenn sie ihr mißtraut, gar
nicht mehr auf sie versichten kann, es sei denn, sie wolle sich dadurch einen
noch größeren Schaden zufügen, als sie schlimmstenfalls von den Folgen der
Wissenschaft befürchten kann.<
Sarkastisch
könnte man sagen: Jede Gesellschaft hat die Wissenschaftler, die es verdient.
Die Last, die Wahrheit von Lug und Trug zu unterscheiden, wird auf den Bürger
abgeladen, mag er auch unter dieser Last zusammenbrechen... einzige der Markt
entschneidet dann, was sich durchsetzt oder nicht. Wer aber handhabt diesen
Markt...? (a. a. O. S.54)
...Der Bürger spielt eine absolut passive
Rolle in diesem gigantischen Geschäft, solange er nicht massiv aufbegehrt! Er
beherrscht den Informationsmarkt nicht, er ist ihm ausgesetzt!..." (a. a. O.
S.55)
Das Schlimme an dieser Entwicklung zur Verlogenheit und
Täuschung hin, ist doch die Züchtung der Faulheit und Ausbeutung über die
Akademikerschwemme und dann die Notwendigkeit der Erweisbringung ihrer
Existenznotwendigkeit durch "gesellschaftlich notwendige" Arbeit in der
"Dienstleistungsgesellschaft". Die Vermassung der Wissenschaft senkt ihr
intellektuelles aber auch ihr sittliches Niveau. Und bei den
Haushaltsverhandlungen der Politiker wird den Bürgern immer mehr eingebläut, daß
an Bildung und Wissenschaft der Rotstift nicht angesetzt werden dürfe, denn
diese bedeuteten Zukunftsinvestition. Und in diesen Kreislauf der Verdummung
sind wir nun vor allem durch die 68-er "Bewegung" gelandet, welche die
Schaltstellen der Macht besetzt halten.
Und darum darf auch das biotele
Gutachtensystem nicht überprüft werden; wegen der Gefahr nämlich, daß es sich
als brauchbar erweisen könnte, auch dabei die Wasserköpfe der Wissenschaften zu
durchleuchten und die Linken darin zu entlarven, daß sie unter der marxistischen
Lüge, "die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen beenden" zu wollen,
immense Quellen zur Ausbeutung mit Hilfe einer neuen Definition von
Wissenschaft, in der auch Dummheit, ja sogar Verlogenheit ihren ehrenwerten
Platz haben, neu erschließen. Dies ist fortgeschrittener "wissenschaftlicher
Sozialismus" mit seinen unentbehrlichen Führungskadern, den man so in die
Marktgesellschaft hinübergerettet hat.
Arno Baruzzi stellt in seiner "Philosophie der Lüge", in der
er die Lüge weniger als ein ethisches denn als ein biologisches Phänomen
ansieht, fest: >Je mehr und je besser gelogen wird, um so mehr und besser
kann gelebt werden<, weshalb Lügen keine Schande sei. (a. a. O. S.24) Oder
anders ausgedrückt:
„Hubert Markl leitet schließlich die behauptete
>Gleichwertigkeit< von Betrug und Wahrheit aus dem Wesen der menschlichen
Existenz ab. Diese habe sich nämlich nur zu dem einen Zweck entwickelt, um
>so wirkungsvoll wie möglich Artgenossen in ihrem Verhalten beeinflussen und
dabei zugleich deren Verhaltensmöglichkeiten möglichst zutreffend einschätzen zu
können... Die in diesem Zusammenhang wichtigste Eigenschaft eines solchen
Wissens zur Durchsetzung eigener und gemeinsamer Interessen eingesetzten
intelligenten Gehirns ist zweifellos die damit verbundene Fähigkeit, andere
nicht durch eigenes Wissen, sondern durch dessen absichtsvolle Vorspiegelung —
also durch Lug und Trug — zu beeinflussen... Selbstbewußt reflektiertes
Wissen als Mittel sozialer Verhaltensmanipulation von Artgenossen benötigt also
eine Leistungsform von zentralnervös koordinierter Intelligenz, die zugleich
untrennbar mit der Befähigung zur Täuschung von Artgenossen, zur Verbergung oder
Vorspiegelung von Tatsachen, zu Lüge und Betrug befähigt: ohne Wissensfähigkeit
keine Täuschungsfähigkeit.<"
Um nicht gegen Urheberrechte
über zu lange wörtliche Wiedergabe zu verstoßen, setzte ich vorsorglich die
nachstehende Zitatfortsetzung des Biologen Hubert Markl in die indirekte
Rede:
„>Die Fähigkeit zu Lug und trug sei sozusagen die Konsequenz
unserer für jede menschliche Kultur konstitutiven Fähigkeit zur Einsicht und
Einfühlung in das Denken, Fühlen, Wünschen und Wissen von Mitmenschen — zu
eigenen Gunsten. Sie sei keine Fehlentwicklung des Menschen, schon gar nicht
eine Verfallserscheinung, sondern sozusagen Grundbestand unseres Wesens als eine
besonders geschickte neue Option zur Optimierung eigenen Nutzen zu Lasten
anderer, also zu sozialschmarotzerisch erlangbaren Vorteilen, denn darum handele
es sich ja bei Lug und Trug.<" (a. a. O. S. 55,56)
„>Wer meine, daß er
niemals täusche, täusche wohl damit nur sich selbst, er stemple sich geradezu
zum Un-Menschen, weil er einen wesentlichen Teil dessen negiert, was ihn als
Menschen ausmache.<
Wer nicht lügt, ist demnach ein 'Un-Mensch', so der
Präsident der einst weltweit hochgeachteten
Max-Planck-Gesellschaft..."
>Denn das sollte nicht die Stunde entrüstet —
zerknirscht oder höhnisch— schadenfrohen Händeringens und Augenrollens sein — am
allerwenigsten vielleicht von Seiten von Journalisten, die in ihrer eigenen
Stallung knietief im Mist waten können.<"
Markl erwarte,
"dass sich die Gesellschaften immer mehr zu >politischen
Wissensregulierungsgesellschaften< entwickeln. Ganz ähnlich auch die
Markl-Zitate (a. a. O. S:100,101), wozu W. Thüne bemerkt:
"Die
moderne Entwicklung hin zur >politisch korrekten Wissenschaft< begann mit
der Gründung des Forschungsministeriums" mit einem Etat bei 15 Milliarden,
davon ein beträchtlicher Teil für "Klimaforschung". (a. a. O. S.101)
Weiter mit H. Markl:
„>Denn wo Macht sei, da
müsse auch Politik sein. Politik werde in solchen wissensgetriebenen
Gesellschaften sicher zunehmend zu beeinflussen versuchen, was als nützliches,
zulässiges Wissen gefordert wird und was nicht, wer Zugang dazu habe und wer
nicht, welche Wissensbereiche mit Priorität vorangetrieben werden sollten und
welche nicht, und was mit Wissen geschehen solle und was nicht ; und sie werde
dies nicht allein — im Wettstreit der Parteien — zu beeinflussen suchen, andere
würden sich um solchen Einfluß nicht weniger bemühen: Wirtschaft, Medien, das
Rechtssystem, die Religionen, NGOs usw. mit ihren jeweiligen nationalen und
internationalen Lobbys und Hilfstruppen.<" (a. a. O. S.56)
Brauche ich mich da noch zu wundern, daß ich von der gesamten
Max-Planck-Gesellschaften wie auch von den Konkurrenzgesellschaften mit von der
Spitze bis zum Institutsgefolge nur Körbe einhandelte mit meinem Ansinnen, das
biotele Gutachtensystem wissenschaftlich zu prüfen und zu erproben?
Wolfgang Thüne fährt fort:
„Die zahlreichen
Nichtregierungsorganisationen (NGOs) geben sich gerne als >Retter der
Menschheit< und haben es sich zur Profession gemacht, vor jeder Gefahr zu
warnen und sei sie auch nur eingebildet oder erfunden. Menschen, die hilflos mit
ihren Sorgen allein gelassen werden , vertrauen ihnen voller Hoffnung. Aber ihre
Hoffung blendet sie und h8indert sie daran zu erkennen, dass die meisten dieser
>Retter< Sonderinteressen haben und ausschließlich auf deren Durchsetzung
aus sind.NGOs sind parasitäre Mitspieler in dem weltweiten Geschäft um Markt,
Macht und das Vermögen der Massen. Ihnen geht es nicht um objektive Erkenntnis,
auch nicht um das angebliche Gemeinwohl. Sie vertreten häufig eine
>Vision<, sie träumen vom verlorenen Paradies. Deswegen wollen sie unter
allen Umständen zuerst an der Macht partizipieren, um sie schließlich zu
übernahmen. Sie bedienen sich dabei aller Mittel suggestiver Verführungskunst.
Sie haben den >Klimaschutz< zum >Schöpfungsschutz< und damit sich
selbst zu Schöpfern erhoben, die jeder Kritik entrückt sind. (a. a. O.
S.57)
Ich kann Herrn Thüne bisher lediglich an einem,
dem einzigen von mir erprobten Beispiel, bestätigen: bei "Mehr Demokratie e.
V" Die Herrschaften rühren für mehr direkte Demokratie die Trommel, sind
aber nicht an einer Definition des Gemeinwohles interessiert, um ihre
Volksbegehren und Volksentscheide etwa an diesem abwägen zu können und dann auch
abwägen zu müssen. Eine neue außerparlamentarische Opposition (APO) formiert
sich, um Regierungen und Parlamente unter Druck zu setzen — und sei es durch
eine Umschichtung von Haushaltsmitteln unter Vernachlässigung abgewogener
Gesamtinteressen — , ohne dabei irgendeine Verantwortung zu
übernehmen. Und die Parteien machen es durch ihr Versagen diesen Herrschaften,
deren harter Kern vermutlich zur "Volksdemokratie" oder dem "demokratischen
Sozialismus", wie die jetzt heißt, tendiert oder ihr doch zuarbeitet, leicht.
Im Kapitel: "Die Herrschaft der Lüge
in Wissenschaft und Politik" wird auf Gianna Schelotto "Die Kunst zu lügen
— warum wir nicht immer die Wahrheit sagen, 1997 und auf Jean-Francois Revel:
"Die Herrschaft der Lüge" oder "La Connaissance inutile< (übersetzt: "Das
nutzlose Gewissen"), 1990 hingewiesen. Revel zeigt an vielen Beispielen auf, wie
für Gruppeninteressen Information massiv verfälscht und unterschlagen wird. Bei
der Machtstellung der Öffentlichen Meinung ist "die Weitergabe objektiver
wahrheitsgemäßer Informationen" aber überlebenswichtig. (a. a. O. S.165) Für
eine Parteienoligarchie wiederum ist die Meinungsmanipulation für die
Mehrheitsbeschaffung wichtig, d. h. für ihr eigenes Überleben. Weltweit gäbe es
nur fünf >Großcomputer< für "den medialen Klima-Markt", was
Absprachen begünstigt Störungen der virtuellen Welt "werden durch sogenannte
<fudge-factoren< herausgerechnet". (a. a. O: S.166)Bei komplexen
Zusammenhängen bedient man sich der Korrelationsstatistik, die
Kausalzusammenhänge wahrscheinlich machen kann. Einer Wirkung "einer ganz
bestimmten Ursache zuzuweisen" wird äußerst problematisch, wie etwa die
Zahl der Storchennester und die Gebrutenzahl in den zwanziger Jahren in
Schleswig-Holstein "einen Korrelationskoeffizienten von 0,9 ergab", ohne daß man
annehmen ko9nnte, der Storch habe 90% der Kinder gebracht. (a. a. O. S.167) Der
ehemalige Bundespräsident Roman Herzog warnet am 12. Mai 1998auf den 31. Mainzer
"Tage der Medienkritik" davor zu vergessen, daß "Fernsehbilder ... bloß
Fragmente der Wirklichkeit, montierte Ausschnitte, konstruierte Perspektiven
sind". (a. a. O. S.168) Johann Wolfgang von Goethe unterschied in seiner
"Farbenlehre", die genialen und produktiven Visionäre,
die Menschen Jahrhunderte mit einem Wahnbild mit sich reißen und übervorteilen
könnten, wenn dem kein Gegenbild entgegentrete. Als normale Wissenschaftler
bezeichnete er die "Wetterfrösche", die auf dem Boden der Messungen und
Wirklichkeit bleiben. Das Wahnbild "von der Erde als
>Treibhaus<" sei eine geniale Erfindung einer Gruppe Meteorologen und
Physiker in den USA in der Zeit des "Kalten Krieges" gegen die UdSSR, welche mit
ihrem "Report of the Panel on Climate Variation" die Aufmerksamkeit der US
National Academy of Science auf sich zogen (a.
.a O. S.169) und Forschungsmittel locker
machten.
„>..Die... Abhängigkeit des Wohlergehens der
Nation ebenso wie der internationalen Gemeinschaft als Ganzes sollte als ein
Warnsignal dienen, das uns sagt, dass wir es uns einfach nicht leisten können,
einer natürlichen oder vom Menschen ausgelösten Klimakatastrophe unvorbereitet
entgegenzugehen.<"
Stephen H. Schneider, ein Mitglied
dieser Gruppe, veröffentlichte "The Genesis Strategy — Climate an Gl,obal
survival", 1976, deutsch als "Klima in Gefahr — Strategien zur
Beherrschung des Wetters< 1978 und schrieb dort:
>Ich halte mich
an John Kenneth Galbraight' Rat an die Wissenschaftler, über die traditionellen
und bequemen Grenzen der vertrauten Gelehrsamkeit hinauszugehen und öffentlich
zu wirken in der tatsächlichen Welt der Politik — vor allem, wenn die Politik zu
der eigenen wissenschaftlichen Sachkenntnis im Widerspruch steht... Die meisten
der wesentlichen Überlebensprobleme, mit denen die Menschheit in den nächsten
Jahrzehnten konfrontiert werden wird, werden ethische und politische Werturteile
erfordern — Entscheidungen darüber, wie man angesichts der Ungewißheiten zu
handeln hat.< (a. a. O. S. 170,171)
Daß hier marxistisch
beeinflußte >Weltverbesserer< (a. a. O. S.170) am Werk sind, scheint auch
mir so. Daß "man angesichts der Unsicherheiten" in
der Politik zu handeln hat, erregt mich weniger als den W. Thüne: wir können
auch mit der Hilfe der Wissenschaft wichtige Sachverhalte oftmals nicht
aufklären und müssen die Folgen unseres Handelns abwarten. Aber hier geht es ja
darum, daß Wissenschaft ihr Ansehen zum Vorgaukelns eines Wissens hinreißen
läßt, das sie nicht hat. Und wie sich die Politik wiederum dann in dieses
verlogene Spiel einschaltet und zum Mitschwimmen auf der Woge der Begeisterung
(oder Angst), daß machte eine öffentliche Äußerung des prominenten
SPD-Politikers Kurt Beck im März 2007 deutlich als er erklärte, daß schließlich
auch beim Betrieb von Atomkraftwerken CO2 freigesetzt werde. (Ob er
dabei an die Baggermotoren bei der Urangewinnung gedacht hatte? Selbst
Medienjournalisten hatten für diese Entgleisung nur ein Kopfschütteln übrig.)
Jüngst (April 2007) kehrte ein Journalist von der Antarktis zurück und wußte in
einer Klimadiskussion zu berichten, daß dort die Gletscher augenblicklich sogar
zunähmen! Aber diese Aussage wurde weiter nicht behandelt; könnte man die
Polar-Eisbären dann nicht umsiedeln, um sie zu retten?
Arno Baruzzi,, der an der Universität Augsburg Philosophie
lehrt, kommt in seinem Buch "Philosophie der Lüge" zum Schluß:
„>Zur
Meinungsfreiheit gehört wohl auch und gerade die Freiheit zur Lüge. Wir können
die Freiheit in bezug auf die Lüge wie folgt zu ordnen versuchen: 1. Die
Freiheit der Lüge. Wir können i n der Lüge eine, ja die Freiheit überhaupt
sehen. Es ist die Freiheit zur und in der Lüge. Wir können anderen oder uns
selbst alles sagen, was uns gerade einfällt, uns passt. und wir können zu allem
etwas sagen, auch wenn wir eigentlich nichts dazu zu sagen haben. Das geschieht
heute besonders in den Medien. Ich möchte vor allem auf jenes Lügen hinweisen,
das uns Besitz bringen soll. Es ist die mit Hab- und Selbstsucht verbundene
Lüge. Hier ist die Lüge ein,, ja das Mittel zum Besitz. Wenn wir den Menschen
als das mehr-haben-wollende Lebewesen erfahren, dann gehört die Lüge dazu.<"
(a. a. O. S.172)
Wie soll man einem derartigen Niedergang
der Philosophie und Naturwissenschaft entgegentreten? Welcher Hohn auf das von
Immanuel Kant für den Freiheitsbegriff Erreichte, wenn man sie der Verantwortung
für die anderen, von der "Solidarität" der Menschlichkeit, vom Ringen um
Wahrheit, entbindet und dann noch von Ethik zu reden wagt! Es gibt auch andere
Stimmen, so in dem Buch von Marianne Österreicher-Mollwo, Hrsg.,1991, wo
sich Prof. Dr. Peter Sitte im Interview "Umdenken, das tut niemand besonders
gern" so äußerte:
„>Es gilt bei uns in der Wissenschaft nicht als
unehrenhaft, sich zu irren, schon weil wir uns ständig und immer wieder irren
müssen — siehe Falsifizierung (Karl Popper)! Unehrenhaft ist nur Betrug,
Täuschung oder Lüge. So etwas ist dann allerdings so fürchterlich unehrenhaft, —
wer das versucht hat der ist in der Wissenschaft erledigt; er ist aus der
scientific community, aus der Gemeinschaft der Wissenschaftler, ausgeschlossen —
natürlich nicht per Dekret, aber mit dem wird man nicht mehr sprechen.<" (a.
a. O. S.224)
Aber dieser Schutz versagt gegenüber einem
Wissenschaftskollektiv; auch darum werden wissenschaftliche Leistungen fast nur
noch anerkannt, wenn sie einem Teamwork entspringen, wie ich immer wieder
feststellen muß. Im selben Buch findet sich der Artikel von Horst Müller >Zur
Forschung gehört Selbstreklame<. (a. a. O. S.224)
In den Gesprächen zwischen Goethe und Eckermann kam einmal
der Fortschritt der Wissenschaft zur Sprache. Goethe selbst hielt bekanntlich
seine Farbenlehre, die sich nicht durchsetzen konnte, für seine große
wissenschaftliche Leistung. Eckermann verwundert sich darüber, daß Professoren
weiterhin "überholte Lehren vortragen". Goethe dazu:
„>Das ist
nicht zu verwundern, solche Leute gehen im Irrtum fort, weil sie ihm ihre
Existenz verdanken, sie müssten umlernen, und das wäre eine sehr unangenehme
Sache.<
>Aber<, sagte Eckermann, >wie können ihre Erkenntnisse
die Wahrheit beweisen, da der Grund ihrer Lehre falsch ist?<
>Sie
beweisen die Wahrheit auch nicht<, sagte Goethe, >und das ist auch
keineswegs ihre Absicht, sondern es liegt ihnen bloß daran, ihre Meinung zu
beweisen. Deshalb verbergen sie all solche Experimente, wodurch die Wahrheit an
den Tag kommen und die Unhaltbarkeit ihrer Lehre sich darlegen könne<." (a.
a. O. S:223)
Nach Prof. Dr. Oskar Weggel war Erasmus von Rotterdam wohl
der letzte, "der noch über das gesamte Wissen seiner Zeit verfügte, In "Future —
Das Aventis Magazin 2/2001
schrieb er:
„>Der Universalgelehrte wurde zum Auslaufmodell. Das
Gesetz der Beschleunigung siegte. Je mehr wir wissen, desto weniger weiß der
Einzelne. Täglich, stündlich, minütlich wächst unser Wissen. Und das Karussell
des Wissens dreht sich immer schneller... Um mit dieser Dynamik Schritt zu
halten, sind wir auf unsere Mitmenschen angewiesen.<"
Die
Vermehrung des Wissens führte zu dessen "Parzellierung, ja >Atomisierung<"
, die Wissenschaft zerfällt in immer mehr Spezialgebiete (a. a. O. S.47) , und
die Spezialisten können sich für ihre Gebiet als zuständig erklären, ohne daß
ihre Ergebnisse noch kontrollierbar wären: zumindest wenn sie sich
zusammenschließen und zu ihrem eigenen Nutzen absprechen.
„Mit der Umwandlung der Naturwissenschaften in Umweltwissenschaften vollzog sich leise und unterschwellig eine radikale Veränderung unseres Wissenschaftsverständnisses." (a. a. O. S.171)
Könnte der selbe Vorwurf nicht auch auf Biotelie zutreffen?
Welche Abwehrmechanismen könnte das unabhängige biotele Gutachtensystem
entwickeln, damit sich unqualifizierte oder geldgierige oder geltungssüchtige
und machtbesessene Wissenschaftler nicht der Begründung ihrer Tätigkeiten mit
der Notwendigkeit für die Lebenserhaltung mißbräuchlich bedienen? Die
Einstimmigkeit der biotelen Gutachtenurteile könnte durch Absprachen hergestellt
werden. Das Beispiel "Treibhauseffekt" belehrt mich, daß es ein Einspruchsrecht
von Gelehrten gleicher Fachrichtung gegen die Gutachterübereinstimmung geben
muß, die beachtet werden muß, wenn die Einspruch Erhebenden überzeugendes
Beweismaterial für ihre abweichende Auffassung beibringen können. Wer bewußt mit
Fälschung arbeitet, gehört bei Nachweis dieses Verbrechens längere Zeit ins
Gefängnis sowie schadensersatzpflichtig gemacht, bei Nachlässigkeit zumindest
aller Ämter entkleidet. An die zu Unrecht Einspruch Einlegenden sind dieselben
Maßstäbe anzulegen. Das Merkmal "biotel" bedeutend darf nur eines für die
Förderung der Wissenschaften sein, wenn auch ein bedeutendes: außerdem bleibt
bei vielen Forschungen offen, ob die Ergebnisse später einmal überlebensrelevant
sein könnten. Die "reine", zweckfreie Wissenschaft sollte ihre Felder behalten;
aber stärker von rüstigen Rentnern freiwillig betrieben werden, was insbesondere
für die Geisteswissenschaften gilt, wo weniger Sachaufwand getrieben werden
muß.
Der Vorwurf einer "Ökodiktatur" wurde gegen Biotelie sofort laut;
unterschlagen wurde dabei, daß jedes biotele Gesetz der direkten Abstimmung der
von dessen Folgen mutmaßlich Betroffenen unterliegt, womit Demokratie endlich
stärker eine tragbar direkte Demokratie wird und einen parteiübergreifenden
Langzeithorizont politischen Denkens erhält. Die vorherrschende Meinung einer
Wissenschaftsdisziplin darf aber gegenüber der Öffentlichkeit nicht als
herrschende Schulmeinung ausgegeben werden, solange Angehörige anderer
Wissenschaftsdisziplinen, die sich mit demselben Gegenstand oder Sachverhalt
befassen, widersprechen. Mit Biotelie endlich könnte man über den
Erkenntnisstand von Papst Julius II. (1503-15) vielleicht etwas
hinauskommen:
„>Ihr würdet euch wundern, wenn ihr wüsstet, mit wie
viel Unverstand die Welt regiert wird.<" (a. a. O. S.226)
"Merkel/Graßl — "Ist das Klima noch zu retten?", Heft 30 der
Reihe "Aktuelle Fragen der Politik", veröffentlicht von der
Konrad-Adenauer-Stiftung e. V. Prof. Dr. Hartmut Graßl, damals Direktor des
Max-Planck-Institutes für Meteorologie in Hamburg, als Koordinator berufen zur
Weltorganisation für Meteorologie (WMO) in Genf. Aus Sicht des Intergovernmental
Panel on Climate Change (IPCC) begründet Graßl die "internationale Abstimmung"
damit, "international etwas bewegen" zu wollen. Der Spurengasanstieg habe sich
etwas "gedämpft", durch Maßnahmen und "durch die >Raffinesse der
Natur<".
Man rechne damit, daß man durch "die Klimakonvention vielleicht
im Jahre 2050 ein erstes grobes Etappenziel erreicht hat". Die deutsche Politik
sei dank >guter Ratgeber aus der Wissenschaft< besonders fortschrittlich
in der Klimapolitik...(a. a. O. S.173) Dann dürfte auch Graßl nicht mehr leben,
um seinen Irrtum eingestehen zu müssen! Dabei gehe es jetzt nicht mehr um
"Vermeidung", sondern lediglich um die "Verlangsamung" von Klimaänderungen. In
den letzten 10.000 Jahren, im Holozän, sei die Klimavariabilität gering gewesen.
Hierzu bemerkt W. Thüne, daß die Wikinger den Übergang des >Klimaoptimums im
Hochmittelalater< zur >Kleinen Eiszeit> nicht so >paradiesisch<
empfunden haben dürften, als sie Grönland wegen des Eises räumen mußten. H.
Graßl berichtet weiter, daß die Autoren der Konvention jedes Jahr eine
Vertragsstaatenkonferenz anregen wollten, um "deine ständige Begleitung durch
wissenschaftliche Gremien... zu gewährleisten".Das Internetprofil des
Max-Planck-Institutes für Meteorologie stellt fest:
">Eine der
auffälligsten Erscheinungen des Klimasystems ist seine natürliche Variabilität,
die in allen Zeitskalen von Wochen bis zu Jahrmillionen beobachtet
wird.< Das Klima wird aber als das >mittlere
Wettergeschehen< definiert. (a. a. O. S.174)
Das Großprojekt "Gesellschaftsveränderung ..geht auf die
Sit-Ins der 68-er Revolte zurück", welche in "überbezahlten Posten" in Politik
und Wissenschaften sitzen. Anstelle des "Prinzip Hoffnung" Erich Bloch's
setze Graßl das "Prinzip Vertröstung" für spätere Zeiten. Den deutschen
Politikern wird eine besondere Lernfähigkeit attestiert. Die damalige
Bundesumweltministerin Dr. Angela Merkel habe
"ehrerbietig..bekannt":
„>Der Klimaschutz ist eine der größten
umweltpolitischen Herausforderungen heute und in Zukunft... Das >Berliner
Mandat< für Verhandlungen über verschärfte Verpflichtungen der
Industrieländer zur Begrenzung und Reduktion der Treibhausgasemission wird
in Bonn angesiedelt werden... Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl hat in einer
vielbeachteten Rede zu Beginn des Ministerteils der Berliner Konferenz...
deutlich ..[ge]macht.., dass Deutschland an dem Ziel festhält, bis zum Jahr 2005
seinen CO2-Ausstoß gegenüber 1990 um 25 Prozent zu senken. (a.
a. O. S.176)
W. Thüne bescheinigt den beiden christlichen
Kirchen auch hier "Ahnungslosigkeit und Sprachlosigkeit des >deutschen
Michels<" und prophezeit:
"Wer in einer Mediendemokratie sprachlos
ist, wird auch bald wehrlos sein".
Crutzen / Müller "Das Ende des blauen
Planeten? — Der Klimakollaps — Gefahren und Auswege". >Die Grünen<, Dr.
Wilhelm Knabe und Reinhard Loske ..hätten.. darin.. in ihrem Artikel
>Treibhauseffekt und Ozonloch zwingen zur Umwertung vieler Werte< offen
bekannt, was sie alles >umzuwerten< gedenken. Das sei so ehrlich wie
Hitlers >Mein Kampf<, den hinterher niemand gelesen haben wollte.. W. Knabe und R. Loske schreiben:
.„>.. CO2
steht als Synonym für unseren verschwenderischen Umgang mit Energie, FCKW
[früher in Spraydosen] für die Chemisierung aller Lebensbereiche, Methan und
Distickstoffoxid für die Industrialisierung der Landwirtschaft, bodennahes Ozon
für die Form unserer (Auto-)Mobilität... Soll eine superindustrialistische
Durchbrechstrategie gefahren werden, deren augenfälligste Inkarnation die
Atomenergie ist, oder soll eine Entwicklung angestrebt werden die auf dezentrale
und angepaßte Technologien setzt?<"
Auch Prof. Dr. Klaus
Töpfer war in dem hochpolitischen Buch als Vertreter der Union mit einem Aufsatz
>Die globalen Umweltgefahren< vertreten. (a. a. O. S.177)
Nun wir
Menschen atmen nun einmal zu Milliarden und stoßen CO2 und andere Gase aus, und die Kühe können auch nicht anders, auch
dann wenn sie "ökologisch" aufwachsen.
Dazu noch Iwan T. Frolow von der Akademie der
Wissenschaften in Moskau , der einen Artikel >Sozialphilosophische Erfassung
des globalen Ökologieproblems< geschrieben hatte:
„>Die XIX.
Unionskonferenz der Partei hat 1988 die Aufgabe formuliert, im Verlauf der
Perestroika einen qualitativ neuen Zustand der sowjetischen Gesellschaft zu
erreichen, ein neues — humanes und demokratisches — Sozialismus-Bild zu
entwickeln., bei dem der Mensch im richtig verstandenen Sinne zum 'Maß aller
Dinge' wird... Die marxistisch-leninistische Philosophie nimmt traditionell
die integrativen Funktionen wahr, indem sie das Zusammenwirken von
Wissenschaften bei der Lösung von komplexen Problemen organisiert und lenkt, dem
die prognostische Idee von Marx zugrunde liegt, die Idee der einheitlichen Idee
der Wissenschaft von Mensch und Natur.<"
W. Thüne bemerkt dazu, daß aber leider das Wetter bei dieser
Beherrschung der Natur nicht mitspiele. (a. a. O. S.178) Ökologie sollte die
neue Diesseitsreligion werden, das früher verdammte >Opium des Volkes<, um
dem gemeinen "Volk , die von der kommunistischen Lehre zugebilligte bessere
materielle Versorgung vorzuenthalten". "Die westliche Sozialistische
Internationale" konnte da nicht zurückstehen; unter der Vorsitzenden Joe
Brundtland wurde" auf Geheiß der UNO" der Begriff der >Nachhaltigen
Entwicklung< (>sustainable development<) in die internationale
Politik eingeführt.
„Die Umweltwissenschaft bemächtigte sich der
Politik und beide traten in den Dienst der neomarxistischen >Kritischen
Theorie< des Jürgen Habermas. Dieser geistige Vater der >Frankfurter
Schule< wurde vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels mit dem
>Friedenspreis 2001< ausgezeichnet." (a. a. O. S.179)
So betrachtet ist es kein Wunder mehr, daß das System der
Biotelie als Konkurrenzunternehmen und -verfahren der Linken von vornherein
totgeschwiegen und unterdrückt wird. Zwar kommen auch hier planwirtschaftliche
Überlegungen für die Ressourcenschonung zugunsten künftiger Generationen in
Betracht, aber eine Gleichschaltung wissenschaftlicher Meinungen eben nicht. Das
Wahrheitsfilter ist die unabhängige Begutachtung bei Zugrundelegung eines
gemeinsamen Maßstabes, der dynamischen Stabilität, welche der Zielsetzung der
nachhaltigen Entwicklung praktisch entspricht. Könnte das Weltklima zugunsten
einer besseren Entwicklung des Lebens auf Erden stabilisiert werden, so wäre
dieses Ziel auch ein bioteles und technisch anzugehen. Da sich die Wissenschaft
hier aber zumindest uneinig ist und die Klimaschutzpolitik von einem
wissenschaftlichen Lager unterstützt wird, das sich — nach Erklärung ihrer
eigenen Träger und ihrem Abspracheverhalten — nicht an der Wahrheitssuche
orientiert, käme die Treibhausargumentation im biotelen System zumindest derzeit
nicht zum Tragen.
Darin sind sich doch alle Wissenschaftler einige, daß ohne
Sauerstoff, ohne Kohlendioxid und ohne Wasserdampf Leben auf der Erde nicht
möglich wäre. Daß die Pflanzen eine Art wirksamer Fabriken sind, die
Kohlendioxid aufnehmen und Sauerstoff freisetzen, hat der Genfer Naturforscher
Theodor de Saussure 1804 entdeckt und von den Kohlehydraten, Fetten und Eiweißen
der Photosynthese der Pflanzen leben alle Tiere. (a. a. O. S.181) An dieser
gemeinsamen wissenschaftlichen Erkenntnis hat sich Biotelie zu orientieren und
den Pflanzenwuchs, insbesondere die Bäume, die Wälder zu schützen.
„Der moderne, technisch hochgerüstete Mensch hat die von Johann Wolfgang von Goethe geforderte >Ehrfurcht vor der Natur< verloren. Er wähnt sich als unumschränkter Herrscher über die Natur getreu der Maxime von Karl Marx: >Nur die anthropogen gestaltete Natur ist die wahre Natur<. Also auch das Klima habe dem Menschen zu gehorchen nach der absurd-größenwahnsinnigen Vorstellung: >Alles, was der Mensch will, wird machbar sein, weil es dem Fortschritt dient.<. Dennoch: das Wetter entzieht sich zum Glück der Machbarkeit. (a. a. O.S.121)
"Die Eiskalte Erde? Ein ideologisches Trugbild". Den
"Startschuß zur Bekämpfung der drohenden Klimakatastrophe habe am 22. Januar 1986 die Deutsche Physikalische Gesellschaft
abgegeben.; die Deutsche Meteorologische Gesellschaft schl0 sich 1987 an. Dabei
wurde die Differenz zwischen zwei Temperaturen, nämlich der angeblichen
natürlichen mittleren Temperatur der Erdoberfläche von -18 o C,
welche durch die Treibhausgase auf +15 o C erhöht werde., der
Unterschied von 33 Grad zum >natürlichen Treibhauseffekt< erklärt, der nun
von den Industrienationen hochgetrieben werde. W. Thüne erklärt dies zu einer
"fastdicken Lüge": der Vergleich von mittleren Temperaturen gebe nämlich keine
Erkenntnis her. Die mittlere Temperatur in Chicago beträgt im Januar 23 Grad, in
Hamburg 0 Grad, für Journalisten könnte die auf den doppelten
Kohlendioxidausstoß pro Kopf der Amerikaner zurückzuführen sein; rechnet man
aber die in Chicago übliche Fahrenheit-Skala auf die Celsius-Skala um, so
beträgt die Januartemperatur in Chicago -5 o C! (a. a. O.
S.180) Die angebliche >Gleichgewichtstemperatur< einer
lufthüllenfreien Erde von -18o C wurde durch die Hypothese errechnet,
daß die >Globaltemperatur< der Erde als >konstant< anzusehen sei,
wenn man von Eis- und Warmzeiten absehe. "Einstrahlung der Sonne und
Wärmeabstrahlung der Erde" würden sich "in etwa die Waage halten"., es gäbe ein
>Strahlungsgleichgewicht<. (Deutscher Bundestag, Drucksache 11/3246 ,vom
2.11.1988, Erster Zwischenbericht der Enquete-Kommission >Vorsorge zum Schutz
der Erdatmosphäre<, a. a. O. S.182)
„Alle in der Klimaforschung
tätigen Wissenschaftler, deren Zahl IPCC mit etwa 2500 angibt, haben sich
>konsensual< auf die Gültigkeit eines solchen
>Strahlungsgleichgewichts< geeinigt und
eingeschworen...
>Prevost'scher Satz. Von Prevost wurde zuerst konsequent
folgende Auffassung des Wärmeaustausches durch Strahlung zwischen zwei
verschiednen Körpern ausgesprochen. Von zwei verschieden heißen Körpern A und B,
sie sich in einer wärmeundurchlässigen Hülle befinden, sendet der heißere Körper
A dem kälteren Körper B einen bestimmten Betrag Q1 an
Strahlungsenergie zu, empfängt aber auch von diesem einen — allerdings kälteren
— Betrag Q2. Q1 stellt gleichzeitig die von B absorbierte,
Q2 die von B emittierte Strahlenenergie dar. Da also A mehr Energie
abgibt als er empfängt, kühlt er sich solange ab, bis er die gleiche
Temperatur wie B hat. In diesem dynamischen Gleichgewichtszustand sind die
Wärmemengen Q1 und Q2 gleich. Sowohl A wie B absorbieren
genau soviel wie sie emittieren.< (Hermann Franke, Lexikon der Physik, Band
2, 1969)
Strahlungsgleichgewicht in der Physik setze Temperaturgleichgewicht und eine wärmeundurchlässige Hülle voraus. Die Sonne aber ist "ein gigantischer Fusionsreaktor mit Kerntemperaturen von15 bis 20 und Koronartemperaturen von 1 und 2 Millionen o C", während die Erdoberfläche Temperaturen von - 60 bis + 60 o C aufweist und nur im Infrarotbereich Wärme abstrahlt. (a. a. O. S.183,184) Aber die Ummünzung der Begriffe für Indoktrinationszwecke und die Entschärfung der Sprache als Denkorgan gehören ja in das Programm der Linken, wie ich immer wieder feststellen muß.
Die Atmosphäre hat nicht die Funktion eines
Glasdaches; deswegen werden Gewächshäuser gebaut. Glas ist ein guter Wärmeleiter
und gibt die Wärme rasch nach außen ab, weshalb im Winter Eisblumen entstehen
und man Mehrfachverglasungen mit Luft als Isolator zwischen den Scheiben wählt.
Hier komme ich zunächst etwas ins Schwimmen: die Luft also doch ein
Isolator? Ja, aber nur wenn sie als schlechter Wärmeleiter stillgelegt,
ihre Konvektion unterbunden wird, nicht durch Absorption von Strahlung. (a. a.
O. S.132,133)
Gase absorbieren elektromagnetische Strahlung "nur auf ganz
bestimmten, stoffspezifischen Linien und Banden, den Fraunhofer' schen Banden,
für Kohlendioxid liegt diese bei 15 Mikrometern, wobei das atmosphärische
Strahlenfenster zwischen 7 - 13 Mikrometer stets offen bleibt. (a. a. O.
S.133,134) Jeder Physiker müsse wissen, daß Wärme nach dem zweiten Hauptsatz der
Wärmelehre von R. Clausius immer nur zur Kälte hin fließt. Wärmestrahlung ist
zunächst nur eine Information; im Weltall gibt es nach Max Planck unendlich
viele Strahlungstemperaturen, für jede Wellenlänge eine; es gibt aber mir eine
Lufttemperatur, und die entsteht durch die Molekularbewegung in leitenden Gasen.
(a. a. O. S.134,135) Es gibt dann noch "den Wärmeübergang durch Massentransport,
...die Konvektion", ...der effektivste vertikale Wärmetransportmechanismus". Er,
nämlich der Luftaustausch, wird im Auto bei geschlossenen Scheiben
unterbunden, nicht der Strahlungsaustausch. (a. a. O.S.135)
Die 1814 im Sonnenspektrum entdeckten Fraunhofer' schen Linien konnten von Bunsen und Kirchhoff 1859 Als Absorptions- und Emissionslinien gedeutet und zur Spektralanalyse genutzt werden. Die Erde gilt als "schwarzer Körper", der das Sonnenlicht maximal bei 0,5 Mikrometern Wellenlänge absorbiert und nach Erwärmung auf + 15 o C mit einem Maximum bei 10 Mikrometern Wellenlänge unsichtbar abstrahlt, Das gesamte Abstrahlungspektrum der Erde beläuft sich auf etwa 5 bis 60 Mikrometer und kann vom CO2 mit seinen Absorptionslinien bei 15 und ganz schwach bei 9,8 und 10,4 Mikrometern nicht abgefangen werden. (a. a. O. S.131) Die "englische Hütte" für Wetterbeobachtungen sind weiß gestrichen und liegen 2 Meter über dem Boden, um Strahlungseinflüsse auszuschalten. Ein Drittel der Sonneneinstrahlung gelangt nicht zur Erde, sondern bewirkt abkühlend die Verdunstung von Wasser. Städte sind Wärmeinseln, da die Bodenabkühlung durch Verdunstung durch Dächer und Mauerwerk behindert wird. (a. a. O. S.185,186) Die gespeicherte Solarenergie im Wasserdampf bewirkt die Kondensation in den Wolken. Sonnenein- und ausstrahlung sind voneinander unabhängig. Das >Strahlungsgleichgewicht< ist eine rechnerisch gewonnene Erfindung der >Klimaexperten< . Die nehmen an, daß die Erde eine >Scheibe< ist, die 150 Millionen Kilometer weit weg senkrecht zur Sonne steht, Die in die Atmosphäre einfallende Strahlungsenergie von 1368 pro Quadratmeter nennt man die "Solarkonstante", ungeachtet der elliptischen Erdbahn mit Entfernungsschwankungen zu Sonne von 5 Millionen Kilometern. Anfang Januar empfängt die Erde deshalb 100 W/m2 mehr an Strahlung als Anfang Juli. Ich kürze stark ab: Ohne auf Tag oder Nacht, Pol oder Äquator zu achten wird von den Klimaexperten das Stefan-Boltzmann'sche Gesetz angewandt, das nur für die >schwarze Hohlraumstrahlung< gilt, um die >Strahlungsgleichgewichtstemperatur< von -18 o C zu errechnen (a. a. O. S.186,187) "Die Erde ist >bildhaft< in einer auf 150 Millionen Kilometer Radius aufgeblähten und rechnerisch heruntergekühlten Sonne, die einen schwarzen Hohlraum bildet, verschwunden" und mit 240 W/m2 eiskalt und ohne Leben, nach den Argumenten. der "Klimaforscher" (a. a. O. S.187) Aber Wetter entsteht nur aus Ungleichgewichtigkeit, nicht aus Mittelwerten; und das Klima beruht auf dem Wetter. Land wird stärker von der Sonne erwärmt als das Meer, bei dem über molekulare Wärmeleitung die Erwärmung tiefer dringt und "die untersten Zentimeter der Lufthülle" werden erwärmt. (a. a. O. S:187,188) Durch Konvektion steigt die erwärmte Luft auf. "Der Energieerhaltungssatz gilt... nur für das gesamte Universum", nämlich in einem geschlossenen System, nicht für unser Sonnensystem, nicht für unsere Erde. (a. a. O. S:188) Der "Treibhauseffekt" würde ein perpetuum mobile bewirken! (a. a. O. S.189) Genaueres bitte bei W. Thüne nachlesen! Wenn Wärme in der Atmosphäre absorbiert wird, dann vom Wasserdampf, von den Wolken! Dieses Wärmequantum kommet aber erst gar nicht zur Erde, meine ich.
Max Planck stellte am 19. Dezember 1900 vor der Deutschen
Physikalischen Gesellschaft in Berlin in einem Vortrag die >Quantenphysik<
vor, fünf Jahre zuvor hatte sich mit der >schwarzen Wärmestrahlung<
beschäftigt und das Planck' sche Strahlungsgesetz (e = h . v) aufgestellt. Den
Nobelpreis erhielt er erst 1919 rückwirkend für 1918. Licht breitet sich "in
kleinen Explosionen partikelartiger >Pakete< oder >Quanten< aus;
wozu Niels Bohr' s Atommodell 1910 die Erklärung durch den Sprung von Elektronen
auf einer äußerer Schale mit höherer Energie auf eine innere Umlaufbahn
lieferte, (a. a. O. S.139,140). Licht entsteht nun dadurch, daß die Photonen die
passenden Energiequanten tragen, wenn sie an einem Atom oder Molekül dicht
vorbeikommen; sie werden dann von der Materie eingefangen und heben Elektronen
auf ein höheres Energieniveau, auf eine äußere Elektronenschale. Das Atom oder
Molekül gerät vom >Grundzustand< auf "Zustände höherer Energie" und wird
nun als "angeregt" bezeichnet und geben während der Rückkehr in den
Grundzustand ihre Energie als Photonen ab. Für sichtbares Licht muß die Energie
zwischen 1,6 und 3,45 Elektronenvolt liegen, für den Infrarotbereich weniger als
1,6 für den Ultraviolettbereich über 3,45 Elektronenvolt betragen. Die
Erklärung des Phänomens wurde hier nach Friedrich Katscher aus dessen Buch "Das
ist Physik" von 1960 von W. Thüne geschildert und von mir verkürzt. (a. a. O.
S.141,142)
Neben der Wärmeleitung zwischen sich berührender Materie und
Konvektion durch die Bewegung von Gasmolekülen gibt es noch die "Umwandlung von
Molekularenergie in Strahlungsenergie". Jeder Körper, auch Eis, ja sogar
flüssiges Helium strahlt Wärme aus und tauscht sich mit der Wärmestrahlung
umgebender Körper aus bis alle Körper dieselbe Temperatur erreicht haben, was
selbst im Vakuum gilt. Die angeblich "eiskalte Erde" könne sich also durch den
"natürlichen Treibhauseffekt" nicht von -18 o
C auf +15 o C erwärmen! Prof. Detlev Schulze aber verließ als
Umweltwissenschaftler den Boden der Tatsachen bei seiner
Beschreibung des Kohlenstoffkreislaufs und dessen Wirkung auf das Klima. vor der
Max-Planck-Gesellschaft für Meteorologie in Hamburg. (a. a. O. S.143) In den zurückliegenden 1000 Jahren hätte der
ständige geringe Temperaturabfall zu Mißernten geführt:
>Im Jahr
1998 hat sich die die globale Durchschnittstemperatur deutlich vom Trend der
vergangenen 100 Jahre abgehoben. Die Erhöhung der Temperatur von 0,75 o
C übertrifft sogar die höchsten Temperaturwerte der letzen 1000
Jahre.<
Auf dieser Veranstaltung erhielt Dr. Mojib Latif
den neugestifteten "Max-Planck-Preis für öffentliche Wissenschaft
verliehen, denn er habe ich >neben seiner umfangreichen wissenschaftlichen
Arbeit die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit am Institut zu seiner Aufgabe
gemacht ...zu Themen.. wie etwa globale Erwärmung, Häufigkeit von Stürmen oder
zu den El-Niño-Erscheinungen<.
„Max Planck hat einen völlig anderen
Denkansatz als der MPG-Präsident Hubert Markl. Sein Ausgangspunkt für die exakte
Wissenschaft ist die reale und nicht die virtuelle Wirklichkeit: >Wir müssen
unser Augenmerk richten nicht auf das, was wir gerne wissen möchten, sondern
zunächst einmal auf das, was wir sicherlich wissen. Was ist nun unter allem, was
wir wissen und was wir uns gegenseitig mitteilen können, das Allersicherste,
das, was nicht dem geringsten Zweifel unterliegt? Darauf gibt es nur eine
einzige Antwort: es ist das was wir selber an unserem eigenen Leibe erfahren....
Wenn wir die Gesamtheit der Sinneneindrücke als die Welt der Sinne bezeichnen,
so können wir kurz sagen, dass die exakte Wissenschaft ihren Ursprung nimmt von
der erlebten Sinnenwelt...< (a. a. O. S.147) >Nicht nach der Qualität,
sondern nur nach dem Grad der Feinheit und Vollständigkeit unterscheidet sich
das wissenschaftliche von dem gewohnheitsgemäßen Denken, etwa ebenso, wie sich
die Leistungen eines Mikroskops von den Leistungen des bloßen Auges
unterscheiden. Daß das gar nicht anders sein kann, erhellt schon einfach daraus,
daß es nur eine einzige Art von Logik gibt, daß also aus gegebenen
Voraussetzungen die wissenschaftliche Logik nichts anderes ableiten kann als die
des ungeschulten praktischen Verstandes..< (MJ. Planck "Vom Wesen der
Willensfreiheit und andere Vorträge", Frankfurt a. M. 1990) (a. a. O. S.148)
Jeder könne sich an der Wirklichkeit orientieren, meint W. Thüne, da der Mensch etwa 200 000 Wärme- und Kältesensoren habe und sich nachts nur unter einen wolkenlosen Himmel zu stellen braucht, um zu frieren. (a. a. O. S.225)
Am 11. August 1986 ließ der Spiegel die Spitze des Kölner
Domes auf dem Meer ragen und kündigte die Sintflut als Klimakatastrophe a; als
>Klima-GAU<. (a. a. O. S.44) >Dänemark, die Niederlande, Belgien und
Bangladesch existieren nicht mehr...< Dies war der Dammbruch im öffentlichen
Bewußtsein. (a. a. O. S.45)
Dabei aber wurde DER SPIEGEL selbst "von
Wissenschaftlern angestiftet, benutzt" und manipuliert.
"Was ist das, der
>natürliche Treibhauseffekt<?" Die Presseinformation des Arbeitskreises
Energie der Deutschen Physikalischen Gesellschagt e.V (DPG) vom 22. Januar 1986
unter Prof. Dr. J. Fricke, Universität Würzurg, und Prof. Dr. Heinloth,
Universität Bonn, traten diesen USA-Import los:
>WARNUNG VOR
EINER DROHENDEN KLIMAKATASTROPHE
Der Gehalt der Luft an Kohlendioxid
und an weiteren Spurengasen wie Ozon, Distickstoffoxid und diversen
Kohlenwasserstoffen steigt weltweit rapid an. Verursacht wird dieser Anstieg —
durch Verbrennung von Kohle, Erdöl und Erdgas, — durch Waldrodungen und
Bodenerosion und — durch diverse diverse industrielle und landwirtschaftliche
Aktivitäten. Die genannten Gase lassen das Sonnenlicht ungehindert auf die Erde
einfallen, behindern aber die Wärmeabstrahlung der Erde in den Weltraum
nachhaltig (Treibhauseffekt).
Der Gehalt der Luft an Kohlendioxid und
Wasserdampf hat eine entscheidende Rückwirkung auf das Klima. Ohne diese Gase
würde aufgrund der Strahlungsbilanz zwischen Einstrahlung von der Sonne und
Abstrahlung von der Erde die mittlere Temperatur auf der Erde etwa -15 Grad
betragen. Diese Gase absorbieren einen Teil der von der Erdoberfläche
abgestrahlten 'Wärme und strahlen diese wieder teilweise zurück — so dass die
mittlere Temperatur gegenwärtig + 15o C beträgt.< (a. a. O.
S.58)
Durch diese "katastrophengeile" Aufmachung sei der
gesunde Menschenverstand offenbar blockiert worden, meint W. Thüne. Wie könne
diese teilweise von den Treibhausgasen absorbierte Wärme dann soviel an die Erde
zurückstrahlen, daß diese sich um rund 30 Grad erwärme? (a.a. O. S.59) Nun,
schießt mir durch den Kopf, indem eben das meiste Sonnenlicht zunächst auch in
kürzeren Wellenlängen an Kohlendioxid vorbei einfällt und in größerer Menge als
Infrarot von der Erde abgestrahlt wird. Aber der Nobelpreisträger von 1903
Svante Arrhenius hat bei seiner "Eiszeithypothese" von 1896 einen Rechenfehler
begangen. Weil er keinen Computer besaß, war es im zu umständlich aus jeder
Einzeltemperatur die 4. Wurzel zu ziehen. Fälschlich addierte er zuerst die
Temperaturen und zog aus dem Mittelwert die 4. Wurzel, So kam er auf die -18
o C der "Effektivtemperatur", die der
modernen "Klimaforschung" so ins Zeug paßt und von ihr unkritisch übernommen
wurde. Der richtige Wert errechnet sich auf -129 o
C! (a. a. O. S.192) Damit liegen die modernen
"Klimaforscher" mit ihren statistischen Berechnungen völlig
daneben.
Die Feststellung des französischen
Naturwissenschaftlers und Philosophen Michel Serres in der Frankfurter
Allgemeinen Zeitung am 19. Oktober 2000, daß unsere Freiheit in einer
"Informationsgesellschaft" von >wahren Informationen< abhänge und von den
Medien <karikiert< werde, um über die Menschenmassen die Politik zu
beeinflussen, wird als ein "durchsichtiges Ablenkungsmanöver eines Betroffenen"
entlarvt: die Wissenschaftler waren es, nicht die Publizisten, welche die
"Pol-Schmelze" und den >Treibhauseffekt< ins Rollen brachten. (a. a. O.
S.46)
Vor der 6. Klimaschutzkonferenz brachte die Bild-Zeitung vom 10. August 2000: ">Nordpol schmilzt!<, ein "Warnrujf ...von McCarthy, Abteilungsleiter des UN-Klimaschiedsgerichts IPPC". Der hatte mit Touristen auf einem russischen Eisbrecher den geographischen Nordpol zufällig eisfrei gefunden, nach Mc Carthy sei dies zuletzt vor 50 Millionen Jahren der Fall gewesen. Mc. C. Widerruf dieser Behauptung "war natürlich keine Meldung wert". (a. a. O. S.27) Der World Wide Fund for Nature (WWF) behauptete in einer kanadischen Studie, durch die Erderwärmung drohten bis zu 2100 die Ausrottung vieler Arten, da ein Drittel ihrer Lebensräume verloren gehe. Ich merke hierzu an, daß unabhängig vom Klimawandel durch CO2 die Vermehrung des Menschen diesen Zerstörungseffekt auslösen würde, wenn diese nicht endlich gebremst wird. 1997 kam es zum Kyoto-Protokoll, das aber von den USA nicht unterzeichnet wurde. (a. a. O. S.28). Das UN-Klimaschiedsgericht IPPC veröffentlichte im Februar 2001 in Shanghai Teile seines 3. Klimaberichtes noch vor der Expertendiskussion; bis 2100 würde sich darnach die durchschnittliche Lufttemperatur um 1,4 bis 5,8 o C anheben und der Meeresspiegel könnte bis 88 cm steigen. (a. a. O. S.29) I m Rheinische Merkur "schwärmt" Wolfgang Wiedlich: >Sibirien gilt als möglicher Wärmeriese, der sich gleichsam mit wenigen Streichhölzern entflammen lasst.< (a. a. O. S.30)
"13.März 2001 — George W. Bush: >I oppose the Kyoto Protocol<. Auch die Reise von Bundeskanzler Gerhard Schröder am 30. 3. 2001 konnte da nichts ausrichten; die Atmosphäre (oder das Klima?) mußte m. E. ohnehin zwischen beiden wegen der Nichtteilnahme Deutschlands am Irakkrieg gespannt sein. Eine Medienschelte Bushs erhob sich. Der stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Michael Müller warf ihm am 19. März 2001 in der Frankfurter Rundschau >Geschwätz< und >ökologischen Kolonialismus< vor. (a. a. O. S:33)
Der Hamburger Klimaforscher Prof. Guy Brasseur schrieb in
DIE ZEIT vom 8. März 2001 "unter der Überschrift >Baut Dämme
auf<:
>Wir wissen aus Eisbohrungen an den Polen oder aus
Meeressedimenten, dass unser Klima in den vergangenen 400 000 Jahren recht
stabil war. Aber zwischendurch kam es in den Eis- und Zwischeneiszeiten immer
wieder zu heftigen Temperatursprüngen. Wahrscheinlich war eine relativ kleine
Änderung der Sonneneinstrahlung der Auslöser.<"
Ohne daß die Journalisten es merkten, widersprach diese Aussage der angeblichen Klimastabilität (a. a. O. S.31) und neuere Aufnahmen von der Sonnenoberfläche durch den Forschungssatelliten ergaben laut eines Fernsehberichts aus März 2007 eine für die Wissenschaft überraschend höhere Aktivität von Eruptionen auf der Sonnenoberfläche mit Sonnenwinden, welche die Erdklimaänderungen weit widerspruchsärmer erklären können als die Veränderungen in der Lufthülle.
Naturwissenschaft hat sich im Experiment zu beweisen;
Klimaforschung ist keine Naturwissenschaft, den sie beschreibt nur Vergangenes,
nämlich das Wetter an einem bestimmten Ort zu einer bestimmten Zeit, dabei
werden die Meßwerte etwa in Europa an jeweils drei verschiedenen
Tageszeitpunkten erhoben. Eine Jahresmitteltemperatur für einen bestimmten Ort
ist für das reale Geschehen dort nichtssagend, eine >Hausnummer<.
(a. a. O. S.112) Man kann nun die >Haunummer<, aller Städte der Welt
"miteinander vergleichen und eine Temperaturreihe aufstellen". So etwa geht die
Klimatologie vor, die Wettervorgänge an einem bestimmten Ort zusammen faßt.
Bildet man aber ihren Durchschnittswert, die >Globaltemperatur<, so gilt
die für keinen Ort mehr und ist "ein nichtssagender "Spielwert". Damit sind wir
bei der Klimaforschung angekommen, die sich als Naturwissenschaft bezeichnet,
aber eine "Objektivität vortäuschend Pseudowissenschaft ist, nämlich eine
"Umweltwissenschaft ist.
Hans-Jochen Luhmann, stellvertretender Leiter
der Abteilung Klimapolitik am Wuppertal Institut für Klima, Umwelt und Energie
schreibt in "Gegenworte" Heft 3, 1999 unter der Überschrift
>Zwei-Kanal-Ton-Wissenschaft< :
„>Nach dem zweiten Weltkrieg hat
die Naturwissenschaft eine >Schwester< bekommen, die immer bedeutender
wird: die Umweltwissenschaften. Deren -Aufgabe lautet gemäß dem Mandat, welches
in Deutschland den beiden wissenschaftlichen Umweltsachverständigenräten, dem
Rat von Sachverständigen für Umweltfragen (SRU) und dem Wissenschaftlichen
Beirat der Bundesregierung für Globale Umweltveränderungen (WBGU), in ihren
jeweiligen Errichtungserlassen gegeben worden ist: Sie sollen >die jeweilige
Situation der Umwelt und deren Entwicklungstendenzen darstellen (und) sollen
Fehlentwicklungen ... aufzeigen<. ... Die Gesellschaft erwartet von den
Umweltwissenschaften keine Vergangenheits- und Zustandsbeschreibung, sondern
vielmehr zukunftsbezogene Aussagen. Sie erwartet Prognosen und seien diese auch
noch so spekulativ. Einzig auf die Placebowirkung in der Öffentlichkeit kommt es
an" (a. a. O. S.113) „Die Wissenschaft, beziehungsweise der
Wissenschaftler ist damit in einem Dilemma. Die Gesellschaft verlangt von
den Umweltwissenschaften etwas anderes, als die Naturwissenschaft zu leisten
sich zutraut<."
Ich unterbreche hier, um mich desselben Dilemmas als ärztlicher Gerichtsgutachter zu erinnern, dem das Gericht eine Reihe von Fragen auferlegt, die ein Arzt gar nicht aus seinem Wissensstand heraus beantworten kann; meist geht es doch darum, um wie viele Prozent das Leistungsvermögen eines Sozialversicherten vermindert ist. Dabei ist es doch allgemeine Lebenserfahrung, daß körperlich und geistig völlig gesund Erscheinende oft zu keiner Leistung kommen, dagegen Behinderte und Krüppel sich oft zu erstaunlichen Leistungen aufraffen. Welcher Psychologe kann denn guten Gewissens bei einem Triebtäter auch nur mit höherer Wahrscheinlichkeit je prognostizieren, daß er nicht wieder rückfällig wird? Die Richter aber benötigen die Rückendeckung des Fachgutachtens und scheren sich gar nicht darum, ob ihre Fragen überhaupt verantwortlich beantwortet werden können. Die menschliche Psyche ist zu komplex, so wie der Begriff der Umwelt zu komplex ist, um in Einzelfragen, welche die hineinspielende Komplexität außerachtlassen, sichere Prognosen abgeben zu können.
„In der Umweltwissenschaft geht es zweifellos um Natur."
Mit der Vermeidung der Begriffe Natur und Leben beginnt m. E. bereits
die politisch motivierte Täuschung. Denn unter Natur versteht man eben das nicht
vom menschlichen Bewußtsein und Willen abhängige Geschehen; und das Leben (im
vollen sich selbst tragenden Sinne) ist bisher noch nicht vom Menschen
erschaffen worden und fordert uns zur Ehrfurcht heraus (Albert
Schweitzer). Weiter mit Luhmann:
>Gleichzeitig aber geht es,
insbesondere beim Klimathema, um ein Einziges, das, zumindest als Ganzes, nicht
Gegenstand experimentellen Wissens sein kann. Die klassische Methode zur
Sicherheit des Wissens gelangt an ihre Grenze... Nach positivistischer
Auffassung kann sich Wissen im eigentlichen Sinne, weder auf die Zukunft noch
auf Werte beziehen. Prognosen und Werturteile sind deshalb keine
wissenschaftlichen Äußerungen, sondern >Glaubensfragen<.
jedem zuverlässigen Experiment liegt aber m. E. eine Prognose
zugrunde; selbst in der Geschichte könnte man (natürlich mit Abstrichen
hinsichtlich der Erfolgswahrscheinlichkeit) weit häufiger aus Erfahrung lernen.
So etwa aus dem Absterben ganzer Kulturen. Hätte Hitler etwa nicht vor seinem
Angriff auf die Sowjetunion sich an die bösen Klimaerfahrungen eines Napoleon
erinnern können? Ist denn "Umwelt" etwa ein Wert, so wie Leben ein Wert
ist??
W. Thüne fährt (wenn ich den Text richtig zurechne) zu Luhmanns
Äußerungen fort:
„Im Klartext bedeutet dies, das sich unter dem
Tarnnamen >Umweltwissenschaft< die Politik der Naturwissenschaften
bemächtigt hat."
So werden neue Pleonasmen geboren, wie
ehemals die "Volksdemokratie" (also: Volksvolksherrschaft) , das "Ökohaus"
(also: Haushaus), oder die "deutsche Biologie" (a. a. O. S.114) der NS-Zeit.
oder die "marxistische Philosophie". Naturwissenschaft ist nämlich immer
Wissenschaft von der Umwelt. Die Weltorganisation für Meteorologie in Genf
definierte 1935 "demokratisch" das Klima als das "mittlere Wettergeschehen einer
ganz bestimmten 30jährigen Periode" als angebliche "Normalperiode" und ging von
derjenigen von 1901 bis 1930 aus, es hagelte damals bereits Proteste gegen diese
>Norm<. Und heute muß nun jede >Wetterkapriole< zum "Indiz der
angekündigten Klimakatastrophe" hochgespielt werden, damit die
Klimaforschung am Ball bleibt, (a. a. O. S.115,199)
Als "unwiderlegbares Argument gegen die Hypothese eines
>Treibhauseffektes< führt W. Thüne den englischen Physiker John Tyndall
mit dem Buch "Heat considered as a Mode of Motion" ("Wärme als eine Form von
Bewegung betrachtet") 1868 an, in dem dieser in Lecture XIII vom 10. April
1862 die Erklärung der Taubildung von Dr .Wells in Bengalen (Indien) aus dem
Jahre 1818 wiedergibt. Eis komme in Bengalen natürlicherweise nicht vor.
>Flache Gruben werden ausgegraben und teilweise mit Stroh gefüllt und auf
dem Stroh flache Tiegel mit kochendem Wasser dem klaren Firmament
ausgesetzt. Das Wasser ist ein kräftiger Strahler und schickt reichlich Wärme in
den Raum. Die so verlorene Wärme kann aber von der Erde nicht ersetzt werden, da
diese (Wärme-)Quelle vom nichtleitenden Stroh abgeschnitten wird. Noch vor
Sonnenaufgang hat sich in jedem Gefäß eine Eisplatte gebildet.< [aus dem
Englischen von W. W.] (a. a. O. S.137,138) Prof. Dr. Klaus Hasselmann vom
Meteorologischen Institut der MPG in Hamburg ist auch vom Treibhauseffekt
überzeugt, schreibt aber Februar 1999 in seinem Report Nr.287: "Natürliche
Senken und Quellen des atmosphärischen Kohlendioxid: Stand des Wissens und
Optionen des Handelns":
>Die Rekonstruktion an in polaren Eiskernen
eingeschlossener Luft zeigt, das die atmosphärische CO2-Konzentration
während des gesamten Holozäns, i. e. während der letzten 8000 Jahre ungefähr auf
dem konstanten Niveau von ungefähr 280 ppmv verweilte.< (a. a. O. S.204)
Aber das Klima veränderte sich doch in dieser Zeit
beträchtlich!
Im "Informationsheft "Förderschwerpunkt zum
Treibhauseffekt" des Bundesministers für Forschung und Technologie, November
1989, Kapitel "anthropogener Treibhauseffekt" ist zu lesen
>Seit
der vorindustriellen Zeit (etwa Mitte des 18. Jahrhunderts) ist die Verbrennung
fossiler Energieträger wie Kohle, Erdöl und Erdgas drastisch gestiegen und hat zum wesentlichen Anteil die Zunahme des
atmosphärischen CO2-Gehalts um rd. 25 % bewirkt.< (a. a. O.
S.160)
Im ersten Zwischenbericht der Enquete-Kommission Vorsorge
zum Schutz der Erdatmosphäre vom 2. November 1988, Bundestagsdrucksache 11/3246
ist zu lesen:
>Der Treibhauseffekt durch CO2 wird im
Wesentlichen durch seine Absorptionsbande bei 15 Mikrometern bewerkstelligt.
..Die energetisch wichtigsten Fensterbereiche sind das offene atmosphärische
Wasserdampffenster (7 bis 13 Mikrometern), in dem die IR-Ausstrahlung der
Erdoberfläche zumindest für Temperaturen zwischen -20 o C und +50
o C am größten ist.< (a. a. O. S.136,137)
"Dieser eklatante >Fehltritt<" wird im Bericht des
Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) als "dem zwischenstaatlichen
Schiedsgericht ...bereinigt und damit die Wahrheit eliminiert:
The
greenhouse effect is real; it is a well known effect, based on established
scientific principles.<" (a. a. O. S.137)
Abweichend des Ausganges des Klimarechenzentrums von der
>Vorhersagemacht des historisch-dialektischen Materialismus< (die sich
neuerlich von der Ökonomie zur Ökologie verlagerte), läßt sich das Wetter nicht
für länger als eine Woche voraussagen, und dies gestützt auf
Satellitenbilder.
Auch der Präsident der Max-Planck-Gesellschaft Hubert
Markl sagt in der FAZ vom 23. Oktober 1999 unter der Überschrift: "Vom
Unbekannten herausgefordert — Die Wissenschaft zwischen Ohnmacht und
Überschätzung":
>Wer sich für Wissenschaft gegen Zukunftsangst
ausspricht, sollte daher gleich von Anfang an klarstellen, dass eines nicht
damit gemeint sein kann: Das Streben nach einem Zustand des Wissens, welcher der
Zukunft alles unvorhersagbare Bedrohliche nimmt und uns daher auch von allen
Ängsten vor dem, was sich künftig alles ereignen könnte, befreien würde. Im
historischen Zeithorizont von einigen hundert oder tausend Jahren wird wohl —
insbesondere nach der Entzauberung der vermeintlichen Vorhersagemacht des
historisch-dialektischen Materialismus — kaum jemand solchen
Allwissenheitsträumen über die menschliche Zukunft nachhängen.<
Das weiß auch H. Markl, so etwa meint W. Thüne, daß man keine
statistische Größe voraussagen kann, die vom Wetter abhängt, das sich gerade
noch für eine Woche voraussagen läßt.
>Die erste Wurzel der grundsätzlichen Unbestimmtheit
und damit der niemals gänzlichen Vorauserkennbarkeit der Zukunft liegt in der
unabänderlichen Herrschaft des Zufalls, der die quantenphysikalische Kausalität
in der atomar-molekularen Mikrostruktur der gesamten physischen Welt bestimmt.
Sie ist die Quelle der Variabilität, und zwar einer im Einzelfall prinzipiell
unvorhersagbaren Variabilität aller Lebensformen. Von Tag zu Tag, von Generation
zu Generation vollzieht sich ein unaufhörlicher Wandel alles Lebendigen, der die
Daseinsbedingungen der Zukunft für das Leben niemals vollständig aus den heute
gegebenen Daseinsbedingungen vorhersagen lässt. Im Schauspiel des Lebens
bestimmen nämlich immer neue Akteure, was gespielt wird.< (a. a. O
S.154)
Und weiter H. Markl, diesmal auf auf der
51. Jahresversammlung der Max-Planck-Gesellschaft zu Förderung der
Wissenschaften e.V. am 7.Juni 2000 in München:
>Wissenschaft ist nicht
eine beliebige Art der Wirklichkeit zu begegnen; sie versteht — anders als
andere Gedankengebäude und Kunstgebilde — unter der selbstgewählten
Verpflichtung, die Wirklichkeit so zuverlässig wie möglich, so wahr wie möglich
zu erkennen und verstehbar zu machen. Science ist about knowledge that works —
oder wie Giovanni Battista Vico schon 1 710 festgestellt hat: Factum et verum
convertuntur, gleichsam ein Ingenieursideal der Wissenschaft, die zwar nicht
jedem Wunsch zu Diensten, aber für die Erfüllung vieler Wünsche dienlich sein
kann.< (a. a. O. S.145)
Wolfgang Thüne verweist auf den
Anfang dieser Rede, in der H. Markl festgestellt habe, "daß virtuelle
Vorstellungen mehr bedeuten können als alle Tatsachen" (a. a. O. S.144), aber
wie bei Politikern gilt nicht nur ein Wort von gestern nicht mehr, sondern ganz
im Sinne der neomarxistischen Dialektik bleiben auch logische Widersprüche
gleichberechtigt.
„Die Max-Planck-Gesellschaft hat sich... entschlossen, noch mehr als zuvor
dafür zu tun, um wissenschaftliches Denken, wissenschaftliche Argumente und
wissenschaftliche Resultate, d. h. Tatsachen, jedem, der daran interessiert ist,
so zugänglich und verständlich wie möglich zu machen... Soweit Wissenschaft mit
ihrem privilegierten Zugang zu zuverlässigem Wissen über die Wirklichkeit dazu
beitragen kann, darf sie sich gerade dieser Aufgabe nicht verweigern. Denn das
Vertrauen der breiten Öffentlichkeit in die Erkenntnisleistungen der
Wissenschaft ist der Nährboden*, auf dem allein Wissenschaft gedeihen kann..
.Wissenschaft muss das wache Vernunftorgan der Gesellschaft bleiben.< (H.
Markl in einem Artikel "Forschung an den Grenzen des Wissens") (a. a. O.
S.106)
Dieser "Nährboden" läuft natürlich über den Fiskus
und zahlt sich bestens aus!
Hubert Markl zum "Ethos des Wissenschaftlers" am
13. Juli2000 in Hannover:
>Es wäre verfehlt zu glauben, dass es für
Wissenschaftler eine Art Sonderethik gibt.< (a. a. O. S.100)
Wolfgang Thüne schließt aus dem allem:
„Die angeblich im >Strahlungsgleichgewicht< mit der Sonne stehende eiskalte Erde mit einer >mittleren Temperatur< von -18o C ist eine reine Fiktion, ein fehlerhaftes Rechengebilde und ein satter wissenschaftlicher Betrug. Er wiegt besonders schwer, weil er sehr gute Physikkenntnisse voraussetzt und eine raffiniert ausgeklügelte Täuschungsstrategie voraussetzt. Fazit: Die Behauptung eines >natürlichen Treibhauseffektes< ist ein vorsätzlicher wissenschaftlicher Betrug. Will keiner bemerkt haben, dass mit dieser Behauptung ein ehernes Naturgesetz, das >Newton'sche Abkühlungsgesetz<, total auf den Kopf gestellt wird? So wie gegen die Schwerkraft kein Apfel wieder auf den Baum springt, so kann sich wider den 2. Hauptsatz der Wärmelehre kein Körper in einer kälteren Umgebung erwärmen." (a. a. O. S.195)
„Es ist ein gigantischer wissenschaftlicher Schwindel, der hier aufgeboten wird, um die These eines nichtexistierenden >natürlichen Treibhauseffektes< von 33 Grad plausibel und glaubhaft zu machen... Doch leider ist es kein Märchen, sondern ein langfristig akribisch geplanter wissenschaftlicher Betrug. Die große Anzahl an Physik- und Meteorologieprofessoren können nicht alle gleichzeitig einen schon viele Jahre andauernden geistigen 'blackout' haben. Ganz im Gegenteil, es sind ausnahmslos hochqualifizierte Wissenschaftler, die jedoch ihr Können nicht der Erforschung der wissenschaftlichen Wahrheit, sondern den beiden Hauptgötzen der Zeit >Geld und Macht< geopfert haben." (a. a. O. S.191,192)
"Für den neuen Förderschwerpunkt >Treibhauseffekt<
wurden 1989-1993 ..60,8 Millonen Mark" aufgebracht. Aus der
Informationsschrift "Umwelt" Nr.5/1997 ist zu entnehmen, daß die
>Forschungs- und Entwicklungsausgaben des Bundes für Umwelt- und
Klimaforschung...1994 1.030 Millionen DM.. betrugen.< (a. a. O.
S.160)
Das Max-Planck-Institut habe einen Jahresetat "von
gut 2 Milliarden Mark", zu 90 % aus staatlicher Förderung. (a. a. O.
S.145)
Es lohnt sich also zu lügen und zu täuschen!
Prof. Dr. Hubert H. Lamb, Gründer des Institutes für
historische Klimaforschung an der University East Anglia in Norwich definiert
Klima als "die Gesamtheit der Wettererscheinungen an irgendeinem Ort der Erde".
(a. a. O. S.199) Lamb stellt fest, daß die Periode 400 bis 1200 n. Chr. von
Irland bis Afrika trotz "ungewöhnlicher Fröste im Mittelmeerraum" eine milde. In
der Periode von 1550 bis 1850 dehnten sich die Gletscher in Europa und
Nordamerika nach Süden aus, so daß man heute von einer "Kleinen Eiszeit"
spricht. (a. a. O. S.201)
Sollte sich in Zukunft herausstellen, daß sich die
atmosphärischen Bedingungen auf der gesamten Erdoberfläche zuungunsten unserer
Überlebensfähigkeit verändern, so wäre die m. E. am ehesten, zumindest was die
Auswirkung des CO2 betrifft, durch
fortlaufende chemische Messungen feststellbar und mindestens zunächst nur für
einen zurückliegenden Zeitraum. Die Brücke zwischen dem engmaschigeren Netz der
physikalischen Daten der Wetterstationen hin zur Chemie konnte von der
"Klimaforschung" nicht geschlagen werden, dies beweisen die sorgfältigen und
überzeugenden Zusammenstellungen von Wolfgang Thüne. Der Konflikt zwischen
Sozialismus und Biotelie, so durfte ich lernen, ist deshalb so brisant und
unversöhnlich, weil der Sozialismus mit der Ökologie eine Lehre mit
Beschlag belegt, während Biotelie, schon dem Begriff nach, sich am Leben
ausrichtet und dessen Förderung (ohne den Hintergrund der Selbstbereicherung und
diktatorischen Absichten) sich zum Ziel setzt, sich aller
ernsthaften Wissenschaften in einer neuen Variante der Kontrolle durch
unabhängige Kritik bei jeder Einzelfallbeurteilung
bedienend.
Hubert Markl hätte als Biologe eigentlich sehen müssen, daß
die Natur mit ihrer Organismenvielfalt (bioteler Aspekt der PLURALITÄT) nicht
vom CO2, sondern durch direkte räumliche
Verdrängung durch die Menschen akut und direkt feststellbar bedroht ist. Aber
gemäß dem Machbarkeitswahn des Sozialismus, als der verweltlichten Variante des
Christentums ("Machet euch die Erde untertan"), soll ja am unbeschränkten Recht
zur Fortpflanzung als "Menschenrecht" festgehalten werden; unbegrenzte
Fortpflanzung aber ist nur den Tieren unter Instinktleitung (zunächst)
zuzubilligen, nicht dem Menschen, dem die Möglichkeit der Vernunft und des
Rechts eröffnet wurde. Wer bei der angestrebten "dynamischen Stabilität"
jeweils die Dynamik bestimmt, das ist im System der Biotelie nicht vorbestimmt
und festgelegt: beim Wetter ist es die Natur.
Aber Biotelie hat anscheinend schlechte Karten, denn die
"Mehrheitsmeinung" befindet es "nicht mehr für nötig..., sich mit einer
"Einzelmeinung" auseinander zu setzen." (a. a. O. S.210)
Eine entsprechende
Antwort erhielt auch vor Jahren indirekt fernmündlich aus dem Sekretariat des
Club of Rome, der sich nur mit Meinungen von Mitgliedern befassen konnte. Getreu
der kommunistischen Losung: "Das Individuum gilt nichts, das Kollektiv ist
alles." (a. a. O. S.88)
Dr. Wolfgang Thüne ist selbst ein Fachmann; er studierte 1962 - 67 an der Universität Köln und an der FU Berlin Meteorologie, Geophysik, Mathematik; Physik und Geographie und schloß als Diplom-Meteorologe ab. 1967 - 74 arbeitete er beim Wetteramt Frankfurt. Durch Staatsexamen wurde "Wetterdienstassessor", arbeitete in der Analysen- und Vorhersagezentrale des Deutschen Wetterdienstes in Offenbach/Main., 1971 Moderator von Wetterberichten im ZDF, 1972 beratender Meteorologe bei den Olympischen Spielen in München; 1974 als Gutachter im Umweltschutz, 1981 -86 Studium der Soziologie,, Politischen Wissenschaften und Geographie an der Universität Würzburg, als Dr. phil. promoviert. 1986 - 90 Repräsentant der Konrad-Adenauer-Stiftung für Brasilein in Rio de Janeiro. Symposien über "Umwelt und Entwicklung". 1990 Referent für "naturwissenschaftlich-technische Grundsatzfragen der Umweltpoltiik", zeitweise im "Klimabeirat" der Bundesregierung. 1998 Veröffentlichung des Buches "Der Treibhaus-Schwindel", 1999 mit dem Woitschach-Forschungspreis für ideologiefreie Wissenschaft durch die Deutsche Aktionsgemeinschaft Bildung -Erfindung- Innovation (DABEI) e. V. ausgezeichnet. (a. a. O. S:232,233)
Auch Kollegen schließen sich der Kritik von W. Thüne an.
Peter Doerell schreibt am 15. Juni 2001 in seinem "International Coal Letter":
>Alle IPCC-Behauptungen wie 'Schmelzen des Pols', 'Anstieg des
Meeresspiegels' und 'Überflutung von Inseln', 'Häufung von Naturkatastrophen'
usw. usw. sind alle längst wissenschaftlich überzeugend widerlegt.<
Auf der Weltenergiekonferenz 1996 in Tokio mußte IPCC-Präsident Prof.
Bert Bolin zugeben, keinen Beweis für eine Erderwärmung zu besitzen, der IPPC
würde aber weiter daran glauben". (a. a. O. S.31) Die Bundesanstalt für
Geowissenschaften und Rohstoffe in Hannover (nachgeordnete Behörde des
Bundeswirtschaftsministeriums), das Institut für Geowissenschaftliche
Gemeinschaftsaufgaben und das Niedersächsische Landesamt für Bodenforschung
gaben Ende März im Stuttgarter Fachverlag E. Schweizerbart das Buch "Klimafakten
— Der Rückblick. Ein Schlüssel für die Zukunft" heraus und stellten für die
letzten 150 Jahre fest:
>Die beobachteten Temperaturanstiege
bzw. -abnahmen erfolgten ohne Bezug zum Kohlendioxid. Nur die Änderung in der
Aktivität der Sonne erfolgten fast zeitgleich mit dem Gang der Temperaturen.<
(a. a. O. S.38)
Der Chemiker Dr. Heinz Hug äußerte in der
Chemischen Rundschau vom 20.Februar 1998:
>Wenn jeder Körper
entsprechend seiner Temperatur unentwegt Energie abstrahlt, dann >friert<
er schlicht und wird kälter. Es ist dabei völlig gleichgültig, ob dieser Körper
von einer Atmosphäre umgeben ist oder nicht.< (a. a. O. S.152)
Marc Bovenschulte und Olaf Gaus verwiesen in der FAZ vom 15.September 2000 auf das andere Wissenschaftsverständnis von Michael Faraday und Justus Liebig. Edward Lorenz, Meteorologe am Massachusetts Institute of Technology habe bereits 1963 darauf verwiesen, daß ein mathematisches Modell beim Wetter nicht weiterhilft, weil dieses ein chaotische Verhalten an den Tag lege bis hin zum "Schmetterlingsphänomen", wonach selbst der Flügelschlag eines Schmetterlings einen Orkan auslösen kann. Das Klima aber ist eine bloße statistische Zusammenfassung von Wetterdaten! (a. a. O. S.156,157)
Günter Ederer überschreibt in seinem Buch "Die Sehnsucht nach einer verlogenen Welt", 2000, ein Kapitel >CO2-Weltuntergang als Steuerquelle<. (a. a. O. S.107)
Hinten auf dem Buchumschlag fragt Prof. Dr. Hubert Roeser aus Ouro Preto (Brasilien), warum denn das Wetter bzw. Klima in Brasilien und Deutschland so verschieden sei, wenn der CO2-Gehalt überall auf der Erde gleich sei? Prof. Dr. Bernd Waldeck aus Kiel begrüßt die Attacke gegen den "Zeitgeist" und den Irrglauben, >dass es in der 'Wissenschaft' einzig um die reine Wahrheit geht und in der 'Politik' die Wohlfahrt der Bevölkerung oberstes Ziel ist.<
Vorn auf dem Buchumschlag läßt W. Thüne mit einem Bild zurückschlagen: drei dickbäuchig-aufgeblasene Neandertaler mit den typischen Augenwülsten sitzen auf Drehstühlen vor Computern, welche ihnen virtuell auf dem Bildschirm dieselbe geöffnete Banane anbieten.
Meinen obigen Vorwurf einer "Monokelbetrachtung" gegen den
Autor muß und will ich weitgehend zurücknehmen. Die "Ökosteuer" ist sicherlich
auch ein ideologisches Konstrukt. Eine Tendenz zum Energiesparen und zu einer
Beschränkung der plötzlichen Rückführung von seit Jahrmillionen fossil
gespeicherten Gase und Mineralien auf die Erdoberfläche und in die Atmosphäre
muß auch m. E. dennoch unterstützt werden. Schädlich ist für die Zukunft der
Menschheit, daß deren letzte Institution von berechtigter Autorität, die
Wissenschaft, durch diese kriminellen Machenschaften ihren öffentlichen Kredit
einbüßen wird. Prof. Dr. Ortwin Renn hat in seinem Buch "Die sanfte Revolution"
von 1980 schon richtig gesehen, daß das einstige rote Gespenst sich nun in ein
grünes gewandelt hat. (a. a. O. S:212) Richtiger ausgedrückt: die Roten
haben sich ein grünes Tarnmäntelchen umgehängt. Kanzlerkandidat Gerhard Schröder
versprach vor der Wahl 198 "keine Steuererhöhungen", dafür wurde dann neu die
"Ökosteuer" eingeführt. (a. a. O.S.212) Der "Umwelt-Stabwechsel von Merkel zu
Trittin brachte keinerlei Kurswechsel. Ich bemerke hierzu, daß Angela
Merkel zur Physik studiert hatte, aber in ihrer Jugend fest als Agitatorin in
die Ideologie der SED-Diktatur eingebunden war; daran änderte auch nichts, daß
sie eine Pfarrerstochter war. 1987 schrieb Angela Merkel das Buch: "Der Preis
des Überlebens — Gedanken und Gespräche über zukünftige Aufgaben der
Umweltpolitik", wonach "Verantwortung für die Umwelt die Verpflichtung zu
vorsorgender Umweltpolitik bedeutet" und eine "Klimaschutzpolitik" erfordere.
(a. a. O. S.208) Die "Transformation der Industriegesellschaften" (für ein Ende
des Kapitalismus) konnte dank CO2 in Gang
gesetzt werden. (a. .a O. S.211) In seiner Studentenzeit gehörte
Umweltminister Jürgen Trittin dem "Kommunistischen Bund Westdeutschland" an. Und
nun kann Deutschland wiederum "ohne den geringsten Hauch von Gegenwind" in die
Vorreiter- und nun schon eingefleischte Büßerrolle treten. Unter Präsident des
Bundes der Deutschen Industrie (BDI) Hans-Olaf Henkel kam es zur
">Selbstverpflichtungserklärung<, ...die >bösen -Emissionen sogar um
28% statt bisher nur um 25% reduzieren zu wollen." Im japanischen Kioto wurden
1997 Senkungen von 5,2% gegenüber 1990 bzw. 1995 vereinbart; auf "Vorreiter"
Deutschland entfielen -21%, während Portugal ihre
CO2-Emissionen um +27%, Griechenland um +25%
und Spanien um +15% erhöhen dürfen. Es wird ja mit der stärkerer
Industrialisierung der letztgenannten Länder gerechnet, so darf ich hinzufügen.
(a. a. O. S.213) In Deutschland, und dort wiederum bei höheren
Berufsabschlüssen, ist "die Wahrnehmung von Umweltrisiken" weit höher als
anderswo. (a. a. O. S.227,228) Nach Mitteilung des Handelsblatts vom 31.
März 2000 will die Bundesregierung "durch die >ökologische Steuerreform<
1990 8,4 Milliarden, 2000 17,4 Milliarden, ...2003 33,5 Milliarden einnehmen.
Was aber wenn die Winter gerade einmal wieder kälter werden? (a. a. O. S.221)
Dann wird die "Daumenschraube" Ökosteuer teuer für die Bürger! Die
"ökologisch-soziale Steuerreform hat nach Walter Hamm die Armen ärmer gemacht,
Arbeitende werden entlastet und Arbeitslose, Sozialhilfeempfänger ,
Wenigverdiener und Rentner zur Kasse gebeten (FAZ vom 3.April 1999) (a. a. O.
S.116-119)
Das "Wirtschaftsklima" aber wird verschlechtert (a. a. O.
S.120,121), vor allem für Deutschland.
"Paradigmenwechsel ja! —
doch wer hat Mut? (a. a. O. S.218)
Sehr geehrter Herr Dr. Thüne,
ich danke Ihnen für dieses großartige
Buch, weil es mich als Laien aufklärte und auch als Leidensgenossen bei meinen
Bemühungen um eine saubere Wissenschaft. Ich gestehe, daß ich aus
Mittelknappheit (der liebe Staat, das Finanzamt, hat wegen
Erfindungstätigkeit aus "Liebhaberei" mich meiner Altersersparnisse beraubt) und
für größere Mobilität keine Bücher kaufe. Beim Bezug Ihres Buches über den
Leihverkehr mußte ich die Hilfe der Universität Stuttgart zu Hilfe nehmen! Die
Landeszentrale Berlin ist sonst sehr gut bestückt und hilft sogar mit
Pflichtexemplaren. Diese Beschaffungsschwierigkeit scheint mir ein bedauerlicher
Hinweis dafür, daß auch von Seiten des Bibliothekwesens Ihre Wahrheiten nicht
geschätzt und verbreitet werden. Daß ein Klimawechsel sich verstärkt ankündigt,
diesen Verdacht werden ja auch Sie nicht bestreiten, nur hat dies nichts mit
CO2 zu tun, wie Sie überzeugend darstellten.
(Ich wäre dankbar, wenn Sie mir die Zitierungen für meine Homepage in der
Subdomain http://www.stiwi.biotelie.de/
freundlicherweise genehmigen würden. Hoffentlich habe ich in der Interpretation
nicht zu oft danebengegriffen.)
Aber ich bin noch aufdringlicher. Zunächst muß ich mein fast beleidigendes
"Monokel" mich entschuldigend gänzlich zurücknehmen und auf mich selbst beziehen
und bekennen, daß ich eben nicht "ideologiefrei" bin, auf die Gefahr hin, bei
Ihnen nun völlig unten durch zu sein. Ohne zu große Ausschweifungen vereinfache
ich mein Parteidenken auf zwei Zukunftszenarien.
A. Das heutige Verhalten der
Menschen und ihrer Politiker wird auf der entwickelten Grundlage fortgesetzt,
woraus sich ein weiterer erheblicher Anstieg der globalen Bevölkerung ergibt mit
erhöhter Kriegsgefahr und weiterer "Domestizierung" der Natur, es sei denn eine
Art "Vogelgrippe" raffe große Teile der Übervölkerung dahin (und auch die
Zugvögel würden dann ausgerottet). Im Spannungsfeld Sozialismus — Islam
räume ich dem letzteren die größeren Chancen ein, aber der globale Dschihad wäre
dann vorprogrammiert. Die Rolle der Religionen, insbesondere des Islam, und ihr
Zulauf bei steigender Verzweiflung und Eckel gegenüber einer westlichen
Lebensführung allein zur momentanen Lustoptimierung, wird bei uns weit
unterschätzt. Es geht dabei nicht darum, ob die Erde noch weitere 6 oder
gar 20-40 Milliarden Menschen tragen kann, die als "Mängelwesen " (Konrad
Lorenz) noch eine ganze Menge anderer Lebewesen verdrängen können; es muß doch
überlegt werden, ob dieser Massenauflauf der Mittelmäßigkeit und Regelmäßigkeit
— nämlich der Normierung, die dann wahrscheinlich erforderlich ist und auch
einen weitergehenden Freiheitsverlust bedeutet — wünschenswert ist.
B. Es kommt zum Paradigmenwechsel von der Ökologie zur Biotelie; eine zugegeben unwahrscheinliche Variante. Die Menschheit bliebe und würde in großer Mehrheit seßhaft, die Nationen und Stämme wären verantwortlich für ihr jeweiliges Heimatland und deren Natur. Das Bevölkerungswachstum würde unter einem subsidiär neben der UNO aufgepfropften, kontrollierenden biotelen Weltstaat in Regie der Nationen heruntergeregelt, weil diese ihre Zerstörungen infolge Übervölkerung nicht in andere Länder verschieben könnten. Die Menschheit hätte eine um Jahrmillionen größere Überlebenschance in einer vielfältigeren Natur und keine größeren organisierten Kriege mehr, ohne von allen Übeln und großen Aufgaben etwa befreit zu sein.
Könnten Sie sich mit mir für die Variante B entscheiden, wenn wir das Wünschen frei hätten? Sie könnten natürlich auch bereits das Denken der Variante B für unnütz erklären und anderen "Zufällen" vertrauen.
Sollte Ihnen die Variante B aber sympathisch sein, die auf eine neu
organisierte höhere Ehrlichkeit in der Wissenschaft baut und auf deren Autorität
einen lebenserhaltenden Weltstaat gründen will, so würde ich Sie darum bitten,
in dieses utopische aber nicht illusorisch-utopische Projekt als Zweiter
einzusteigen und mit Hilfe Ihres verdienten Ansehens auch weitere
Persönlichkeiten (DABEI??) dazu zu gewinnen, die Modellerprobung des
biotelen Gutachtenverfahrens einzuleiten. Ich darf Ihnen versichern, daß die
Anwendung des biotelen Denkrasters viele politische Fehlentscheidungen der
letzten Jahrzehnte nach meinen Ergebnissen hätten vermeiden lassen.
Aber
tritt die von mir erwartete Übereinstimmung unabhängiger bioteler Gutachter bei
interindividueller Anwendung auch wirklich ein?? Störungsversuche von außen
müßten ständig abgewehrt werden.
Ihr Buch war es, das mit die
"Zusatzbestimmung" aufdrängte, neben dem Antragsrecht von biotelen Gesetzen laut
Gutachterurteil Nicht-Betroffenen — was das Vetorecht durch elektronische
Abstimmung berührt —, ihre Betroffenheit geltend zu machen und überprüfen zu
lassen; auch — Im Kreislauf bereits des Gutachtenverfahrens, ihn gegebenenfalls
verlängernd — gegen eine herrschende wissenschaftliche Schulmeinung begründete
(und prämienbelohnte) Einwände aus Fachkreisen zuzulassen, um kriminelle
Absprachen zu erschweren.
Sicherlich hätten Sie mit dem "Monokel" (durch Themenwahl diktiert!) recht
behalten, wenn sie bewußt von einem weiteren Zusammenhang (und damit
Tabubruch) abgesehen hätten: nämlich dem, daß mit der Treibhaushysterie von den
viel drängenderen und bedrohlicheren Gefahren der Bevölkerungszunahme und
-verschiebungen abgelenkt wird. Welche Unverfrorenheit, vor einer
Völkerwanderung durch Klimaverschlechterung zu warnen und gleichzeitig eine
sozialistisch-motivierte (also illusorisch-utopisch auf eine globale
Gesellschaft bei Absterben des Staates abzielende) Völkerdurchmischung nahezu
gewaltsam durchzuboxen und allen Menschen die Heimat zu nehmen! Der nächste
Angriff der Linken auf das gerade sich zusammenraufende Europa und gegen den
(inzwischen hier zu selbstverständlich gewordenen) Frieden ist die Forcierung
des Türkeibeitritts zur EU. Nach fast 30jährsiger Praxistätigkeit zwischen
Türken weiß ich, daß dies zur Beschleunigung der Turkisierung Europas unter
dessen Zerfall führen müßte und jegliche multiethnische Harmonie zerstören
würde. Aber was hilft da die in so später Reue zusammengetrommelte
Bürgerrechtsbewegung "Pro Deutschland", wenn ich inzwischen im Fernsehen am 24.
März zu bester Sendezeit erleben muß, daß ein sehr sympathisches etwa
10jähriges, natürlich blondes Mädchen "unmotiviert" erklärt: "Ich möchte
doch, daß die Türkei bei uns in Europa mit dabei ist"?
Gegen die geballte
Medienmacht der "68-er"-Bewegung mit emotionalen Appellen werden vereinzelt
durchsickernde Vernunftargumente bei einer doch recht bequemen und verdummten
Bevölkerung nichts ausrichten. Der deutsche Nationalismus wird sich erst am
türkischen, und dann in wiederum übler Übertreibung, entzünden: und dann haben
wir den europäischen Bürgerkrieg und die neue Spaltung Europas.
Der Vorfall
mit dem Mißbrauch des Mädchens veranlaßt mich, für das biotele Gutachtensystem
den fiktiven Antrag zur Begutachtung zu stellen:
"Unter empfindlicher
Strafandrohung ist es in die Massen erreichenden Publikationen untersagt,
Abstimmungsberechtigte gegenüber biotelen Gesetzesentwürfen durch gezielte
emotionale Appelle, welche die rationalen Sachzusammenhänge außer acht lassen
und verschleiern , zu einem Veto zu veranlassen."
Ihr lobenswertes Buch ist ein kleiner Beitrag zum Guten (für mich ein
wesentlicher), der aber ohne Mobilisation einer ganzen Gruppe mit geschlossenem
Programm die Wahrheitsorientierung der Wissenschaft nicht wieder zurückgewinnen
kann.
Ich zitiere nochmals, aus dem von Ihnen Zitiertem des Hubert Markl:
>Die Verfügbarkeit menschlicher Leistungskraft ist nicht nur die wichtigste, sondern langfristig betrachtet sogar die einzige Quelle menschlichen Reichtums, des materiellen genauso wie des geistigen und kulturellen Reichtums ... In spätestens hundert Jahren könnte die Knappheit an Talentnachwuchs durchaus drückender empfunden werden als die Knappheit an Rohstoffen, Nahrung, Energie und Wasser... Vor allem müssen wir alle gemeinsam die Leistungen von Schülern, Schulen, Studierenden und Hochschulen nachhaltig verbessern...< (H. Markl, Ansprache auf der 51. Jahresversammlung der Max-Planck-Gesellschaft zu Förderung der Wissenschaften e.V. am 7.Juni 2000 in München, a. a. O. S.144)
Wie steht es aber um die Voraussetzungen für alle Bildungsanstrengungen?
"Berliner Abendblatt, 7. März 2007: Warme Suppe und gute Ratschläge - Angebote für Familien, Kinder und Jugendliche jeden Mittwoch auf dem Franz-Neumann-Platz... >In Reinickendorf-Ost steigt der Anteil von Bewohnern ausländischer Herkunft, ebenfalls die Zahl von Hartz-IV-Empfängern<, sagt Josef Kohorst, Geschäftsführer des Jugendhilfeträgers 'Aufwind' und Koordinator der Aktion. Das merkt man vor allem in den Grundschulen: >Die Reginhardt-Grundschule hat einen Anteil von Kindern nicht deutscher Herkunft von 70 Prozent, das ist nicht viel anders als im benachbarten Wedding. In der Schäfersee-Grundschule liegt der Anteil immerhin bei 50 Prozent...." (S.1)
Mit "warmer Suppe und guten Ratschlägen" wird es da nicht zu machen sein. Selbst in Kindergärten und an Schulen doch in hoher Mehrheit beschäftigte sozialistisch indoktrinierte Fachkräfte, auch wenn ich sie als Sportskameraden persönlich treffe, zeigen wegen ihrer rosaroten Brille sich dazu außerstande (oder unwillig?), im steigenden Immigrantenanteil irgendwelche Probleme zu sehen. "Bei den deutschen Kindern hapert es auch schon an der Sprache", bekomme ich zu hören. Welches Geschwäsch vom UNO-Menschenrechtsbeauftragten, der in der Dreigliederung des deutschen Schulwesens einen Verstoß gegen das "Menschenrecht auf Bildung" wegen Abhängigkeit des Berufserfolges von der Herkunft und vom Bildungsstand und Lebensstandard der Eltern sieht! Niemand entgegnet ihm, daß Deutschland auch über das Asylrecht und über die Aufnahme von türkischen Gastarbeitern (das Gros folgte illegal) überdurchschnittliche Verständigungsschwierigkeiten auf sich genommen hat. Die erzwungene Koedukation (Gemeinschaftsschule) bedeutet eine Vergewaltigung aller Talente; bis vor Kurzem sollten Eliten ja verhindert werden: eben wegen der sozialistisch interpretierten Gleichberechtigung. Inzwischen haben sich die Linken selbst zur Elite erklärt. Ich erlaube mir, nochmals aus Ihrem Buch zu zitieren:
Mit ">Die Schule brännt!<", Leitartikel von Martin Spiewak in DIE ZEIT vom 6. Dezember 2001 als Reaktion auf die PISA-Studie der OECD. >Deutschlands Schulen haben ihr Zeugnis bekommen: Sitzen geblieben.< (a. a. O. S.230) Doch die "abstrakte Theoriebesessenheit >Chancengleichheit für alle< (a. a. O. S.231) geht weiter, den mit ihr kann man noch mehr Steuergelder für "Bildung und Wissenschaft" locker machen und die unsinnigen, ja nahezu verbrecherischen sozialistischen Bildungsreformen fortsetzen, da sie ja offenbar noch nicht ausgereicht haben. Die neue Rechtschreibreform zur Erleichterung des Erlernens der deutschen Sprache vor allem für Zuwanderer ist eine ähnliche Mißgeburt. Für mich heißt es "Die Schule brennt!", da ich brennen mit e spreche und mir nicht vorschreiben lasse, es in Angleichung mit Brand (welch' abstrakte Ableitungsanstrengung!) neuerdings mit ä zu sprechen. (Anders Schreiben als Sprechen, welche Erleichterung! Der Irrsinn und Unfug kennt keine Grenzen!)
PHÖNIX sendete am 29. März 2007 "Die Angstindustrie — Warum wir Risiken aus dem Wege gehen". Hier steht die offizielle Wissenschaft gegen die Asbestsanierung, die ein Hundertfaches an Menschenleben forderte und 40 Milliarden verschlang; aber 35.000 Betriebe fanden ihr Betätigungsfeld (Der "Risikoforscher" Prof. Ortwin Renn begleitet die Sendung hauptsächlich. Da ist der Rinderwahnsinn (BSE), bei dem ohne eine einzige Kreutzfeld-Jakob-Erkrankung in Deutschland noch heute jedes bovine Schlachthirn auf Prionen untersucht werden muß, obgleich die Risikomaterialien Kopf, Hirn und Rückenmark entfernt werden müssen. Tausendfach mehr Menschen könnten gerettet werden, wenn man nur einen Teil der durch Panikmache verschwendeten Gelder etwa in die Wiederentdeckung der Krankenhaushygiene stecken würde. Hier böte die biotele Gutachteninstanz den wirksamsten Angriffspunkt gegenüber Medien und Politik.
Die von mir vorgeschlagene biotele Gutachteneinrichtung könnte selbst von Gymnasiasten der höheren Klassen aufgebaut und erprobt werden. Bereits ein einziger begabter Schüler könnte unter Zuhilfenahme des Programms Windows Eccel die für den semiquantitativen Überblick erforderlichen Rechenvorgänge automatisieren. Auf meine Bitte hin bei dem KINSEY-Befragungsinstitut um Überlassung von Software für die Auswertung erhielt ich nicht einmal eine Antwort. Im Entstehungsstadium wären neben der Unterwanderung der freien zufälligen Gutachterwahl die Verweigerung notwendiger Informationen und Fehlinformation gewichtige Hindernisse. I m Zusammenhang und bei Verfolg dieser Studien sollte das Reizwort Biotelie nicht benutzt, sondern eine andere Bezeichnung gewählt werden, etwa Vitalib(erior).
Man könnte zunächst einmal politische Fehlentscheidungen auf kommunaler und Bundesebene als Gutachtenthemen heranziehen, ein Bereich für den (wenn auch nur teilweise) heute der Bundesrechnungshof zuständig ist. Ich nenne als Beispiel die gesetzliche Einschränkung der Vergabe von Ärztemustern durch die Pharmaindustrie, welche die ärztliche Behandlungsfreiheit stark einschränkte (man denke an die Behandlung Mittelloser, z. B. Illegaler) und infolge erzwungener gefälschter statistischer Angaben von Seiten der Pharmaindustrie zusätzliche Milliardenbelastungen für die Krankenversicherungen mit sich brachte. Die Rückfrage beim Statistischen Bundesamt ergab "Zu diem von Ihnen vorgetragenen Sachverhalt wurden keine Erhebungen angestellt". Erfreut sein würden die Behörden freilich nicht darüber, wenn es in die Öffentlichkeit immer mehr durchsickerte, daß schwerwiegende Fehlentscheidungen bei Kontrolle durch das biotele Gutachtenraster hätten vermieden werden können. Ein noch wunderer Punkt des biotelen Gutachtensystems wäre seine störende Auswirkung auf die allgegenwärtige Korruption, welche die Rechtsstaatlichkeit längst global zurückdrängt und die Regierungsgewalt zunehmend in die Hände organisierter Verbrecher legt.
Ein weiterer Schritt wäre die Untersuchung von Sachverhalten, die etwa mit
der Integration von Immigranten im Zusammenhang stehen und die von der linken
Propaganda und den Medien von Anfang an heruntergespielt und von der Politik
unterbunden und dadurch auch zur Munition auch für wirkliche Rechtsextreme
werden. Welche Leistungen haben die Abkömmlinge der verschiedenen Nationen hier
in der Bundessrepublik und in welchen Berufen erbracht im Vergleich zu einer
eingesessen deutschen Population? Welche nicht durch eigene
Versicherungsbeiträge kompensierten Sozialleistungen wurden und werden
vergleichsweise in Anspruch genommen? Ein wie großer Teil praktiziert den
islamischen Glauben und mit welchen Folgen für Fortpflanzungsverhalten und
berufliche Integration? Welche ethnographischen Verschiebungen lassen sich
prognostizieren? In welchem Tempo konnte und kann der Bildungs- und
Ausbildungsstand mit dem Ziel, den wirklichen Bedarf an Arbeitskräften zu
decken, bei Immigranten und deren Abkömmlingen aus der Unterschicht im Vergleich
zur deutschen Unterschicht angehoben werden? Welche Folgen haben
Immigration und offene Grenzen auf die Kriminalitätsstatistik und -bekämpfung?
Welche Auswirkungen hat die Abwechslung der alten europäischen Kultsuren durch
diejenigen der Einwanderer oder — wenn eine negative auf die
Menschheitserhaltung — wie können die Immigranten in die europäische Kultur
integriert und diese damit fortgeführt werden?
Erst auf Grund solcher
Erhebungen hätten doch eigentlich die Verhandlungen zum Türkeibeitritt in die EU
erst begonnen werden dürfen! Ich spreche, sehr geehrter Herr Dr. Thüne, hier ihr
Interessengebiet als Soziologe an. Dabei erinnere ich an die bravourös
intelligente Art, wie der Zukunftsforscher Matthias Horx (wie wir leben werden -
unsere Zukunft beginnt jetzt, Campus Verlag, Frankfurt/New York, 2005) an die
Zukunft herangeht, indem er die Darstellung der Entwicklung beim Heute abbricht
und etwaige Spekulationen darüber, wie es weiter gehen könnte, dem Leser
überläßt, sich selbst also an Fakten hält (mit Ausnahmen, die ich bereits
anzuzweifeln wage, da Horx gerade bei diesen Prognosen vorliegende harte Fakten
ignoriert.). Die Fakten müssen erst einmal auf den Tisch! Nur damit kann
(bessere) Zukunft beginnen. Übrigens: die Feststellung bei M. Horx, daß etwa die
Hälfte der Menschheit nur eine Geburtenrate von 2,1 aufweist (a. a. O. S.27),
spricht eher für eine Verstärkung des Problems der Übervölkerung als für eine
Milderung; es zeigt aber zugleich, daß eine Lösung möglich wäre, und es zeigt
die Sprengkraft der Zeitverschiebung bis zur Problemlösung. Die
"Bürgerinitiative Pro Deutschland" schreibt: "Spätestens in 30 Jahren wird es
Deutschland nicht mehr geben!" (Warum dann noch die Bürgerinitiative gegen den
EU-Beitritt der Türkei?)
Der große Durchbruch für die biotele Gutachteneinrichtung wäre geschafft, wenn ihre Gutachter auf eine gesetzlich verbriefte Informationspflicht zurückgreifen und auf eine leistungsgerechte und erfolgsgerechte Vergütung rechnen könnten. Die meist unsinnigen und teuren Enquete-Unersuchungen auf Bestellung der Politiker wären dann hinfällig und der wahnsinnige 68-er Spuk endgültig überwunden.
1998 habe ich das Programm BIOTELIE auch unter dem Suchwort DEMOKRATIEREFORM ins Netz gestellt und noch keine einzige Anfrage erhalten! (Wie viele Politikstudenten und -doktoranden schreiben über dieses Thema?!) Einige wenige, hochangesehene Wissenschaftler ließen durchblicken, daß sie fasziniert oder doch irgendwie positiv interessiert waren; machten mich (wenn auch sehr selten) aber auf die ungünstige politische Konstellation aufmerksam: "Merken Sie denn nicht, daß man das nicht haben will?" Was hilft mir etwa die Antwort: "Eine notwendige Arbeit!", wenn keiner mitmacht? Inzwischen habe ich aus Altersgründen selbst mehr und mehr mit einem Abgang in die ewigen Jagdgründe oder schwindenden Geisteskräften zu rechnen.
Ich wäre Ihnen für Ihre Hilfe sehr verbunden.
Mit freundlichen
Grüßen
Wolfgang Wagner
P. S.: In http://www.biotelie.de/ geben Aspekte1 und Aspekte3 das Gerüst wieder für die Zielverfolgung einer dynamischen Stabilität. Mit letzterem Begriff dürften Sie kaum Schwierigkeiten haben, und Sie werden vermutlich ebenfalls einräumen, daß er als operativer Begriff glücklicher gewählt ist als die, politisch freilich leichter eingängige, "nachhaltige Entwicklung". Der "Klimaschutz" in Deutschland allerdings muß sich auf ein besseres Zusammenleben richten! Dies haben Sie überzeugend dargelegt.
Uwe Bens: Klima - Sirenen des Weltgewissens, DER SPIEGEL 18/2007
Aus urheberrechtlichen Gründen überwiegend in die indirekte Rede gesetzt:
UNO Weltklimarat... Die Zentrale des Rats sei in Genf... Von Anfang an sei die Beteiligung der Regierungen Teil des Verfahrens gewesen. Die Politiker hätten den Inhalt der Berichte nicht nur den Wissenschaftlern überlassen wollen. In Brüssel sei das Plenum unmittelbar nach Beginn der Verhandlungen in die Koalition der Unwilligen unter US-Führung und die Koalition der Willigen zerfallen, bestehend aus den Autoren, unterstützt vom alten Europa.Der große Rest habe meist geschwiegen... >Debatten wie in einer Wohngemeinschaft (Bildunterschrift). ( a. a. O. S.81)
Folgen des Klimawandels... 2. Band Rajenda Pachauri gab
eine Zusammenfassung bekannt.
So habe die Welt erfahren, daß 20 bis 30 Prozent aller bekannten Arten
sterben könnten, wenn die Erwärmung, gemessen 1850 bis Ende des 21.
Jahrhunderts, mehr als zwei Grad überschreiten sollte. Die Welt habe erfahen,
dass Wassermangel drohe ebenso wie häufige Überschwemmungen, dass die
Nahrungsmittelproduktion abfallen werde, sollte die Erwärmung drei Grad überschreiten.
... die Spielregeln des Weltklimarats sähen vor, dass die Politiker
wissenschaftliche Argumente vorbringen müssen, um Änderungen durchzusetzen.
Pachauri sei über diese Regelung sehr glücklich, sein Problem seien die
Kritiker, die nicht an diese Regelungen gebunden sind, die Außenstehenden...
„Ist der Klimawandel wirklich menschengemacht?... Und dieser Weltklimarat, ist
der nicht eher eine Versammlung von Polit-Aktivisten, von Öko-Fundamentalisten,
die ihre Forderungen hochrüsten, um die Menschheit in Bahnfahrer und Car-Sharer
zu verwandeln? ..".
Die Galionsfigur der Skeptiker sei ein Mann namens Richard Lindzen...
Physiker... Professor am renommierten MIT, dem Massachusetts Institute of
Technology..." (a. a. O. S.82) „Warum ist er dann der Einzige unter den
ernst zu nehmenden Kritikern, der sich so vehement empört? Lindzens
Antwort: >Es kann mit Repressionen verbunden sein, sich gegen den Mainstream
zu stellen<... Linzens zweites Argument lautet: Der Forschungs- und
Erkenntnisprozess der Wissenschaft sei verzerrt. Er sei nicht der Wirklichkeit
verpflichtet, sondern der Opportunität..." Was Lindzen sage, klinge immer
gut, aber es blieben Behauptungen, Populärthesen, die einem transparenten
globalen Prozess gegenüberstünden, einem weltumspannenden Plebiszit unter den
Klimaforschern..."
Über wissenschaftliche Wahrheit kann man nur mit geringer Überzeugungskraft abstimmen. Warum nimmt der Autor den deutschen Physiker und Klimaforscher Dr Manfred Thüne nicht ernst?
Lindzens nächstes Argument lautet Die Wissenschaftler übertrieben die
Gefahren, weil sie nur so an die Forschungsgelder kämen... „Sie sollten
sagen: Wir wissen zu wenig..." Der Ton der Debatte, sage er, sei
hysterisch. Und damit habe er recht... Das komplette apokalyptische Programm werde
geliefert. (a. a. O: S.83)
Al Gores Film >Eine unbequeme Wahrheit< sei eine Powerpoint-Präsentation...
ein Weltuntergangszenario...
Der Weltklimabericht gehe davon aus, dass der Meeresspiegel bis zum Jahr 2100 um
etwa 38,5 cm steigt..., dass der Meeresspiegel um mehrere Meter steigen könne,
wenn Grönland eisfrei werden sollte... „Dieser Vorgang dürfte nach Schätzungen
des Weltklimarats mehrere hundert Jahre, vielleicht auch Jahrtausende ,
dauern... Es klingt [in Al Gores Film] , als könne das morgen passieren. Gores
ist deswegen nicht unbedingt ein Vorwurf zu machen. Er ist Politiker."
Politik wird nach heutiger Auffassung eben rechtsmäßig unter Täuschung der breiten Öffentlichkeit veranstaltet!
Rajenda Pachauri, der Vorsitzende des Weltklimarats, auf die Frage, was er
von Gores Film halte, antworte: >Er hat mir gefallen. Er emotionalisiert die
Debatte zwar, aber das muß er wohl... Ich hoffe, dass dies die Regierenden so
schockiert, dass sie handeln.<... Es sei egal, wo man die Funktionäre des
Weltklimarates treffe,... überall redeten sie nicht wie Wissenschaftler,
sondern wie Umweltaktivisten." (a. a. O. S.84) Pachauri ... werde in dieser
Woche in Bangkok sein... , werde oben auf dem Podium sitzen, der Debatte folgen
und das tun, was er glaube tun zu müssen: Auf der Seite der guten Sache zu sein
und nicht auf der Seite der Wissenschaft. (a. a. O. S:85)
Matthias Horx: wie wir leben werden - unsere Zukunft beginnt jetzt, Campus Verlag, Frankfurt am Main/New York, 2005, ISBN 3-593-37777-2
Ein spannend geschriebenes, sehr lesenswertes Buch.
Der Autor beginnt mit einer fiktiven Theatervorstellung:
an einem rechteckigen Tisch
nehmen nacheinander Platz: links Kassandra, die den "apokalyptischen
Determinismus", das Scheitern der Menschheit vertritt — "die
Menschheit wird sich zu Tode fressen,...mit Hormonen selbst vergifte.. an Terror
zugrunde gehen", an Bindungsverlust "im Namen der Freiheit" — ,
Rechts Dr. Popper, der für "systemische Offenheit" steht, wonach sich
Menschen in sozialen System ändern — >Alles leben ist Problemlösen<.
(a. a. O. S.7-10) An Tischbreitseite hinten gesellt sich Kosmo hinzu ,
"liebenswert, chaotisch, ständig grinsend", als >Extropianer<
glaubt er "an Hypertechnologie... Roboter... Zeitreisen... Cybersex",
dem Augenblick hingegeben, rauchend, >irgendwann krieg' ich halt 'ne neue
Lunge<: "technologische Transzendenz" meistert alles. Vorn an den
Tisch kommt die Dritte der Runde: Helga: >Präsens perfekt<,
"ordnungsliebend" vertritt sie "Humanistische Immanenz, "Techno-Doom"
(a. a. O. S.10-12), d. h. Technik ist unser Schicksal und Scheitern, führt uns
weg von unserem eigentlichen Menschsein. "Bedenke stets den Retro-Trend!"
(a. a. O.S.14) "Alles Werden ist Rekombination.
>Lineare Prognostik arbeitet mit der Logik der Fortschreibung,
dialektische mit der Logik der Alternative< schreibt Gerhard Schulze in
seinem Buch "Die Beste aller Welten. Wohin bewegt sich die Gesellschaft im
21 Jahrhundert?", München 2003, S.193)
Das "Komplexitätsangebot", das die Entwicklung
offen halten soll (a. a. O. S.15,16) trifft sich doch mit dem biotelen Aspekt
der PLURALITÄT: Aber mit den "Alternativen" für eine
"dialektische Logik" wäre ich doch sehr vorsichtig, insbesondere wenn
ich in der Danksagung den Namen des 68er-Aktivisten und grünen
Europabgeordneten Daniel Cohn-Bendit (a. a. O. S.335) hervorgehoben sehe.
Sage mir, mit mit wem du gehst und ich sage dir, wer du bist, besagt das
Sprichwort, und mir schwant schon etwas von Vorliebe für "Offene
Gesellschaft" und Türkeibeitritt zu Europa.
>In einer Welt ständigen Wandels<, so schrieb Watts Wacker in The
Deviants Advantage, >stellen gute Fragen die eigentliche Knappheit dar.
(Watts Wacker, Ryan Mathews, The Deviants Advantage. How to use Fringe Ideas to
create Mass Marktes, New York 2002,S.12) Schlechte Fragen weisen Schuld zu,
verwandeln lebendige Prozessein Schwarz-Weiß-Phänomene, betonieren die Dinge
in Klischees, erniedrigen die Komplexität der Welt. Gute Fragen dagegen öffnen
die Dinge.."
Auch hier wieder muß ich mich Fragen, ob die
"Komplexität" der Welt, insbesondere die einer Gesellschaft, nicht
doch ein Optimum hat, auf die Spitze getrieben aber zum Zerfall führt?
"Wodurch entsteht also Zukunft? Sie entsteht — erstens — durch
Zufälle, an denen wir nichts oder wenig ändern können. Sie erwächst —
zweitens — aus den Gesetzmäßigkeiten lebendiger Systeme, die wir verstehen
lernen können — dazu soll dieses Buch einen Beitrag leisten. Sie entwickelt
isch aber vor allem durch menschliches Handeln. Durch humane Vereinbarungen.
Dieses Handeln kann blind und dumpf sein. Es kann in die falsche, die
kassandrische Richtung führen. (a. a. O. S.16,17) Es kann aber auch das
Mögliche erlösen. Der Evolution eine Richtung geben. In die Zukunft führen.
Zukunft ist das Ergebnis einer Verhandlung, in der wir zumindest Sitz und Stimme
haben sollten. Nehmen wir also an dem schönen, alten, Geschichten erzählenden
Tisch Platz. Los geht's. (a. a. O. S.17)
Was bei Charles Handy über die Propheten gesagt wird, wonach
diese keine Zukunft voraussagen, sondern Künder der Wahrheit gegen
"Kaisers neue Kleider" sind und "den Geist auf die Herausforderungen konzentrieren, die vor uns liegen" (a. a. O.S.7) kann
doch nur unterstrichen werden. "Sitz und Stimme" am Tisch der
Zukunftsverhandlung hätten wir erst, wenn es die biotele unabhängige
Gutachteninstanz gäbe und ein Antragsrecht für jedermann.
So viel aus dem Vorwort. Die "kassandrische
Richtung" kann aber auch durch die Richtung, die Kosmo mit seiner
Technikgläubigkeit nimmt, verstärkt werden, auch durch das Setzen auf die
Veränderung der Menschen in sozialen Systemen, wenn dies etwa so wie im
Sozialismus geschieht, also mit Dr. Popper, und durch Helga, wenn diese die
Weiterentwicklung gänzlich verschläft. Mit der "Geburt" beginnt es:
der Mensch ist als Säugling und noch lange darnach weit länger hilflos alle
andere Lebewesen, woraus die Rolle der Familie und später der Gesellschaft
erwächst, wobei durch "Idiotien" wie "Drogensucht" und
andere Kalamitäten die Risikokurve im späteren Alter sogar wieder ansteigt. "Sapiens sapiens
ewige Pflegefälle mit Hochansprüchen". (a. a. O. S.22) Der erste Preis
der Intelligenz, beginnt bei der Passage des großen Kopfes durch den
Geburtskanals, und insgesamt fordert das menschliche Leben früh die
Arbeitsteilung (a. a. O. S:23) Frauen leben länger, so die Hypothese des
"Großmüttersyndroms" der Anthropologin Hawkes bei Beobachtung der
Hazda in Nord-Tansania, weil Frauen nach ihrer Menopause für das Sammeln der
Nahrung eingesetzt wurden und als Geburtshelferinnen, während alte Männer zur
Jagd und Verteidigung unbrauchbar waren. (a. a. O. S.24) In den
nomadischen Zeiten vor etwa 100.000 Jahren bekamen Frauen durchschnittlich drei
bis vier Kinder, die lange gestillt wurden. Mit der Seßhaftigkeit mit
Vorratswirtschaft vor 9000 bis 7000 Jahren stieg die Kinderzahl an. (a. a. O.
S:25) Die patriachalische Großfamilie konnte 10 - 15 Kinder aufweisen, wobei
auf männliche Nachkommenschaft abgezielt wurde. Die kleinräumige
mittelalterliche Bauernwirtschaft brachte noch um 1700 auf vier bis sechs
Kinder; einem Zuviel wußten sich die Frauen zu erwehren. Der Adel konnte sich
mehr Kinder leisten. Die Industrialisierung ließ die Kinderzahl rapid
ansteigen. Die Idee der "Bevölkerungsexplosion" wurde mit Thomas
Malthus On the Principle of Population 1798 geboren und habe sich
"als eine Art Dauergerücht in unserem kollektiven Bewußtsein
eingenistet." (a. a. O.S.26) Nein, die Völker der >Dritten Welt<
vermehrten sich nicht wie die Kaninchen< und >die Massen< kämen nicht
"in Form einer >Flut< über uns". Und nun die "wirklichen
Trends":
„Ungefähr die Hälfte aller Menschen, knapp drei Milliarden Menschen, lebt heute in Ländern mit einer Geburtenrate von unter 2,1 Kindern pro gebärfähige Frau! Im Iran, Thailand, China, Sri Lanka, vielen karibischen Inselstaaten und den meisten südamerikanischen Ländern wie Brasilien liegt die Rate inzwischen unter zwei (also unter der sogenannten Erhaltungsrate). In 33 der 196 Länder der Erde liegt sie unter 1,5 Kinder, darunter sind kopfstarke Nationen wie Russland, Spanien, Deutschland, Japan, Kanada. (Economist. World in Figures, 2004/2205, bzw. Futurist, 1/2005, S.18, >Four Countertrends in Global Demography< bzw. UN Population Division, 19, Revision 2004...)
Auch in den >superfruchtbaren< Armutsländern sinkt die Kinderzahl durch die steigenden Bildungsniveaus der Frauen und den Zugang zu Verhütungsmitteln rapide ab. In Bangladesh liegt sie heute bei etwa 3,3 (vor 25 Jahren: 6), in Indien bei 2,6. Auf den Philippinen sank die Kinderzahl von sieben auf drei (von 1960 bis heute) und befindet sich weiter auf dem Weg nach unten, in Vietnam von 7,3 in den siebziger Jahren auf 2,3 heute . In Afghanistan befindet sie sich derzeit im freien Fall (derzeit vier, vor drei Jahren sieben Kinder pro Frau).
Die einzigen Länder, in denen die Geburtenraten unverändert hoch liegen, sind die Armuts- und Elendnationen der afrikanischen Bürgerkriege. Dort bekommen die Frauen noch zwischen sechs und sieben Kinder, wobei bis zu 40 Prozent dieser Kinder das Erwachsenenalter nicht erlebt. (a. a. O. S.27,28)
Niedrige Geburtenraten können auch wieder ansteigen. Der Schlüssel dazu ist, ob Frauen aus dem Entscheidungsdrama zwischen Karriere und Kind entlassen werden, zum Beispiel durch Hilfe der Männer, ganztägige Bildungssysteme und kinderfreundliche Infrastruktur. Dann kann eine Gesellschaft, die auf Schrumpfkurs war wieder fruchtbarer werden. In Schweden, Island, Frankreich, auch in Südeuropa ist in den letzten Jahren die Fertilitätsrate wieder deutlich gestiegen (im Mittel von 1,4 auf 1,7).
...Die Menschheit wird im Jahre 2060 — plus minus ein Jahrzehnt, — ihren zahlenmäßigen Zenit erreichen. Bei knapp neun Milliarden Individuen! ... Im Jahre 2150, also in drei bis vier Generationen neuer Zeitrechnung, werden wir nur noch fünf Milliarden sein... Wir werden selten! (Siehe...Ben J. Wattenberg, How the Demography of Depopulation Will Shape Our Future, Chicago 2004,/ a. a. O. S.28)
Eine gewagte Prognose! Sie steht und fällt mit der Möglichkeit einer Demokratiereform, welche nicht schon in der Auflösung der Völker (demos) durch rasante Durchmischung die Unwahrheit in sich trägt. Eine 5-Milliardenbevölkerung der Erde würde nicht gerade für Seltenheit stehen, nach meinem Geschmack wenigstens, und würde die Vielfalt der Schöpfung möglicherweise weiter in Frage stellen. Die angesprochenen "sehr langfristigen Trends" (a. a. O. S.28) wurden beispielsweise bei uns durch den "Pillenknick" in den 50er Jahren ziemlich plötzlich in Frage gestellt. Die entscheidende Frage ist doch: werden sich die Nationen wirklich über alles Wesentliche einigen können oder wird es zu schweren kriegerischen Konflikten kommen? Doch das Thema Krieg wird ja später noch im Buch behandelt.
Ich springe zum Abschnitt: "Eine kleine (Zukunfts-)Geschichte
des Glaubens". Er ist von angemessener Länge, dieser Abschnitt; M. Horx sieht von
außen auf das Phänomen Glaube, er scheint es für sich selbst nicht
auszuschöpfen; wenn da nicht eine starke Prise 68er-Illusionismus
herausgerochen werden könnte. Aber auffiel ihm, beim Joggen in der Nähe von Dresden, daß am
Sonntagmorgen über Radebeul eine "schneidende, seltsam umfassende
Stille" lag, ohne Kirchenglocken, ohne Kirchgänger. (a. a. O. S.269) Hier schien die
Tradition durch ein halbe Jahrhundert marxistische Praxis abgebrochen und noch
nicht wieder verlebendigt: Rückstand infolge zu vielem
sozialistischem "Fortschritt".
"Soziokulturell
betrachtet nennt M. Horx "drei Faktoren" der Religion:
„Weltordnung: Religion strukturiert die Welt und ihre
Sensationen in Ritualen. Sie bietet Feste der Fruchtbarkeit oder des Abschieds.
Sie verteilt Rollen und sagt uns, was zu tun it: Sie bringt das Kultische und
das Magische in das Kleid des Alltags.
Tröstung: Religion bietet eine Antwort auf die Frage, was nach uns kommt und
wie wir in diesem Nach vorkommen. Religion moderiert das Leid und gibt
ihm auf die eine oder andere Weise Sinn.
Machtbannung: Religion stellt immer auch einen Kontrapunkt zu weltlicher Macht
dar. In Schreinen, Synagogen, Tempeln und Kathedralen konzentrieren sich
symbolische Überhöhungen, die einerseits für weltliche Machthaber äußerst
lukrativ, andererseits aber nicht ungefährlich sind (wenn sie diese ignorieren,
wie beispielsweise die Nationalsozialisten weitgehend, begehen sie einen
schweren strategischen Fehler.) Die Räume des Religiösen relativieren
weltliche Macht, sie entlasten sei darüber hinaus aber auch von unerfüllbaren
Wünschen. (a. a. O. S.261)
Bei der Bevölkerungsentwicklung war es die Türkei, hier
ist es die Moschee, welche von M. Horx übergangen wird. Auch fällt auf, daß
er den Nationalsozialisten (und er meint natürlich die deutschen)
Nichtbeachtung der Religion vorwirft, aber den atheistischen
Sozialismus-Kommunismus hier ausläßt. Hitler blieb lebenslang Katholik und
respektierte religiöse Institutionen (solange er noch bei Sinnen war), wo immer
es ihm möglich war, er bedauerte zwar, daß er
Deutschland unter dem eher friedfertigen Christentum "übernehmen"
mußte und ließ über Himmler sogar in letzter Not eine
albanisch-muslimische Waffen-SS-Truppe aufstellen, weil eine solche sich
todesmutiger den Atheisten entgegenwerfen würde. Die
Massen-Propaganda-Aufmärsche der Faschisten hatten sich vieles bei den
Auftritten und Umzügen der katholischen Kirche abgeschaut.
Neben der funktionalistischen Deutung der Religion wird ein solcher aus der
Kognitionspsychologie angeführt: Das menschliche Hirn sucht nach Erklärung,
hat den Hang zur Transzendenz" (vgl. Pacal Boyer, Religion Explained.The
Evolutionary Origin of Religious Thaught, New York, 2004, S.326 f.).
Aber da
brauchen wir ja nur in Immanuel Kant "Kritiken"
nachzulesen! Dort sind beide Elemente vereint: die Vernunft als Werkzeug zur
Lebenserhaltung und als Streben nach Grenzüberschreitung, wobei die erlebte
erschreckende Endlichkeit und Vergänglichkeit unseres Daseins über Dialektik
den Begriff der Ewigkeit herausfordert. (So verstehe ich jedenfalls
"dialektische Logik", vom Endergebnis des Denkens her, nicht als
Werkzeug des Denkprozesses, was mit Logik üblicherweise gemeint ist. Das Denken
in Begriffsgegensätzen mag anregend sein, erfindungsfördernd, aber es ist
nicht beweiskräftig.) Das Sowohl-als-Auch mag häufiger gelten, als wir es
zunächst bemerken; aber wir können der Logik des Ja-oder-Nein, also einer
Entscheidung (AUSLESE) letzten Endes nicht ausweichen.
Zurück zu M. Horx: Gene (Erbanlagen) und Meme (kulturelle
Verhaltensmuster, a. a. O. S.95) ) sind bestimmend für unser Leben.
Religionen werden als >Memplexe< angesehen, als >Mega-Meme<
"tief im kollektiven >Mindset< verankert". Als Beispiel wird
Weihnachten angeführt als "verdichtete Choreographie des menschlichen
Lebens... ..>Kind<, >Mutter<, >Baum<, und >alter Mann, der
Geschenke bringt", Lichterglanz in einer dunklen Jahreszeit, hochkalorische
Nahrungsmittel bei kalter Witterung, Geruch und Geschmack von Zimt, Nelken und
-Vanille; ansteckende Symbole. , die sogar in warme Erdteile ausstrahlen. (a. a.
O. S:263,264) Und dann das, ach wieder so hoch moderne, "Global Warning"
vor "Verschwendung.. Völlerei.. >ungerechter< Gier, Schuld
(andere)" , vor "Ersticken (Gase), Ertrinken (Sintflut), Erfrieren
(Eiszeit),.. Trockenheit", Hitze, jetzt kombiniert mit Gesellschaftskritik
(>Umweltsünder<, >ökologischer Fußabdruck< viel zu groß).
"Unser Hirn ...als virtuelle Wirklichkeitsmaschine" nimmt die
Horrormeldungen aus Presse und Film auf und dies alles (für) "wahr".
(a. a. O. S.265,266) Als antikes Beispiel für eine solche Gedankenindustrie,
über 400 Jahre lang, wird das Orakel von Delphi (verdichtet in der Seherin
Pythia) angeführt, das Spione und Agenten in den wichtigsten Städten
Griechenlands unterhalten und in die Politik eingegriffen habe. Jetzt kommt auch
der Islam einmal an die Reihe
mit der Belohnung der in der Wüste erschöpften Helden mit Wasser, Früchten
und Jungfrauen. Das Christentum wird als die der Moderne und der Demokratie
gleichsam gemäße Religion dargestellt, eine Wüstenreligion... aber "mit
>antiimperialem< Charakter: Gleichheit vor Gott, Befreiung der
Sklaven, Nächstenliebe gegen das Feindgebot. (a. a. O.S:267) Die Buntheit der
Bilder macht das Christentum siegreich, "die am stärksten mutagene
Religion, bietet für jeden etwas, für Abenteurer und Machtbesessene die
Kreuzzüge, das Papsttum, für Verfolgte die Klöster, seit Martin Luther den
Individualismus und über "Pietismus und Calvinismus die geistig-kulturelle
Fundamente der Arbeitsgesellschaft". Und mit Beginn des 20. Jahrhunderts
kam die verweltlichte Variante des Sozialismus-Kommunismus hinzu, die den Himmel
auf Erden versprach. Heute werden die Religionen, "mit Ausnahme der kern-
und osteuropäischen Länder sowie vielleicht Englands" wieder "eine
anschwellende Kraft". (a. a. O. S.268,269)
Der "weltumspannenden elektronischen Erlebniskultur" des globalen
Marktes hätten sich aber auch die Religionen zu stellen. Die Einwohner Balis opfern
täglich mit Dürften, Gerüchen, Blumen" "ihren Göttern ... etwa ein
Viertel ihres Einkommens" und fühlen sich dabei wohl. (a. a. O. S.269,270)
"Vertrauen in die Natur. In die Menschen., In den Tod, der als Fest der
Freude und Befreiung begangen wird". Glaube heilt. (a. a. O. S.270) Aber da
ist auch die Schattenseite, wie etwa am 25. März 1995 der Anschlag der
Aum-Sekte auf die Tokioer U-Bahn mit zwölf Toten und 5000 Verletzten. Der
Sekten-Guru ist Asahara, von Kind an blind, eine gescheiterte Existenz mit
großen Ehrgeiz, kandidiert auf seine Anhängerschaft gestützt sogar fürs
Parlament, die "Verwirrten und Beleidigten der gewaltigen
Modernisierungswelle" fliegen ihm zu; er verspricht Hierarchien
aufzulösen, "auch zwischen Mann und Frau ". Asahara verstand es
übrigens, in eine breit Öffentlichkeit hinein zu wirken und sich auch
"fliegend" darzustellen (a. a. O. S.271,272) Das Vakuum durch
Verdrängung der "shintoistischen Tradition... von Demut und
Selbstbeschränkung" durch den Materialismus ist ja von der Grundlage her
nicht nur ein japanisches Problem. Und so brechen auch anderswo ">Calling<-Sekten"
hervor. L. Ron Hubbard konnte in der Einsicht, daß sich das schnelle Geld am
einfachstem "mit einer eigenen Religion... verdienen" läßt, die
"Scientology" zum Erfolg führen. (a. a. O: S.272) Eine Art
Lügendetektor löscht >schlechte Kindheitserinnerungen< : und schon ist
der Thetan (der Über-Mensch) geboren. Auch andere solche Sektengründer,
wie Ex-Polizist Sergej Anatoljewitsch Torop, alias >Wissarion< in Sibirien
oder der Franzose Claude Vorilhon, mit seiner Sekte der Raelianer werden
aufgeführt. (a. a. O. S.273) Der Ökologismus, die Öko-Religion von Dirk
Maxeiner und Michael Miersch dürfen nicht fehlen und was alles in den natürlichen
Naturkreislauf einleitet und in den "Umweltbewegungen" ihr
Pendant hat. (a. a. O. S.274,275) "Clear-Glaube: die neuen Puristen"
sind Individualisten, die den Glauben von Furcht und Schuld der Tradition
reinigen und auch einen sachlichen Kern zurückführen. Die USA wiederum werden
als Beispiel der "Retro-Frömmigkeit" angeführt, denn bei
individuellem Scheitern im Materialismus (Kapitalismus) müsse man in
Amerika "ohne den doppelten Boden der Schuldzuweisung an >die
Gesellschaft<" auskommen. (a. a. O. S.277) Die Tabelle "Der religiöse
Headcount" beginnt mit 2 Milliarden Anhängern des Christentums, 1, 3
Milliarden Muslimen, 900 Millionen Hinduisten, 850 Millionen bekennenden
Atheisten, 360 Millionen Buddhisten, 225 Millionen Anhängern der traditionellen
chinesischen Religion, 190 Millionen für Stammesreligionen, 223 Millionen
Sikhs, je 14 Millionen Spiritisten und Juden über 750 000 Scientologen und
endet mit ca. 50 Millionen "Jedi", worunter "der fiktive
>Glaube< der Jedi-Ritter in den Star-Wars-Filmen" zu verstehen sei.
(a. a. O. S. 277,278) Dem Astrologismus bzw. Horoskopismus werden 300
Millionen Anhänger zuerkannt, Tantra/Yoga/Wiedergeburt 100 Millionen und
Gaismus/Öko-Religion 150 Millionen. Die Pazifisten würde ich fast auch noch
hinzurechnen. Und die Zukunft des Glaubens? Fundamentalistische Sekten entfalten
höhere Varianz, das Christentum werde im fernen Osten mit der
Industrialisierung zunehmen, während bei uns im Westen
buddhistisch-animistische "Adaptationen" ausschwärmten.
"Therapeutische Religionen" bestimmten die religiöse Evolution mit
einer "Unzahl von Wunderheilerkulten". (a. .a. O. S.278) "Feel-Good-Religionen"
wie in der Buddha-Bar in Paris heute mit der Verbindung von Sinnenfreude,
Sex und Trance und buddhistischem Hedonismus (froh statt fromm).
"Gesundheitspraxis" um spirituell mit "Energie, Power und
Liebe... das Leben zu meistern". (a. a. O. S.279) "Heraus kommen..
weitere 500 Millionen Adepten der Akupunktur, Geisterheilung, Channeling,
Nahtoderlebnis und Homöopatie Anhänger, ... Anhänger druidischer
Beschwörungen, keltischer Mythen, indianischer Ahnenkulte.. Zenpraktiken..
Blutgruppenmagier, Bachblütentherapeuten"... usw. (a. a. O. S.280) Noch
weiter gehen "Quanten-Religionen oder >Scienligions<".
Aufklärung und Wissenschaft bauten die "Grandiosität des Menschen"
stückweise ab; Kopernikus holte ihn aus dem Zentrum des Universums. Newton
fügte die Naturkräfte in ein neues Bild, Darwin machte den Menschen zu
einem Glied der Entwicklung. (a. a. O. S.281,282) Gentechnologie und
Hirnforschung setzen heute die "Demütigung" fort, welche "Retro-Religionen
und Billig-Spiritualismus.. mit Supermanskräften" oder den
"Schreihälsen der Motivationstrainerbranche" ungeschehen machen
wollen. Richard Dawkin ("Das egoistische Gen")
stellt in "Der entzauberte Regenbogen" (auf S.40) uns in Aussicht , daß >wir
uns außerhalb des Universums stellen... im Inneren unseres -Schädels... ein
Modell des Universums bauen.. können,.. ein großes Modell, ebenbürtig der
Wirklichkeit, von der es gelenkt, aktualisiert und fein
abgestimmt wird.< (a. a. O. S.282,283) Der Physiker und -Astronom John
Wheeler versucht in "Geons, Black Holes & Quantum Foam"
(>Quantenschaum<) eine Vereinigungstheorie von Gott, Urknall,
Quantenphysik, menschlichem Bewußtsein und >Mission<. (a. a. O. S.283) M.
Horx stellt dies durch ein gewaltiges großes U dar, auf dessen linkem
Schenkelende ein Auge sich auf das rechte Schenkelende richtet , das den Urknall
darstellt als "quantenreligiöse Antwort auf das Glaubensproblem".
„In ihr ist Gott keine Person, sondern eine naturwissenschaftliche
Variante dessen, was bislang kitschig >kosmisches Bewußtsein< genannt
wurde. Und auch wir, als Menschen, als Individuen, haben eine Rolle, die über
das simple Gauben hinausgeht. Eine >Mind<-Rolle. Im Betrachten der Welt
schaffen wir sie, Im Bewußtsein geben wir ihr Form und Gestalt. Wir sind
>createurs de la future<. Und nähern uns dabei langsam, zaghaft,
schüchtern der Gestalt der Schöpfung an." (a. a. O. S.284)
Wir können dieses Modell der Wirklichkeit sogar mit Neuem anreichern, in der Kunst etwa, vor allem in der Musik (wo sie des Modells würdig ist!), in der Architektur, in der verantwortlichen Züchtung, im die Ästhetik überschreitenden Reich der Liebe. Indem wir uns die Zeitdimension als eine Art zusätzliche Raumdimension denken, erhält die Gegenwart, der Augenblick, den Wert eines Bestandteiles der Ewigkeit, und schuldhaftes Verfehlen oder Untat kann zwar nicht mehr zurückgeholt aber über Reue, auch tätige Reue, das Ich (Ego) zu einem Besseren ergänzt werden. Problematisch für uns bleibt auch die Möglichkeit eines Bewußtseins, das nicht an die Existenz von Nervengewebe gebunden ist.
Matthias Horx sieht im "Kosmopolitischen
Spiritualismus.. die neue Weltreligion", die ich mir freilich unter dem
Aspekt der PLURALITÄT, der Vielfalt, als ein übergreifendes gemeinsames
Dach vorstelle, das mit einer kontrolliert praktizierten biotelen
Weltverfassung zusammenfallen könnte:
„Wenn die Globalisierung über kurz oder lang globale Institutionen
hervorbringt — eine Weltregierung, eine Weltmoral, die Weltpolizei — , dann
gilt dies auch für die Religion. Als Gegengewicht zum Gotteskriegertum schickt
die Evolution in diesem Jahrhundert neue Memplexe ins Feld, aus denen sich ein
planetarischer Glaube zusammensetzt."
Die Versuche einer Weltsprache mit Esperanto, oder etwa
Hermann Hesse 's Siddhartas und Steppenwolfs, die an alle Götter glauben,
zeugen für diesen Versuch. (a. a. O. S.280)Ich möchte noch das vom Alten Fritz
geplante oder nur erträumte Pantheon in Berlin erinnern, das ich mir selbst an
Stelle und weithin in der Form und im Zentrum (Kuppel mit großer Kapelle) des alten Stadtschlosses als Weltzentrale der
Biotelie errichtet so sehr wünsche.
Die "besten evolutionären Chancen" für einen "Religionsmemplex"
müßte nach M. Horx, "das Ego relativieren" und wieder in seine
Grenzen weisen, was dem Buddhismus am ehesten gelänge, "Recycling
herstellen", den "finalen Skandal'"' des individuellen Todes in
einer "Menge praktikabler Riten" bewältigen und "Toleranz
predigen". (a. a. O. S.280,281)
Da störte das islamische "Gotteskriegertum" natürlich wieder und
mußte dessen wachsender Einfluß heruntergespielt werden. Ich blende zurück:
„Ab Mitte des 21.Jahrhunderts nimmt der Einfluß des Islams rapide ab.
Starke Säkularisierungstendenzen führen zu innerislamischen Konflikten, die
sich in bürgerkriegsähnlichen Auseinandersetzungen innerhalb der arabischen
Welt entladen." (a. a. O. S.278)
Eine kühne Voraussage! Sie könnte sich darauf stützen, daß die Ölfelder als
Quelle des arabischen Reichtums versiegen. Aber sie verdrängt die bis zu dieser
Zeit sich anzeigende Wirklichkeit, wie sie sich nicht ins illusorische Weltbild
der 68er von der "Offenen Gesellschaft" fügt, die zur sozialistischen
Weltgesellschaft verschmelzen soll. Tatsächlich haben sich muslimische Immigranten aus
Afrika, nicht zuletzt aus den ehemaligen Kolonien in Frankreich mit erhöhter
Geburtenrate ausgebreitet, desgleichen Immigranten aus der Osttürkei bisher in
den alten Bundesländern Deutschlands, der EU-Beitritt mit der Folge der
Masseninvasion aus der Türkei ist so gut wie politisch unter starkem Druck der
linken 68er zugestanden. Nach meiner eigenen über 40jährigen Erfahrung kommen
die türkischen Nationalisten der Turkisierung Europas immer näher, dies vor
allem auch mit Hilfe des Islam und dessen Disziplinierungskraft und
Geburtenreichtum über die Zuweisung der Aufgabe erhöhter Fortpflanzung an die
muslimischen Frauen. Insgesamt sind letztere von Stolz erfüllt und haben ihre
Lebensverhältnisse durch die Auswanderung bei gesteigertem Familienglück
gemäß der Verheißung des Korans erheblich verbessert. Die Ansteckung durch
die Dekadenz des Westens kann mit höherer Wahrscheinlichkeit abgewehrt werden,
zumal der Lebensstandard auch im alten Europa vermutlich — nicht zuletzt auch
durch die Last der Einwanderer, deren Anpassung an die Industrialisierung erst
verzögert erfolgen kann — deutlich absinken wird. Außerdem wird der Pegel des
terroristischen Druckes ansteigen und die Gefahr eines europäischen
Bürgerkrieges könnte zu Wirklichkeit werden, ehe die europäische Demokratie von
einer Mehrheit der Muslime übernommen und entsprechend umgestaltet wird.
Rohstoffverknappung und Umweltprobleme etwa durch Klimaveränderungen (wenn auch
nicht durch den CO2-Anstieg) könnten zur Verschärfung der Lage und
Bedrohung des sozialen Friedens beitragen, wenn nicht noch rechtzeitig eine
biotele Weltordnung Entspannung bringt, ein Paradigmenwechsel, der ja noch in
keiner Weise absehbar ist.
Es ist, als habe auch Matthias Horx den Koran nicht
gelesen. Er ist eine Erfolgsanweisung über das Instrument des Glaubens. Der
Bibel hat der Koran voraus, daß er von einem Einzigen verfaßt wurde (für die
Muslime von Allah, für die Ungläubigen von Mohammed) und stärker aus einem
Guß ist: für den aufmerksamen Historiker sind allerdings die Erfahrungen des
damaligen aktuellen Zeitgeschehens mit in die Suren eingegangen. So wie der
erfolgreiche Kaufmann durchaus die Täuschung mit in sein Geschäft einbezieht,
so fordert der Koran — Mohammed war Kaufmann — dazu auf, die Ungläubigen zu
täuschen, dies wird aus der List Allahs heraus begründet. Und prompt fallen
auch alle unsere Demokraten, Christen, Pazifisten darauf herein.
Nein, der Koran ist fundamentalistisch und fordert zum Kampf, zum Krieg auf, wo
friedliche Mittel der Welteroberung nicht mehr greifen. Wenn sich Schiiten und
Sunniten heute im Irak blutig bekriegen und damit zugleich auch die Niederlage
der Amerikaner besiegeln, so ist dies — wie bei den Stammeskriegern
Afghanistans — auch ein Ausdruck des anerzogenen Kampfgeistes. Seit dem Dritten
Reich spätestens ist in Deutschland ja Tapferkeit nahezu absolut als Tugend
diskreditiert, leider erlitt die Tugend als Ganzes weithin dieses Schicksal, und
"Sitte" wurde zu einem Art Schimpfwort, das man den Kontrolleuren des
horizontalen Gewerbe anhing. Das in der Mehrzahl von Ungläubigen und religiös
Gleichgültigen bestimmte ehemals christliche Europa ist weitgehend wehrlos geworden. Man zieht sich auf eine Toleranz zurück, die Feigheit deckt und
Gleichgültigkeit, auch von Seiten der Kirchen. Der größte Stimulator des
Religiösen, die Not, sind weitgehend besiegt und zurückgedrängt. Zumindest
die Knappheit bleibt in den kinderreichen muslimischen Einwandererfamilien aber
weitgehend erhalten. Bei den Türken bildet der andere Sprachkreis eine starke
Barriere, die vom durch den Koran geforderten Zusammenwohnen in der Fremde und
dem Freundschaftsverbot gegenüber Ungläubigen noch
verstärkt wird; für Frauen, für Mütter und damit auch für die Kinder
ergibt sich daraus eine Hürde für den frühen und vollständigen Erwerb der
Sprache des ursprünglichen Gastlandes. Deutschland wird bereits von der
Mehrheit der Türken als zukünftig muslimisch-türkische Land betrachtet und
teilweise erlebt. Der
immer unter einer nationalen Minderheit verstärkte Zusammenhalt und
Nationalismus, der ja den Wert von (ethnischen) Minderheiten zum großen Teil
ausmacht, wird bei expandierenden Minderheiten zur Sprengkraft. Die wackelige
Doktrin "Multikulturalität" der 68er und Grünen wird von niemand so stark in
Frage gestellt, wie von den eingewanderten Türken: sie bleiben unter sich, wo
es nur geht, heiraten unter sich, ganz nach Vorschrift des Koran. Der Koran
fordert keine Wundergläubigkeit wie das Christentum; er ist insofern weit
moderner und aufgeklärter; der Koran läßt aber Wundergläubigkeit zu, wo er
dadurch gestärkt wird. Eschatologisch, also auf die Endzeit, das Jüngste
Gericht ausgerichtet, sind alle drei Buch- bzw. Offenbarungsreligionen. Im Koran
wird ganz durchgehend "Der Tag", der Termin, Allah überlassen, die so
oft schon widerlegten Hysterien und Spekulationen der Christen (Stichwort:
Klimakatastrophe!) wurde den Muslimen erspart. Den bosnischen Muslimen wird von
den Orthodoxen vorgeworfen zu sehr verwestlicht zu sein: aber hat nicht auch
hier mit Hilfe des Westens durch die List Allahs der Islam den Sieg
davongetragen? Der Koran verspricht den Gläubigen schon im Diesseits Vorteile,
während Jesus sagt: >Mein Reich ist nicht von dieser Welt<. (M. Horx
deutet die Rettung der bosnischen Muslime durch die Ungläubigen als
Niederlage und beschämend für den Islam). Es ist ein klarer
Auftrag des Koran, die Einheit des Islam zu wahren und damit auch die verlorene wiederherzustellen, unter Einsatz der von Ungläubigen entwickelten
Kommunikationstechnik könnte diese Einheit des Islam leichter hergestellt werden
als eine religiöse Einheit unter einer Globalreligion wie sie unserem Autor
anscheinend vorschwebt. Die Großzügigkeit und Nachgiebigkeit des Christentums
wird von Muslimen nicht honoriert sondern als List und Geschenk Allahs ausgenutzt. Erst
wenn der Erfolg der Islamisierung ausbliebe, wenn diese wieder jäh rückläufig
würde und wenn es Nachteile mit sich brächte, den Islam zu praktizieren und
öffentlich zu bekennen, dann hätte eine Reformationsbewegung Zulauf, welche
den Koran als geschichtliche Urkunde bewertet und auch spätere Entwicklungen
und andere Wege zur höchsten Gottheit anerkennen kann; eine Reformation, die also Toleranz nicht nur
unter dem Aspekt des Nutzens für die Ausbeutung nicht durch den Glauben Geschützter
entwickeln kann. Nicht die Öffnung, sondern die Verriegelung der nationalen
Grenzen gegenüber Muslimen kann hier weiterführen; und die Verweigerung der
Früchte der modernen Technik, die doch das Werk von Ungläubigen war,
sollte sich nicht nur auf die Atombombe erstrecken. Einer Gesellschaft, die nach
den Regeln aus dem siebenden nachchristlichen Jahrhundert leben will, sollte
dies mit allen Konsequenzen eingeräumt werden.
Warum kann denn im Gottesstaat Iran Geburtenregelung geübt
werden, nicht aber in der Türkei?
Norbert Bolz hat in "Blindflug mit Zuschauer"
(S.23) das westliche "Liebesdesaster" so formuliert:
>Wir können die Tragödie (...) durch einen einfachen, sich selbst
verstärkenden Kreislauf beschreiben. Frauen arbeiten (und wir können dahin
gestellt lassen, warum.) Deshalb werden Kinder teurer, denn sie kosten nun
wertvolle Arbeitszeit. Folglich werden weniger Kinder geboren — und damit
schrumpft das 'gemeinsame Kapital' der Eheleute (...). Daraus folgt, dass
Scheidungen billiger werden, und deshalb haben wir mehr Scheidungen — worauf
Frauen mehr arbeiten müssen, denn sie können sich nicht mehr auf die
Ressourcen der Männer verlassen.<
Professor Karl Grammer vom Ludwig-Boltzmann Institut für
Urbanes Verhalten in Wien äußert sich ähnlich:
>Die Beziehung zwischen Mann und Frau ist ein ökonomischer Kontrakt. Je
schlechter die sozialökonomischen Bedingungen, desto stabiler die Beziehung —
weil zwei besser überleben als einer allein. Wenn wir so stabile Umwelten haben
wie in unserer Gesellschaft, dann gibt es keinen Grund , eine unerfreuliche
Beziehung zu erhalten.< (a. a. O. S.99,100)
"Krieg und Katastrophe - Werden wir einen Dritten
Weltkrieg erleben? Wird der Terrorismus das 21.Jahrhundert definieren? Werden
Katastrophen zum Ende der Menschheit führen?"
>Angst ist das Schwindelgefühl der Freiheit, wird Søren Kierkegaard
zitiert. (a. a. O. S.193)
Angst ist auch ein Motiv zum Zusammenrücken und ein Motor zur
Weiterentwicklung, wie sich nach dem 11.September 2001 auch in New York gezeigt
habe. (a. a. O. S.215)
Für den Dritten Weltkrieg tun wir alles, wenn wir nicht eine Regelung gegen
expandierende Minderheiten finden, die sich durch Gebärfreudigkeit ohne
Zusammenhang mit sonstigen zivilisatorischen Hochleistungen überall breit
machen: wenn das Resultat der "Offenen Gesellschaft" Krieg bedeutet
oder auch nur die Herunternivellierung bereits erreichter
kulturell-zivilisatorischer Höhe mittels der Herrschaft der Massen, nämlich
der Mehrheit in der Demokratie, dann sollten wir uns eine solche Gesellschaft
nicht leisten. Der Terrorismus kann nur durch Rechtsstaatlichkeit in Schranken
gewiesen werden. Von außen, von der Natur her über die Menschen
hereinbrechende Katastrophen sollten uns kalt lassen, solange wir sie nicht
beeinflussen können. Dies waren meine persönlichen Antworten, aber sie
müßten, soweit möglich, erst bis ins Detail wissenschaftlich
überprüft werden: Irren ist bekanntlich menschlich.
„Der Krieg der Zukunft lässt sich pointieren: Netzwerke der Zerstörung gegen Netzwerke des Wissens."
Diesem Satz wird kurz zuvor widersprochen, wenn darauf hingewiesen wird, wie zerbrechlich die Systeme moderner Technik sind, und daß diese bereits von einzelnen empfindlich gestört werden können. (a. a. O. S.198) Und Verrückte wird es immer geben. Auch die "Netzwerke der Zerstörung" sind Netzwerke des Wissens, aber solche gegen ein (am besten) biotel organisiertes Netzwerk des Wissens.
"Eine kleine (Zukunfts-)Geschichte des Krieges"
beginnt bei den Schimpansen, bei denen sich bis etwa 18 Männchen als
Konkurrenten bekämpfen; wenn es mehr sind, aber brüderlich zusammenstehen, um
über andere Gruppen herzufallen. (a. a. O. S.198) Das Fehlen des MAOA-Gens, das
über die Aminooxydase den Serotoninspiegel im Hirn kontrolliert, oder dessen
Defekte werden für die Aggressivität auch bei Männern angeschuldigt Die
gesamte Menschheitsgeschichte ist von der Urzeit her eine Geschichte voller
Kannibalismus. Dann wurde der Krieg kunstvoll gesellschaftlich organisiert, das
Imperium Romanum stand auf dieser Machtbasis. (a. a. O. S.199) vom späten
Mittelalter bis zum 18. Jahrhundert wurde bei uns der Krieg hauptsächliche mit
Wehrpflichtigen nach einem Ritual abgewickelt und in Schlachtreihen entschieden.
Söldner unterhielt schon das alte Rom, indem es sich von Germanen schützen
ließ; in neuerer Zeit wurde sie immer bedeutsamer. Ab 17.Jahrhundert kamen
ethische Überlegungen auf, mit Europas Adel waren Feinde ja oft Verwandte. Die
totale Mobilmachung mündete in der Einbeziehung auch des Hinterlandes in den
Krieg, besonders im Zweiten Weltkrieg. Die Atombombe zerstörte jeden Mythos von
Heldentum. Nach der "Logik des Krieges" definierte sich eine Gruppe,
ein Stamm, eine >Nation< " über die Feinde, von denen sie sich
abgrenzten, und es ging um Lebensraum. (a. a. O.S.201) "Sinnfindung
im Opferwille" spricht noch aus dem "Aufruf an die Kulturwelt"
vom 14. August 1914 der 93 Intellektuellen, unter denen sich Max Planck, Max
Reinhardt, Wilhelm Röntgen und Gerhart Hauptmann befanden:
>Glaubt uns! Glaubt, dass wir diesen Kampf zu Ende kämpfen werden als
ein Kulturvolk, dem das Vermächtnis eines Goethe, eines Beethovens, eines Kant
ebenso heilig ist wie sein Herd und seine Scholle. Dafür stehen wir mit unserem
Namen und unserer Ehre.< (Ernst Jünger, In Stahlgewittern, München 2001,
S.28)
M. Horx erkennt diese "Kraftquelle des
Kriegerischen" noch in den Aufrufen Andreas Baaders aus der RAF gegen das
>Schweinesystem<, in den Reden des Milosevic, "im heiseren Tremulo
der Warlords Afrikas, in den coolen Videobotschaften des Asketen Osama bin
Laden, ..im Pathos eines George W. Bush". Werden wir "unsere
Hordenhaftigkeit" je überwinden können? Oder müssen wir unsere
Identität am Feindbild >der anderen< aufrichten M. Horx erkennt im
Vietnam-Memorial-Denkmal in Washington mit den Namen aller Gefallenen die Wende zur
"Individualisierung der Kriegserfahrung, das Aufzeigen der Tragik des
Einzelschicksal, den Beginn des "Postheroismus" im Westen. (a. a. O.
S.202,203) "Die Soldaten des Selbst", der topos der >Army of
One<, der Super-Fighter in den Videos, ist geboren, der einzelne Soldat
wird aus dem Kollektiv gehoben, im zweiten Bosnienkrieg 1999 gelang es so, zu
einem Waffenstillstand und zur Rückführung dreier Soldaten aus serbischer
Gefangenschaft zu gelangen, allein durch die Medienöffentlichkeit für diese
Individuen. (a. a. O. S.204,205) Der Luftkampf soll sich auf unbemannte Drohnen
verlagern.
Lewis Fry Richardson, englischer Mathematiker und Meteorologe, untersuchte
die Mathematik des Krieges, eine Art Zehnerlogarithmus, wie bei der Erdbeben-
oder Richterskala anwendend. Ein Toter erhält den Index 0, 100 = 1,
1 Million Tote = 4,5 (a. a. O. S.205,206). Zwischen 1820 und 1950
werden 315 Kriege verzeichnet, wobei die beiden Weltkriege 60 Prozent der
Menschenopfer forderten. Bezogen auf die damalige Weltbevölkerung von 750
Millionen war der Dreißigjährige Krieg von 1618 bis 1648 in Europa mit 11
Millionen Toten der blutigste. Der Bilanz wird ein Optimismus abgewonnen. Aber
was hilft des den Kongolesen bei drei Millionen Bürgerkriegsopfern, wenn damit
>nur< jeder 2.000 Erdenbürger zu Tode kam? "Ethnische
Säuberungen" sind das Stichwort (a. a. O. S.206,207) und bedeuten m. E.
leider das Menetekel, das über unseren Köpfen droht. Mit der
"Virtualisierung des Krieges" kann ich mich nicht beruhigen, auch nicht mit dem sog.
>Friedman-Theorem<, daß noch nie zwei Nationen sich gegenseitig
bekriegten, in deren Hauptstädten es McDonald' s gibt. (a. a. O. S.207) An die
Tradition der Olympischen Spiele der alten Griechen sollen wir wieder anknüpfen. Terroristen
können sich an geheiligten Orten verschanzen, an die sich keine
Militärmaschinerie heranwagt. Die Karriere einiger "globaler Warlords"
wird erzählt. Einzelne , "Superpower-Egos" (a. a. O.
S.208-211), können die ganze Welt terrorisieren. "Die Grenzen des Heiligen
Krieges", so wird ein Abschnitt überschrieben. Gilles Kepel schildert in seinem Buch "Djihad"
den islamistischen Weltgottesstaat als auf dem Rückzug befindlich. In Algerien
habe er noch Hunderttausende Tote produziert, aber er habe Ägypten,
Marokko und Pakistan nicht entstabilisieren können; Jordaniens Herrscherhaus
halte zum Westen; Saudi-Arabien, die Emirate und Indonesien seien zwar nicht
demokratisiert aber westlich ökonomisiert. (a. .a O. S.213) Der amerikanische
Politologe David C. Rapoport habe die "Wellenhaftigkeit" des
Terrorismus nachgewiesen und historisch die anarchistische, nationalistisch,
linksradikale und islamistische Welle aufgezeigt. Der islamistische Terror
benötige einen tief religiösen Menschen, der "andererseits hochfunktional
in westlichen Kulturen agieren könne". Der Typus wird als selten
dargestellt; aber wird er durch die ständige Zuwanderung in die westlichen
Demokratien nicht immer häufiger?, so frage ich. Aaron Clauset und Maxwell Young
hätten sich mit dem Verhältnis zwischen "Terroropferzahl und
Anschlagshäufigkeit... unbestechlich mathematisch" befaßt. Für mich sind
dies Ausflüchte, und ich finde es reichlich vermessen, wenn M. Horx feststellt:
„Aber seit der Seeschlacht von Lepanto 1571, als die christliche die
muslimische im Mittelmeer versenkte, ist der >Krieg der Kulturen< im
Grunde längst entschieden." (a. a. O. S.214)
Damals konnten neueste zweistöckige Kriegsschiffe aus Venedig mit überlegener
Feuerkraft vor allem auf der Breitseite die Entscheidung herbeiführen; heute
geht es um die Frage der geistigen Kräfte, der Überzeugsfähigkeit und der
politischen Organisation; und da scheint es mir gewagt zu sein, ohne
Zuhilfenahme einer biotelen Demokratiereform sich auf technischer Überlegenheit
ausruhen zu wollen.
Piraten führten bereits gegen die römische Kornversorgungsflotte Terrorüberfälle aus, so daß es in Rom zu Hungersnöten kam; Magnus Pompejus konnte" mit 500 Schiffen und 120 000 Legionäre die Versorgungssicherheit wieder herstellen. Aber vor Terrorismus im heutigen Sinne wird 1898 vom englischen Polizeioffizier Arthur Griffith in "Mysteries of Police und Crime" gewarnt, wegen der gesteigerten Waffentechnik mit der Gefahr universaler Zerstörung. (a. a.O.S:212)
"Heroische Gelassenheit" (Politik-Prof. Dr
.Herfried Münkler Humboldt-Univ. Berlin) sei die beste Waffe
gegen den "Mega-Terrorismus". Abu Has Al-Massri-Brigaden drohten im
Internet mit Vernichtungsschlägen gegen Italien, wenn sich nicht mit Osama bin
Laden verhandelten. Es gab die Brigaden nur im Internet.
Die "Terror Management Theorie" (TMT) der Anthropologen Sheldon
Salomon, Tom Pyszczynski und Jeff Greenberg, wonach unter >Todesbewußtsein"
etwa nach Anblick von Leichen die Strafbereitschaft auch gegenüber kleinen
Delikten, wie Diebstählen, ansteigt stützt sich auch auf Testversuchen
in den USA. Mit Selbstbewußtsein aufgerüstete Probanten blieben gelassener als
Verängstigte. Menschen in Wohnnähe eines Krematoriums sind spendenfreudiger
gegenüber Hilfsorganisationen, "Christen, denen man Horrorbilder zeigt,
mögen Juden plötzlich Juden signifikant weniger als ihre
Glaubensgenossen." Die Menschen rücken unter Terrorwirkung zusammen und
entwickeln in atavistischer Weise Fremdenhaß. (Kate Douglas, >Death Defying<,
in: New Scientist, 28.8.2004, S.40/ a. a. O. S.216,217). Unser Gruppenegoismus
sei genverankert. Mehr Kooperation führe "in Richtung... dominanten
Frieden". "Future Briefing" im 21. Jahrhundert? Nurkleare und
atomare Teilkonflikte würden dazu führen, daß die UNO 2040 eine Weltarmee
aufstellen könne, an der sich zunächst "180 von dann 2015 Ländern
beteiligen". "Weltinnenpolitik" käme zum Durchbruch. (a. a. O.
S.218) Erdkatatstrophen werden nicht häufiger, nur durch "Millionenaugen
der Medien" bewußter. (A: A: >O. S.218,219) Am 1. November 1755
ereignete sich das Erdbeben mit Flutwelle von Lissabon mit damals 250 000
Einwohnern.
>Entsetzt, bestützt, seiner Sinne nicht mächtig, über und über
blutend und zitternd sagte Candide zu sich: 'Wenn dies die beste aller
möglichen Welten ist, wie müssen dann erst die anderen sein?'< (Voltaire,
Candide oder Der Optimismus)
Der Tambora-Ausbruch auf Sumbawa in Indonesien 1815 hatte die
Stärke von 60 000 Hiroshimabomben, verdüsterte monatelang auf der gesamten
Erde den Himmel; von den Toten war hierzulande nicht die Rede. Das Beben von
Tianjin am 27.Juli 1976 forderte 250.000 Opfer; weil im kommunistischen China
gelegen, hier kein Thema. Steigender Wohlstand gibt mehr Schutz vor
Katastrophen, steigert aber auch deren Gesamtwirkung, da Katastrophengebiete,
wie die der tropischen Hurrikans etwa in Florida dünner besiedelt waren. (a. a.
O. S.220,221)
Immer wenn es >hart auf hart< zuging, kamen die Innovationen:
Bewässerungsanlagen in Mesopotamien beim Einbruch der Trockenheit 8 000
bis 4 500 v. Chr.
"Ötzis subtile Technologien — Mehrschichtkleidung, Messer mit
Holzgriffen, Steinahlen, Bogen aus Eibenholz, Birkenpilze mit antibiotischer
Wirkung — entstanden in den Zwischeneiszeiten vor 8 000 Jahren." (a. a.
O. S.221) Die Pest brachte die Renaissance, weil die Halbsklaven fehlten, das
deutsche Wirtschaftswunder von 1948 erwuchs, nachdem die "Brüllaffen der
Nazi-Partei verschwanden", aus Trümmern; wir dagegen, die heute
Wohlstandsverwöhnten, verschenken unsere Heimat, sterben aus. Dürfen wir die
Hoffnung auf die Einsicht des Dichters Wystan Hugh Auden richten??
:
>Doch Katastrophen fördern nur das Experiment,
In der Regel gingen die Tauglichsten unter, doch die Unangepassten,
Durch ihr Scheitern in unbesiedelte Nischen getrieben,
änderten ihre Struktur und gediehen.< (a. a. O. S.222)
Kann der Mensch seine "Struktur" ändern? Mit der
Änderung seines Verhaltens wäre bereits gedient. Und dann der Optimismus
des, der 68er:
„In der zusammenwachsenden Welt sind immer mehr Eigeninteressen auch
die Interessen der anderen." (Siehe auch Ulrich Beck, Macht und Gegenmacht
im globalen Zeitalter, Neue Weltpolitische Ökonomie, Frankfurt / Main,2002) Eben!
„Und deshalb wird die kommen: die Armee des Friedens. Die Weltarmee.
Die globale Polizei. Das Netzwerk des Friedens. Es wird ein langer Weg
sein..." (a. a. O. S.224)
Drei Fragen stehen über der "Politik":
"Wird die Demokratie in eine existentielle Krise geraten?" Sie
befindet sich bereits in der existentiellen Krise, sage ich.
"Ist der Staat in der globalisierten Marktwelt überflüssig?" Die
Frage ist überflüssig: er ist notwendiger den je; er ist notwendig als
Verwaltung des Rechts, als eine Verschachtelung der schützenden Dächer, eine Art
Patroschka, der als verschachtelte schützende Hülle jeweils immer größere Lebenseinheiten umgibt.
"Entsolidarisiert sich die Gesellschaft?" Wenn der biotele Aspekt der
SUBSIDIARITÄT, die Bewahrung der kleineren und kleinsten Gemeinschaften ernst
genommen wird, dann nicht.
>Was den Staat immer zu Hölle gemacht hat, ist exakt dass die
Menschen ihn zum Himmel machen wollten< (Friedrich Hölderlin)
>Während die Menschen in der Zivilisation fortschreiten und kleine Einheiten
verschmelzen, sagt ihnen die Vernunft, dass sie ihre sozialen Instinkte und
Sympathien auf alle Menschen ausdehnen sollten, selbst wenn sie persönlich mit
ihnen nicht bekannt sind. An diesem Punkt gibt es nur eine künstliche,
überwindbare Barriere, die uns von den Sympathien für alle Nationen und
Ethnien trennt.< (Charles Darwin/a. a. O. S.227)
Wenn Darwin den Begriff der Vernunft gebraucht, so werden wir
kaum fehlgehen, daß er darunter ein Verhalten versteht, das mit dem
Erhaltungswillen der Menschheit im Einklang steht. In diesem biotelen Sinne sollte
endlich "Vernunft" einzig im wissenschaftlichen Denken und in der
politischen Debatte verwendet werden.
„Die Frage, wie der >Mensch ist< — ob großzügig-kooperativ
oder aggressiv-gruppenegoistisch — lässt sich also niemals final
beantworten." (a. a. O. S.217,218)
Wenn die westlichen Industriestaaten großzügig
Armutsflüchtlinge oder sogar weltanschaulich -missionarische oder eine Mischung
davon aufnimmt, mittels ihrer Großindustrie deren Kinderreichtum subventioniert,
so untergraben sie ihre eigene Existenzgrundlage und demoralisieren ihre
Kulturträger, versetzen sie in ein Gefühl der Ohnmacht und Zukunftsangst
verstärkt durch das Mehrheitsherrschaftsprinzip der Demokratie. Weniger Kinder
der eingesessenen Kulturträger sind die Folge nicht nur der
Wohlstandsbequemlichkeit, sondern auch der Entfremdung, des Unbehagens und der
Angst angesichts der Zerstörung der vertrauten Heimat. Kann es unter diesen
Umständen überhaupt noch verantwortet werden, Kinder in diese Welt des
zukünftigen Bürgerkriegs zu setzen?, so fragen sich manche.
Explosiv wird die Lage durch den Islam, der zur aggressiven Dominanz der
Einwanderer antreibt und zur absoluten inneren Spaltung in gläubig und
ungläubig. Eine derartige für das Ganze asoziale und konfliktträchtige
Haltung muß sichtbar mit negativen Sanktionen belegt
werden, so daß die Hoffnung einer Weltherrschaft des Islam endgültig in das
Reich einer Fata Morgana verwiesen wird. Die globale Kulturentwicklung,
aber auch die Biologie des Menschen, gewinnt durch Abgrenzung, durch
PLURALITÄT im friedlichen Wettstreit. Soweit keine neuen Lebensräume
erschlossen werden können, ist Seßhaftigkeit verbunden mit Heimatliebe unter
Abwehr expandierender Einwanderungsminderheiten, soweit sie nicht (objektiv)
nachweislich Verbesserungen zur Folge haben, das Gebot der Vernunft. Um beim
Bild von M. Horx, der das alles offenbar anders sieht oder zumindest
verschweigt, mit dem Bühnentisch auszudrücken: Auch Helga darf nicht
einschlafen, wenn Dr. Popper seine Theorien gegen Kassandra entwickelt und
umsetzt: Heimatverbundenheit ist ein wichtiges Element für Friede und
Glück.
Die Gegenwart von Tod und die Angst könnten uns zusammenrücken und kooperieren
lassen, aber dabei müssen intolerante Ideologien (und dazu zählt der Islam in
erster Linie) auf bevölkerungspolitisch geschlossene Territorien verbannt
werden, müssen von der globalen Kooperation weitgehend ausgeschlossen werden,
damit sie deren Vorteile zu schätzen lernen und ihre Intoleranz aufgeben, dies
scheint mir für den Weltfrieden unumgänglich.
Thomas Hobbes schrieb als Engländer im französischen
Exil 1651, während in seiner Heimat unter Oliver Cromwell's Republik der
Bürgerkrieg tobte, seine Staatstheorie, nachdem der Staat als Leviathan das
unerbittliche Gewaltmonopol erhalten sollte. (a. a. O. 228) Montesquieu, vor
allem , entwickelt in "L''ésprit des lois" die Gewaltenteilung
zwischen Gesetzgebung, Richterschaft und Verwaltung (Exekutive). John Locke
trat, in friedlicheren Zeiten lebend, für "Institutionen des
Zuhörens" ein und für Volksbeteiligung (Demokratie). Der Staat
behauptete sich in verschiedensten Gestalten und Deformierungen, als
Polizeistaat des (National-)Sozialismus, in direkterer Demokratie in der Schweiz,
als Versorgungsstaat (mit "Volksheimen") in Schweden und
Österreich oder im Argentinien Perons, dort mit dem Polizeistaat
vermengt, und als Minimalstaat ("Law and Order") der USA. Die
postfaschistische Jugendrevolte der 68er (von mir selbst als faschistisch erlebt) konnte
den ">Schweinestaat<" (Andreas Baader) nicht zu Fall bringen. Von
"Umverteilungsverwaltungsstaaten", "die den Segen des Wohlstandes
in die ganze Welt hineintragen sollten" ist die Rede. (a. a. O. S.229)
Es kann dabei aber m. E. vernünftigerweise nur um einen AUSGLEICH im biotelen
Sinne gehen, um die globale Verbreitung von Rechtstaatlichkeit und überwiegend
um erfolgsorientierte und kontrollierte Darlehensvergaben. Und welche
vernünftige Steigerung der direkten Demokratie wäre denn noch möglich, wenn
jeder einzelne auch ohne Gruppenbeistand durch Verbesserungsvorschläge bei
einer unabhängigen biotelen Gutachteninstanz zum Gesetzgeber werden könnte,
insofern die Mehrheit der vom Vorschlag Betroffenen kein elektronisches Veto einlegt?
Die Sozialwissenschaftler Herbert Gintis von der
University of Massuchetts und der Anthropologe Robert Boyd stellten eine
computergestützte Untersuchung der Kooperationsfähigkeit "im Rahmen der
sozialen Spieltheorie" an. Ausgangspunkt letzterer ist das berühmte
>Gefangendilemma<. Wenn einer von zwei Gefangenen den anderen verrät, so
wird seine Strafe halbiert, wenn beide schweigen, winkt Straffreiheit. (Im
grö.ßpten deujtschen Gefängnis, in Berlin-Tegel, wäre ein solches Experiment
jedoch undurchführbar, da die Gefangnen dort engstens unter ständigem
Außenkontakt kommunizieren.) Was war anders zu erwarten, als daß Leute in
kleinen Gruppen kooperativer waren und weniger >betrogen< als in
größeren bei diesen Experimenten? Nachdem auf Betrug Strafe stand,
verlängerte sich die Kooperationsphase, "fiel jedoch bei größeren
Gruppen schnell wieder auf null. Da half nur die >Meta-Regel<, nämlich
die "Bestrafung derjenigen, die Betrug nicht bestraften<.
Bei der Modellaufstellung der biotelen Begutachtung wurde diesem Moment noch vor
Kenntnis dieser Studie Rechnung getragen, aber — wie M. Horx einräumt —
auch durch die "zivilen Regeln der Demokratie" (a. a. O. S.230,231)
Die hohe Durchschlagskraft der Nazi-Diktatur erklärt M. Horx eben durch den
Bezug auf die Geschlossenheit einer einzigen >Rasse< (>Alles für die
Volksgenossen!<). Bis heute ist der Bezugshorizont der Nationalstaat, so
erkläre sich "das Autistische der Globalisierungsdebatte, etwa wenn es um
die Verteilung von Arbeitsplätzen geht. Und hier ergreift M. Horx plötzlich
die Partei von W. Bush, wenn er im Zusammenhang mit der Rechtfertigung des
Irak-Krieges die "für die globale Zukunft existentielle Frage"
stellt: "Wer bestraft in Zukunft diejenigen, die den Nichtbestrafer nicht
bestrafen?" (a. a. O. S.232) Im noch utopischen biotelen System ist der
regional zuständige Weltpolizeiblock dafür in groben Fällen zuständig. (Die
Notwendigkeit einer Aufteilung der Weltpolizei in ausbalancierten Blöcken zur
Vorsorge gegen eine Weltdiktatur wird von M. Horx noch nicht erkannt.)
Inzwischen zeigt sich, daß bereits die Hoffnung einer Demokratisierung des Irak
nach westlichem Muster hochwahrscheinlich getrogen hat. Der Irakkrieg, den den
Terror Saddam Hussiens beendete, hat den noch größren Terror des
Bürgerkrieges ausgelöst, dessen Schrecken die Erwartungen noch übertroffen
hat. Auch die Motivationsdeutung der linksinspirierten Medien, daß es den USA
um das Öl des Irak gegangen sein ist fadenscheinig, denn Öl kann man weit
billiger auf dem Weltmarkt bekommen. Der ursprünglich genannte Kriegsgrund war
ehrlich: es ging um Beseitigung der Gefahr von Raketenangriffen mit
Massenvernichtungsmitteln, aber nicht für die USA, sondern für Israel; denn
Juden sind im US-Verteidigungsministerium stark vertreten. Daß die vom CIA
behaupteten Vernichtungswaffen nicht gefunden wurden, ändert nichts daran, daß
Saddam Hussein darüber hätte verfügen können; wie er auch Giftgas früher
gegen Kurden und Iraner einsetzte. Völlig ausgeschlossen ist nicht, daß noch
heute irgendwo im Iran Vernichtungstechnologie versteckt liegt. Das Beispiel
Irak unterstreicht nur, daß M. Horx die Dimension der Bedrohung der
Demokratie durch den Islam zu unterschätzen neigt.
So wie Immanuel Kant in "Zum ewigen Frieden" die Überführung aller Staaten in Republiken als Voraussetzung und Grant eines zukünftigen Friedens (als Zustand ohne Kriege) ansah, so sieht M. Horx offenbar die Ausdehnung der Demokratien vom Ausnahmepflänzchen im 20. Jahrhundert (1955 22 Demokratien unter 190 Ländern) auf heute "drei Fünftel der Weltbevölkerung" als Vorzeichen einer baldigen Epoche, in der weltweit fast nur noch Demokratien auch gegeneinander um die besten Konzepte zur Erzeugung von effektiven Infrastrukturen und Humankapital... konkurrieren". (a. a. O. S.240)
Die bereits John Stuart Mill erkannte polarisierende Aufteilung der
demokratischen Parteien in einen Block der Linken und Rechten führt M. Horx auf
die individualistischen Steuermänner aus dem "Milieu des Bürgertums oder
der humanistischen Bewegungen" zurück. und auf die "Identifikation
mit diesen Männern". Links habe sich aus der sozialen Frage, den
"Klassenverwerfungen des 19. Jahrhunderts" entwickelt und werde von
der "Hoffnung auf die Emanzipation des Menschen" getragen; Rechts sehe
im Staat die Ordnungsmacht, welche den Tüchtigen Raum zum -erwerb von Reichtum
gewährt, welche die Mehrheit erst wieder ans Ruder läßt, wenn die Kassen leer
sind. (a. a. O. S:233)
Nach bioteler Deutung liegt die Spaltung zwischen den zwölf biotelen Aspekten
in der Demokratie an Denkbequemlichkeit oder -unfähigkeit und kurzsichtigen
Verführbarkeit der Massen, die sich dann an die isolierende Verzerrungen der
biotelen Aspekte des AUSGLEICHS und der SUBSIDIARITÄT, vereinigt im Schlagwort
der "sozialen oder Verteilungsgerechtigkeit", halten, von der
sie erst abgehen, wenn der liebe Wohlfahrtsstaat finanziell bankerott ist;
worauf die wohlsituierten Führer "Der Linken" den Verrat an den
sozialistischen Idealen hinausposaunen.
Noch hat die grundsätzliche Asozialität des Sozialismus
nicht dazu geführt, letzteren genauso als 'Volksverhetzung' und Täuschung zu
verbieten und zu verdammen wie die deutsche Variante des Nationalsozialismus;
dies wird bedingt durch die Verlogenheit des demokratischen Parteiensystems,
welches dem Gemeinwohl so wenig Raum gibt.
Die Polarisierung der Parteienlandschaft, "der
Rechts-Links-Widerspruch" habe, "trotz allem weltanschaulichen
Humbug", zur Lebendigkeit des politischen Lebens beigetragen und zur
Entfaltung der inneren Komplexität und zu einer "Kultur des
Engagements" beitragen. Nicht erkannt wird, daß die eigentliche 'Grüne
Bewegung',(a. .a O. S.234) die des Herbert Gruhl mit seiner Ökologisch
Demokratischen Partei von den Linken abgewürgt wurde und erst über Biotelie
(unter welchem Namen dann auch immer) eine Wirksamkeit erlangen könnte.
M. Horx führt die >Politikverdrossenheit< darauf zurück, daß beide
Parteienblöcke keine Antwort auf die Herausforderungen der Globalisierung haben
und" nicht in der Lage" sind, "eine auf freier Individualität
basierende Netzwerkgesellschaft zu denken, in der Kreativität, Wissen und
Bildung die entscheidenden Triebkräfte der Gesellschaft sind" (a. a. O.
S.235)
Das biotele System könnte dies mit einiger Wahrscheinlichkeit leisten: aber die
Großen wollen nicht vom sich rentierten Verbrechen und deren Macht lassen, und
die Kleinen bezahlen lieber die Korruption der Großen um die winzigen kleinen
Betrügereien in ihrem Alltag willen mit denen sie sich als Gewinner und Sieger
fühlen. Da müsste schon eine echte Katastrophe hereinbrechen! Im 21.
Jahrhundert sieht M. Horx nukleare Teilkonflikte voraus und Terroranschläge mit
biologischen Waffen, welche für die öffentliche Meinung diese Katastrophe
vertreten und den weltstaatlichen Zusammenschluß befördern und zur Aufstellung
internationaler >Desaster Task Forces< Anlaß geben. (a. a. O. S.218)
"Mit allem müssen wir rechnen". (a. .a O. S.226)
"Der alte, bürokratische Sozialstaat mit seinem Hang
zur >Vergleichung< der Lebensverhältnisse"... werde zu einem
gigantischen Bremsklotz, indem er "Risiken zu minimieren" suche. Bei
"prekären Arbeitsverhältnissen" werde "jeder zum
Bedürftigen".. jeder hzum Selbständigen mit der Tendenz zum
"Transferempfänger". Unter vernünftiger bioteler Gesetzgebung würde
der Arbeitsmarkt durch Verkürzung der Lebensarbeitszeit bei gleichzeitiger
Erschwerung der Schwarzarbeit durch elektronisches Geld wiederhergestellt. Aber
die "neue Armut" sei gar nicht eine solche wegen Mangels "an
Geld, sondern an Bildung" (Walter Wullenweber, Das große Elend, in. STERN
32/2004, S.152ff.) Die Leute hocken vor der Glotze, lassen sich berieseln und
bedienen und bewegen sich nicht mehr selbst. (a. a.O. S.216,217) "Der neue
Sozialkontrakt: mehr Politik,, weniger Staat. Januar 2003 brachte die englische
Presse, daß staatliche Müllmänner in abgelegenen ländlichen Gebieten mit
Herzschrittmachern für die Nothilfe ausgerüstet worden seien. Diese
"teuflische Idee des Neoliberalismus (wie die Gewerkschaft sofort
fand)", kann aber Leben retten. (a. a. O. S.237,238) "Die Kernaufgaben
des Staates in der globalen Wissensgesellschaft" wird definiert über Armee
und Schulsystem, "reibungslose globale Investitionsströme... in
vorausschauender Kompetenz", "ein Renten-, Gesundheits- und
Sozialsystem", das der wachsenden Lebenserwartung gerecht wird, und über
trotz Terrorismus funktionierende Flughäfen. (a. a. O. S.240) Den
"Neo-Politikern", wie Tony Blair, Gerhard Schröder, Bill und Hillary
Clinton, Wolfgang Schüssel", mit ihrer Pragmatik, die sich
durchwurschteln und an Wirtschaftsmanagern orientieren, bringt M. Horx große
Sympathie entgegen: "Sie wissen, dass sie die Dinge jeden Tag neu erfinden
müssen, wenn sie nicht untergehen wollen im Sumpf der politischen
Stimmungsschwankungen" weg von Ideologien und Parteifronten. (a. .a. O.
S..241,242) Aber eine weltanschaulich-tragfähige Grundlage sollten sie dennoch
haben, die Neo-Politiker, meine ich.
Die Mediokratie wird gegeißelt an Hand der "Monica Lewinsky-Bill
Clinton-Affäre, die zum gigantischen Geschäft hochgejubelt wurde. (a. a. O.
S.242,243) Die Medien emotionalisieren das Politische zerstörerisch und
personalisieren Politik in exzessiver Weise. Medien haben "kein Interesse
an Lösungen", sondern eher an Konflikten. Christoph Türcke spricht in
seinem Buch "Erregte Gesellschaft" von >Sensationismus<. Die
tiefen Instinkte der Gefahrenabwehr werden ausgebeutet. (a. a. O. S.243,244) Die
Klimakatastrophe wird angeführt, aber auch der Kindesmißbrauch. (a. a. O.
S.244,245) ">Mobing vernichtet immer mehr Existenzen<", so tönt
es in den Medien. Nun kann sich "jeder, der ein berufliches
Leistungsproblem hat", Gregory Bateson wird mit der Aussage zitiert: >Information ist ein
Unterschied, der Folgen hat<, darauf berufen. "> 11,6 Prozent der
Deutschen geraten im Laufe ihres Lebens in Gefahr, Stalkingopfer zu
werden<" Das Ausspionieren und Verfolgen i n die Privatsphäre,
ursprünglich ein Prominentenproblem, wird von den Medien aufgebauscht. Eine Meldung kann nur dann etwas bewirken, nur
dann Aufmerksamkeit erregen, wenn sie eine Veränderung des vorigen Zustandes
oder eine Ungewißheit mit sich bringt (a. a. O. S.246) "Angstproduktion
...ein lukratives Geschäft". Wirksame Problemlösungen sind unbeliebt, den
sie verknappen das Negative, von denen die Medien leben. Ständiger Alarm läßt
die Aufmerksamkeit für die wirklichen Gefahren schwinden, dies ist der immense
Schaden der vom "Alarmismus" angerichtet wird. M. Horx warnt vor diesen
>Mem-Epidemien<, die häufig "hystorische" Vorläufer haben, und
vor dem "hocheffektiven Kopiersystem" der Medien mit ihrer gewaltigen
Macht. (a. a. O. S.247,248)
Biotelie will die Massenmedien, die sich an breites, weniger sachkundiges
Publikum wenden, der Zensur durch die unabhängige Gutachteninstanz unterwerden,
für die Zeiten anstehender Abstimmungsentscheidungen wenigstens. Es soll auch
durch wissenschaftliche Aufklärung ("Ecke der Wissenschaft" in den
Medien) die derzeit herrschende Wissenschaftsauffassung verbreitet werden; —
nach den Erfahrungen mit dem angeblich menschenverursachten Klimawandel — auch
den Einspruch einer wissensfundierten Minderheit von Fachleuten
mitberücksichtigend.
Der Untergang der Mayas wird aus einem Realitätsverlust heraus erklärt: jedes
Gewitter, jede Überschwemmung, jede Trockenheit war für sie eine Strafe der
Gottheit, die mit Blutopfer besänftigt werden mußte. Der Untergang Europas
könnte ebenfalls der Wirklichkeitsverlust unserer Politiker sein, der
grün-roten und der sie nachäffenden anderen. Wer von den wirklichen Gefahren,
nämlich derjenigen von einer expandierenden Minderheit ablenkt, der braucht den
Alarmismus zur Ablenkung und übertönt den Alarm.
„Der schlimmste Kollateralschaden, den der mediale Alarmismus im Herzen
unserer Kultur anrichtet, besteht in der Zerstörung jener Kernressource, ohne
die politischer Wandel und politische Adaption kaum möglich ist:
Vertrauen. Ohne Vertrauen ist keine gesellschaftliche >Win-win<-Beziehung
möglich, keine echte Debatte um die Zukunft.. Dann wird jede Reform zum >Sozialklau<...,
jede Sparmaßnahme zum >Betrug am kleinen Mann<". (a. a. O. S.249)
Eine ebenso gefährliche Schwäche der Mediokratie ist deren Käuflichkeit durch das organisierte Verbrechen, das damit die Politiker gleich mitkauft; davon ist bei M. Horx aber nicht die Rede. Weshalb nimmt die Korruption denn ständig weiter zu? Werden wir nicht schließlich auch zu einer Bananenrepublik oder sind wir es nicht vielleicht schon?
Der "informierte Bürger" kann gleichzeitig zu
derselben Frage, wie etwa die Höhe der Entwicklungshilfe, mehrheitlich die
entgegengesetzte Antwort abgeben: So geschehen bei Bürgerumfragen der
Universität Maryland 2002. Geschick oder Mißgeschick der Fragenformulierung.
(a. .a O. S.250,251) James Surowiecki kommt in "The Wisdom of Crowds"
zum Ergebnis, daß es, trotz des Irrens der einzelnen, zu sinnvollen
Mehrheitsentscheidungen kommen könne. Und der US-Wahlforscher William Rilker
stellt fest:
„Menschen wählen nicht, um Entscheidungen zu treffen. Sie wählen,
weil sie ihre Wirksamkeit durch einen symbolischen Akt bestätigen wollen.<
"Dies .. sei die Stärke der repräsentativen Demokratie".(James
Surowiecki, -The Wisdom of Crowds. Why the Many Are Smarter than the Few and How
Collective Wisdom Shapes Business, Economics, Societies and Nations, News.York
2003, S.264)
Die Schulweisheit aus dem Alten Rom: >vulgus vult decipi,
ergo decipiamur!< (Die Menge will betrogen werden, betrügen wir sie
also!")
Unter der Überschrift ">Harte< Demokratien in einer globalen
Welt" äußert sich M. Horx über die Stadtstaaten Hongkong und Singapur,
deren Bruttosozialprodukt dem von Belgien oder Schweden entspreche, und daß von
"urbaner Vielfältigkeit" gekennzeichnet sei anstelle von
Arbeitskonflikten und Klassengegensätzen. (a. a. O. S.251,252) In Singapur
werde die malaische Minderheit von 30 Prozent gegenüber der chinesischen
Mehrheit über Quoten und Antidiskriminierungsgesetze politisch am politischen
Leben beteiligt. Auch wird das insgesamt über Jahrhunderte hinweg
verhältnismäßig friedliche Zusammenleben von Moslems, Hindus, Buddhisten und
sechs anderen Religionsgemeinschaften als beispielhaft hervorgehoben. In allen
vier Fällen sei das "Verfassungs- und Verwaltungsverständnis" ein
englisches in "Mischung aus preußischem Verwaltungsstaat und bayerischer
Sittenstrenge". Für Indonesien werden autokratische und korruptive
Tendenzen eingestanden, wobei die >Zero-tolerance< und strengste
Spielregeln erst Toleranz sichere. Peinliche Ordnung auf den Straßen, wie neuerdings auch in New York,
Rauchverbot auch auf den Straßen,, "keine
Graffitis, keine Chauvi-Witze im Büro". Also mehr Disziplin wie in den
"funktionierenden, stabilen Demokratien der Polykultur" — ich nennen
das Rechtsstaatlichkeit und benenne als Mittel auch die Notwendigkeit von
Abgrenzungen für ein friedliches Nebeneinander — , das werde
auch unsere Zukunft sein. (a. a. .S.252,253)
Auch hier muß ich etwas Wasser in den Wein schütten: auf Grund engerer Kontakte mit Mitgliedern der indonesischen christlichen Gemeinde in Berlin kann ich diese Harmonie der Religionen in jenem Land nicht bestätigen. Ich werde hinsichtlich des Optimismus unseres Autors an die 68er-Bewegung bei uns erinnert, welche ihre revolutionären sozialistischen Vorbilder in fernen Ländern suchten, über die sie selbst und natürlich auch ihr angesprochenes Publikum sich kein wahres Bild machen konnten.
"Abschied vom kritiklosen Fundamental-
und Radikalprotest auch der 27 893 Nicht-Regierungs-Organisationen (NGO's), etwa
von Greenpeace, die aus jede Neuerung eine Verschwörung ableiten und der
Industrie generell Vernichtungstendenzen unterstellt. (a. a. O. S.254,255).
Green-Peace habe allein in Deutschland 535 00 registrierte Förderer und
weltweit 39 Millionen Mitglieder, eine be3deutende Medienmacht, aber einen
"Demokratisierungsgrad in der Organisation... wie in der katholischen
Kirche".(a. a. O. S.255) "Großkirchen des Alarmismus" nennt M.
Horx die "abgelebten Organisationen" und zählt auch einige
Tierschützer auf, die sogar zu Bombenattentaten bereit seien. Mehr als
"empörtes Gutmenschentum,.. antiimperialistisches Anprangern und guten
UNO-Willen" bedürfe die "kosmopolitisch-globolostische Allianz",
die kommen werde. Der "große Schulterschluß von reichen Schlaumeiern..mit
dem Boatpeople dieser Welt..., von systematischer Intelligenz und großen Geld,
hartnäckiger Opferbereitschaft und kühlem Verstand" wird angemahnt. (a.
a. O. S.256,257) Wie aber kann die organisiert werden? Müßte da nicht auch
Matthias Horx sich an der Prüfung des biotelen Verfahrens beteiligen? Seine
"Open-Source-Demokratie" bringt das Beispiel der Brecknock Primary
School in Camden, London, wo die Schüler mit dem "Möbeldesigner William
Warren (Habitat), dem Mode-Guru Paulo Smith und anderen... die Schule der
Zukunft entworfen haben". Kein langweiliges Absitzen der Schulstunden mehr,
und selbst die "Problem- und Angstzonen", die Toiletten sind durch
transparente Wände zu den Waschräumen entschärft worden. (a. a. OS.253,254)
Ich schätze mich glücklich, diejenigen Jahre, die ich in der Schule
durchhielt, ohne diesen Umgestaltungsprozeß durchgekommen zu sein, das Design
der Schule nicht einmal als Problem gesehen zu haben. Kinder als "Kunden
der Schule.. eine Allegorie für die neue Bürgergesellschaft... Nicht nörgeln,
sondern mitgestalten". Sinnbild: die gläserne Berliner Reichstagskuppel
mit der Spirale des Gehsteiges innen nach oben! (a. a. O. S.254)
So ganz kann ich mich von dieser Welle des Optimismus wiederum nicht tragen
lassen!
2045 kommt sie dann, "die Bewegung der Solutionisten", welche
"die Allianz,.. das Manifest der globalen Einheit" in
Kraft setzen. M. Horx dürfte dann kaum noch dabei sein? Aber er sieht
eine riesige Stadt an der Küste des befriedeten Afrikas wachsen, vom
Mittelmeer bis zur Elfenbeinküste, mit Meerentsalzungsanlagen und biologischer
Landwirtschaft dank der Freiwilligen Europas und der Vereinigten Staaten. (a. a.
O. S.257,258) Deren Einwohner können sich "für 100.000 Euro eine Wohnung
kaufen" und sie zunächst an einen Flüchtling weitervermieten, bis sie als
Touristen zu Besuch kommen. Die meisten Compounds von New World Africa werden
von Bürgermeisterinnen verwaltet (a. a. O. S.258)
Von der "Verjüngungsgesellschaft" ist die Rede,
von einem Aus der Großelterngeneration, in der die Lebensabschnitt durch
Kleidung und Verhalten festgelegt waren. Heute schon gibt es vergreiste
Jugendliche und jugendlich-frische Alte. (a. .a O: S.287) Von
>Vergreisung< der Gesellschaft und >Rentenkatastrophe< könne nicht
die Rede sein. Dies sei der "veränderten Funktion des Generativen"
zuzuschreiben. Im Tierreich werden die Alten als untauglich meist verjagt; bei
den Schimpansen beobachte man manchmal, daß sie Ihre Nahrung auch mit Alten
teilen; Elefanten mit "besonders großem Hippocampus" bauten sogar
"Gräber aus Zweigen".
Beik den Humiden ist es der Cro-Magnon-Mensch, der vor etwa 25 000 Jahren die
Erfahrung der Alten sich zu nutze macht. (a. a. O. S.288) Im Fernen Osten sind
die Alten Autoritäten und bestimmen über dein Ahnenkult noch nach dem Tod das
Leben. Der Patriarchismus der alten Griechen und Römer sowie im Islam sind es
Kulturtechniken, wie Lesen und Schreiben, die alten Männern als
Familienoberhaupt die Macht sichern. Möglichst viel Söhne zu zeugen, ist das
Ziel, auch wenn es über "radikal getrennte Lebenswelten zwischen den
Geschlechtern — und Zwangshochzeiten" erreicht wird. In Europa
entwickelte sich im Mittelalter der Altenteil, das Gedinge, in der Bauernschaft.
Die Alten wurden versorgt, hatten aber nichts mehr zu sagen.
Die europäisch-christliche Familie zentriert sich >um das Gattenpaar<
(Michael Mitterauer, Warum Europa?, S.77,107), die "aktive Schicht.. wird
...gestärkt", was Neuerungen begünstigt. (a. a. O. S:289,290) Im
Industriezeitalter mit der Stadtflucht der Jungen bleiben die Alten auf
dem land zurück, was die Biedermeierzeit romantisch-nostalgisch
verklärte und verniedlichte: Großmütterchen mit dem Strickzeug und
Großväterchen mit der Pfeife auf der Bank im Grünen.
"Modern interpretiert: Freizeit auf Mallorca". Mitten auf der Höhe
der Schaffenskraft wird der Mensch in Rente geschickt, zum "alten
Eisen". (a. a. O. S.290,374) Kindsein wird erst in der Renaissance zu
etwas vom Erwachsenen abgetrennte Lebensform; die Jugend muß der elterlichen
Gewalt untergeordnet werden. Mit dem Erwerbseinkommen und ökonomische macht der
18-Jährigen sei dies passé. >Jugendstil< und >Jugendbewegung< und
gestreckte Adoleszenz in verlängerten Ausbildungsgängen, Kennzeichen heutiger
Jugend, Postadoleszenz, die sich "von allen Normen und Hemmnissen"
entfesselt, Jugend als "Heilserwartung". "Die Postjuvenile
Gesellschaft" verbannt den unflexiblen Älteren in die Rente, beendet die
"alte, arbeitsteilige Form der Ehe mit ihrer "verläßlichen Ökonomie
der Gefühle" (a. a. O. S.291,292)
"In der modernen Partnerschaftswelt bleiben wir .. selbst dann auf dem
Liebesmarkt, wenn wir in einer festen Beziehung sind": wir müssen jung und
interessant bleiben. (a. a. O. S.292) Vom "neotonischen Effekt" ist die
Rede, der genetisch "durch sexuelle Selektion" angelegt sei: nämlich
jünger zu erscheinen, "verspielt, kreativ, spontan und ungehemmt" zu
bleiben. Die Genforschung verschiebt die Gewichtung von der Sozialforschung,
welche die Meme überbetonte, in Richtung auf Erblichkeit. Menschen sind
"Überlebensmaschinen". Im letzten Jahrzehnt hat die Archäologie
überall auf der Welt Menschenspuren gefunden. (a. a. O. S.345)
Es überraschte das sehr viel höhere Alter der Spezies Sapiens und dessen
Artenvielfalt. Und dabei kam es zu Sackgassen und >Nadelöhren<, wie etwa
vor 70 000 Jahren, als nach Erkenntnissen von Humangenetikern der Stanford
University nur noch 2.000 Menschen überlebt haben sollen. (a. a. O. S.346)
Hinter den Abschnitt "Können wir uns ändern?" möchte ich ein
zweites Fragezeichen einfügen. Nobelpreisträger Murray Gell-Mann bezeichnete
Gesellschaften als >komplexe adaptive Systeme<. Erfolgreiche Kulturen
zeichnen sich durch "eine Vielzahl von >Adaptivmemen< aus. Wenn der
"Evolutionsdruck" im Zuge der Globalisierung aber "nun auf alle
menschlichen Kulturen wirkt", so mögen sich die Spielregeln verändern.
Aber die genetische Anpassung bedarf der Nischen, wenn ich noch richtig
informiert bin. M. Horx bekannt, daß er Optimist geworden sei. (a. a. O. S.351)
Und deshalb gibt er offenbar dem Islam als Mem-Nische wegen mangelnder
Flexibilität keine dauerhaften Zukunftschancen, wie mir hierzu einfällt.
Aber um diese Voraussage zu erfüllen, bedürfte es weit stärkerer Bemühungen
von Seiten der europäisch initiierten Kulturentwicklung, es bedürfte der
Biotelie als Paradigmenwechsel weg vom gescheiterten Sozialismus (der
augenblicklich noch herrschenden 68er Ideologie). >Sympathien..., die über
die Grenzen der Familie und der Stammesgruppe hinausgehen< genügen nicht, um
den ">moralischen Zirkel dauerhaft [zu] erweitern". /(a. .a.
O. S.352) "Unparteilichkeit" muß organisiert werden, sie entsteht
nicht von selbst in einer durch und durch korrupten Welt. Das durch
Gruppeninteraktion und Kooperation, die sog. >Contact-Hypothese<,
>win-win<-Spiele entstehen, scheint mir nicht auszureichen. Auch
">Storys<, die Menschen dazu bringen, den Standpunkt des anderen zu
verstehen und einzunehmen", können m. E. genau so oft oder auch nur
gelegentlich mit bösen Folgen dazu zur Ausnutzung und Unterwerfung benutzt
werden. "Der Einfluß des Erfahrungswissens Älterer und vorangegangener
Generationen" (Bloom, Descartes' Baby, S.134,147) kann auch für die
weitere Ausbreitung des Islam sprechen und die globalen Konflikte anheizen: es
sei denn man einige sich auf das höchste unbestechliche Schiedsgericht, die
biotele Gutachteninstanz.
Ach die schöne, reiche und so viele bereichernden neuen Kognitivwissenschaften,
was bringen sie an "neuen Symbiosen des Wissens, ..die alten
Teilwissenschaften" verbindend? "Die neuen, narrativen >Multi-Sciences<...
werden zu Hauptthemen ganzer Bücher, wie etwa Edward O. Wilsons Die Einheit
des Wissens, Berlin 1998, oder Bill Bryons Eine kurze Geschichte von fast
allem, München 2004." (a. a. O. S.353,377) Für einen >koevolutionären
Wandel<, der >durch Experiment, Selektion und wechselseitige Anpassung ...
geprägt< ist (Bolz, Blindflug mit Zuschauer, S.16/ a. a. O. S.354) zur
"Wissensgesellschaft" (a. a. O. S.352) ist die Schaffung eines
biotelen Weltstaates auf der Grundlage naturrechtlicher Aspekte Voraussetzung,
wenn er in historisch nachvollziehbarer, noch erlebbarer Zeit in
>evolutionär stabiler Strategie< (John Mayard Smith) stattfinden soll.
Pro Jahr wächst die mittlere Lebenserwartung — ausgenommen i n gewissen
mittelasiatischen Regionen und wo Aids und Bürgerkriege wüten — "um
etwa 14 Wochen, pro jahrzehnt um zweieinhalb Jahre! verbunden mit einem >Down-Aging-Phänomen<.
In Japan werden die Menschen heute durchschnittlich 83 Jahre alt, davon etwa 6
Jahre unter Gesundheitseinschränkungen. Die Ehe bewirkt für Männer eine
Lebensverlängerung, für Frauen eine Verkürzung. Heute gibt es bereits über
100.000 100-Jährige. Das >probabilistische Alter (a. a. O. S.294,295), die
>Zukunfts-Lebenserwartung< wurde von Sergei Scherbov und Warren C.
Sanderson am Institut für Demographie in Wien eingeführt. Wer daran glaubt,
noch länger zu leben, verhält sich anders: schließt Lebensversicherungen ab,
kauft Häuser, geht Liebschaften ein. Die >Median-Deutsche< wäre also
37,5 Jahre alt und wird in ihrem weiteren statistischen Verlauf immer
jünger, ihr Lebenserwartungshorizont steigt! Der Durchschnittsamerikaner war
2000 35,23 Jahre und hatte durchschnittlich noch 43,5 Jahre zu leben. Derselbe
wird infolge höherer Geburtenrate und Immigration 2020 nur 2,4 Jahre älter
sein: die Bevölkerung verjüngt sich. (a. .a O. S.296,297) Aber trotz
derartiger Gedankenspiele und der "Verjüngungsmedizin der Zukunft"
(gegenwärtig "DHAE, Wachstumshomone, Östrogen und Testosteron mit einigen
Nebenwirkungen, Training und Askese) und Vorsorgeuntersuchungen gegen
Krankheiten, also "kontrollierter Gesundheit" (a. a. O. S.297,298) ,
am Ende steht der Tod. Früher lebte man für die Zukunft, damit es den Kindern
besser geht. Dankbarkeit ist auch heute ein Rezept zur Lebensverlängerung auch
unter harten Bedingungen; aber heute finde der einzelne zu einer
"Multiidentität" (a. a. O. S.298,299) und die wird in einer Spirale
graphisch dargestellt (Robert Kegan); es könnten "zweimal Kinder"
auf- und erzogen werden sogar bei weiteren Sinnbezügen des Lebens, dank
fortgesetzten Lernens eröffnen sich mehrere Karrieren. (a. a. O. S.300,301)
Die Midlife-Crisis von gestern, durch die Medien gerne durch immer neue Krisen ersetzt,
wird überwunden von der Einsicht, daß Krisen im Leben die Regel sind, weil es
gar keine Lösungen gibt. (a. a. O. S.301) Das Leben bleibt eine Baustelle,
verläuft in Schlangenlinien wie eine Achterbahn. (a. a. O. S.302,303) Es gäbe
die >soziale Kälte< gar nicht, meint M. Horx, sondern "wir
selektieren soziale Nähe nur anders", die Telekommunikation macht es
möglich, vom >ortlosen Haus< ist die Rede. Ach es finden sich immer neue
wissenschaftliche Spezialisten, darunter der "Alters- und
Weisheitsforscher" Paul Baltes mit der "SOKrates Society, ...dem
sogenannten SOK-Prinzip des Alterns: Selektion, Optimierung, Kompensation".
(a. a. O. S.304-306) "Eine neue Art der Lebensverlängerung... durch eine
erhöhte Mindness, eine größere Achtsamkeit". "Selfness-Kultur oder
Logik des Glücks" an der Leitlinie der "soziokulturellen Metameme",
der "utopischen Leitgedanken" der jeweiligen Zeit. (a. a. O. S.306) In
der Agrarwelt war des die "reiche Ernte" , in der
Industriegesellschaft der >große Wohlstand<. Glück wird als
"biophysische Homöostase" mit Selbstbestimmung definiert, was in der
Biotelie der dynamischen Stabilität entspricht; "Armut
macht unglücklich", die Schwelle der Einkommensabhängigkeit von Glück liegt für M.
Horx bei "ungefähr 15.000 Euro Jahreseinkommen". (a. a. O. S.307) Wie
nahe liegen wir mit dieser Glücksdefinition beim biotelen Aspekt der AUTONOMIE!
"Die >Biografisierung des Lebens<" als "Konsequenz einer
gereiften Individualkultur" der Zukunft, wenn das mal nicht schief geht!
"Schädliche Gesundheitsführung unterlegt starken gesellschaftlichen
Sanktionen". Welch' Eldorado der Dienstleistungsgesellschaft!: "ein
dichtes Netz von Life-Coaches, biografischen Therapeuten und
>Lebensgestaltern<. Im "Future Briefing" alle Drogen, auch
Morphium, frei für Leute über 80. (a. a. O. S.308) Sterbehilfe also endlich
kein Thema mehr. M. Horx sieht "die Landschaften der Zukunft" in der
Globolopolis - der planetaren Stadt, ..im Jahre 2040 Europa .. nicht wie heute
zu 50, sondern zu 80 Prozent verstädtert", wobei sich die Wohngebiete aus
den Städten in die Landschaft verlagern. (a. a. O. S.310) "Loungeland -
der Ort der Verknüpfung", "Agriconia (Designer Andrea Branzi) - die
elektronisch vernetzte Landschaft", ein Nachbau der bäuerlichen Idylle und
"Ideopolis - Der Ort des Wissens ..eine Universität, die eine Kleinstadt
ist". (a. a. O. S.312,313) "Fiktive und doch reale Orte...
Grenzenlosigkeit und Vernetzung". (a. a. O. S.314) Biotelie hat hier also
immer noch nicht gegriffen. Da ich "den Tod nicht besiegen" will,
erspare ich mir den ganzen, ansonsten hochinteressanten Abschnitt. (a. a. O.
S.315-336)
Ich blättere zurück zur Geburt. Die Reproduktionsmedizin
macht ja heute schon Schlagzeilen: 1997 lassen Jen und Howard Garber aus USA
eine Eizelle ihrer an Krebs verstorbenen Tochter von einer Leihmutter austragen.
2002: Ein lesbisches taubstummes Paar suchte sich erfolgreich einen taubstummen
Samenspender für die Invitrofertilization. Ein französisches Geschwisterpaar
läßt von einem 62-jährigen Blinden Spendereier einer Amerikanerin befruchten,
die Schwester des Spenders trägt die Kinder aus. 2003: Eine Engländerin klagt
für ihr Recht, ein Kind von ihrem verstorbenen Mann zu bekommen. 2004: Der
indische Arzt Sadavisam erreicht die Schwangerschaft einer 64-Jährigen von
ihrem unfruchtbaren Mann. 2004: Die Firma Extended Fertility in den USA bietet
das Einfrieren von Ei-Zellen an. 2004: Die pensionierte Lehrerin Adriana Iliescu
bekommt in Bukarest mit 66 Jahren ein Töchterchen. (a. a. O. S.29,30) "Das
Reproduktionsrestaurant" (Robin Baker, The Future of Sex, Ancien Urges meet
Future Technology, London 1999) ) soll künftig Kinder à la carte liefern. (a.
a. O. S.28)
Vaterschaft kann heute nicht mehr so leicht versteckt werden; aber
"Alpha-Männchen zeugen deutlich mehr Kinder, nicht nur bei den
Schimpansen. Man wird dich "um eindeutigeres reproduktives Verhalten
bemühen müssen". (a. a. O. S.30,331)
Die reichen und erfolgreichen Männer werden sich ihren
Samen frostkonservieren lassen und können dann auch noch in höhere Lebensalter
mit attraktiven Partnerinnen Kinder in die Welt setzen, wenn dies nicht
gesetzlich eingeschränkt oder gar unterbunden wird. Aber die
Fortpflanzungserotik soll ja erst wieder ihre Neuentdeckung erfahren; ihr
Vorzug ist doch, daß sie mit Verantwortung verbunden ist und Selbstbeherrschung
und Rücksichtsnahme zur Folge hat oder haben sollte. Virtuelle Lebensgefährten
sind aber derzeit mehr im Gespräch und über Telekommunikation kann für einen
anders beschäftigten Ehepartner dann wohl auch ein Avatar, ein elektronisches
Double, einspringen. (a. a. O. S.85,84) Männer sollen ja sogar ihr Auto lieben
können; und ganz auf die Probe wird Liebe heute auf Intensivstationen gestellt,
hier in die Nähe der Virtualität gebracht, virtuelle Haustiere gibt ja auch
bereits. (a. .a. O. S.86,87) Menschliche Sexualität ist nicht kalendergebunden;
und die Frauen sind es, die sich in der Regel die Männer auswählen. Monogamie
soll sich aus "der zunehmenden Gleichheit zwischen Männern"
entwickelt haben; aber die getrennten Lebenssphären zwischen Mann und Frau
haben sich aufgelöst (a. a. O. S:88,89) Bis vor Kurzem war auch im
europäischen Kulturkreis die Ehe eine auf die Familie, in der Regel mit
Kindern, bezogene Lebens- und Wirtschaftsgemeinschaft, eine Venrunftehe in
erster Linie. Die Aristokratie leistete sich zuerst in der Renaissance "Die
Romantik als >memetische Produktivkräfte<", in dem >Liebende..
sich gegenseitig zu Gottheiten... machen< (Eva Illouz, Der Konsum der
Romantik). Bis zur Mitte des 20.Jahrhunderts kam nur die Hälfte der
Bevölkerung zu einem "Reproduktionspartner"., "Liebe war
"früher im Religiösen aufgehoben". (a. a. O. S.90,91) Die 68ere
gaben erst bei uns das Liebes- und Sexualleben frei,; nicht mehr die Familie,
sondern die Paarbeziehung standen nun im Mittelpunkt nachdem der Gruppensex
größtenteils überwunden war. Übersteigerte Romanik steht heute wieder hoch
im Kurs der "Erlebniskultur". (a. a. O. S.91,92) Allen Klischees der
Egalisierung zum trotz gibt es immer noch den "kleinen Unterschied"
bereits zwischen kleinen Mädchen und Jungen. (a. a. O. S.92,93) Auch das
Herumballern auf dem Bildschirm von Seiten der Jungs im Pubertätsalter wird als
atavistischer Zug unserer Stammesgeschichte hingenommen und auch Männer
fallen wieder ins Fußballspielen und Autorasen zurück. (a. a. O.
S.93,94) Werden Männer in Zukunft wieder, wie in viktorianischen Zeiten ihre
Sexualität voll nur in Bordellen ausleben? Oder gar überhaupt nur in
"reproduktiven Bordellen" der feministischen Autorin Gena Corea? Dank
Parthenogenese (Jungfernzeugung) sind Männer künftig vielleicht ohnehin
überflüssig. "Die Androgyne Revolte" begann damit, daß die Jungs
sich die Haare wachsen ließen und schmückten wie Mädchen: ein Signal dafür,
auch weibliche Rollenanteile übernehmen zu wollen, rational unterstrichen durch
die durch die Frauenbewegung. (a. a. O. S.94,95) Und rasch wechselten die
Verhaltensmuster (Meme): zur Zeit der 68er waren Piloten und Ärzte gefragt, in
den 80ern erfolgreiche Fotographen, Schriftsteller und Künstler, die dann
weniger gestresst schienen. (a. a. O. S.95,96) Regressiv-kindliche Züge,
die Anpassungsfähigkeit durch Wendigkeit, "Kaninchenmänner mit
Hakenschlagfähigkeit" imponieren den Frauen. (a. a. O. S.96,97)
"Metrosexualität", etwa wenn muskelstarke Männer sich mit Piercing
und Ohrenringen schmücken. (a. a. O. S.97) Auf dem Liebemarkt müssen sich
heute beide Geschlechter "body-gestylt" behaupten. "Prinzessin,
Vamp, Businessfrau, Gitarrenspieler, Broker und Lastkraftwagenfahrer, alles
möglichst dicht beieinander." (a. a. O. S.98) Und wie schätzt M. Horx das
"Liebesglück in Globolopolis" heute ein? 20 Prozent der Paare hätten
dann nach zehn oder zwanzig Jahren" noch guten Sex", für 30 Prozent
rentiert die Scheidung nicht mehr und man bevorzugt Gewöhnung. 15 Prozent der
Männer bleiben bei "Distanzbeziehungen", nenen ihre Partnerinnen noch
nach Jahren >Freundinnen<; dazu die "starken, schönen Frauen
zwischen 35 und 60, die nach harten Trennungen ...meist mit ein oder zwei
Kindern.. in den Orbit des Alleinseins treten" und es mit unzuverlässigen
Typen versuchen, alles in allem: ein "Liebesdesaster". (a. a. O. S.99)
Peter Buston und Stephen Emden von der Cornell Universität befragten 2004 1000
Singles (Kate Douglas, >Rules of Attraction< in: New Scientist,
18.12.2004, S.14) anhand einer >Attraktivitäts-Richterskala< von
Finanzkraft, Sozialstatus, Familienorientierung, Aussehen, sexueller Treue und
Intelligenz nach ihrer Selbsteinschätzung in Noten 1 - 6 und ließen sie dann
ihre Wunschpartner einschätzen. Da blieben die Befragten bescheiden und und
wünschten sich Partner auf etwa demselben Level. (a. a. O. S.100) Aber bei der
Überprüfung der Wirklichkeit, richteten sich Männer nur nach dem Aussehen und
Frauen nach dem Geldbeutel des Partners. Und weil alle nach dem
"Hauptgewinn" dealen, stehen so viele allein da. Der Bauer mußte noch
nach der Arbeitskraft Frau fragen. (a. a. O. S.101) In der bürgerlichen
Gesellschaft war schon Charakter gefragt, im Industriezeitalter verlängerte
sich die Zeit des Wählens, was erst mit den 68ern auch die sexuelle Freiheit
miteinschloß. Und nun konnte man sich nicht mehr entscheiden. (a. a. O. S:102)
Schließlich wird die Wahrscheinlichkeitsrechnung bemüht. Bis 30 etwa steigen
die Liebeschancen für Männer, nach 35, 40 sinken sie ab, weil die "tollen
Frauen" bereits vergeben sind. (a. a. O. S.103) Der Mathematiker und
Spieltheoretiker Peter M. Todd am Max-Planck-Institut für Psychologische
Forschung in München hielt sich an die Fabel mit der "Prüfung des
Sultans". Der versprach seinem Berater, ihm 100 schöne Frauen zur
Gattinnenwahl kommen zu lassen; aber er müsse die Reichste nehmen, sonst werde
er geköpft. (Peter M. Todd, >From Pride and Prejudice to Persuation:
Satisficing in Mate Search<, in: Simple Heuristics that Make us Smart, New
York 1999, S.287 ff.) Der Mathematiker Gary S. Becker (Der ökonomische Ansatz
zur Erklärung menschlichen Verhaltens, Tübingen 1982) stellte eine
>Arithmetik der Ehe auf< und begründete die neue Wissenschaft der
>Partner-Heuristik<. (a. a. O. S.104) Es geht um "Sinnvolle
Suchstrategien". Die Gewinnchancen sollen am Höchsten sein, wenn
sich einer nach 37 >Wegschickungen< für die >nächsthöhere
Mitgift< entscheidet. (Gary S. Becker, Der ökonomische Ansatz zur Erklärung
menschlichen Verhaltens, Tübingen 1982) Drei Grundstrategien werden angeführt:
Die "Optimierer", die immer auf den "Märchenprinz" warten,
die "Anspruchsmoderatoren", die zu Abwägungen fähig und
kompromißbereit sind (a. a. O. S.105,106) und die "Verweigerer", die
"stoisch" bei ihrer "Sandkastenliebe" bleiben.
"Zwölfkommasieben: die magische Liebesregel", eine
"unbestechliche... erstaunlich.. verläßliche Regel": Leute,
die sich nach 12,7 Partnerschaftserfahrungen für eine Dauerbeziehung
entscheiden hätten die besten Chancen auf dauerhaftes Glück in der Liebe. (a.
a. O. S.106,107) Als Beziehung soll gewertet werden, was "erschütternden
Charakter hatte". Die vorgeschlagenen "Liebestypologien.. um
Liebeskompetenz einzuüben" sind: *
"die überschwemmende, alles in Frage stellende leidenschaftliche
Liebe mit einem Partner >aus einer anderen Welt<, aus einem völlig
anderen Milieu oder einer anderen Kultur, * die Liebe mit dem Vertrauten,
dem/der >Bruder oder Schwester im Geiste<.* Die Beziehung mit einer >Challenge<,
einem schwierigen oder sehr attraktiven Charakter, den man formen, retten oder
verändern wollte, * die Differenzbeziehung mit einem sehr viel älteren oder
jüngeren, klügeren oder ungebildeten Partner, * die Beziehung mit dem eigenen
Spiegelbild, also jemandem, der einem sehr ähnelt." (a. a. O. S.107)
Durch Scheitern lernen wir, Partnerwahl ist ein
"rekursiver Selektionsprozeß", "immer wieder werden wir in die
Wiederholungsschleife geschickt". (a. a. O. S.108) Wenn zwischen Paaren
Verachtung aufkommt, ist es Zeit für die Scheidung. (a. a. O. S.110) >Upgrading<
, wie Schönheitsoperation oder "Karriereanstrengung" können die
Möglichkeiten auf Liebesglück steigern oder das >Freischaltprinzip<,
ähnlich "der guten alten Heiratsvermittlung", indem die Bekanntschaft
stufenweise vertieft und Sex möglichst noch ein halbes Jahr aufgeschoben wird.
(a. a. O. S.108,109). Das "Future Briefing" für das angebrochene
Jahrhundert fällt entsprechend aus: "die Suche nach dem richtigen
Langzeitpartner (Mate-Matchijng) ist ein lebenslanges Spiel", es hört mit
der Ehe nicht auf; "die Bandbreite des Geschlechterverhaltens nimmt
zu"; auch Lebensgemeinschaften von Schwulen und Lesben werden
häufiger. Die 12,7 Partnerregel wird zur Gauß'schen Verteilungskurve
entschärft, wobei noch manche nur fünf, andere 20 intimere Bekanntschaften
machen dürfen. Das anzustrebende Ideal: "Die Vision: co-evolutionäre
Partnerschaft". Nicht den andern ändern wollen, sondern sich selbst,
heißt das Rezept. (a. a. O. S.111,112) Dabei sollen "wir uns den Spiegel
vorhalten lassen'" und "unseren Partnerschaftsdeal< immer wieder
verändern. Es gibt Paare, die sich (hier: jedes Jahr) neu verheiraten.
(a. a. O. S.112) Wenn dann das fiktiv-utopische Paar Alya und David im Jahr 2041
ihre Telekommunikation unterbrach, und David später ein Päckchen mit einem
Kryonik-Zylinder mit Nuklearbatterie erhält (es sind drei Eizellen von Alya
darin) mit dem Brief: ">Tu damit, was du willst, vernichte es,
verschenke es, verkaufe es, kombiniere es, benutze es! Ich lebe jetzt allein,
Joe starb bei einem Attentat in Atlanta. Er gehörte zu den Eggheads der Global
Terror Combat Force, du weißt schon, die aller geheimste aller Truppen im Kampf
gegen das Böse<";(a. a. O. S.114) dann fällt mir noch, die
unerwähnte, Möglichkeit einer christlich-katholischen Ehe ein, die
unauflöslich ist und auf Kinder ausgerichtet. Und diese Lösung war ja auch
einmal neu in der Geschichte, nämlich als die katholische Kirche in Europa den
Ton angab, auch wenn Helga aus dem Eingangstheater grüßen
läßt.
Und dann erinnere ich mich zurück, versetze mich in die Mitte des
vorigen Jahrhundert; ich war Student und hatte noch keine heterosexuelle
Erfahrungen; Anwandlungen von Liebesgefühlen überfielen mich das zweite Mal
einer Kollegin gegenüber; die Gefühle waren gegenseitig. Wir begegneten uns in
Kollegs und in einem Histologiekurs; ich war zu gehemmt, um ihre Angebote
wahrzunehmen, uns auch außerhalb zu treffen. Sie verstand meine
Minderwertigkeitskomplexe nicht. Die Kommilitonen hielten sie für eine
Jungfrau, was damals schon selten war, sie hatte die Flucht vor den Russen mit
der ganzen Familie überlebt. Da ihre Familie aus Berlin wegzog, half es mir
nicht, daß ich nach zwei Jahren dorthin zurückkehrte. Alle meine Freunde
hielten mich für weltfremd, noch mit ihrer Anhänglichkeit zu rechnen nach
derart wenigen Kontakten. Sie, wir hatten uns verrechnet. Zehn Jahre später
fragte sie, ohne daß ich es damals erfuhr, nach mir, ehe sie sich zur Ehe mit
einem anderen entschloß, da war ich gerade verheiratet und hatte ein
Töchterchen. Und wir wissen beide noch heute (auch ohne Kontakt, wir besaßen
nicht einmal Fotos), daß wir
unser Liebesglück damals verfehlten; ich wenigstens hatte die Chance vertan,
meinen Lebensentwurf zu realisieren. Ich hätte die 12,7 Versuche nicht
benötigt; eine Liebe in der Vorstellungswelt hatte für mich schon tiefe
Wirkung. Als 67jähriger stand ich vor einer "Oberschule", als mich
eine etwa 16-jährige hübsche Schülerin ansprach, um ihren erotischen
Erfahrungshorizont zu erweitern, was aber nicht meinem Geschmack entsprach. Macht
diese moderne Entwicklung, dies Jagd nach Lustmaximierung, nun wirklich
glücklicher? Wird es ein Glück der Erwartung nur noch bei muslimischen
Mädchen geben, die für unsere Moderne als rückständig gelten? Oder wird sich
das Karussell der Liebes-Meme wieder drehen und viel mehr Menschen gerade
aus dem abendländischen Kulturkreis werden sich zweisame Höhepunkte der
verschiedengeschlechtlichen Partnerschaft bescheren, hinter die sie nicht mehr
zurückgehen und über die sie ernstlich nicht hinausgehen wollen und die neues Leben
und neuen Zusammenhalt aus
der umfassenden Zweierverschmelzung gebiert? Und wird eine solche
Retro-Entwicklung nicht auch mit der Sehnsucht und der Wiederentdeckung der
Heimat verbunden sein? Die Faszination des Fremdländischen sei dabei nicht
unterschätzt: aber ist sie Garantie oder auch nur Unterstützung eines besseren
lebenslänglichen Verständnisses? Ich bin eben von vorgestern und ich komme vom
Lande; habe ich mein
Leben verpaßt? Warum bin ich dann nicht unglücklich? Vielleicht bin ich sogar
glücklich, nur nicht wenn ich an die zukünftige "globale Stadt", in
Globalopolis (a. a. O. S.98,99) denke, gegen die sich aber auch unsere
Erde schüttelt. (Wer erhält das Privileg, in erdbebenarmen Gegenden zu
siedeln?)
Das Kapitel Arbeit wird wieder mit "Alya —
2045" eingeleitet. So wie in den früheren Schlössern der Fürsten und
Könige die Decken von Wolken geziert waren, so die "opake Decke"
eines Arbeitsraumes mit Sesseln und Hängematten; nur daß die Wolken sich
bewegten; und auf dem Teppich lagen bunte Würfel wie Spielzeug für
"Denkkonfigurationen" und gespielt wurde um Qualifikationen und hohe
"Ablöse" unter Mitspielern mit steigendem IQ und global-nomadischem
Lebenslauf.
"Erfolgreich sein heißt, anders sein als die anderen". Woody
Allen (a. a. O. S.115,116) .
>Humankapital< (Gary S. Becker) im besten Sinne droht sich mir in der
Masse zu verflüchtigen; wo Menschen selten sind, da gelten sie viel; die
krampfhaft entwickelte Individualität und Abhebung geht oft zu Lasten anderer,
der Allgemeinheit. (Die Explosion der "Wissenschaften" und
"Künste" ist ein Beispiel hierfür.) "Das Szenario: im
Zeitalter der Humantalente" wäre das Ende der Demokratie, wenn die
Menschenmassen nur noch als Konsumenten, Abnehmer der Produktion, Zerstörer der
Natur fungierten. Kapital sei im Überfluß vorhanden, so M. Horx, nicht auf
Produktionen, sondern auf Ideen komme es an. (a. a. O.S.117)
>Labor< (Arbeit) war im alten Rom eine Plage und Sklaverei; das
altdeutsche >arbejo< bezeichnete ein zur Knechtschaft verdammtes
Waisenkind, im alten Griechenland war Arbeit geächtet, Sache der Sklaven,
"der Status des Lohnarbeiters lag unter dem eines Sklaven".
Arbeitsteilung und eine Aufwertung der Arbeit traten in den Städten auf, wo es
selbständig arbeitende Handwerker und Gelehrte in Zünften und Gilden gab, eine
mühsam der Feudalherrschaft abgerungene Freiheit. (a.
a. O. S.119) Die industrielle Massenproduktion brachte die Gewerkschaften und
die Vernichtung von selbständigen Arbeitsplätzen. In England und
Deutschland waren 1800 20 Prozent Fabrikarbeiter, 1900 etwa 40 Prozent
abhängig Arbeitende, meist in engen Mietskasernen. Die Leibeigenschaft wurde
nun durch Arbeitsverträge ersetzt.(a. a. O. S.120,121) Vollbeschäftigung
bei" wachsender Freizeit" und gesichertem Lohn, das gab es zwischen
1960 und 1975. Seit 1950 sank der Anteil der Selbständigen von 25 auf 8
Prozent. Dafür traten die Angestellten ihren Siegeszug an, welche die Arbeit in
vervielfachter hierarchischer Stellen-Gliederung zu organisieren und zu
verwalten hatten. (a. a. O. S.121,122) Eine Art neue Aristokratie, denn es wird
nach Position, nicht nach Leistung bezahlt. Tom Peters bezweifelt "die
Produktivität der >Corporates<" und zählte 223
"Hierarchiestufen". (Waterman/Peters, In Search of Excellence: Lessons
from Americas best run Companies, 1982)Ähnlich auch der Soziologe William H.
Whyte in The Organizatio9n Man, 1956. Wri die "Service Class — die neue
Sklavenkaste? (a. a. O. S.122),.. das kommend Lumpenproletariat?
Aufgezählt werden Taxifahrer, "polnische Putzfrauen, die locker in vier
Haushalten 4 000 Euro verdienen, schwarz auf die Hand,... hoffnungslose Huren
aus Wißrussland.., Krankenschwestern... jede Menge Chancen", aber
"keine Absicherung". Werden sie über ein Netzwerk "sich selbst
organisieren können. Werden.. sie vom Staat und von den alateingesessenen
Konkurrenten klein und illegal gehalten.."? (a. a. O. S.123,124) Nach Adam
Smith entspringt der ökonomische Fortschritt der Arbeitsteilung; und so werden
nun auch, trotz Arbeitsverlagerung in die Billiglohnländer im Ausland, Nach M.
Horx' Ansicht auch bei uns immer neue Arbeitsplätze mit höheren Ansprüchen an
die Intelligenz entstehen., ausgenommen "wir behindern" das
System des freien Wirtschaftswettbewerbs "durch Auflagen, Normen,
Restriktionen, Kontrollen, Lobbys der >alten Arbeit<, Regulationen,
Unverständnis... ständige Ängste, falsche Bildungsinputs, falsche
Menschenbilder und lineares... Denken". (a. a. O. S.126,127) Mir ist
"die Fünf-C-Ökonomie: ..Computing, Catering, Consujting, Coaching"
(d.h. Berechnung, Anspruchsbefriedigung, Training bzw. Eintrommelung ) über die
drei >As<:>Asia, automation, abundance (Überfluss)< etwas suspekt;
was für einen Fortschritt soll da die Durchgeistigung der Gesellschaft, ihre
Liebe zur Schönheit und Gefühlsbefriedigung, die Dienstleistungsgesellschaft
in die "klassische Konsumgesellschaft" hineintragen! >Gekaufte
Zuwendungen< (Ex-Arbeitsminister der USA Robert Reich, The Future of Success,
S.223), wie leicht wird daraus eine betrügerische, heuchlerische,
aufdringliche, die Freiheit bedrohende Atrmosphäre! Was vorher an
GEGENSEITIGKEIT selbstverständlich war, wird nun nur noch mit offener Hand
angeboten. Und an die Naturzerstörung wird nicht gedacht, lieber wird die
"Umweltindustrie" übergangen, auf die man in Deutschland so viel
Hoffnung setzt. "Dienstleistungen sind nachfrageresistent, solange die
allgemeine Kaufkraft wächst". (a. a. O. S.127) In der Mitte des
19.Jahrhunderts traten die >Bohemiens<, die Müßiggänger auf, welche
gleich der Aristokratie sich dem Lebensgenuß, der Kunst hingab und das
Geldraffen verachteten, eine "Geisteshaltung" (Arthur Ransome, >Bohemia
in London, 1907, in: Alain de Botton, Status Anxiety, London 2004, S.277) In
Kaffeehäusern wurde das Phänomen zuerst beobachtet (Henry Murgers: Scènes de
la vie de bohème, 1851); Lenin wird in diesem Zusammenhang erwähnt, ehe er im
Güterwagen nach Rußland reiste und die bolschewistische Revolution anzettelte.
Der blutige "Steinzeitkommunismus" Kambodschas mit seinem Massenmord,
so habe ich dazugelernt, verdankte seinen Ursprung französischen marxistischen
Intellektuellen. (a. a. O.S.128) Es ist also durchaus auch Vorsicht angesagt
gegenüber der "neuen Elite". Aufgestiegen "zur >kreativen
Klasse< durch dringen und bereichern sie den Alltag mit Kunst, schon in der
Vielfalt der Kleidung die gemeinsam ist. John Naisbitt reif in >Megatrends
200< aus: >Alles wird 'kulturisiert', immer mehr hartes Geld fließt in
den 'geistig-ästhetischen Sektor<: Die "New Economy" bringt den
"Erlebnisunternehmer" hervor, "Innovation" heißt die
Devise. Marketing ist schon heute "nicht mehr nur Verkaufstechnik, sondern
kreative Symbiose". Die Firmen verbünden sich mit Extremsportler und
Popstars. (a. a. O. S.129) (ich würde sagen, daß letztere sich einkaufen
lassen, wie sogar die Wissenschaft und Politik.) Aber wo beginnt die Kunst und
endet das Handwerk, die vorgestellte Beispielsliste verzeichnet 64 kreative
Berufe, die Models gehören dazu und "populäre Wissenschaftler"., ja
Rechtsanwälte (worin sind diese kreativ?) Auf die Frage nach Berufen, die
>wirklich zukunftssicher sind< gibt M. Horx — sein ironisches
Grinsen ist nicht zu übersehen — "bombensicher Tips", wie "Ethnopsychologe,
Prozessdesigner,Waldkindergärtnerin, Kulturvermittlerin, Duftgestalter,
Trauerritualist, Zähnewellnessguru". Und beim Zukunftsausblick, wenn
einmal mehr als "30 Prozent aller Werkstätigen" der kreativen Klasse
angehören (in den USA kommt die >Service-Klasse< auf 43 Prozent, die
Arbeiterklasse auf 25 Prozent) (a. a. O. S:131), wenn auf einen niedrigen
Grundlohn die Leistungsprämien hinzutreten (a. a. O. S.148), wenn die Einkommen
jäh schwanken, wenn "die Fehlertoleranz, die Nischen", das Delegieren
an andere, die "Trennung zwischen >Arbeit< und >Freizeit<
schwinden, "bricht [dann] das Raubtier Arbeit ..in der
Wissensökonomie.. seinen Käfig auf"? war es denn nicht schon immer so:
>je angenehmer die Arbeit ist, desto besser wird sie bezahlt<? (Harriet
Rubin, Soloing. Die macht des Glaubens an sich selbst, Frankfurt a. M.2001,
S.163).
Aber doch nicht in unserer Demokratie, schon gar nicht in ihrem jetzigen Zustand, indem die Linken, die Sozialisten mit ihren Heilsversprechungen immer wieder die Zustimmung der Massen gewinnen können! Das 'Recht auf Faulheit' , das zu Marxens Zeiten Furore machte, läßt es sich nicht wunderbar mit der Ausrede der Kreativität verteidigen?, so frage ich. Dem "alarmistischen Bestseller" von Richard Sennet (>Der flexible Mensch - Die Kultur des neuen Kapitalismus, Berlin 1998) widerspricht M. Horx und stellt die >Retros< der Arbeit gegen die Reduktion des Handwerks etwa auf eine lusttötende Computerbedienung. (a. a. O. S.144,145) Auch Heimarbeit kann den "Genius Loci eines Unternehmens" nicht ersetzen, weil der Hauptteil kreativen Schaffen in der Gemeinschaft stattfinde. (a. a. O. S:146,147) Aber ich kann mich nicht dabei beruhigen, wenn die polnische Putzfrau steuerfrei 4000 Euro im Monat verdienen kann; denn der Rechtsstaat steht schließlich zur Disposition, wenn der Schwarzarbeitsektor so groß bleibt und noch anwächst. (Solche Probleme übergeht M. Horx geflissentlich.) Der Staat muß — vor allem für die Jugend — das Funktionieren des Arbeitmarktes dadurch garantieren, daß er die Länge der Lebensarbeitszeit für standardisierbare Arbeiten festlegt und die Arbeitsentgelte über elektronischen Geldfluß kontrolliert. So, vermute ich, funktioniert eine biotele Politik. >Das Zeitalter des 'Lebenslang< geht zu Ende<. Beweglichkeit hat ihre Grenzen, so wie der Intelligenzgrad der Bevölkerung nicht beliebig angehoben werden kann. Ich kann nicht gutheißen, wenn der unerhebliche Luxus zulasten der Natur durch Marketing ständig bis ins Unsinnige gesteigert wird. Ich und die meisten wollen Leistungen erbringen, die wirklich gebraucht werden und die man anderen nicht erst aufschwatzen muß. Die Verwissenschaftlichung der Welt kann auch zum Alptraum werden. Ein großer Teil der sog. Dienstleistungen gehört (wieder) in die Domäne der freiwilligen Rentneraktivitäten verlagert.
>Erfinde doch einen neuen Job. Werde Fantasytalker, Aqua-Cultivateur, Producinganalyst, Revitalizer, Ocean-Industrieller, Orthopist, Food-Coach, Internet-Gouvernante, Neurobioniker, Interkultur-Manager, Ethno-Botaniker, Duftpsychologe, Ehe-Consultant, Paläo-Zoologe, Storyliner, Science-Broker, Ritualist, Lebensstrukturierer, Work-Scientist ... Sinn-Maat, Leichtmatrose des Humors, Heilungsmagier oder Sportphilosoph...< >Ach Papa, hör doch auf, so zu schwafeln!< (a. a. O. S.150)
"Wohlstand Ist immer mehr Konsum unser Schicksal?" (a. a. O.
S.151)
Das "Diversity-Prinzip", die >Ich-AGs< sollen
es richten, oder das komplexe ">Gesamtbrain< der Crew? Der
Frauenanteil an den Erwerbstätigen soll weiter steigen? (a. a. O.
S.140,141) Der >Schwulenfaktor< wie in Florida ist
>Zeigerpflanze< der Vielfalt. (a. a. O. S.137) "Sogar Putzfrauen
verewigen auf Toiletten ihr Wirken!" (a. a. O. S.135) Nach dem
"Leonardo-Prinzip" benötigt eine laute, schrille Band nur das
wirksame Markenzeichen für maximale Wertschöpfung. (a. a. O. S.134,135) "Kreative Meritokratie", die Herrschaft der Verdienstvollen
und Erfolgreichen, wird die anbrechen? (a. a. O. S.148,149) Nur "1 bis 2
Prozent haben >es geschafft<, ... in der "Ökonomie der
Aufmerksamkeit" ; ...der freischaffende Künstler in
Nordrhein-Westfalen" bringt es durchschnittlich "auf 10 738 Euro im
Jahr". (a. a. O. S.164,133) Aber zum Trost haben ein Drittel der
Bundesbürger über 100 000 Euro geerbt, "generativer Transfer", nennt
sich das. (a. a. O. S.171, 170); "das >Starnberg-Prinzip< oder die
neue die LQ-Economie" mache ein bequemes und luxuriöses Leben mit etwa 1
000 Euro Monatseinkommen möglich bei ca. 15 - 30 Wochenarbeitsstunden. (a. a.
O. S.169) Zum "generativen Transfer" tritt der
"Nischentransfer" erkannter Chancen und das
"ökonomisch-emotionale Networking", schon wegen der wechselhaften
erotisch-sexuellen Beziehungen, ..."Kumpel finanziert..", um keine
Gewissensbisse aufkommen zu lassen. Und dazu noch "ökonomische Downsizing
Prozesse", das Absinken der basalen Lebenshaltungskosten. Dann noch die
Subsistenzwirtschaft mit Tauschringen (a. a. O. S.170) , die den Steuerzahlern,
sprich Staat, wieder ein Schnippchen schlagen. Was sich die Regenten von
einst leisten konnten: ihren Nachwuchs den Ammen, dem Hofstaat anzuvertrauen,
das sieht M. Horx (mit wieder leicht-ironischem Schmunzeln) im Jahre 2045 auch
zwischen "Alya" und "David", ja sie gehen noch weiter und
vertrauen "die komplette Organisation" ihres "Lebens einer
Föderation mit dem Namen >Phönix< an. (a. a. O. S.151)
Anstatt zu konsumieren, uns um den Erwerb einzelner Gegenstände zu kümmern,
lassen wir "providen". (a. a. O. S.152) Das Genossenschaftsprinzip von
früher wird erweitert ins Computerzeitalter übertragen: keine Bevormundung
durch Reklame mehr! (a. a. O. S.153) Die menschliche Kultur beginnt mit dem
Handel, der Luxus und Wohlstand ansteigen ließ. >Völlerei< galt im
Mittelalter als Sünde, "außer in Klöstern", wo die Mönche an
Übergewicht und Fettsucht starben. Der Wohlstand der imperialen Antike
entfaltete sich nicht zu Hause, sondern bei Festlichkeiten und Spielen. (a. a.
O. S.154) Bürgerlicher Luxus in Serienproduktion entfaltete sich erst im 17.und
18.Jahrhundert, sogar in Heimarbeit durch Frauen, die für den häuslichen
Komfort verantwortlich wurden, nachdem die Männer in die Fabriken gingen. (a.
a. O. S.155,156) Die Arbeitsteilung steigerte sich im >Fordismus<, nachdem
Henry Ford die Automobile ab 1908 vom Fließband rollen ließ. Im Handel
entfalteten sich Spezialgeschäfte, auch für >Kolonialwaren<, die mit
der Eisenbahn herangeschafft wurden. (a. .a O. S.156,157) 1916 wurde in
Memphis die >Piggly Wiggly Supermarket Chain< durch Clarence Saunders
gegründet, "mit patentierten Regalschildern, Einkaufswagen und
uniformierten Angestellten". Der Schweizer Georg Duttweiler wollte die
Handelsmonopolisten in den Städte bekämpfen und ließ Lieferwagen aufs
Land rollen. Von unbekanntem Autor erschien im Alois Zettler Verlag München
1960 ein Büchlein "Consumerism" (a. a. O. S.157) mit lustigen
Zeichnungen von Wigg Siegl. In 9 Kapiteln wird die "Aufzucht des
Superverbrauchers" dargestellt. 1. >Du-brauchst-mehr-als-einen-Schlips<;,
2. "Das >Einmal-und-dann-weg<-Verfahren (Wegwerfprinzip), 3. das
Prinzip des unaufhörlichen technischen Fortschritts, 4. das Programm der
geplanten Alterung (der Produkte), 5. die Modellwechseltaktik (alte Modelle
werden nicht mehr repariert), 6. das Komplikationssystem (das Produkt ist so
kompliziert, dass man sofort wieder ein neues braucht, das die Komplikationen
verbessert), 7. das >Du-brauchst-kein-Geld<-System (heute:
Kreditkartentrick), 8. die >Genieße-das-Leben-jetzt<-Parole (vulgo:
Hedonismus), 9. das >Verkaufe-an-Kinder,-wenn-die-Alten-nicht-mögen<-Prinzip
(Kindermärkte)." Aber der Konsumprotest gegen die "Konsumhölle"
half wenig: wir waren Jäger und Sammler und "die archaische Lust... sitzt
uns tief in den Genen". (a. a. O. S.158,159) Und dann das
Geltungsbedürfnis der aufstrebenden Kleinen: Der Kunde ist König! Er ist
bedeutsam.
"Geld nivelliert Unterschiede. Bei der Kreditkarte hört der
>Krieg der Kulturen< auf, der jede Gesellschaft durchzieht. Wer Kohle hat, entwindet sich den sozialen Bindungen. Er kann sich bedienen
lassen. Er kann Höflichkeit einfordern. Er kann sich Zuwendungen kaufen! (a. a.
O. S.160)
"Consumer democracy oder Luxus für alle", Konsum
habe den Niedergang des Kommunismus und anderer Diktaturen herbeigezwungen.
Orchideen im Supermarkt und Billigflüge kein Problem mehr. (a. a. O. S.161) Zahnbürsten
werden als Beispiel gewählt, wie deren Vielfalt den Markt eroberten.
blendend weiße Zähne ein Statussymbol, und siehe, die Kariesausbreitung ist
gestoppt. (a. a. O. S.162,163) Der Kapitalismus scheint der Sieger zu sein; wenn
er jedoch nicht besser und systematisch gezähmt wird mit seiner allen
Charakter einschläfernden, einebnenden und alle Hintergründe verdeckenden
Anonymität, so prophezeie ich der Welt die Herrschaft des Verbrechens in noch
gesteigerterem und vernichtenderem Umfange wie heute schon. Wir werden den Wert,
auch den Erlebniswert, der Askese (ihr Gegenstück, die Drogen, werden im Buch
nicht behandelt), des Verzichts, der Bescheidenheit, der Rücksichtnahme, der
Disziplin über den Kreis von Einzelgängern hinaus wiederentdecken müssen, um
Mensch und Natur wieder in ein Gleichgewicht zu bringen. "Der Kampf der
Kulturen" wird auch nicht allein über die Kreditkarte entschieden.
"Shanghai: Schaut auf diese Stadt!
Welche Gesellschaft entsteht hier, im sozialen Spannungsbogen zwischen
den Baukolonnen vom Lande, die für 15 Yüan am Tag 80-stöckige Hochhäuser aus
dem Sumpf zaubern, und den neuglobalen Porzellan-Diwas, die jeden Abend in der
Buddha-Bar Hof halten?" (a. a. O. S.174)
In der "Schuld der Ersten Welt" hatten wir uns
eingerichtet und schlechten Gewissens ob der Armut der Dritten Welt, die wir
ausbeuteten, "für weit entfernte terroristische Gruppen" für den
>bewaffneten Kampf gegen die Metropolen< Geld gespendet. (Die 68er waren
natürlich diese Spender, die nicht wußten, wie sie zu ihrem Wohlstand kamen,
den sie bespuckten und die noch jetzt nicht damit aufhören, in der
Globalisierung "eine Verschwörung der Reichen gegen den Rest des
Planeten" zu sehen.) Aber die Globalisierung hat auch Erfolgsprozesse
aufzuweisen. Die einfache Formel: "Die Reichen werden immer reicher und die
ARmen immer ärmer!, ...sie stimmt ... immer" (a. a. O. S.175) Die
Wohlstandsverteilung wird mit dem "Gini-Faktor" gemessen, der bei
Totalkommunismus 0 beträgt, bei Totalfeudalismus wenn aller Besitz bei einer
Person läge, 1. Der Gini-Faktor liegt in den Industrieländern durchschnittlich
bei 0.25 und ist ziemlich konstant (siehe u. a. IWD-Informationsdienst vom
25.10.2001, Statistisches Bundesamt). Das Absterben des Mittelstandes ist ein
Märchen. (a. a. O. S.176) Wenn man, wie in der EU, die Armutsschwelle als 60
Prozent des mittleren Einkommens definiert, dann werden bei steigendem
Medianeinkommen Leute >arm<, die man vor einem Jahrzehnt noch zur
Mittelschicht gezählt hätte. Die Medien fixieren sich immer auf die
Verlierer, nicht auf die unzähligen Gewinner. Der ">Global uprise<:
die Transformation der Schwellenländer", ihr Erwachen (a. .a O. S.177)
wird höchstens als Konkurrenz um Arbeitsplätze wahrgenommen, aber doch auch
durch das Sinken der Produktpreise, die nun auch als "Climber-Produkte"
in den "Low-earner-Massenmärkten Indiens" verkauft werden. Auch Arme
werden in Brasilien zu Bankkunden. "Postmaterielle
Ökonomiekreisläufe" (a. a. O. S.190) in der "Service-Ökonomie"
mit Kleinunternehmertum sollen die kämpfende, >struggeling< Unterklasse
vor Verelendung retten. (a. a. O. S.185) Nur schwach
klingt an, etwa beim Zukunftsbild der "Wirtschaftsflüchtlinge der Dritten
Art,. die Ausgestoßenen des neuen Wohlstandes" (a. a. O. S.191), daß es
auch Nichteignung für die moderne Zivilisation gibt; M Horx erwähnt die alten
Stammeskulturen und diejenigen, die wieder naturnah und einfach leben wollen,
schon gar nicht mehr: es müßte ja dann wieder mehr Platz auf dem Planeten
geben; die menschliche Population müßte zum Segen der Natur heruntergefahren
werden. Wohlstand würde dann anders gemessen als nur an der Fülle der
Konsumgüter. Nach John Kay (The Truth about the Market. Why some Nations are
rich, but most remain poor, London 2004) jedoch ist Bevölkerungswachstum einer
von 17 Parametern von Wohlstandskulturen. Bei Geschlechtergleichheit als
einem weiteren Faktor (a. a. O. S.188) ist es wohl eher der Zulauf, die
Immigration, deren Dauerauswirkung wohl genauerer Untersuchung bedarf.
Augenblicklich gilt die Handy-Rate als Maßstab der Wirtschaftsdynamik, und habe
0,5 -1,5 am Wirtschaftswachstum Anteil. Das Mobilfunk-Netz erreiche bereits 77
Prozent der Weltbevölkerung. (a. a. O. S.183) Und dann in einer Statistik über
die Länder mit den meisten Armen, fast versteckt, die Türkei mit 10,1 Prozent
Bruttosozialprodukt-Wachstum. (a. a. O. S.180,181) Diese Kennziffer, falls sie
unverfälscht sein sollte, dürfte mit der EU-Aufnahme jäh abfallen; wenn
nämlich große Teile der türkischen Industrie zusammen mit der anatolischen
Landbevölkerung — was schon in der Türkei nicht harmonierte — nach
Deutschland verlegt wird. Wie steht es denn um Demokratie, in denen nur die
Militärdiktatur (zumindest als Drohung im Hintergrund) gegen den Willen der Mehrheit die Machtübernahme durch den
Islam verhindern kann? So meine Fragen.
In zwei eindrucksvollen Graphiken wird der Fortschritt eingefangen. 2005 ein die
Welt breit bedeckendes Feld der Armut, darunter und darüber die Felder Elend
und Wohlstand; Reichtum darüber kaum ein Zwanzigstel des Wohlstandes und ganz
oben als kaum ein Zwanzigstel des Reichtums Bill Gates, der Eigentümer von
Mikrosoft. (a. a. O. S.179) Für 2030 bereits hat der Wohlstand die
beherrschende Stellung der Armut eingenommen und Armut die Stelle des Elends,
das zu etwa einem Viertel der Fläche der Armut unten vorhanden bleibt. Der
Reichtum hat sich gegenüber 2005 kaum verändert und für Bill Gates stehen 6
Fragezeichen. (a. a. O. S.182)
Der Begriff Dynamisches Ungleichgewicht (a. a. O. S.189) mußte mich natürlich erst einmal aufschrecken lassen, stünde er doch oberflächlich betrachtet im Gegensatz zur biotelen Zielsetzung der dynamischen Stabilität. Gemeint ist mit dem dynamischen Ungleichgewicht aber die Notwendigkeit der Ungleichheit, der PLURALITÄT als Vielfalt auch der Einkommens- und Besitzverhältnisse, ohne welche die Motivation erlischt. PLURALITÄT aber ist Voraussetzung für AUSLESE; einem Hauptaspekt des Marktes neben denen des AUSTAUSCHs und der GEGENSEITIGKEIT. In Dynamik und Ungleichgewicht liegt nicht der dialektische Gegensatz, sondern eine Verstärkung der Bewegung, die ja vom Fortschrittsoptimismus gewünscht und forciert wird. "Global women" der Dienstmädchenstrom aus Streben nach oben spiegelt die Doppelseitigkeit dieser Entwicklung wieder. >Royal Dream International Service< — >Phoenix - Work & Hapiness< in Manila vermittelt massenweise "Frauen zwischen 20 und 35.. für 600 Euro im Monat" von den Philippinen in alle Welt. (siehe: >Das globalisierte Dienstmädchen<, in: Die Zeit 35/04, S.17 / a. a. O. S.186)
LERNEN, da soll man nicht an unsere sterilen Klassenzimmer
und Schulen denken und die dort durchgestandenen Prüfungsängste. >Was
Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr<, sei nicht mehr gültig.
Inzwischen ist lebenslanges Lernen angesagt, aber dies scheint doch etwas
anderes zu sein, und es muß auf einem Grundstock aufbauen, der in der frühen
Kindheit gelegt wird, so füge ich hinzu. Ausgelernt hat man freilich nie. Aber
Examen scheinen doch notwendig, um die Berufszugänge einigermaßen gerecht zu
regeln. (a. a. O. S.52-55) Nun, ich habe die Prügelstrafe noch bis ins 14.
Lebensjahr erlebt; vom 10. Lebensjahr (1941) ab, nicht mehr mit dem
Rohrstock, und nur in ganz seltenen Ausnahmefällen. (Die Praxis Mit-breiter-Schwertseite-Schlagen und Kreide-bis-Schlüsselbundwerfen rührte von einem der
beiden Nationalsozialisten des sonst stark katholisch beeinflußten Gymnasiums,
das Hinausstellen war üblicher.) "Eine einzige tödliche Zumutung"
(a. a. O. S.74) war Schule nicht. Die Klassenstärke war höher, lag zur Zeit
der Einschulung bei 40, und
die "Belehrsituation" forderte Disziplin. Dem
"Bewegungsdrang" hätte eine tägliche Sportstunde besser abgeholfen
als eine wöchentliche und seltene Klassenwanderungen. Aber die täglich
Schulunterrichtsdosis betrug ja lediglich 5 Stunden abzüglich der Pausen; die
häufigen kleinen Prüfungen ("Stils") übten die Streßbewältigung.
Man wurde darauf vorbereitet, auch mit Unangenehmem im Leben fertig zu werden. Eine
"Lernsituation" läßt sich heute bei kleineren Klassen und
audio-visionellen Hilfsmitteln gewiß leichter herstellen. Aber ob die
"frontale Situation" nun völlig abgeschafft werden sollte? (M. Horx
spricht von "aufbrechen") Auf Stoffvermittlung und systematische
Ordnung kann schließlich nicht verzichtet werden. Das Lernen in Gruppen und
Experimentieren ist gewiß zu verstärken. (a. a. O. S.75)
„Ziel der Schule ist nicht mehr die möglichst
frühe Selektion in verschiedene Schultypen. Es geht auch nicht mehr um die
Schaffung einer möglichst schmalen Bildungselite. Aus Bildungsabschlüssen
werden Bildungsanschlüsse, die zu lebenslangem Weiterlernen befähigen. In
diesem Kontext wird Hochschulbildung radikal entakademisiert:
>Hochgebildet< ist nun nicht jemand mit drei Professorentiteln, sondern
jemand mit einem hohen Potenzial von Um-, Weiter- und Wiedererlernen."
(M. Horx empfiehlt hierzu Reinhardt Kahl, Treibhäuser
der Zukunft, Weinheim 2004, mit 3 DVDs). Auf die >Kinderuniversität< in
Heidelberg wird verwiesen.
Aber die großen Entwicklungs- und
Intelligenzunterschiede? Wird diesen durch eine frühe AUSLESE in Gruppen etwa
ähnlicher Leistungsfähigkeit nicht weit besser Rechnung getragen als in einer
Gesamtschule? Eine Durchlässigkeit zwischen den Schultypen war ja immer schon
gegeben, se könnte ja über unabhängige Prüfungen (auch ohne Empfehlung der
eigenen Lehrer!) verstärkt werden. Was macht ein Kind, das Schreiben, Lesen und
Rechnen längst beherrscht in einer Klasse, die mit diesen Grundfähigkeiten
erst anfängt? In unserer Schule, daran sind wir inzwischen 74-76-Jährigen
— in unseren Sprech- und Schreibkontakten immer noch in eine katholische
Mehrheit und evangelische Minderheit gespalten! — uns immer noch einig, hatten
wir eigentlich keine Pädagogen; außer den beiden "NS-Parteigenossen"
hatten unsere Lehrer jedoch eine starke Autorität durch ihr überlegenes Wissen
(einige lehrten später an der Universität) und genossen unsere Zuneigung, da
wir ihr Interesse an unserem Wohlergehen und Fortschritt spürten. Die üblichen
Schulstreiche taten diesem guten Einvernehmen keinen Abbruch. Die Mädchengruppe
war klein, aber fleißiger. Obwohl die Geisteswissenschaften im Zentrum standen,
gingen aus der Klasse auch Naturwissenschaftler, auch ein Forscher in der
Industrie, zwei tüchtige Architekten, Wirtschaftler und nicht nur Lehrer und
Theologen hervor. (Freiwillig und aus Neugier und Sympathie zum Lehrer nahm
sogar ich, der ich mit Theologie — den Besuch der Sonntagsgottesdienste
ausgenommen — wenig am Hut hatte, am Hebräischunterricht
teil!) Die Eigenbrödelei, die Zahl der "Sonderlinge" war
überproportional; in einer modernen Schule, in einer Ganztags- oder
Gesamtschule, hätten sie mehr gelitten. Aber kehren wir in die Zukunft zurück!
„Lernen ist Vorfreude auf sich selbst!" (a. a. O. S.76) „Im
Jahre 2010 ist der Begriff Ausbildung abgeschafft. Lernzyklen erleben wir bis ins
hohe Alter, in einem kontinuierlichen Wechsel von Beruf und Lernen...
Ein Stundenplan 2020:... 5. Liebeskunst: Über Anmache, Schüchternheit und die
Frage sexueller Treue. Bei schönem Wetter im Park neben dem kleinen Weiher.
Keine Paare!" (a. a. O. S.77)
"Google Minds". Die Bildungsübermittlung über
Internet und Suchmaschinen wird als reziprokes Lernen verteidigt,
"effektiver als das alte, kanonische Lernen am linearen Text ...
Netzwerkdenken der höheren Art... Wissenserwerb in einer Art
Möbius-Schleife". Auf die richtige Fragestellung kommt es an. M. Horx
vermutet, daß sich "zwischen dem Neokortex und Partiallappen des
Kortex" (der Parietallappen dürfte gemeint sein! Anweisung für die
Google-Eingabe!), also zwischen Stirn- und Schläfenlappen über das Surfen im
Internet eine neue Synapsenschicht bildet, das >Google-Hirn<. Susan
Greenfield in "Tomorrow's People" (S.173):
>Die Kinder der Zukunft brauchen keine lange Aufmerksamkeitsspanne
mehr, um den linearen Narationen der Worte zu folgen. Sie sind gefangen in der
Unmittelbarkeit, im Hier und Jetzt — immer stärkere Blitzlichter und Sounds,
immer schnellere Sequenzen von vernetzten, fraktalen, virtuellem Wissen, für
das sie keine Motivation oder Konzentration mehr benötigen.< (a. a. O.
S.78,79)
Neugier bleibt noch erforderlich (a. a. O. S.79); sie ist es
ja auch, die viele Kinder und Jugendliche zum Drogenmißbrauch treibt, vermerke
ich bissig. Aber die Dienstleistungsgesellschaft muß ja bedient werden: wir
benötigen dann ein Heer von Psychotherapeuten. Die Oberflächlichkeit von
Bildung sollte als Vorwurf gegen die Bildschirmwelt doch ernster genommen werden!
M. Horx unterscheidet "drei verschiedene Ebenen des Bewußtseins, des >Minds<:
erstens das identische Denken", mit dem wir uns dem Clan, der Gruppe
einordnen und den Sitten und Gebräuchen unterwerfen; Stammhirnherrschaft
sozusagen, das auf Bedrohung und Knappheit reagiert und zu "Ideologie,
Untoleranz und Dogmatismus, Verfolgung und Wahn" führte.
Seit der Antike und als historische Kraft der Moderne entstand dann das duale
Denken, das die Welt in zwei Pole teilt: Mann und Frau, Stadt und Land, Arbeit
und Kapital. auch duales Denken führte noch zu blutigen Verwicklungen. Nun aber
sollen wir in die Wahrnehmung der "ganzen Welt in ihren evolutionär
verwobenen Komplexität eintreten, auf die dritte hebe des "fluiden
Denkens" gehoben werden. (a. a. O. S.80,81) "Die
Mindnessbewegung" soll nach der Verschönerung des Körpers, die des
Geistes in "Konversation" bewirken. (Edward de Bono, How to Have a
Beautiful Mind, London 2004) "Am Ausgang der Industriegesellschaft entstand
die Metapher >Wellness< als Sehnsucht, in immer höherer
Lebenskomplexität körperlich-seelische Entspannung zu erreichen". Nachdem
Wellness inzwischen zum Reklameartikel verkommen ist, sollen wir zur Stufe
der >Mindness< aufsteigen; ohne Höherzüchtung soll diese Kulturstufe
durch lebenslanges Lernen erreicht werden. Wissensökonomie des adaptiven
Geistes, das es mit "Monstern und Gefahren" aufnimmt, wobei "die
offenen Savannen Afrikas" mit den "unendlichen Weiten des
Internet" von heute verglichen werden. (a. a. O. S.81,82)
Die "kleine (Zukunfs-)Geschichte des Lernens" beginnt "vor etwa
75 000 Jahren in Kenia" , als Homo sapiens mit "Zeichen, Symbolen und
Formen" umzugehen lernte. Eine Höhle im östlichen Kongo zeigte kunstvolle
Knochenwerkzeuge mit Widerhaken und läutete den Sprung der Rasse des
Cro-Magnon-Menschen ein. Für die Lernfähigkeit bedurfte es eines großen
Gehirns mit "überdimensionalem Energieverbrauch". (a. a. O. S.56)
Sprache und >Mapping< der Umwelt, Zeichnungen und Karten erhöhten die
Jagdchancen. (Richard Dawkins, Der entzauberte Regenbogen, Wissenschaft,
Aberglaube und die Kraft der Phantasie, Reinbek bei Hamburg,2005 / a. a. O.
S.56) "Kulturelle Muster, ..Traditionen, ..Meme (eine Art Gehirnsoftware)
erst machten die riesige Gehirnmasse notwendig.
"Wir lernen am besten unter leichtem Stress, in einem Zustand
mittlerer Erregung..." (a. a. O. S.57)
Ein Schaubild (Abbildung 3) verdeutlicht den schematisch in
Kästchen den Vorgang des Lernens. Der Ausgangspunkt ist die
"Informationslücke", die zwischen "bereits bekanntem
Wissen" und der "Beobachtung, die im Widerspruch zum Wissen
steht". Die Fortsetzung darunter zeigt die "Wahrgenommene MITTLERE
Lücke" nach der "Wahrgenommenen KLEINEN Lücke" und vor der
"Wahrgenommenen GROSSEN Lücke", der rechts noch die
"Wahrgenommene SEHR GROSSE Lücke" folgt. (Letztere bewirkt also
"keine Reaktion", wird ignoriert., genau so wie die linke
"Wahrgenommene KLEINE Lücke", der "Aufwand lohnt nicht".
Unter der "wahrgenommenen MITTLEREN Lücke" steht die
"Neugierkaskade, Integration in vorhandenes Wissen", der rechts unter
der "wahrgenommenen GROSSEN Lücke" ein Kästchen mit "Angst oder
Verdrängung" sich anschließt. Ganz unten gabelt sich das Ergebnis der
"Neugierkaskade" in ein linkes Kästchen "Wenn Lücke
geschlossen, Speicherung im Langzeitgedächtnis Belohnung" und in ein
rechts Kästchen "Wenn Lücke nicht geschlossen werden kann, Gefühl der
Enttäuschung, Abwendung, Ignoranz". (a. a. O. S.59)
Wer also seinen Mitmenschen etwas Neues mitteilen will, muß sich davor hüten,
zu viel Neues oder zu sprunghaft-gewaltiges Neues anzubieten.
Als aus 100 Milliarden Hirnzellen bestehend wird inzwischen das Menschenhirn geschätzt,
das 1,5 kg wiegt und dessen Aufbau 50 Prozent der Gene und dessen Funktion 30
Prozent der Energie in ständigem Austausch mit Umweltreizen (Imput)
beanspruchen. Lernen ist nach dem Psychologen George Loewenstein (The
Psychology of Curiosity: A Review and Reinterpretation, in: Psychological
Bulletin, 1994, S.116 {1},75-98) ein ständig "wiederkehrender semantischer
Prozess..— von These, Selektion und Bewahrung". (a. a. O.
S.58)
"Dieser Prozeß der kognitiven Dissonanz verläuft nach gewissen
Grundregeln. Ist der >Widerspruchsdruck< dessen , was wir von außen
wahrnehmen, zu klein, machen wir uns nicht die Mühe, ihn in gang zu setzen. Ist
er zu große machen wir die >Schottendicht<..(a. a. O. S.359)
Das oben erläuterte Schaubild verdeutlicht diesen Vorgang;
der "Neugierkaskade" entsprechen "neuronale Ausschüttungen"
in den Synapsen mit einem ">Schwarm< vielfältiger Lösungsmodelle
(Thesen)" aus denen die AUSLESE wählt, was im Gedächtnis (Hippocampus)
gespeichert wird. "Fake Learning oder die Lust an der mentalen
Regression" entspringt der Bequemlichkeit des Menschen. "Die mühsame
Arbeit der kognitiven Dissonanz.. wird ..zugunsten
eines verkürzten Erkenntnis-Belohnungssystems umgangen" unter
Dopaminausschüttung und Glücksgefühl. So erklärt sich der Dogmatismus und
die Ideologie, die Rechthaberei der Jugend und zum Teil auch die Religion und
Verschwörungstheorien. (a. a. O. S.60,61) 1997 wrude eine Neubildung von
Nerven im Hippocampus von Mäusen, die man in eine "interessante
Umgebung" versetzte, nachgewiesen. (s. u. a. Manfred Spitzer, Lernen.
Gehirnsforschung und Schule des Lebens, Heidelberg 2002, S.31) Im Alter greifen
wir dennoch auf unsere >earlly learnings< zurück. 2005 entdeckten die
australische und indonesische Anthropologen um Peter Browns und Thomas Sutnika
auf der ostindonesischen Insel Flores eine neue Menschenart, den Homo
floresiensis, der kaum einen Meter lang war und über ein sehr kleines Hirn
verfügte; in Verbänden von 30 bis 40 Mitgliedern lebte brauchte er offenbar
den Luxus eines großen Hirns nicht, konnte ihn sich wegen des Nahrungsmangels
gar nicht leisten, gab es doch keine größeren Tiere zu jagen. (a. a. O.
S.62,63) M. Horx erwartet, daß die Menschheit immer klüger wird, obgleich die
Massen doch an der Entwicklung der Hochtechnologie kaum beteiligt sind. Im
20.Jahrhundert war ein starker IQ-Anstieg bei der Verstädterung der
europäisch-amerikanischen Bauern zu verzeichnen. (a. a. O. S.64) Nun sollte
man, so meine ich, die Intelligenz des Bauern auf dem Lande mit völlig anderen
Testkombinationen messen! Professor James R. Flynn aus Neuseeland untersuchte
die globale Intelligenzentwicklung und fand Anstiege zwischen 5 und 30 Punkten
in 25 Jahren. Die Deutschen hätten sich "von 1954 bis 1981 um 17
Punkte" verbessert. Ich werde skeptisch, wenn ich an die geistigen
Leistungen der Deutschen im Vergleich zu den früheren Jahrzehnten denke. und an
den Zustand unserer Demokratie. Eine bessere Ernährung steigert die Intelligenz
(a. a. O. S.65) Die Schulbildung nimmt weltweit zu. Eltern kümmern sich mehr um
ihre Kinder. Die Medien tragen zu enormer >Weltbildung< bei. Ein gewisser
Stillstand nach anderen Beobachtern wird nicht verschwiegen. (John Martin
Sundert vom Psychologischen Institut der Universität Oslo konnte "bei
Rekruten in Norwegen in den letzten Jahren keine Intelligenzzunahme mehr"
feststellen; siehe INTELLIGENCE 4/2004)
Der Zusammenhang von "Übersensibilität und Intelligenz" anhand der
Asperger-Krankheit, einer Variante des Autismus, wird gestreift. (Mark Haddon,
Supergute Tage oder Die sonderbare Welt des Christopher Boone, München 2004 /a.
a. O. S..66,67) Männlichkeit soll eine milde Form des Autismus sein und
"Inselbegabung". Sogar Einsteins Selbstdarstellung läßt autistische
Züge erkennen. (a. a. O. S.67) M. Horx stellt die Frage, ob es nicht sogar
einen Trend zu jener "seltsamen Allergie gegenüber der Welt" gäbe
und nennt als Beispiel die Autistin Temple Grandin, die in >Animals in
Translation< ihr Einfühlungsvermögen in die Tiere und ihr Leiden, was zu
Schlachthausreformen führte,. darstellt. >Abweichungsgenies<,
>Inselbegabungen<, >Savants<, Gedächtnis- und Rechenkünstler, sind
in der Regel Autisten, die sich schwer in die soziale Umwelt einfühlen können.
(a. a. O. S.68,69)
"In Zukunft. die Hochbildungsgesellschaft" (a. a. O. S.70) Die hohen
Schul- und Berufsabschlüsse können mich nicht zu Hoffnungsfreudigkeit
für die Zukunft stimmen, wobei doch längst seit PISA in aller Munde ist, daß
Deutschland bereits hinterherhinkt. (a. a. O. S.71)
M. Horx meint, das Problem sei "unsere starre, elitäre Vorstellung von
Bildung und Hochbildung, die.. in der Ökonomie des Wissens aber völlig
ihren Sinn verliert". Jedes Bildungsjahr in der Durchschnittsbevölkerung
steigere das Bruttosozialprodukt um 3 bis 6 Prozent, so etwa in Irland. Bildung
sei "segensreich auch für den sozialen Frieden". (a. a. O. S.72)
Und da sind wir wieder bei der "Schule
der Erkenntnis" angelangt, wobei "das Individuum mit seinen
Verschiedenheiten und diversen Talenten... bei steigender
Kooperationsfähigkeit" im Mittelpunkt stehen und "das Zeitregiment
der alten Unterrichtseinheiten" zumindest aufgelockert werden soll. (a. a.
O. S.75,76) Das Unternehmen zugleich Bildungsinstitutionen sind, ist sicherlich
zu begrüßen und notwendig. (a. a. O. S.77) Gegen die "Alphabetisierung..
als das zentrale republikanische Projekt" ist nun wirklich nichts
einzuwenden, aber auf die "Funktionseliten" (a. a. O. S.73) wird es in
Zukunft mehr den je ankommen. Die Ganztagsschule wie auch Kindergärten wird
sicherlich für einen großen Teil der Kinder und Jugendlichen benötigt, weil
das Elternhaus sie nicht genügend fördern will und vor allem nicht fördern
kann.
Wenn im mitteleuropäischen Kulturkreis angenommen wird, daß nicht "mehr
als 15 Prozent zum Abitur.. taugen", so ist diese nicht nur ein
Niederschlag von Stammtischgeschwätz. Merkwürdigerweise haben die
"Südstaaten" Bayern und Baden-Württemberg niedrige Abitursquoten
gegen über etwa Nordrhein-Westfalen, aber seit Bestehen der Bundesrepublik die
höheren Wirtschaftserfolge. Mit5 dem "tertiären Bildungsabschluß"
hochschulberechtigt seien in Finnland 85 % der 20-Jährigen (25 % davon
studieren und 18 % erreichen den Abschluß), in den USA läge die Quote der
Studierenden bei 64 %, in Schweden bei 75 % und China wird in 10 Jahren die
"40-Prozent.Marke erreichen". (a. a. O. S.71)
Diese Zahlen sagen nicht viel über die wirkliche Verwendbarkeit dieser Bildungsempfänger oder -gesegneten aus, wenn man auf das Gemeinwohl hinsieht. Man darf schon mehr als den Verdacht hegen, daß die Anhebung des Anspruchsniveaus und das Gerangel um akademische Posten im Verein mit einem wachsenden politischen Stimmengewicht sowie das "Redenkönnen" in einer Mediokratie auch zu heftigen Verwerfungen und Spannungen durch Benachteiligung der Nichtakademiker, deren (bürokratisch-politische) Hemmung führt. Aber eine Erforschung der wirklich wichtigen Lebenszusammenhänge wird von diesen K;reisen, die nun ja auch die Wissenschaft beherrschen, aktiv unterdrückt. Echte Hochbegabungen und Talente werden nivelliert oder ausgebeutet. Denn Eliten tragen die industrielle Kultur, und von der Entwicklung der Technik und von der Arbeit der Maschinen, der modernen Sklaven, ernähren und kleiden wir uns, leben wir auch in Zukunft, nicht vom Wissen einer "Wissensgesellschaft".
Springen wir zurück zur "Familie in der
Selfness-Kultur":
„Kinder werden in diesem — und im nächsten Jahrhundert — nicht aus
anderen Gründen geboren, sondern aus den verstärkten alten! Weil wir sie
lieben., weil wir die erhoffen. Weil wir und in ihnen erkennen und ergänzen,
aber auch relativieren..."
Die erste Variante: "Die neue High-care-Familie", in der Kinder von
beiden Elternteilen umsorgt werden. (a. a. O. S.49) Beide Ehepartner sind in der
Regel berufstätig, stellen aber das Familienleben in den Mittelpunkt und suchen
Kompromisse mit ihrem Arbeitsleben.
Die zweite Variante: "Die neo-aristokratische Familie" beansprucht
größere Freiräume und Autonomie bei gehobenen "erfüllten Berufen"
und füllt die Lücke ihrer "Zeit- und Aufmerksamkeitsknappheit" mit
professionellen Serviceleistungen, Dienstkräften oder auch privaten
Bildungsinstitutionen.
Die dritte Variante: "Die fraktale Netzwerkfamilie", sei in den USA
die gewöhnliche, verbreite sich aber auch in Europa und Japan. Eine Art
"Bauernhoffamilien", in den alles durcheinander wuselt, meist ohne
Trauschein, in einem.
"Geflecht von "Exes", Dauer-Freunden, Omas,
Lebensbegleitern. Hauptsache Spaß, auch im Stress. Die >Kids<werden im
Stil >wohlwollender Vernachlässigung< (Miriam Lau), nein, nicht erzogen,
sondern >aufwachsen gelassen<." (a. a. O. S.50)
Eine Art Wiederbelebung der alten Großfamilie. (a. a. O. S.51)
Es wird uns nicht gesagt, aber wir vermuten, daß Schüler der Variante drei
für die so hochgelobte Ganztagsschule vorgesehen werden.
Meine Hauptkritik muß sich gegen den Mangel an Beschäftigung mit dem institutionellen Staatsaufbau richten, wie er aber dem Zeitgeist entspricht. "Platon ist tot", hat mir Prof. Dr. Felix Ekardt (Das Prinzip Nachhaltigkeit - Generationengerechtigkeit und globale Gerechtigkeit, Verlag C. H. Beck, München 2005) geschrieben; einer der wenigen, die überhaupt auf Biotelie wenigstens nach Rückfrage reagierten. Mit Platons "Staat" (politeia) beginnt bekanntlich die Reihe der utopischen Staatsentwürfe. Nicht daß man in letzter Zeit nicht erkannt hätte, daß die Gesellschaft nicht alles unter sich regeln kann, schon gar nicht eine globale Gesellschaft (etwa nach Art einer sozialistischen Familie). Auch M. Horx berichtet ja, daß der Staat als Ordnungsmacht sich wacker gehalten hat. Hält er etwa die Demokratie, in den eben erreichten Formen, für eine Optimal- und Endlösung? Dies ist doch kaum anzunehmen. Also streckt auch er sich nach der Decke, oder er nimmt zumindest an, daß sich die mittleren Köpfe der aus der Dominanz der Familie, als der früheren Zelle der Gesellschaft, befreiten Individuen (a. a. O. S.48), welche die Demokratien lenken, von den Leuten mit vernünftigen, d. h. lebenstragenden Ideen und Gefühl für Gerechtigkeit, den ehemaligen Aristokraten im besten Sinne des Wortes, nicht hineinreden lassen. Aber jenem Block der globalen Nivellierung über Kapitalismus und Wohlstand, einer Art von Demokratie, die bereit von den großen alten europäischen Philosophen (Platon, Aristoteles) als Vorstufe der Diktatur begriffen wurde, tritt zunehmend ein anderer Block entgegen, der die Ideologie (in Form der islamischen Religion), die Autorität bis hin zur totalitären Ordnung des Gottesstaates vertritt und die Jagd nach Lustmaximierung und die Verlogenheit der Menschenrechtsversprechungen der westlichen Welt zur Unterwanderung, zum eigenen Wachstum nutzt. Was Hitler in wenigen Jahren mit einer gigantischen Aufrüstung und mit der Ermutigung zur kinderreichen Familie als Großdeutschland unter "Germanisierung" Europas mit wahnsinnigem Fanatismus, Rücksichtlosigkeit und Gewalt erreichen wollte, das scheint dem nach dem ersten Weltkrieg gedemütigten und zerfallen osmanischen Reich dank der Verschlafenheit und Weltfremdheit der westlichen Demokratien widerstandslos, nahezu spielend in wenigen Generationen zu gelingen: die Turkisierung Europas. Mit dem Fall des abendländisch-christlichen Europas aber würde sich der Verlauf der Weltgeschichte verändern. Der Traum der Pazifisten wäre für geraume Zeit ausgeträumt. Der im Kern militante Islam — verstärkt durch den extremen türkischen Nationalismus — würde zum beherrschenden und weiter polarisierenden Machtblock, die Naturzerstörung und Selbstzerstörung der Menschheit würde noch rascher galoppieren.
Christian Pantle, Demographie Unbekannte Größe, Magazin FOCUS 14/2007
„Selbst der Bevölkerungsforscher Herwig Birg, der wegweisende Studien über
die Zukunft Deutschlands veröffentlicht hat, kann nichts zu dem Thema sagen.
>Hierzulande wird jeder Bienenstock gezählt, nur nicht das, was wirklich
wichtig ist., ärgert sich der frühere Präsident der Deutschen Gesellschaft
für Demographie. Es gibt keine Statistiken über Muslime, und man will die
Zahlen nicht wissen aus Desinteresse, Verantwortungslosigkeit und Feigheit vor
der Zukunft — und zwar von links bis rechts im politischen Spektrum.<
Das Benachteiligungsverbot im Grundgesetz für Menschen
anderer Rassen und Religionen, das dem Schutz der Gleichbehandlung vor dem Recht
dienen sollte, wird von den Ausländern natürlich begrüßt und leider
inzwischen weitgehend auch von den deutschen Behörden so ausgelegt, als hätten
Ausländer gleiche, auch soziale, Rechte wie Inländer, selbstverständlich ohne
entsprechenden Verpflichtungen. Und es war das Steckenpferd besonders der Linken,
aus dem die Revolte gegen die Volksbefragung hervorgegangen ist: als sei nicht
jeder Staat auf eine Reihe statistischer Daten zur Planungssicherheit
angewiesen. Die Menschenrechte, und auf sie beruft sich ja der
Datenschutz, werden in einer Weise ausgedehnt und ausgelegt, daß es auch
zu groben Rechtsverletzungen, ja zur Bedrohung der Rechtsordnung und zum
Bürgerkrieg kommen kann. Daten genießen zuletzt mehr Schutz als Menschen, und
die Hauptstütze echten Fortschrittes insbesondere der Wissenschaft, nämlich
die Aufklärung von Sachverhalten, wird mittels Datenschutzes demontiert. Die
Wissenschaft darf mit hohem Salär rechnen, wenn sie das Verhältnis zwischen
Christen und Muslimen im Mittelalter forscht, aber sie enthält sich sogar
freiwillig der Untersuchung, wie etwa in den Jahrzehnten nach Beginn der
Einwanderung der (türkischen) Muslime in Deutschland deren Integration in die
Industriegesellschaft sich vollzogen hat. Derartige duckmäuserische Ignoranz muß
auch den Zukunftsforschern vorgeworfen werden.
„Kommende Macht. Der Islam bereitet sich in Deutschland rasant aus — aber
kein Forscher oder Statistiker kann sagen, wie schnell. Die letzte zuverlässige
Erhebung ist 20 Jahre alt." (Bilduntertext)
Bei einer geschätzten Bevölkerung Ende 5000 von 82,4
Millionen, wird angenommen, daß davon 31,4 % römisch-katholisch und 30.8 %
evangelisch sind. Auf die in der deutschen Bevölkerung sich ausbreitende Unruhe
reagieren die Politiker mit "Islam- und Integrationsgipfeln .. und hält
die Bevölkerung in einem geradezu grotesken Unwissen". In Talkshows werden
sogar Imame zu Gast geladen, die entsprechend den Vorschriften des Islam zur
Täuschung der Ungläubigen ihre Religion als eine völlig friedliche
darstellen, ohne daß ihnen von Korankundigen widersprochen wird: Der Islam als
eine Art Evangelium der Liebe gereinigt von der Notwendigkeit eines
Wunderglaubens; wenn das nicht auf die Bewohner der ehemaligen DDR, die ja in
Mehrheit keine Vergleichsmöglichkeiten haben, Eindruck macht! Noch nie habe ich
in unseren Medien die Bekanntgabe der Koranvorschriften gehört, die Muslimen
eine Diskussion über Glaubensfragen mit Ungläubigen verbieten. Immer wieder
wird, auch von Seiten der Kirchen, auf die Notwendigkeit eines religiösen
Dialogs hingewiesen: ich habe einen solchen aber noch nie erlebt. Die
zahlreichen Kampfaufrufe und Bedrohungen der Ungläubigen mit deren
Abschlachtung im Koran werden nie erwähnt. Entgegenkommen aber wird von
Muslimen nicht verstanden, höchstens als List Allahs, die zu nutzen sie
aufgerufen sind.
4. Sure, 138.(139.) „Wer sich die Ungläubigen zu Freunden nimmt vor den
Gläubigen, suchen sie etwa Ehre bei Ihnen? Siehe, die Macht ist Allahs allein. 139.
(140.) Und bereits sandte er auf euch in dem Buch (das Wort) hernieder: >So ihr die Zeichen Allahs
hört, wird man sie nicht glauben, sondern verspotten.< Sitzet drum nicht bei ihnen, ehe sie nicht zu einem andern
Gespräch übergehen..."
17. Sure, 47.(45.) „Wenn du den Koran vorträgst, so machen wir
zwischen dir und denen, die nicht ans Jenseits glauben, einen verhüllenden
Vorhang: 48. (46.) und wir legen auf ihre Herzen Decken, daß sie ihn nicht
verstehen; und machen ihre Ohren schwerhörig."
17. Sure,55. (53.) „Und sprich zu meinen Dienern, sie sollen aufs
freundlichste reden. Siehe der Satan sucht Streit unter ihnen zu stiften; siehe
der Satan ist den Menschen ein offenkundiger Feind."
25. Sure, 64. (63.) „Und die Diener des Erbarmers sind diejenigen,
welche auf Erden sanftmütig wandeln; und, wenn die Toren sie anreden, sprechen
sie: >Frieden!<."
29. Sure, 45. (46.) „Und streitet nicht mit dem Volk der Schrift, es
sei denn in der besten Weise, außer mit jenen von ihnen, die ungerecht
handelten; ..."
48. Sure, 40. (38.) „ ..Und Allah ist der Reiche, und ihr seid die Armen. Und
wenn ihr euch abwendet, so wird er euch mit einem anderen Volk vertauschen.
Alsdann werden sie nicht gleich euch sein."
( Koran-Zitate aus: DER KORAN, vollst. Ausgabe nach
d. Übersetzung von Max Henning, Einleitung von Ernst Werner und Kurt Rudolph,
Textdurchsicht, Anmerkungen [in eckigen Klammern] und Register von Kurt Rudolph,
VMA-Verlag Wiesbaden 1959, mit Genehmigung des Verlages Philipp Reclam junior
Leipzig)
„Auf Grund der gesetzlichen Vorgaben kann niemand sagen, wie viele
Muslime eigentlich im Land leben ...Und während Experten vor allem aus den USA
spekulieren, ob und wann Europa zu einem islamischen Kontinent wird, hüllen
sich die Wissenschaftler in Schweigen mit der Folge, dass Spekulationen und
Ängste umso mehr wuchern."
Nach dem Mikrozensusgesetz von 2004 werden die über Muslime
fehlenden Häufigkeitswerte nicht einmal in Stichproben vom Statiktischen
Bundesamt erhoben. Die Demographieinstitute befassen
sich nicht mit dem Thema. Die letzte Erhebung stammt von der Volkzählung am 25.
Mai 1987. Damals bekannten sich 1,65 Millionen zum Islam; für "2000
schätzte die Regierung ihre Zahl auf 2,8 bis 3,2 Millionen, davon
eine Million mit deutschem Pass", auf Grund von Angaben islamischer Organisationen
mit fraglichem Erkenntniswert. Timothy Savage aus Washington schätzt, daß die
Muslime in der Jahrhundertmitte in Westeuropa die Mehrheit bilden.
In der Schweiz ergab die Volkszählung 2000 für die Zahl der Kinder pro Frau
bei Hindus 2,79, für Muslime 2,44, für Einheimische 2,1 . Im übrigen
Europa liegt die einheimische Geburtenquote weit niedriger
„Bei Geburten, Ehen und Todesfällen darf das Statistische Bundesamt
ausnahmsweise die Religionszugehörigkeit erfassen 62 959 der 685 795 Kinder,
die 2005 hierzulande geboren wurden haben danach Eltern, die sich beide zum
Glauben an Allah bekennen, also mehr als doppelt so viele wie der angebliche
muslimische Bevölkerungsanteil von 4,0 Prozent, wenn man der kursierenden Zahl
von 3,3 Millionen Glauben schenken soll...
>Der Familiennachzug stellt einen der breiten Trampelpfade dar<, berichtet
der Politologe Stefan Luft. So würden mehr als die Hälfte — geschätzt 60
Prozent — der Ehen türkischer Staatsbürger in Deutschland mit einem Partner
oder einer Partnerin aus der Türkei geschlossen. >Hier findet ein
entscheidender Prozess zur Auffüllung ethnischer Kolonien statt<, erklärt
der Buchautor. (St. Luft, >Abschied von Multikulti<, Resch-Verlag 2006)
>Geburtenraten der Zuwanderer etwa aus der Türkei sind zwar
überdurchschnittlich hoch, gleichen sich aber zunehmend an<, meint der
Wissenschaftler an der Universität Bremen. Szenarien, wonach Immigranten die
deutsche Bevölkerung in wenigen Jahrzehnten verdrängten, ließen sich nicht
belegen. >Das gilt erst recht für die Behauptung, Deutschland oder Europa
werde in absehbarer Zeit muslimisch.<"
Die Universität Bremen galt schon seit Jahrzehnten als
"linksgerichtet". Spekulationen hinsichtlich der Abnahme der
Geburtenüberschüsse können sich also nicht auf Statistiken stützen, was
Stefan Luft offenbar wenig stört. Die Schülerzahlen etwa der Berliner Schulen,
an denen z. T. katastrophale Zustände herrschen, zeigen schon heute einen
ständig steigenden Anteil von Immigrantenkinder. Außerdem haben gewissenlose
Politiker der Türkei den EU-Beitritt in Aussicht gestellt, was — nach
derzeitiger Rechtslage — freien Zuzug von Muslimen zu Folge hätte.
Der Kommentator Mark Steyn ..höhnt .. im >Opinion Journal< des >Wall Street Journal<.. in Richtung liberaler Europäer: >Wenn Feminismus, Abtreibung oder Homoehe eure Herzensangelegenheiten sind — warum seid ihr so sicher, das der Toleranzkult fortbesteht, wenn eines Tages die größte Gesellschaftsgruppe mit Freude intolerant ist?<" (FOCUS 14/2007, a. a. O. S.49,50)
42. Sure, 50. (51.) „Und nicht kommt es einem Menschen zu, daß Allah mit
ihm sprechen sollte, es sei denn in Offenbarung [eigentlich >Gesicht
(Vision)< oder >Eingebung<] oder hinter einem Vorhang."
43. Sure, 4. (5.) „Sollen wir denn von euch die Ermahnung abwenden, weil ihr
ein übertretend Volk seid? 5. (6.) Und wie viele Propheten entsandten wir unter
die Früheren, 6. (7.) doch kam kein Prophet zu ihnen, den sie nicht
verspottet hätten."
(Koran-Zitate aus: DER KORAN, vollst. Ausgabe nach
d. Übersetzung von Max Henning, Einleitung von Ernst Werner und Kurt Rudolph,
Textdurchsicht, Anmerkungen [in eckigen Klammern] und Register von Kurt Rudolph,
VMA-Verlag Wiesbaden 1959, mit Genehmigung des Verlages Philipp Reclam junior
Leipzig)
Richard Layard, Die glückliche Gesellschaft - Kurswechsel für Politik und Wirtschaft, Campus Verlag Frankfurt / New York, 2005, ISBN 3-593-37663-6
Ein didaktisch geschickt aufgesetztes, eingängiges und sehr lesenswertes Buch.
Auf der Umschlagseite:
"Das neue Leitbild einer verantwortungsvollen Wirtschaft und einer
sinnvollen Politik"
>Ich hoffe, mit diesem Buch einen Wandel einzuläuten, hin zu einer
Sichtweise, die Menschen mit ihren Gefühlen in den Mittelpunkt stellt. Die Zeit
für diesen Wandel ist überreif.< Richard Layard
Es ist üblich, einen einzigen Gesichtspunkt, eine
Zielrichtung für die Politik herauszustellen; aber muß es ausgerechnet das
Glück sein, eine Subjektivität, die so schwer zu objektivieren ist?
Leidet nicht die Politik gerade darunter, daß sie sich gänzlich nach den
Gefühlen der Bürger ausrichtet und Vernunftgründen so wenig Raum gibt?
Greifen wir auf den § 1 der (noch utopisch-fiktiven) biotelen Weltgesetzgebung
zurück, so besagt dieser, daß es um die Erhaltung eines bejahenswerten
Lebens geht. Hier liegt also die Brücke zu diesem Buch, beschreiten wir sie!
Vorwort. ”Ich bin Wirtschaftswissenschaftler* — ich mag dieses Fachgebiet
sehr und habe ihm viel zu verdanken. Leider haben viele
Wirtschaftswissenschaftler die Angewohnheit, das Glück einer Gesellschaft mit
ihrer Kaufkraft gleichzusetzen. Diese Ansicht habe ich nie teilen können, und
die Geschichte der vergangenen 50 Jahre hat sie gründlich widerlegt. In den
letzten Jahren hat sich jedoch eine neue Richtung in der Psychologie entwickelt,
mit der wir das Glück ganz neu verstehen und seine Ursachen wissenschaftlich
ergründen können. Mithilfe dieser Psychologie sowie den neuesten Erkenntnissen
der Wirtschaftswissenschaften, der Hirnforschung, der
Gesellschaftswissenschaften und der Philosophie können wir heute eine neue
Vision eines glücklichen Lebens und einer sinnvollen Politik entwerfen. Die
Zeit ist gekommen, einen Versuch zu unternehmen und sich mutig an dieses
wichtige Projekt zu wagen." (a. a. O. S:9)
* „Lord Richard Layard ist Direktor des Center for Economic Performance an der
London School of Economics. Seine Studien zur Arbeitslosigkeit waren Grundlage
des englischen New Deal des Arbeitsmarktes, der zu einer deutlichen Reduktion
der Arbeitslosenzahlen in England führte.."(a. a. O. S.2)
Trotz erheblichen Anstiegs von Einkommen und
Lebensstandard hat sich das Glück der Menschen nicht vermehrt. (a. a. O.
S.13,43) Wenn die Grundverssorgung gesichert ist, so können Politik und
Wirtschaft das Glück der einzelnen kaum erhöhen. (a. a. O. S:14)
Die Schwellengrenze hinsichtlich der Abhängigkeit des Glücks vom Einkommen
wird in Europa mit 12 000 Euro, an anderer Stelle mit 20 000 US-Dollar (a.
a. O. S.48) angegeben. an die
Die "Philosophie des Glücks", der Hedonismus, wurzelt schon in der Antike. Aristoteles erhob die Glückseligkeit als eudaimonia zum Lebensziel, das über Philosophie und moralisches Handeln erreichbar sei. Noch John Stuart Mill griff diese Auffassung auf und schätze die Beglückung durch geistige Betätigung höher ein als etwa das "Kegeln... mit Freunden". Mit Carol Ryff von der Universität Wisconsin wird in der Tat methodisch ein höherer Glückrang über die Entwicklung von "Lebenssinn, AUTONOMIE, positive Beziehungen, Selbstwertgefühl und persönliche Entwicklung" erreichbar. (a. a. O. S.35) Statistisch nachgewiesenermaßen leben Menschen mit positiver Lebenseinstellung länger; stärken Glücksempfindungen nicht nur die Motivation, sondern sogar das Immunsystem. (a. a. O. S.36,37,31)
Das hübsche Bild vom genügsamen Philosophen Diogenes, der in einem Faß gewohnt haben soll, wird von R. Layard wohlweislich nicht herangezogen. Der griechische Philosoph Epikur und Kaiser Marc Aurel fehlen ebenfalls.
Jeremy Bentham hat das >Prinzip des Glücks< entsprechend der erneuerten demokratischen Bewegung als >Prinzip des größten Glücks< auf die größtmögliche Zahl von Menschen erweitert. Bentham selbst verkörpert und demonstriert jedoch noch heute die Vergänglichkeit des Glücks; lebenslang von panischer Angst vor dem Tod verfolgt, sitzt er als Gründervater der Londoner Universität mumifiziert in seinem Originalanzug in einer Holzvitrine dort in der Vorhalle. (a. a. O. S.15) Die meisten Religionen haben der Sehnsucht nach Glück damit Rechnung getragen, daß sie die höchste Glückseligkeit in den Himmel, ins Jenseits nach dem Tode, verlegten. Glücklich können sich heute muslimische Selbstmordattentäter mit unschuldigen Opfern in die Luft sprengen, weil der Prophet Ihnen ewige Glückseligkeit versprochen hat. Aber auch der Agnostiker, der menschliche Unkenntnis über viele wesentliche Zusammenhänge sich aus Achtung vor der Wahrheit eingesteht, kann sich an die Hoffnung klammern, daß sein Bemühen um ein besseres Schicksal, auch um das der anderen, einen tieferen Sinn und bleibenden Wert hat. Diese "spirituelle" Dimension kam mir bei diesem Buch zu kurz. (Der Hinweis auf den Buddhismus neben "anderen religiösen Traditionen die spirituelle Versenkung lehren", im Zusammenhang mit "kognitiver , >positiver Psychologie< (a. a. O. S.20), scheint mir unbefriedigend. Die Vernachlässigung oder gar Mißachtung der spirituellen Dimension durch das moderne Abendland könnte sich rächen, wenn es sich nicht bald auf seine spirituellen Grundlagen besinnt; und wenn es ihm nicht gelingt, durch höhere Anpassungsfähigkeit auch auf spirituellem Gebiet seine Überlegenheit und Hoffnungsfähigkeit unter Beweis zu stellen. (Der Spagat zwischen der überlieferten christlichen Religion und der aus der Befreiung der Individualität entsprungenen modernen Wissenschaft ist freilich enorm.)
Das "Glück des einzelnen" nach John Stuart Mill über alles zu stellen (a. a. O. S.22), befriedigt nicht, hat aber immerhin den Vorteil, daß die Überbetonung des kollektiven Glücks, wie etwa im Nationalismus, wie wir ihn extrem auch im deutschen Nationalsozialismus mit seinem Appell an die Hordeninstinkte erlebten, nicht gutgeheißen wird. Der Gruppenegoismus, der in der Parteiendemokratie, nur sehr künstlich gebändigt, als Cliquenwirtschaft mit Tendenz zu krimineller Entartung die politische Szene beherrscht, wird ebenfalls in diesem Buch als störende Wahrheit weitgehend verdrängt. Aber unter "Wege zum Glück" (im Buch der 2. Teil) geht derzeit kaum jemand an der "Cliquenwirtschaft" vorbei. Aber das Glück übersteigt auch von sich aus die Schranken des Egoismus, wovon das Liebesglück ein eklatantes Beispiel ist, das die Grenzen des Ich und dessen Egoismus sprengt zu einem in höchster Stufe nur miteinander erlebbarem Glück. Wenn "geteiltes Leid halbes Leid" ist, so scheint dies auch vom Glück zu gelten.
„Das Prinzip des größten Glücks ist das beste Leitbild für die Politik.
Es ist auch die geeignete Richtschur für meine persönlichen
Entscheidungen." (a. a. O. S.131)
Dabei müssen wir auch das Glück der anderen berücksichtigen. Dabei liegt
allen moralischen Vorstellungen immer auch "das Prinzip der
Unparteilichkeit ... zugrunde". (a. a. O. S.132)
Das biotele Gutachtenverfahren etwa steht und fällt mit der Gewähr der
Unabhängigkeit der Gutachtenerstattung über Anonymität auch der Gutachter
untereinander; Gutacher dürfen sich nicht vorher absprechen und dürfen nicht
der Bestechung zugänglich sein. Die Unterschiede in der Ausprägung des
"moralischen Sinnes" werden dadurch relativiert, daß eine
Entscheidung im Eigeninteresse oder im Interesse einer Gruppe der hohen Gefahr
der Aufdeckung und Bestrafung unterliegt. Emotionen werden als
Entscheidungsmaßstab gegenüber der dem rationalen Denken vorgegebenen
Richtlinie der Lebenserhaltung und ihren Aspekten absichtlich bei der biotelen
Begutachten zurückgedrängt. Die emotionalen Belange werden in der
Endentscheidung über ein bioteles Gesetz, das rational mit dem Gemeinwohl in
Einklang steht, durch das Veto oder Nichtveto der Betroffenen
berücksichtigt.
"Die Interessen von A und B müssen bei der Entscheidung das gleiche
Gewicht haben."
Bei R. Layard wird aber der Staat kaum ins Visier genommen, er verläßt sich
gänzlich auf die Gesellschaft in der Mitgefühl und Solidarität (der Ausdruck
kommt kaum vor) herrschen.
„Wenn ich eine bestimmte Arbeit nicht bekomme und die Stelle an einen
kompetenten Mitbewerber geht, dann weiß ich, dass meine Enttäuschung durch
seine Freude aufgewogen wird. Diese Art zu denken geht weit über unsere
tierische Natur hinaus und passt besser in eine Zeit, in der wir nicht mehr um
unser Überleben kämpfen müssen. Eine glückliche Gesellschaft steht auf zwei
Beinen: dem größtmöglichen Mitgefühl für andere und der größtmöglichen
Unparteiligkeit." (a. a. O. S.133)
Aber leider ist eine solche Selbstlosigkeit und Nächstenliebe ein überzogener
Optimismus. Erbgutforscher hätten festgestellt, daß "Gewissenhaftigkeit..
zu rund 40 Prozent vererbbar sei. (a. a. O. S.115) Wenn die Grundlage für
moralisches Verhalten von Kind auf das Bedürfnis nach Anerkennung ist (a. a. O.
S.114), so gibt es doch auch die diebische Freude daran, den anderen zu
übervorteilen oder doch wenigstens, wie im fairen Spiel, zu überrunden.
Gewöhnung spielt eine sehr große Rolle und entspricht der großen
Anpassungsfähigkeit des Menschen. Auch an Armut und Unterdrückung kann er sich
gewöhnen. Die Beleidigung des Selbstwertgefühls wird als Motiv der
Sklavenaufstände herausgestellt. (a. a. O. S.137)
Dabei sollte m. E. aber auch in Rechnung gestellt werden, daß auch
Minderbegabte oder vom Glück benachteiligte oder auch Faule ungerecht und
massiv etwa gegen Eliten oder Angehörige von durch Natur oder Schicksal
Bevorzugte oder infolge Eigeninitiative Erfolgreiche tätig und sogar
tätlich werden können, und dies auch auf dem Umweg über die politische
Macht., wie etwa der Kommunismus und die Varianten des Nationalsozialismus sehr
deutlich unter Beweis gestellt haben.
Der Vorwurf der Zweckmäßigkeit gegenüber dem Glücksprinzip trifft alles
vernünftige Handeln. R. Layard argumentiert, daß "eine glückliche
Gesellschaft moralische Regeln wie etwa den Schutz Unschuldiger, Wahrhaftigkeit
und so weiter... braucht". Sie müssen "aus innerem Antrieb
heraus" befolgt werden. Regelkonflikte sind nicht ganz vermeidbar. Das
Bentham' sche Glücksprinzip muß also zweimal abgewogen werden: bei der
Regelaufstellung und bei Einsatz der Regeln. (a. a. O. S.138) Noch die Väter
der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung , wie Thomas Jefferson, hielten
die Sklaverei für zulässig. "Das übergeordnete Prinzip der Maximierung
menschlichen Glücks" hilft weiter, selbst noch bei der persönlichen
Berufswahl. Denn das Glücksprinzip gebe auch Gebote her, während in der
übrigen Moralphilosophie angeblich Verbote vorherrschten. Ob man in der Frage
"über den Umgang mit Kriminellen" mit dem Glücksprinzip weiter
kommt (a. a. O. S.141) ?, frage ich. Soll man auch das Glückgefühl der
Kriminellen optimieren? Kann man dies bei Sittlichkeitsverbrechern überhaupt
verantworten?
„Keiner von uns kann die Verantwortung für die ganze Menschheit
übernehmen. (a. a. O. S.141,142)
Es wird nun auch von R. Layard eingeräumt, daß wir nicht
das Wissen für eine sehr weite Folgenabschätzung unseres Handelns haben und
daß es und mehr Befriedigung verschaffe, wenn wir uns nahestehenden oder
wenigstens bekannten Menschen helfen. (Der biotele Aspekt der SUBSIDIARITÄT
läßt grüßen!) Und gerade in der Frage, wie dann die Hilfsbereitschaft auf
alle Menschen verweitert, also globalisiert werden könnte, werden doch, nicht
nur "moralische Institutionen", sondern staatliche benötigt. Und
daran schließt R. Layard noch einmal einen Appell an, uns um eine einheitliche
Philosophie, die des Glücks, zu bemühen. (a. a. O. S.142,143)
Daß Subjektivität an Hirntätigkeit gebunden ist und als
solche mit modernen Methoden nachgewiesen werden kann (a. a. O. S.29), hilft m.
E. nur sehr bedingt bei der Glücksverbreitung weiter. Es gibt den "Zustand
des Sich-wohl-Fühlens" ebenso wie den "Zustand des
Sich-schlecht-Fühlens" und unsere Zustand gibt Anlaß zum VERGLEICHEN mit
dem Zustand anderer Menschen. Glück sei ein "Zustand des
Sich-wohl-Fühlens" verbunden mit dem Wunsch von dessen Fortdauer: Die
Ursachen für beide Zustände sind sehr verschieden. (a. a. O. S.24) Vom
"Gefühlshaushalt" ist die Rede. (a. a. O. S.25) Die Objektivierung
durch die Hirnstrommessung (EEG) ist ein weit schwierigeres Unterfangen, als vom
Autor dargestellt. MRI- oder PET-Scanner helfen schon besser weiter. Während
des Zeigens von angenehmen Bildern zeigt sich beim letzteren Verfahren ein
weißer Fleck über dem linken vorderen Stirnlappen, bei unangenehmen Bildern
über dem rechten Stirnlappen. Mit starker Magneteinwirkung auf die linke
Hirnhälfte lasse sich die "Laune" anheben." >Linksseiter<
lächeln" angeblich häufiger. (a. a. O. S.31,32) Die Amygdala, der
Mandelkern in der Stammhirnregion ist ebenfalls beteilt, nicht nur an
Fluchtreaktionen wie schon bei niedrigen Säugetieren. (a. a. O. S.32,33) R.
Layard zeichnet ein Achsenkreuz, um dennoch die Eindimensionalität des Gefühls
zu behaupten. Auf der Abszisse steht das Paar "unglücklich —
glücklich", auf der Ordinate von unten nach oben "ruhig —
erregt" Zum "unglücklich " hin und zu "erregt" (also
oben) steht die "Aufregung", während zu "ruhig" Richtung
"unglücklich" (also unten) die "Niedergeschlagenheit" ihren
Platz findet. Zum "glücklich" hin (also nach rechts) steht in
Richtung "erregt" (also oben) die "Freude" und in Richtung
"ruhig" (also nach unten) die "Zufriedenheit". (a. a. O.
S.34) Der Mensch handelt im "Streben nach Wohlbefinden". Angst und
Depressionen, das "den-Schwanz-Einziehen" als Unterwerfungsgeste, als
Verteidigung gegen den Stärkeren und als Appell an die Horde, die Furcht vor
lauernden Raubtieren mögen stammesgeschichtlich für die Lebenserhaltung von
Bedeutung gewesen sein. Heute seien sie unangemessen. (a. a. O. S.40,42)
Die Befragung ist die näher liegende und einfachere Methode, um Glück zu
"messen". Als "sehr glücklich" bezeichneten sich 38 % in
Stichproben Befragter in den USA, 36 % in Großbritannien und 24% in
Deutschland, als "ziemlich glücklich" 53 % in den USA, 57% in
Großbritannien und 54 % in Deutschland, als "nicht sehr glücklich" 9
% in den USA, 7% in Großbritannien und 20 % in Deutschland, wobei hier noch 2 %
auf die zur Wahl gestellte Kategorie "unglücklich" entfielen.
Fremdeinschätzungen durch Verwandte, ja Einschätzungen von völlig Fremden
stimmten mit der Selbsteinschätzung der Probanten überein. (a. a. O. S.26) Man
könnte sich fragen, warum die Deutschen so signifikant weniger glücklich sind
als US-Amerikaner und Briten; es wird keine Antwort auf diese Frage gegeben.
Aber in einer Graphik im Abschnitt über "Das Gleichgewicht zwischen Arbeit
und Leben zeigt sich, daß in Deutschland nur ca.1 650 Stunden im Jahr
gearbeitet wird, In Großbritannien und den USA aber knapp unter 2 000 Stunden
(in Schweden ca.1760 Stunden), übrigens bei gleicher Produktivität. (OECD,
Employment Outlook 2003,S.322 / a. a. O. S.63) Wie schwierig alle solche
Zurechnungen einzuordnen ist, ergibt sich aus der Feststellung, daß wir uns an
Zuwachs materieller Güter sehr rasch gewöhnen und daß sie uns langweilig
werden, was zur Folge habe, daß wir auf Kosten unserer Freizeit immer länger
arbeiteten. (a. a. O. S.62)
Aus den wiedergegebenen Angaben heraus müßte man m. E. schließen, daß
Großbritannien und die USA weitaus höhere Staatsausgaben hat als die übrigen
europäischen Länder, denn ihre Arbeitsentgelte liegen doch nicht auf so viel
niedrigerem Niveau. R. Layard erklärt aber, daß die Kaufkraft in den USA und
in Deutschland trotz verschiedenem Prokopfeinkommen gleich sei. (a. a. O. S.153)
"Gefühle ändern sich", etwa mit den
verschiedenen Tätigkeiten. Die Selbsteinschätzung von 900 berufstätigen
Frauen in Texas auf einer Skala von 1 - 10 in Stunden pro Tag ist in einer
Tabelle zusammengefaßt:
"Sex 4,7 — 0,2; geselliges Beisammensein 4.0 — 2,3; Entspannung 3,9 —
2,2 ; Gebet/Meditation 3,8 — 0,4 ; Essen 3,8 — 0,4 ; Sport/Fitness 3,8 —
0,2 ; Fernsehen 3,6 — 2,2; Einkaufen 3,2 — 0,4 ; Essen zubereiten 3,2 —
1,1 ; Telefonieren 3,1 — 2,5 ; auf Kinder aufpassen 3,0 — 1,1 ;
Computer/E-Mail/Internet 3,0 — 1,9 , Hausarbeit 3,0 — 1,1 ; Arbeit 2,7 —
6,9 ; Pendeln 2,6 — 1,6 . (Kahneman, D.,/Krueger, A../ Schkade, D. /Schwarz,
N./Stone, A. >A survey method for characterizing daily life experience: the
day reconstruction method {DRM}, Princeton University, Tab.1, 2003 / a. a. O.
S.27) Es wird nicht gesagt, ob der doch noch relativ niedrige Wert von Sex durch
die Aufteilung des Glücks auf verschiedene Tage zustande kam. Die niedrigen
Werte für das "auf-Kinder-Aufpassen" scheinen mir ebenfalls
bemerkenswert.
Eine zweite Tabelle stellt das Glücksempfinden derselben Frauen im Zusammensein
mit verschiedenen Personen zusammen: Mit Freunden 3,7 — 2,6 ; mit Verwanden
3,4 — 1,0 ; mit Partnern 3,3 — 2,7 ; mit den eigenen Kindern 3,3 — 2,3 ;
mit Klienten/Kunden 2,8 — 4,5 ; mit Kollegen 2,8 — 5,7 ; allein — 3,4 ;
Vorgesetzten 2,4 — 2,4 . Die Befindlichkeitskurve der Frauen über den
Tag hinweg ist eine deutlich aufsteigende mit einem Gipfel in der Mittagspause.
(a. a. O. S.28,29)
Von einer weiteren Tabelle sei berichtet, die sich damit
befaßt, "was ... unser Glück ...beeinträchtigt" in Prozentpunkten
auf einer "Skala von 10 bis 100 Punkten" des "Rückgangs des
Glücksempfindens":
„Familie: Scheidung (Zahlen im Vergleich zu verheirateten Paaren) 5 ;
Trennung 8 ; Verwitwung 4 ; nie verheiratet 4,5; zusammenlebend 5
Arbeit: Arbeitslosigkeit 6 ; unsicherer Arbeitsplatz 3 ;
Arbeitslosenquote steigt um 10 Prozentpunkte 3 ;
Einkommen: Familieneinkommen verringert sich um ein Drittel 2 ;[wurde der
Skaleneinschätzung der übrigen Glücksfaktoren zugrundegelegt]
soziale Umwelt: >im Allgemeinen kann man Menschen vertrauen<
1,5. Die Prozentzahl der Menschen, die diese Frage in Umfragen bejahen, sinkt um
50 Prozentpunkte.
Gesundheit: Die subjektiv empfundene Gesundheit verschlechtert sich um 20
Prozentpunkte 6 ;
Freiheit: Eigenschaften der Regierung (Weißrußland 1995 im Vergleich
mit Ungarn 1995) 5 ;
Werte: Die Frage >Gott spielt eine wichtige Rolle in meinem Leben< wird
eher mit Nein beantwortet. 3,5 ."* (a. a. O. S.79) Die Statistik
gehört zur Tabelle: "Die sieben Glückfaktoren:
familiäre Beziehungen - finanzielle Lage - Arbeit - soziales Umfeld -
Gesundheit -persönliche Freiheit - Lebensphilosophie" (a. a.
O.78,79)
*(Helliwell, J./ Bonikowska, A {Hrsg.} The Contribution of Human an
Social Capital to Sustained Economic Groth and Well-Being, Ottawa: HRDC and
OECD, 2001, basierend auf dem World Values Survey / Blanchflower, d. G. /Oswald,
A. Is the UK moving up teh interntional wellbeing rankings?, Warwick University,
mimeo, Tab.7, 2000 / Di Tella, R. /MacCulloch, R. /Oswald, A.
>The macroeconomics of happiness<, in: Review of Economics and Statistics
85, S.809-827, Tab. 8,10, 2003)
Nun verstehen wir auch, warum "Unsere
Glücksbilanz" in den letzten 50 Jahren nach unten gegangen ist oder sich
zumindest mit dem gewaltigen Anstieg des materiellen Wohlstandes nicht angehoben
hat. (a. a. O. S.43) Betrachten wir nur eine weitere Statistik, nämlich die des
Anstiegs der "Scheidungen und Alleinerziehenden in den USA und
Großbritannien":
In den USA stieg der Anteil der "Scheidungen pro Jahr (prozentualer Anteil
an allen verheirateten Paaren)" von 0,9 im Jahr 1960 auf 1,9 im Jahr 2000,
stieg die "Zahl uneheliche Geburten (prozentualer Anteil an allen
Geburten)" von 5 auf 33 und der "Alleinerziehende (prozentualer
Anteil von allen Familien)" von 9 auf 27 in den selben Zeiträumen.
Für Großbritannien belaufen sich die Zahlenanstiege bei Scheidungen von 0,2
1960 auf 1,3 2000, bei unehelichen Geburten von 5 auf 40 und bei
Alleinerziehenden von 6 auf 21.
Hinzu kommt der Anstieg der Zahl der Verbrechen in den USA um 300 Prozent, in
Deutschland um 400 Prozent und in Großbritannien um 500 Prozent "zwischen
1950 und 1980", also in einer Zeit geringer Arbeitslosigkeit und deutlicher
Einkommensnivellierung. (a. a. O. S.94)
Der Vertrauensschwund zwischen in der Gesellschaft ist enorm; "im Jahr 1952
dachte die Hälfte der Menschen in den USA, ihre Mitbürger seinen >so gut
0151moralsich und ehrlich — wie immer<." 1998 waren Dreiviertel der
Meinung, "dass die Menschen weniger moralisch und ehrlich seien als
früher." (a. a. O. S.95) In Großbritannien ist die Zahl der
Vereinsmitglieder nicht zurückgegangen wie in den USA. In Europa sei seit 1980
die Vertrauensfrage "zunehmend positiv beantwortet" worden. Früher
hatten die Frauen bis 10 Kinder zu gebären und zu versorgen, heute genügen
wenige Kinder und steigt die Lebenserwartung. Technik erleichtert den Haushalt.
(a. a. O. S.97) Frauen wurden berufstätig, behielten aber die Hausarbeit. Die
"sexuelle Revolution" (Oswald Kolle!) propagierte Sex vor der Ehe und
nebenbei, auch am und über den Arbeitsplatz. Das
"Zerrüttungsprinzip" ersetze den Ehebruch als Scheidungsgrund. In der
Familie bleibt kaum noch Zeit füreinander. (a. a. O. S.99) In den Ehen von
Bestand wurden die Männer etwas zufriedener, die Frauen etwas unzufriedener.
(a. a. O. S.100) Die Fernsehzeit geht zu Lasten des Soziallebens. Kontakte,
Sport, Kreativität nahmen ab. "Fernsehen präsentiert die Extreme".,
zeigt mehr Gewalt und aufregenderen Sex als die Wirklichkeit zu bieten hat und
weckt Begehrlichkeiten und fördert durch Abstumpfung und Nachahmung Gewalt. (a.
a. O. S.101) "Die Mordrate.. liegt noch zwei Tage nach der Übertragung von
Schwergewichtsboxkämpfen im US-Fernsehen... um 9 Prozent über dem normalen
Niveau". So auch mit der Selbstmordrate. "Fernsehen steigert die
Aggression". Beim Aufkommen des Fernsehens war dies nicht so, da man sich
an die Wirklichkeit hielt. (a. a. O. S.102) Fernsehen "bombardiert"
uns mit vielerlei Kultur und zerstört die eigene; erhöht auch die
"Norm" für "Reichtum und Schönheit" und schafft damit
Unzufriedenheit beim VERGLEICHEN mit der Realität. Wohlstand und Schönheit der
anderen werden überschätzt, denn das Leben des Durchschnittbürgers ist weit
unterrepräsentiert. (a. a. O. S.103) Ein anderer Einsatz des Mediums
Fernsehen wird angemahnt. (a. a. O. S.104) 1998 habe der König des
buddhistischen Bhutan am Himalaja als "oberstes Ziel seines Landes... die
Erlangung des Glücks" verkündet. Aber im Folgejahr ließ er das Fernsehen
zu. Alsbald stiegen Scheidungen, Drogenkonsum, Kriminalität,
Kindesvernachlässigung an; in den Schulen wurde diskutiert und nicht gelernt.
Unzufriedenheit griff um sich. (a. a. O. S.91) Auch die biotelen Aspekte des
AUSTAUSCHS und des VERGLEICHENS müssen also durch die Zielsetzung der
dynamischen Stabilität in Schranken gewiesen werden; der gewaltige Zwiespalt
zwischen Glauben und Wissen, wie ihn die katholische Kirche erfahren und
durchstehen mußte, wird immer wieder aufgerissen. Der Globalisierung müssen
auch Grenzen gesetzt werden, um die immer neu gerungen werden muß.
„Wir brauchen nicht weniger als eine Revolution in der Wissenschaft: Alle
Gesellschaftswissenschaften müssen zusammen dazu beitragen, das Glück zu
untersuchen. Und wir brauchen eine politische Revolution: Glück muß das Ziel
der Politik werden, und jedes land muss die Entwicklung des Glücks genauso
messen und bewerten wie die des Bruttosozialprodukts. Und über diesem Text
steht eine Grafik, in der gezeigt wird wie von "mehr Mobilität" zwar
"mehr Einkommen", aber auch "weniger stabile Familie, mehr
Verbrechen und andere Werte" ausstrahlt. (a. a. O. s.164,165)
"Moral und Werte" zerfallen mit dem
"Rückgang der Religiosität" im Zuge des wissenschaftlichen
Fortschritts. Früher wußte sich jeder vom allmächtigen Gott ständig
beobachtet und behütet., Sünden wurden mit dem Höllenfeuer bestraft. Die
Befreiung von "falschen Schuldgefühlen" wiegt nicht auf, daß
"einem ungezügelten Egoismus Tür und Tor geöffnet" wurde. Als
Sozialethik habe die "religiöse Moral .. noch eine Weile .. bei den
"Sozialdemokraten...überdauert.." und auch bei den
"bürgerlichen und christdemokratischen Parteien."(a. .a
S.105,106) Die Kommunisten hätten ruhig auch genannt werden dürfen. Aus dem
Calvinismus und Puritanismus über die Wirtschaftsliberalen hat sich der
Individualismus verbreitet. "Zu Recht ...lehnen wir... jegliche
Ehrerbietung für ererbte Positionen ab". Aber da ist auch die
Respektlosigkeit gegenüber Eltern, Lehrer und Polizisten, auch wo sie Respekt
verdienten.
„Selbstverwirklichung ist kein ausreichendes Lebensziel". (a. a.
O. S.106).... Leider bietet unsere gegenwärtige Kultur keine überzeugenden
Grundsätze. Das Ende der Religion und der Sozialethik der Linken haben ein
moralisches Vakuum hinterlassen.." (a. a. O. S.107) „Heute leben wir in
einer Gesellschaft, die keine gemeinsame philosophische Basis mehr für ihre
öffentliche und private Moral hat." (a. a. O. S.127)
Von der Zielsetzung, die wissenschaftlich fundiert das Leben in den Mittelpunkt stellt, also von BIOTELIE, wird wie allgemein üblich keine Notiz genommen; obwohl es doch durchaus denkbar wäre, daß in einem biotelen Staat die Menschen am glücklichsten leben könnten. Als Überdachung aller Weltanschauungen wäre der agnostische Einschub deshalb besonders geeignet, weil er ein Höchstmaß an Toleranz zur Folge hat, und auch der Skeptiker seinem Bedürfnis nach Unsterblichkeit dadurch Rechnung tragen könnte, daß er die Möglichkeit offen läßt, daß die Zeit als Dimension den Dimensionen des Raumes ähnlich sein könnte, und das Universum als Ganzes so "Bestand" hätte.
"Unsere Bedürfnisse sind nicht vorgegeben", nicht vollständig, möchte ich diese Aussage einschränken. Einen hohen Rang nehmen unsere Sicherheitsbedürfnisse ein. (a. a. O. S.18) Gesundheit rangiert tiefer, als ich zunächst erwartet hätte. Von Gesunden werde das Leid der Behinderten und Kranken oft überschätzt (a. a. O. S.84), und R. Layard behandelt die Linderung der psychischen Krankheiten durch Psychopharmaka eingehender. Die Depression ist die schlimmste Krankheit, sie zerstört unser Glück absolut. Etwa ein Fünftel der Bevölkerung in den USA und Europa erleidet irgendwann im Leben eine Depression (a., a. O. S:200), und in der Behindertenstatistik ist sie mit 17 % beteiligt ("andere psychische Krankheiten 12 %, Alzheimer 8 %, Alkoholismus 8%, Drogenmißbrauch 2 % Migräne 2 %, Atemwegserkrankungen 8 %, Herz-Kreislauferkrankungen 5 %, Krebs 2 %, andere 36 %") Die Mehrheit der psychisch Kranken würden fachgerecht versorgt, teils infolge Ablehnung der Patienten, teils infolge Unachtsamkeit aus der Gesellschaft. (a. a. O. S.201,202) Schwere Depressionen nahmen in der Ersten Welt seit den 70er Jahren zu. (a. a. O. S.48,49)
Die Erblichkeit spielt eine erhebliche Rolle für das
Glücksempfinden, wie aus dem Zwillingsregister der Universität Minnesota
hervorgeht. (a. a. O. S.70) Für bestimmte Krankheiten und Fehlverhaltensweisen
gibt es ebenfalls eine erbliche Disposition. Di3e Wahrscheinlichkeit, daß
beide Zwillinge an Schizophrenie erkranken lag für eineiige bei 48% bei
zweieigen bei 17%. Für Depression liegen die Ergebnisse bei 65 % bzw. 14 %,
für männlichen Alkoholismus bei 41% bzw. 22%, für Jugendkriminalität bei 91
% bzw. 73 %, für Erwachsenenkriminalität bei 52 % bzw. 23 %. (a. a. O. S.71)
Von psychisch kranken Eltern adoptierte Kinder " wurden mit größerer
Wahrscheinlichkeit psychisch krank als Adoptivkinder, deren Adoptiveltern nicht
selbst psychisch krank waren". (a. a. O. S.73)
„Die Befragung des World Values Survey misst die Qualität einer Regierung anhand von sechs Faktoren: Verläßlichkeit von Recht und Gesetz; Stabilität sowie die Abwesenheit von Gewalt; Meinungsfreiheit; die Wirksamkeit staatliche Einrichtungen; Freiheit von Korruption; die staatliche Ordnung insgesamt. So werden drei Aspekte der Freiheit abgedeckt. persönliche, politische und wirtschaftliche Freiheit." (a. a. O. S.84)
Der Individualismus, der "den Menschen bestenfalls
das Ideal der Selbstverwirklichung zu bieten" habe, habe sie nicht
glücklicher gemacht. Das "Pendel" schwinge heut wieder zurück in
Richtung "Zwischenmenschlichkeit und Gemeinwohl". (a. a. O. S.16)
Abgesehen von unseren Lebensumständen, haben wir es weitgehend in der Hand, uns
Ziele zu setzen und unsere Zukunft in die Hand zu nehmen: "Jeder ist seines
Glückes Schmied". (a. a. O. S.87) Langeweile ist ein bedeutender
Passivposten. (a. a. O. S.88) Der biotele Aspekt der AKTIVITÄT ist damit
angesprochen. Aber wir sollten uns wieder stärker darüber klar werden,
"warum wir Gemeinschaft brauchen". Die kleine Geschichte mit den
beiden Jungen und dem Bär stößt uns auf die Wahrheit, daß in höchster Not
in der Regel jeder sich selbst der Nächste ist. Der eine der Jungen zeiht
sofort seine Turnschuhe an. ">Was soll's. Du bist sowieso nicht
schneller als der Bär<", sagt der andere. >Mag seine, aber schneller
als du!" (a. a. O. s.109)
Da die Menschheit ursprünglich in der afrikanische Savanne lebte, greift R.
Layard das Beispiel mit der Antilopenjagd auf. Bei Zusammenarbeit bekommen
>Ich> und >Du< je zwei Tiere; wenn ich dich betrüge bekomme
>Ich< 3 und Du 0, wenn >Du< mit vertraust und umgekehrt, wenn
>Du< betrügst und >Ich< vertraue. Wenn wir uns gegenseitig nicht
trauen erbeuten wir jeder nur 1 Tier. Auf Dauer lohnt sich also die
vertrauensvolle Zusammenarbeit. (a. a. O. S.110,111)
In der Philosophie spricht man vom Gefangenendilemma. Es wurde nachgewiesen,
daß die Aufklärungsquote von Verbrechen die Zahl der Verbrechen beeinflußt.
Aber moralisches Verhalten geht häufiger aus Sorge vor dem Verlust des guten
Rufs als aus Angst vor Strafe hervor. (a. a. O. S.113) Der Wunsch nach
Anerkennung ist von Kindheit an stark. (a. a. O. S.114) Die Hilfsbereitschaft
gegenüber Menschen, die wir nie gesehen haben, entspringt dem
Gerechtigkeitssinn bzw. der Moral. Einem Prozent der Menschen, die man als
Psychopathen bezeichnet, fehlt dieses Empfinden. Zu 40 Prozent soll es vererbt
sein. (Loehlin, J., Genes and Environment in Personality Development,
Newberry Park, Canada: Sage, 1992) Der bescheidenere Mensch, der weniger als
seinen Anteil fordert, wird, wenn es knapp zum Überleben hergeht,
untergehen. Die Strategie ambitionierter Kooperation, der also auf seinem Anteil
besteht, bewirkt ein "stabiles evolutionäres Gleichgewicht". (a. a.
O. S:116) Aber diejenigen, die sich gerechter verhalten, sind meist auch
erfolgreicher, da sie mehr Vertrauen erzeugen. Es gibt einen Hang dazu, den
sofortigen Vorteil künftigen vorzuziehen. Aber es gibt auch die
Möglichkeit der Selbstverpflichtung (a. a. O. S.117) und des Aufschubes für
die Gegenleistung im Hinblick auf ein gemeinsames Ziel, in der Ehe, in
Freundschaften aber auch im Geschäft. (a. a. O. S.18,119) Der biotele Aspekt
der GEGENSEITIGKEIT wird hier berührt.
Ein gemeinsames Projekt einer Ehe könnten etwa die Kinder sein.
>Schaffe alles Glück, das du schaffen kannst; beseitige alles Elend, das du beseitigen kannst.< Jeremy Bentham. (a. a. O. S.127)
Wir befinden uns wieder im 2. Teil "Wege zum
Glück'" (a. a. O. S.125) Bentham war ursprünglich Rechtsanwalt und wollte
es nicht fassen, daß im Wirrwar der Gesetze keine Ordnugn gab und ein Schafdieb
mit Erhängen bestraft wurde. (a. a. O. A.127) Gerechtigkeit beinhalte die
Annahme, "dass alle Menschen gleich sind", indem das Glück des einen
so viel zählt als das des anderen. (Dies ist meine Formulierung, denn R. Layard
trennt das Glück als getrennten Aspekt von der Gerechtigkeit ab. Ich möchte
doch lieber die Gleichbehandlung vor dem Gesetz, also bei Anwendung der Gesetze
und die Anwendung einer für alle gültigen Moral als Gerechtigkeit bezeichnen)
„Glück ist das übergreifende Ziel, denn, anders als alle anderen, ist
es ganz offensichtlich gut." (a. a. O. S.128)
„Daher sind Werte wie Gesundheit, Autonomie und Freiheit, instrumentell —
sie dienen einem Zweck, und wir können Ziele benennen, denen sie untergeordnet
sind. Deshalb sind wir auch oft bereit, einen dieser Werte für einen anderen zu
opfern." (a. a. O. S.129)
Gegen meinen Einwand, daß eine solche Auffassung vom
Lebensziel hinter die Erkenntnisse der christlichen Kultur, in welchem der
Opfertod Jesu im Zentrum steht, zurückfallen würde, könnte R- Layard
einwenden, daß Jesus sich geopfert habe, weil er das Glück im Jenseits
erlangen und auch anderen zugänglich machen wollte, eben ein Maximum an Glück,
"das größtmögliche Glück", die Glückseligkeit. Der Autor geht
aber auf diese Fragestellung hier nicht ein, schade. Glück wird landläufig als
der Gesundheit inhärent, eingewurzelt betrachtet: ähnlich auch der Freiheit
als Möglichkeit zur Selbstentscheidung. Wenn Politik überwiegend auf die
Subjektivität, die "Gefühle" der Bürger abstellt, wie es bei den
derzeitigen Demokratien der Fall ist, dann gehen auf Dauer Gesundheit und
Freiheit und die anderen Werte den Bach hinunter.
Daß Glück mittels gehirnphysiologischer Untersuchungen "gemessen"
werden kann, mag etwa für die Methode des Lügendetektors von Wert sein,
gesellschaftlich anwendbar ist nur die Methode der Befragung.
Unter "Das Wohl aller" behauptet R. Layard, daß das Glück im
Gegensatz zu allen anderen Werte nicht in dienen Wertekonflikte geraten könne,
was doch bestritten werden kann (wie übrigens das Leben ebenfalls nicht
unangefochten an der Spitze der Werteskala steht, wie bei Biotelie).(a. a. O.
S.128) Auch an den "Sozialneid" (a. a. O. S.55) muß erinnert werden
und an die Mißgunst und Schadenfreude, meine ich. Die Familie und enge Freunde
werden als allerwichtigster Glücksfaktor herausgestellt und die Verantwortung
dafür betont, ein Kind in die Welt zu setzen. (a. a. O. S.195) In der Rangfolge
reihen sich "finanzielle Lage, Arbeit, soziales Umfeld, Gesundheit,
persönliche Freiheit und Lebensphilosophie" an. (a. a. O. S.78)
R. Layard beruft sich hinsichtlich der "sieben Glücksfaktoren" auf
ähnliche Ergebnisse wie der Nobelpreisträger Amartya Sen die Ziele der Politik
formuliert habe. (Layard, R. / Glaister S.: Cost-benefit Anaylysis, Cambridge:
Cambridge University Press, 1994)
„Wenn wir Lebensqualität messen wollen, dann muss das auf den
Empfindungen der Menschen gründen...
Aber solange wir nicht wirklich beweisen können, dass unsere Ziele mit den
tatsächlichen Gefühlen der Menschen übereinstimmen, laufen wir Gefahr,
Menschen von oben herab hzu behandeln. Wir dürfen nie sagen: >Dies ist gut
für dich, auch wenn du dich damit kein bisschen besser fühlst.<" (a.
a. O. S.129)
Gibt es nicht — etwa aus der Erfahrung als Erzieher heraus
— nicht genügend Situationen, in denen Menschen (wegen deren Mangel an
Weitsicht) zu ihrem Glück gezwungen werden müssen?
Die demokratischen Wahlen sind nichts anderes als Befragungen
der Menschen, bei denen sie m. E. hauptsächlich ihr Glück abwägen, ich räume
dies ja ein. Jedes biotele Gesetz soll deshalb obligatorisch der
Direktabstimmung durch die mutmaßlich von den Gesetzesauswirkungen Betroffenen
unterworfen werden. Auch R. Layard, und der Hedonismus überhaupt, meinten
natürlich nicht daß das Leben im Jagen nach augenblicklicher Lust und
unmittelbarem Vergnügen aufgehen sollte. Man müsse sich langfristige Ziele
setzen, um glücklich zu sein.
Aldous Huxley zeichnet in "Schöne Neue Welt" "das Schreckensbild
einer narkotisierten Gesellschaft". Robert Nozick, Philosophieprofessor an
der Harvard Universität ersann sich eine Glücksmaschine, in der sich der
Benutzer virtuell ein glückliches, aktives Leben gestaltet. (a. a. O. S.130)
Und so ist denn auch später von einer "Prozac-Nation?" die Rede, die
unter einer Droge wie das körpereigene Endomorphin, das im Gegensatz zu
Morphium nicht süchtig macht, von Schmerzen befreit und sein Glücksgefühl
anhebt. Für Millionen psychisch Kranker will der Autor die Anwendung
gutheißen. (a. a. O. S.234) Den übrigen darf ja die Sorge um die
Lebenserhaltung dann doch nicht abgenommen werden, soll nicht alles in einem
kollektiven Selbstmord enden. Richtig ist, daß bei der Behandlung von psychisch
Kranken auf die Fortschritte der Pharmakatherapie nicht verzichtet werden kann;
das im Zuge der Umstellung von der Industrie- zur Dienstleistungsgesellschaft
wachsende Heer der Psychotherapeuten ist teilweise anderer Meinung. (a. a. O.
S.235) Auf die Möglichkeit "schlechte Gene" (a. a. O. S.237)
irgendwie auszumerzen (man verzeihe mir diesen Ausdruck!), am einfachsten doch
durch eine eugenische Regulierung der Fortpflanzung (auf welcher menschlichen
und rechtlichen Grundlage sei hier ebenfalls ausgelassen, zumal ja noch lange
nicht spruchreif) geht R- Layard nicht ein. Mit "wirkungsvolleren
medizinischen Drogen" hofft er "irgendwann.. mit Suchtdrogen wie
Heroin oder Kokain aufzuräumen". (a. a. O. S.237)
Im Großen und Ganzen setzt R. Layard auf eine
"Positive Psychologie" nach Martin Seligman bei der Aufgabe,
"nach den Ursachen echten Glücks und Lebenssinns" zu suchen.
(Seligman, M, What You Can Change and What You Can't, New York Knopf, 1994 und
S. M., Authenitic Happiness, New York: Free Press, 2002, deutsche Ausgabe: Der
Glücksfaktor, Bergisch Gladbach, Ehrenwirth, 2003) Hier werden Glück und
Lebenssinn zusammengefaßt, was ja nun nicht ganz unproblematisch ist. Barry
Schwartz et al. vom Swarthmore College haben zwei Gruppen von Menschen
"ermittelt": die >Maximierer<, die immer Vergleichen müssen, um
das Beste zu haben, und die >Zufriediger<, die mit dem Ausreichenden
zufrieden sind. Die letzteren waren die Glücklicheren. Wir verwendeten
"viel zu viel Zeit auf die Zukunft" und vernachlässigten die
Gegenwart. (a. a. O. S.217)
Für uns Intellektuellen, die wir in Minderheit auf das Gemeinwohl abstellen,
trifft dieser Vorwurf meist zu, aber die Masse Mensch lebt doch sehr in den
Augenblick hinein, so meine ich.
Die Unmittelbarkeit dem Gegenüber, der Natur gegenüber sollen wir dem
Buddhismus absehen und die Mitfreude am "Glück der anderen" anstreben
oder noch besser ausgedrückt: Liebe. (a. a. O. S:218) Daniel Goleman (G.
D.: Emotional Intelligence: Why it Can Matter More Thand IQ, London, Bloomsbury,
1995; deutsche Ausgabe: Emotionale Intelligenz, Hanser, München 1996) wird als
Zeuge für eine Erziehung gegen die ansteckende "geistige Armut"
angerufen. In Kursen sollen schon bei Kindern Verständnis und
Gefühlskontrolle; Respekt und Hilfsbereitschaft auch anhand von Vorbildern:
Genuß des Schönen; "Ursachen und Heilung von Krankheiten, eingeschlossen
psychische Erkrankungen, Drogen- und Alkoholmißbrauch; Beziehung, Familie und
Elternschaft; Arbeit und Geld; Umgang mit Medien und wie sie unsere Werte
beeinflussen; Kommunikation mit anderen und Geselligkeit; politische
Beteiligung; philosophische und religiöse Vorstellungen" behandelt und
eingeübt werden. (a. a. O. S.218,219) Dies ist allerdings ein Mammutprogramm,
und schon der letzte Punkt zeigt, daß mit vehementem Widerstand von Seiten der
Eltern zu rechnen ist, von denen viele gezwungen wären, ihre Kinder in
Bekenntnisschulen zu schicken. R. Layard räumt ein, daß der Einfluß der
"Jugendkultur" zu stark ist und diese auf breiter Front verändert
werden müßte.
„Das Ziel wäre nicht mehr und nicht weniger als die Vermittlung
gesünderer Einstellungen und die Bildung stärkerer Charakter."
Auf den nachgewiesenen Placebo-Effekt bei Medikamenten wird
dann noch hingewiesen, also darauf, daß der Glaube allein (bei der
Pilleneinnahme ohne Wirkstoff) Körper und Geist heilen kann. (a. a. O. S.220)
Ich würde fordern: wir benötigen eine bessere Lehrerschaft, eine mit
"gesünderer" Einstellung und stärkerer Verwurzelung in der
Wirklichkeit. Berufsschullehrer, die oft aus dem Handwerk kamen, erscheinen mir
oft überzeugender als ewige Schulgänger.
Und dann kommen wir zum ursprünglichen Fachgebiet des
Autors zurück, zur Wirtschaft. Die Wirtschaftswissenschaft bevorzugt die
Marktwirtschaft wegen deren Effizienz. Die übertriebene Orientierung am
Individualismus führt R. Layard auf die Dominanz des Behaviorismus in der
Psychologie, mit ihrem Gipfel in der Mitte des 20.Jahrhunderts, zurück,
welcher ausgerechnet in der Seelenlehre die Subjektivität zurückstellt und
Objektivierung durch Verhaltensbeobachtung forderte. (a. a. O. S.145) Watson und
Pawlow werden genannt. (a. a. O. S.151) Burrhus Frederic Skinner an der
Harvard Universität begann mit Rattenversuchen in der Skinner-Box. (a. a. O.
S.145) Das Blatt habe sich aber "glücklicherweise" wieder gewendet.
Gefühle werden von der Psychologie wieder beachtet.
Noch Ende des 19. Jahrhunderts sah man in der Wirtschaft ein Mittel zur
Glücksbeförderung. Glück wurde als meßbar erachtet. (Blanchflower D. G./
Oswald,A.: Is the UK moving up the international wellbeing rankings?, Warwick
University, 2004. Dort Zitat einer mathematischen Glücksformel). Der Psychologe
William James beschäftigte sich damals mit Gefühlen.(a. a. O. S.151), während
Skinner den Menschen als Blackbox behandelte. (a. a. O. S.151,152) Die
Wirtschaftswissenschaften schlossen sich an und richteten sich nur noch nach dem
Verhalten der Menschen. (a. a. O. S.152)
Der freie Markt unter Tauschhandel ist "auf wundersame Weise
effizient". (a. a. O. S146,147)
Die biotelen Aspekte des AUSTAUSCHES, kombiniert mit dem der GEGENSEITIGKEIT,
nach Anwendung des VERGLEICHENS zum Zwecke der AUSLESE, auf Grund eines
Willensentschlusses, der die Leistungs- oder Warenauslese vorausnimmt, bürgen
für diese Wirksamkeit, die auch Bedürfnisbefriedigung und Glücksgefühle zur
Folge hat. Aber zunächst einmal ist der Markt ein "formales Verfahren und
völlig unpersönlich". Der Markt muß monopolfrei sein; Verkäufer und
Käufer "müssen den gleichen Informationsstand über die Waren haben,
sonst bedarf es des Verbraucherschutzes. Der AUSTAUSCH soll nur die Beteiligten
betreffen. Häufig werden aber Dritte geschädigt, etwa durch Industrieabgase.
Solche "externen Kosten" müßten eigentlich in die Kalkulation mit
einbezogen werden. (a. a. O. S.148,149) Ein wichtiges Instrument der
Wissenschaft ist die Kosten-Nutzen-Analyse, die fordert, daß eine Politik
verändert werden soll, wenn sie mehr nützt als schadet. Für den Nutzen
steht die Zahlungsbereitschaft. (a. a. O. S.149) R. Layard findet das Beispiel
einer Kosten-Nutzen-Analyse einer "neuen Autobahn durch ein
innerstädtisches Problemviertel":
Die Autofahrer würden dabei ebensoviel durch Verkehrsbeschleunigung gewinnen,
wie die Einwohner durch Lärm- und Abgasbelästigung verlieren würden. (Kann
man beides denn vergleichen oder gar in Geldwert umrechnen?) Wäre es mit einer
Ausgleichszahlung an die Stadtbewohner getan? Nach diesem "hypothetischen
Ausgleich" wäre "die Gesellschaft ... im Durchschnitt reicher
geworden " durch den Autobahnbau. (a. a. O. s.152) Will man das Problem
über die Zahlungsbereitschaft lösen, so müßte man auch berücksichtigen,
"wie viel jeder Seite der einzelne Euro wert ist". (a. a. O. S. 150)
Dem Reichen, so setze ich die Überlegung fort, (und wäre
dies nicht auch der Fiskus, der die Autobahn bezahlt?) bedeutet der einzelne
zusätzliche Euro wenig, dem armen Bürger aber im Problemviertel sehr viel (a.
a. O. S.153) , so daß die Entscheidung m. E. für den Autobahnbau ausfallen
würde.
Setzt man mit Biotelie aber die Gesundheit für einen sehr hohen Wert an, so
hätten die Autofahrer die Unbequemlichkeit eines Umweges zu tragen. Das
Glücksprinzip könnte übrigens zum gleichen Ergebnis hochgerechnet werden,
wenn man die "Zahlungsbereitschaft" als Recheneinheit aufgäbe.
Das "Volkseinkommen oder Bruttosozialprodukt .. wurde in den
dreißiger Jahren des 20.Jahrhunderts entwickelt", um Arbeitsmarkt und
Konjunktur besser zu überschauen, sei aber leider bald "als Maßstab für
den Wohlstand eines Landes mißbraucht" worden. Die Folge war, daß sich
viele Wirtschaftswissenschaftler nicht mehr an "den tatsächlichen
Bedürfnissen der Menschen" orientieren. (a. a. O. S.152) Verluste
fürchten wir mehr, als Gewinne uns erfreuen; Menschen zeigen inkonsequentes
Verhalten, da sie keine logischen Wesen sind. (a. a. O. S.153) Bei Reformen, die
etwa über Vereinfachungen für die Gesamtheit vorteilhaft sind, gibt häufig
wenige Verlierer, was den Politikern sehr zu schaffen machen kann. (a. a. O.
S.160,161)
Risiiken werden oft nicht richtig eingeschätzt, so etwa das Suchtrisiko (a. a.
O. S.161), gute Vorsätze werden häufig verschoben, Kleine Wahrscheinlichkeiten
werden häufig überbewertet, wovon das Glücksspiel profitiert; R. Layard
bringt aber die Überschätzung des kleinen Ansteckungsrisikos bei wenigen
Fällen einer epidemischen Erkrankung. (a. a. O. S.162,163)
Entgegen der Ansicht vieler Wirtschaftler verändertren sich nicht nur die Moden
sondern auch die Werte; weshalb sie lieber von Geschmack als von Wert reden. (a.
a. O. S.158) Menschen mit gleichem Lebensstandard können verschieden glücklich
sein, Hängt die Bezahlung von der Leistung ab und gibt es ein öffentliches
Ranking, so wirke dies demotivierend sogar auf Leute, die" großen
Spaß an der Arbeit" haben. Preisverleihungen werden" Teil der
Selbsteinschätzung". (a. a. O. S.158) "Wenn ein befreundeter Kollege
einen Sonderbonus für besondere Leistungen bekommt, habe ich das Gefühl, ich
habe auch einen verdient." (a. a. O. S.156) Statusdenken hat sich bereits
bei Affen etabliert und instinktiv verankert. wer einen Rivalen besiegt erhält
mehr Weibchen und Bananen. (a. a. O. S.167,168) Aber das Statusdenken ist ein
Nullsummenspiel: Wenn einer aufsteigt, muß ein anderer dafür absteigen. (a. a.
O. S.168,169)
„Aus Sicht der Gesellschaft als Ganzes ist dieser Kampf um relatives
Einkommen absurd."
Der Wettlauf sollte kollektiv begrenzt werden, ähnlich dem
Rüstungswettlauf. (a. a. O. S.169)
„Die Antwort ist, dass es einfach zu viele Menschen gibt, als dass eine
solche Abmachung funktionieren würde." (a. a. O. S.170)
Der Anreizcharakter von Belohnung für bessere Leistung wird also bestritten;
ist dies nach dem Glückhaushalt der Gesellschaft erforderlich oder auch nur
zweckmäßig? Ist es nicht der Traum eines "Gutmenschen"?
Mit dem "Irrglauben an den freien Konsumenten" will R. Layard
aufräumen. Wer länger arbeitet, kann mehr Geld verdienen, aber er verliert
auch Freizeit für sich und seine Familie. Wenn einer mehr verdient, "sein
eigenes relatives Einkommen" steigert, dann fällt "das relative
Einkommen der anderen"; dies sei der >externe Effekt<, "ein
Schaden für die anderen, den man durchaus als eine Form der Umweltverschmutzung
bezeichnen sollte". (a. a. O. S.170)
„Das Ergebnis sind Überarbeitung und ein gestörtes Gleichgewicht
zwischen Arbeit und Leben. (a. a. O. S.170,171)
Aber R. Layard verweist auf das Gegenmittel gegen Umweltverschmutzung und Sucht:
die Besteuerung. (a. a. O. S.171) Hier werde eine Steuererhebung nicht zur
zusätzlichen Belastung, sondern zur Entlastung. (a. a. O. S.171,172) Es müsse
berücksichtigt werden, daß mit der Besserstellung des einen, "der Rest
der Gesellschaft unzufriedener" fühlt. Durch Gewöhnung hat der Gewinner
an -Glück "ein Jahr später schon wieder 40 Prozent" davon
verloren. Die Mehrheit der Europäer sei mit ihrem Einkommen bei längeren
Urlaubszeiten zufrieden, auch wenn sie sich mit den Kollegen in den USA
verglichen, die doppelt so lange arbeiten. (a. a. O: S.174) R. Layard meint
außerdem, wir sollten denen, die anderen helfen mehr Anerkennung zollen als
denen, die nur immer vorwärts kommen wollen. Miteinander und Fürsorge müßten
wieder gestärkt werden. (a. a. O. S.175) Also macht er sich für eine weniger
leistungsabhängige Bezahlung stark, für eine solche nämlich, die nicht jeden
Griff und jeden Schritt kontrolliert und nachrechnet.
Mobilität in der Arbeit, auch wenn sie mit Einkommenssteigerungen verbunden sind, zerstören Gemeinschafen und Freundschaften, sie schwächen "das zwischenmenschliche Vertrauen" (a. a. O. S:156,157); vernichten Heimatgefühl, wie ich dazu sagen würde. (An diesem Punkt komme ich selbst dem "Glücksprinzip" dieses Buches am nächsten, wenn ich es biotel auch mit Zusammenhängen aus der Wirkung auf die Lebenserhaltung, die dynamische Stabilität begründete.) Auch Ehen halten eher in vertrauter Umgebung wegen der Rücksicht auf diese und Hilfe durch diese. Umziehen schwächt die Sozialkontakte (a. a. O. S.198)
Noch so viele Anwälte und Kontrolleure können das
Berufsethos nicht ersetzen.; durch "Fixierung auf Geld" kann es
beschädigt werden. Innerbetriebliche Anerkennung kann wichtiger sein. Indirekt
folgt ein Lob des "Gutmenschentums", womit R. Layard Menschen
mit uneigennützigem Verhalten versteht. (a. a. O. .S.159,160)
Wir verstehen unter dem üblich gewordenen "Gutmenschen" inzwischen
das Verhalten von Leuten, die das sozial wünschenswerte Verhalten von Menschen
als vorhanden voraussetzen und der Illusionen Vorschub geben, sie selbst
verhielten sich so, obgleich sie im "Ernstfall" oder auch sofort
menschliche Schwächen, die sie in Abrede stellen, für ihren Eigenvorteil
ausnützen oder günstigenfalls in Krisenfällen auf die "Norm"
menschlicher Schwäche zurückfallen.
Gegen eine leistungsabhängige Bezahlung sei nichts einzuwenden, wo diese auch
dem einzelnen zugeordnet werden könne. (a. a. O. S.175,176) Die Entlohnung der
Leistung eines Teams kann — so habe ich es verstanden — zu gleichen Teilen
erfolgen und schon der Druck der Gruppe wird dafür sorgen, daß sich jeder
anstrengt. Aber "die objektive Messung der Leistung" des
Einzelarbeitsplatzes sei bei den wenigsten möglich. Man schreitet zum Vergleich
der Mitarbeiter untereinander, und der fällt sehr subjektiv aus und führt zu
viel Verdruß und Spannungen; die Selbstwertverletzungen würden durch das
wenige Geld nicht ausgeglichen. Die alte Methode der Arbeitsplatzbezahlung habe
also etwas für sich. (a. a. O. S.176,177) Hierarchie sei unvermeidbar und der
Anreiz für Mitarbeiter mit besondere Qualitäten müsse auch in besserer
Bezahlung bestehen. Aber erst mit der leistungsabhängigen Bezahlung wachse der
Dauerstress. (a. a. O. S.177) Es werden Beispiele dafür angeführt, daß
zusätzliche finanzielle Anreize die freiwillige Leistungsbereitschaft
schwächen. können, so beim Blutspenden und bei der Bereitschaft für die
Zustimmung zur Endlagerung von Atommüll. (a. a. O. 177,178) Bei Wahl des
Berufes und des Arbeitsgebers könne und dürfe Geld ein Motiv abgeben; nach
Eintritt in den Beruf aber sollen die Kollegen und die Arbeit selbst motivieren.
Beim öffentlichen Dienst seien da große Fehler begangen worden mit der
leistungsbezogenen Bezahlung; man hätte die "Kompetenz und die berufliche
Weiterbildung" herauszustreichen müssen. (a. a. O. S.179) Aber mir fällt
in diesem Zusammenhang ein, daß heute von Seiten der jungen Leute meist zu
hören ist, daß die Arbeit Spaß machen müsse; aber nur wenige verrichten jede
Arbeit mit Spaß und fühlen sich durch sie befriedigt.
Was die Werbung anbelangt, so ist in Schweden jede verboten, die sich an Kinder
unter 12 Jahren wendet. Aufgedrängte Werbung fördert die Verschwendung. (a. a.
O. S.180)
Das Leben soll angesichts der erreichen Sicherheit nicht zu einem dauernden
Wettbewerb verkommen. aber gab es denn "in der afrikanischen
Savanne"(a. a. O. S.180,181) unserer Vorfahren nicht gerade mehr
Miteinander?, so frage ich. Aus einer Tabelle geht hervor, daß der
"Prozentsatz der 11-15-Jährigen, die aussagen, die meisten ihrer Schüler
seien freundlich und hilfsbereit" in der Schweiz bei 81, in Schweden
bei 77, in Deutschland bei 76, in Dänemark bei 73, in Frankreich bei 54, in den
USA bei 53, in Russland bei 46 und in England bei 43 liege. (WHO, Young People's
Health in Context, hrsg. von Candace Currie u. a. Eine Deutung fehlt
leider.)
"Wettbewerb und Auseinandersetzung und eine Meßlatte
der Leistung werden als gesund bestätigt; sogar Risikoanreize werden als
notwendig bestätigt.; schließlich liege beides schon in unseren Genen. Aber
auch "Sicherheit und innere Ruhe" seien "ein wertvolles
Gut". (a. a. O. S.183) Professor Daniel Kahnemann an der Universität
Princeton, der als Psychologe den Nobelpreis für Wirtschaft erhielt, belegte
die erhöhte Verlustangst durch Versuche. Beim Münzwurf als Spiel mußte der
Einsatz verdoppelt werden, wenn das Risiko des Verlustes bestand, damit sich
Spieler fanden. Einer Studentengruppe wurde eine Tasse angeboten, für die sie
durchschnittlich 3,50 US-Dollar zu bezahlen bereit war. Die zweite Gruppe
erhielt die Tasse geschenkt und erklärten, 7 US-Dollar verlangen zu wollen,
wenn sie sie wieder hergeben sollten. (:a. a. O. S.185) Gegenüber dem
"Schreckgespenst der Globalisierung" gibt R. Layard Entwarnung.
(a. a. O. S.186) Für Otto-Normalverbraucher wüchsen weiterhin die Vorteile.
Das Schrumpfen in der Produktionsgüterindustrie werden im
Dienstleistungsgewerbe ausgeglichen. (a. a. O. S.187)
„Eine Nation ist immer konkurrenzfähig, und Menschen werden aufgrund
ihrer Produktivität bezahlt. Wenn wir mehr Sicherheit wollen, müssen wir
vielleicht hinnehmen, daß wir weniger Geld in der Tasche haben."
Bei stärkerer Unternehmensbesteuerung, komme weniger Kapital
ins Land, aber die Hauptsteuereinnahme des Staates erziele er bei der Arbeit,
und die sei weniger mobil. (a. a. O. S.188) Ich muß gestehen, daß ich hier mit
der Logik nicht folgen kann und weniger optimistisch bin, insbesondere wenn ich
an die Zuwanderungen denke. Nobelpreisträger Professor Robert Lucas an der
Chicago School of Economics spricht sich für das langfristige Wachstum aus
unter Inkaufnahme von Zusammenbrüchen als "kreative Zerstörung".
Psychologen und R. Layard setzen lieber auf Stabilität. Hinsichtlich der
Altersversorgung spricht er sich für eine Sozialversicherung aus, welche die
Rente "aus Beiträgen der derzeit Beschäftigten bezahlt." Er verweist
auf den Börsenzusammenbruch 2001, wenn immer stärker auf private Ersparnisse
und Börsenbeteiligung gesetzt werde. (a. a. O. S.189) Dann würde man aber m.
E. besser durch den Staat eine aus Steuern finanzierte Rente garantieren, die
sich nach der Höhe des Lebensarbeitsverdienstes und dessen Verteilung bemißt
und an die sich verändernden Lebenshaltungskosten angeglichen werden muß. R.
Layard will dem Arbeitgeber einräumen, zwischen Sozial- oder Privatversicherung
zu wählen. (a. a. O. S.190)
„Die schlimmste Krankheit ist nicht die Lepra oder die Tuberkulose,
sondern das Gefühl, unerwünscht zu sein, unbehaust und von allen verlassen.
Mutter Theresa (a. a. O. S.185)
Eine niedrige Arbeitslosenquote ist ein sehr wichtiges
Ziel. Die Behandlung Arbeitsloser ist dabei ein wichtiger Faktor. (a. a. O.
S.190). Die Tabelle der "Arbeitslosenquoten in Prozent zwischen 2000 und
2004" zeigt für Spanien 11,3; Italien 9,3; Frankreich 9,0 Deutschland 8,3;
USA 5,3; Schweden 5,2;Großbritannien 5,1; Dänemark 4,6; Niederlande 3,4 an.
(EU, European Economy, Nr. 4/2003, S.108-109) In den Ländern mit
niedriger Arbeitslosenquote werden Unterstützungen nur denen gezahlt, die
tatsächlich Arbeit suchen. Arbeitssuchende werden bei der Job-Suche
unterstützt (Welfare-to-Work). Arbeitsangeote dürfen nicht abgelehnt werden.
(a. a. O. S.191) Zu hohe Löhne gemessen an der Produktivität werden in
Ostdeutschland, Süditalien und Südspanien festgestellt, flexible Löhne aber
wären Voraussetzung für Vollbeschäftigung. (a. a. O. S.192,193) R. Layard
macht sich für den Kündigungsschutz stark; es gäbe dann weniger
Langzeitarbeitslose, aber auch wenger kurzfristige Beschäftigungsverhältnisse.
Auch hier kann ich seiner Logik nicht ganz folgen. (a. a. O. s.193) Bei
"schlechtem Verhalten" sollen Entlassungen von Arbeitnehmern
selbstverständlich möglich sein; sonst nur unter angemessener Kündigungsfrist
und Abfindung. Es soll noch mehr in Ausbildung investiert werden. (a. a. O.
S.194) Da "Geld .. süchtig.. macht" , soll Einkommen höher besteuert
werden. (a. a. O. S.245,246)
"Einkommenserhöhungen tragen immer weniger zu unserem Glück
bei." (a. a. O. S.246)
Und nun die wichtigsten der Vorschläge zu einer
"Agenda des Glücks":
„Wir sollten unsere Haltung zu wichtigen Begriffen unserer Kultur
überdenken."
Mit Biotelie ist dies erfolgt, indem Zielsetzung und
Teilziele bzw. Teilmethoden definiert und zusammengestellt wurden, die auch
möglichst langdauerndes Glück ermöglichen.
"Steuern könnten wichtiges Instrument zur Beendigung des Statuswettlaufs
und der Überarbeitung sein."
Ich halte mehr für die bezahlungskontrollierte
(vollelektronischer Geldumlauf) Lebensarbeitszeitverkürzung für
standardisierte Arbeit und die intensive Nutzung der freiwerdenden
Freizeitenergien für das Miteinander und die Wohlfahrtspflege.
„Auch Mobilität sollten wir vor dem Hintergrund der steigenden
Kriminalität und den nachteiligen Auswirkungen auf Familie und Gemeinschaften
neu überdenken." (a. a. O. S.249)
Meine volle Zustimmung! Und gleich noch eine andere Ermahnung von R. Layard:
„Wenn die Mobilität mit solchen Kosten verbunden ist, dann sollten sich die Europäer noch einmal gut überlegen, ob sie so mobil werden wollen wie die US-Bürger oder ob sie so viele Einwanderer in ihre Länder lassen wollen. Das wichtigste Argument für Einwanderung ist natürlich der Nutzen, den die Einwanderer selbst haben. Doch auch das Zielland hat Vorteile, zumal wenn die Migranten gut ausgebildet sind. Doch oft sind die Argumente für die Einwanderung trügerisch. Indem wir unser Bevölkerung vermehren, steigt natürlich unser Volkseinkommen, aber das Einkommen der Menschen, die bereits dort wohnen, ändert sich nicht. Wenn Unternehmen mehr Einwanderung fordern, dann oft deshalb, weil sie sonst höhere Löhne zahlen müssten." (a. a. O. S.199)
Auf das Problem rasch wachsender Minderheiten wird leider nicht eingegangen.
„Wir sollten der Entwicklung des Glücks in
unserem Land ebenso genau beobachten wie das Bruttosozialprodukt."
(a. a. O. S.249)
Nur sollte eine begleitende Kosten-Nutzen-Analyse für den
wissenschaftlichen Aufwand und die Art des Einsatzes von Psychologen
obligatorisch sein! Damit nicht noch ein weiterer Wasserkopf entsteht! Eine
Glücksverwaltung etwa.
„Wir sollten mehr zur Bekämpfung der Armut ausgeben, besonders in der
so genannten >Dritten Welt<. Die USA geben zurzeit 0,13 Prozent ihres
Bruttosozialprodukts für die Entwicklungshilfe aus, Deutschland 0,27 Prozent,
Großbritannien 0,31 Prozent. (a. a. O. S.249,250) Wir wissen heute besser
denn je, wie das Geld vor Ort eingesetzt werden kann. Wenn wir wirklich etwas
gegen Hunger und Elend tun wollen, haben wir es in der Hand. Die wohlhabenden
Gesellschaften sollten ihren Stolz daran setzen, dieses Ziel zu erreichen."
Vorausgehen müßte aber eine biotele Demokratiereform, welche die Demokratie
als Staatsform so attraktiv macht, daß sie die Rechtstaatlichkeit in die ganze
Welt tragen kann. Es ist nur folgerichtig, wenn man di Immigration zugunsten der
Seßhaftgkeit und des Heimatgefühls stoppen oder zumindest einschränken will,
den Notleidenden in ihrer angestammten Heimat zu helfen.
„Zu Hause sollten wir mehr Geld ausgeben, um psychisch Kranken zu helfen,. Dies ist die größte Quelle des Leids in westlichen Gesellschaften. Die Psychiatrie sollte nicht weiter stiefmütterlich behandelt werden, sondern einer der angesehensten Zweige der Forschung und Medizin sein."
Als einer der für die Rehabilitation psychisch Kranker
große Energien und viel Geld opferte und dabei am sturen und eigennützigen
Behördenwiderstand scheiterte, müßte ich diese Forderungen eigentlich
unterstreichen. Ich tue es nicht, weil ich der Ansicht bin, daß der Geldaufwand
für die Psychiatrie durchaus ausreichend ist: es geht doch darum, auch den
psychisch Kranken mehr Selbständigkeit (Autonomie) unter Behandlung, die jedoch
oft zwangsweise erfolgen muß, zuzugestehen. Bei einem Überhang an
Betreuungspersonal ist dies nicht möglich. (Daran scheiterte auch letztlich
meine eigene Initiative und Vereinsgründung.)
Am unglücklichsten sind allerdings die Depressiven.
„Um unsere Familien zu stärken, sollen wir ein familienfreundliches Arbeitsumfeld schaffen mit flexiblere Arbeitszeiten, Elternzeiten und besser Kinderbetreuung."
Besonders in Deutschland haben die linken "68er" beginnend mit ihrer "sexuellen Befreiung" zur Zerstörung der Familie bis in die Gesetzgebung hinein schreckliches Unheil angerichtet, von dem wir uns nur schwer wieder erholen werden können. Kinder sind in Kindergärten und Schulen nach wie vor der — wenn auch oft nur verdeckten — Indoktrination durch diese Linken nach ihrem "Marsch durch die Institutionen". ausgeliefert. Es muß also erst eine neue Lehrergeneration mit einer erneuerten (biotelen) Ideologie heranwachsen. Biotele Ideologie darf aber nicht zum direkten Lehrgegenstand werden: dafür wäre vielleicht eine "Agenda des Glücks" geeigneter.
„Wir sollten alles finanziell unterstützen, was das Gemeinschaftsleben fördert."
Da müßte man allerdings doch mit einer Lupe herangehen, um radikale und zerstörerische Umtriebe zu unterbinden: also keine links- oder rechtsextremen Gruppen oder Koranschulen.
„Wir müßten unbedingt die hohe Arbeitslosigkeit reduzieren. Jeder muß das Recht haben, Arbeitsangebote zu bekommen, und die Pflicht, diese auch zu nutzen."
Das "Recht auf Arbeit" sollte kein gesetzlich verbrieftes sein, sondern ein realisiertes. Hierzu müßte der Staat den freien Arbeitskräftemarkt durch Zurückfahren der Lebensarbeitszeit erst wiederherstellen. Eine Arbeitspflicht sollte es ebenfalls nicht geben, außer für Kriminelle. Dagegen sollten Drückeberger keine Sozialhilfe empfangen. Ich nehme an, daß R. Layard und ich sich da einigen könnten.
„Um die unkontrollierte Vermehrung von Bedürfnissen einzudämmen, sollten wir Werbung für Kinder unter 12 Jahren verbieten. Bildwerbung für Erwachsene sollte nicht länger steuerlich absetzbar sein."
Grundsätzlich würde ich hier nicht widersprechen; ich würde sogar etwas weiter gehen mit dem Ziel, daß der Kunde erst auf eigene Initiative hin von der Werbung erfaßt wird. Es schießt mir der schreckliche Gedanke von "Big Brother" durch den Kopf, daß ein aus persönlichen Daten heraus ausgelotetes Programm Zielpersonen Hinweise auf von ihnen vernachlässigte wesentliche Glücksaspekte gibt, denen sie etwa im Internet nachspüren könnten.
„Und das Wichtigste am Schluß: Bildung, vor allem — in Ermangelung eines besseren Begriffs — moralische Bildung. Moralische Prinzipien sind mehr als ein interessantes Thema für den Schulaufsatz: Es handelt sich um erprobte Wahrheiten, die helfen können, ein gelingendes Leben zu führen. In einem gesonderten Unterrichtsfach sollten Kinder den Umgang mit den eigenen Gefühlen, Mitgefühl und Hilfsbereitschaft lernen, über Elternschaft aufgeklärt werden und Staatsbürgerkunde erhalten. Vor allem sollten sie lernen, das es Ziele gibt, die weit über das eigene Selbst hinausweisen." (a. a. O. S.250)
Vielleicht wird das besondere Unterrichtsfach nur an
Ganztagsschulen und solchen Schulen, an denen Kinder aus zerrütteten Familien
leben erforderlich und zweckmäßig, weil in Halbtagsschulen dafür einfach die
Zeit fehlt, ohne daß die erwähnten Elemente auch dort nicht mit den den
Unterrichtsablauf eingeflochten werden könnten, eine fähige Lehrerschaft
vorausgesetzt. Das Beste ist natürlich, wenn die Eltern diesen Teil der
Erziehung und Bildung leisten.
„Schluss:
Eine Gesellschaft kann sich nicht entfalten ohne ein gemeinsames Ziel. Das
Schlagwort der Selbstverwirklichung des Einzelnen, das heute in aller Munde ist,
greift viel zu kurz. Wenn der Einzelne sich nur selbst verpflichtet fühlt und
immer nur das Beste für sich selbst herausholen will, dann ist das Leben
aufreibend, einsam und kann nicht gelingen. Wir brauchen stattdessen das
Gefühl, dass unser Leben einen höheren Sinn hat — allein dieser Gedanke kann
schon viel Druck von uns nehmen.
Wir benötigen daher dringend eine Vorstellung vom Gemeinwohl. Ich kann mir kein
besseres Ziel vorstellen als das größtmögliche Glück für alle und jeden
Einzelnen. Dieses Ideal bringt uns unseren Mitmenschen wieder näher. Aber auch
unsere Eigeninitiative erhält ausreichend Gewicht, denn schließlich wissen wir
selbst am besten, was uns gut tut." (a. a. O. S.251)
Im Internet unter: http://www.campus.de/goto/layard
Die Gemeinwohldefinition, die im biotelen Ziel der
dynamischen Stabilität und ihren Aspekten liegt, gäbe zugleich ein die
Gesellschaft einschließendes und sie zugleich überschreitendes Ziel und würde
erlauben, die Schritte zu diesem Ziel ständig objektiv nach ihrer objektiven
Zweckmäßigkeit und subjektiven Erträglichkeit zu überprüfen. Hierzu
genügen subjektive Feststellungen auf die Auswirkungen auf Glücksgefühle
nicht. Die Gesellschaft benötigt den Staat mit seiner Macht für die
Herstellung und Aufrechterhaltung der Rechtsordnung, die nicht nur auf Gefühl
begründet werden kann. Andererseits wird die subjektive Befindlichkeit und
damit die erwartete Glücksauswirkungen in der Abstimmung der Betroffenen über
biotele Gesetze berücksichtigt. Eben diese Betroffenen könnten ohne die
beratend vorbereitende Hilfe der Wissenschaften aber Auswirkungen von
Gesetzesmaßnahmen auf ihr Glück kaum beurteilen; auch wäre unwahrscheinlich,
daß sie dabei auch das Glück der anderen berücksichtigen würden und
gebührend berücksichtigen könnten.
Es gibt aber im vorgeschlagenen biotelen Gesetzgebungsverfahren noch ein
weiteres der Abstimmung durch die Betroffenen vorgeschaltetes Filter für die
subjektiven Gesetzesauswirkungen. Es muß nämlich noch in der Endphase der
biotelen Begutachtung ausgeschlossen werden, daß Vorlagen zur Abstimmung
gebracht werden, von denen von vornherein angenommen werden muß, daß sie die
Ablehnung der Betroffenen hochwahrscheinlich herausfordern würden. In diesen
Abstimmungen spielen aber Glücksabwägungen die entscheidende Rolle.
Es wäre zu erwarten, daß die von der biotelen
Gesetzgebung kontrollierte repräsentative Parlaments- bzw.
Regierungsgesetzgebung, ihre eigenen Durchsetzungschancen abwägend nun auch den
mutmaßlichen Auswirkungen ihrer Gesetze und Tätigkeit auf das Glück der
Gesellschaft verstärkt Beachtung schenken würde.
Auch Richard Layard hat der Biotelie keine Beachtung geschenkt, schade. Er wie
viele andere werden auch weiterhin nicht anders verfahren, da ihnen ja an der
Vereinfachung der Darstellung der Demokratiereform in ihrem Sinne gelegen
ist.
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